Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(6): 396-404
DOI: 10.1055/s-0034-1383893
Fachwissen
Anästhesiologie & Intensivmedizin Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ischämischer Insult – Interventionelle Therapie

Ischemic stroke – Interventional therapy
Oliver Beuing
,
Martin Skalej
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Publikationsdatum:
08. Juli 2014 (online)

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Zusammenfassung

In den letzten 10 Jahren wurden zusätzlich zur schon lange eingesetzten lokalen Thrombolyse mittels Katheter mechanische Verfahren zur interventionellen Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls eingeführt. Diese neuen Methoden haben sich als effektiv in der Rekanalisation verschlossener, hirnversorgender Gefäße erwiesen und können grundsätzlich auch außerhalb des für die intravenöse Thrombolyse geltenden Therapiefensters durchgeführt werden. Aus diesen Gründen kommt die interventionelle Therapie zunehmend, auch zusammen mit der intravenösen Thrombolyse, zum Einsatz. An die bildgebende Abklärung werden aber höhere Anforderungen gestellt, um Patienten nicht unnötigerweise einem Risiko durch diese invasiven Maßnahmen auszusetzen. Da es sich um eine recht neue Behandlungsform handelt, ist noch nicht geklärt, ob die interventionelle Therapie trotz aller theoretischen Vorteile gegenüber der intravenösen Thrombolyse mit einem besseren Outcome der Patienten einhergeht. Die Indikation wird daher interdisziplinär und individuell gestellt.

Abstract

In addition to the long-established local thrombolysis by means of a catheter, other mechanical procedures for the interventional treatment of acute ischemic stroke have been introduced over the last ten years. These new methods have proved to be effective for the recanalization of occluded vessels supplying the brain and can, in principle, also be employed outside of the therapeutic window valid for intravenous thrombolysis. For just this reason such interventionaltherapies are being increasingly used, also in combination with intravenous thrombolysis. However, higher demands are placed on imaging diagnostics in order to protect the patients from unnecessary risks resulting from these invasive measures. Since this is still a very new therapeutic procedure it has not yet been conclusively demonstrated that the interventional method, in spite of all theoretical advantages in comparison with intravenous thrombolysis, really does lead to a better outcome for the patients. The indication must thus be madeon an individual basis at the interdisciplinary level.

Kernaussagen

  • Die interventionelle Therapie erfordert in der Regel eine Analgosedierung oder Allgemeinanästhesie, da die Eingriffe schmerzhaft sein können und die Patienten meist nicht kooperativ sind.

  • Bei der Behandlung des ischämischen Insults ist die Zeit einer der wichtigsten prognostischen Faktoren. Daher müssen alle an der Behandlung Beteiligten frühzeitig informiert werden.

  • Die i. v. Thrombolyse ist trotz der neueren, interventionellen Möglichkeiten weiterhin Standardtherapie, wenn keine Kontraindikationen vorliegen.

  • Die interventionellen Verfahren haben als Therapieoption beim akuten ischämischen Schlaganfall in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.

  • Interventionelle Therapiemöglichkeiten sind die lokale Thrombolyse, die Thrombusaspiration und die Entfernung mittels Stenttrievern.

  • Eine interventionelle Therapie ist grundsätzlich auch außerhalb des für die i. v. Thrombolyse geltenden Zeitfensters von 4,5 h möglich.

  • Eine interventionelle Therapie sollte wenn immer möglich zusammen mit der i. v. Thrombolyse durchgeführt werden, da sich hierdurch das Outcome der Patienten offenbar verbessern lässt.

  • Die mechanische Thrombektomie ist hinsichtlich der Rekanalisationsraten insbesondere bei Thrombuslängen > 8 mm effektiver als die i. v. Thrombolyse.

  • Ist eine Stenose verantwortlich für den Gefäßverschluss, sollte diese durch Stentimplantation beseitigt werden.

  • Zu den schweren, prozedurbedingten Komplikationen der interventionellen Therapie gehören die Perforation, die Verschleppung von Thromben in vorher nicht betroffene Gefäßterritorien, Dissektionen und Vasospasmen. Nicht immer führt eine Komplikation aber zu einer klinischen Verschlechterung.

  • Symptomatische intrakranielle Blutungen treten nach interventioneller Therapie nicht signifikant häufiger auf als nach der i. v. Thrombolyse.

Ergänzendes Material