Aktuelle Dermatologie 2014; 40(07): 266
DOI: 10.1055/s-0034-1384293
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Melanome – Schillernde weiße Streifen geben Hinweis auf Malignität

Contributor(s):
Dunja Voos
Shitara D et al.
Acta Derm Venereol 2014; 132-137
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Publication Date:
03 July 2014 (online)

 

Welche Bedeutung haben schillernde weiße Streifen (SWS) im Hinblick auf die Erkennung von malignen Melanomen in der Dermatoskopie? Dieser Frage sind ist die internationale Arbeitsgrppe um D. Shitara in einer Studie nachgegangen.
Acta Derm Venereol 2014: 132–137

Die Dermatoskopie ist ein wertvolles Hilfsmittel zur Diagnose des Melanoms. Im Vergleich zur Untersuchung mit dem bloßen Auge ist sie etwa 10–27 % sensitiver. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass spezielle dermatoskopische Merkmale wie Pigmentnetze und radiale Streifen mit einem radialen Wachstum verbunden sind, wohingegen grau-blaue Regionen und gepunktete Gefäße auf ein vertikales Wachstum hinweisen. Inzwischen hat sich die ABCD-Regel als Prädiktor für die Melanomdicke etabliert: höhere Gesamtscores (TDS, Total Dermoscopy Score) sind mit einer erhöhten Dicke der Läsion verbunden.

Polarisierende Dermatoskope (PD) ermöglichen im Vergleich zu nicht-polarisierenden Dermatoskopen (NPD) weitere Differenzierungen: SWS, auch chrysalisartige oder kristalline Strukturen genannt), die oft rechtwinklig und linear angeordnet und nur unter dem PD zu sehen sind, weisen auf Dermatofibrome, Narben, Melanome, Basalzellkarzinome (BCC) und melanozytische Nävi (meist Spitz-Nävi) hin.

In einer retrospektiven Studie haben die Wissenschaftler nun untersucht, ob SWS als Hinweis auf Malignität bei pigmentierten Hautläsionen bedeutsam sind. Eingeschlossen wurden alle Läsionen, die in der Melanom-Einheit des Krankenhauses in Barcelona zwischen Januar 2010 und August 2011 exzidiert wurden. Die Autoren analysierten die dabei erhaltenen Dermatoskopie-Bilder retrospektiv und glichen sie mit den histopathologischen Befunden ab. Dabei lagen den Forschern 800 dermatoskopische Bilder vor, die sie besonders auf das Vorhandensein von SWS untersuchten. Zu den Befunden gehörten sowohl benigne Tumoren als auch maligne, melanozytische und nicht-melanozytische Tumoren.

10-fach erhöhtes Risiko

Die Forscher kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Waren SWS vorhanden, so bestand ein 10-fach erhöhtes Malignitätsrisiko. Die Streifen wiesen auf Melanome, BCC, Plattenepithelkarzinome (SCC, Squamous Cell Carcinomas) sowie neuroendokrine Karzinome hin. Während nur 6 von 56 (10,7 %) der In-situ-Karzinome SWS aufwiesen, zeigten sich diese bei 35 von 69 invasiven Melanome (50,7 %) (p < 0,005). Insgesamt korrelierte das Vorhandensein von SWS mit einem 10-fach erhöhten Risiko für die Diagnose eines invasiven Melanoms im Vergleich zu einem In-situ-Melanom (OR 10,33, 95 %-Konfidenzintervall [KI] = 3,8–28,0 p < 0,005).

Bei invasiven Melanomen lag der mittlere Breslow-Index (ein Index für die Tumordicke) für Melanome mit SWS bei 2,28 mm und war somit deutlich höher als bei Melanomen ohne SWS: Hier betrug der Breslow-Wert nur 0,9 mm (p < 0,005). Melanome mit SWS hatten ein um 4,46-fach erhöhtes Risiko verdickt zu sein.

Fazit

SWS in der Dermatoskopie sind ein wichtiger Hinweis für die Verdachtsdiagnose „malignes Melanom". In dieser Studie kamen SWS bei 32,8 % der Melanome, aber nur bei 1,6 % der melanozytären Nävi vor. Sie wiesen nach Angaben der Autoren außerdem auf eine höhere Tumordicke hin.


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