Diabetes aktuell 2014; 12(04): 158
DOI: 10.1055/s-0034-1384258
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühkindliche Ernährung – Zu viel Proteine sind schlecht fürs Kind

Further Information

Publication History

Publication Date:
29 July 2014 (online)

 

    Die Ernährung während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit hat Folgen für das ganze Leben. Sie wirkt sich auf das kindliche Wachstum aus und beeinflusst lebenslang den Stoffwechsel. „Einer der besten Indikatoren, um das spätere Risiko vorherzusagen, übergewichtig zu werden, ist die Gewichtszunahme während des ersten Lebensjahres“, sagt Prof. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU.

    Wie entscheidend dabei der Proteingehalt der Nahrung im Säuglingsalter ist, konnte Koletzko nun mit seinem Team in einer Studie nachweisen, deren Ergebnisse in der Zeitschrift American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurden. Die Wissenschaftler verfolgten den Body-Mass-Index (BMI) und die Gewichtszunahme von 2 Gruppen von Kindern, die als Babys Säuglingsnahrung mit unterschiedlichem Proteingehalt erhielten. „Kinder, deren Säuglingsnahrung einen höheren Proteingehalt hatte, hatten im Alter von 6 Jahren einen deutlich höheren BMI. Ihr Risiko, übergewichtig zu werden, war fast zweieinhalb mal höher als das jener Kinder, die proteinärmere Nahrung erhielten“, sagt Koletzko.

    Langfristige Folgen für den Stoffwechsel

    Koletzko hat die Kinder erstmals im Jahr 2002 untersucht. In früheren Studien konnte Koletzko bereits zeigen, welche Folgen Säuglingsnahrung mit einem höheren Proteingehalt für die ersten beiden Lebensjahre hat: Die Kinder legten im ersten Jahr mehr an Gewicht zu und waren im Alter von 2 Jahren schwerer als Kinder, die Nahrung mit weniger Protein erhielten.

    Die Folgeuntersuchung mit den Kindern, die inzwischen 6 Jahre alt waren, zeigte nun, wie langfristig die Ernährung im Säuglingsalter das Gewicht der Kinder bestimmt. „Das erhöhte Risiko, im Alter von 6 Jahren übergewichtig zu sein, deutet darauf hin, dass die höhere Proteinzufuhr bei Babys nicht nur zu einer schnelleren Gewichtszunahme führt. Offenbar sind damit auch langfristige Auswirkungen auf den Stoffwechsel verbunden“, sagt Koletzko.

    Die Entwicklung der Säuglinge beider Gruppen wurde mit der Entwicklung gestillter Babys verglichen. Kinder, deren Nahrung dem Proteingehalt der Muttermilch entsprach, waren später auch in der Gewichtszunahme und bei der Entwicklung des BMI mit gestillten Kindern vergleichbar.

    „Eine optimale Ernährung von Säuglingen ist enorm wichtig, da sie die Grundlagen für die künftige Gesundheit legt“, sagt Koletzko. Die Studienergebnisse sind für die öffentliche Gesundheitsvorsorge von Bedeutung. „Momentan führen Säuglingsnahrung und ergänzende Nahrung für Babys zu Proteineinnahmen, die höher sind als empfohlen“, sagt Koletzko. „Die Empfehlung an Mütter, zu stillen und eine Reduktion des Proteingehalts in der Säuglingsnahrung sind wichtige Präventionsmaßnahmen, damit Kinder nicht übergewichtig werden.“

    Pressemitteilung Ludwig-Maximilians-Universität München vom 18.3.2014


    #
    #