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DOI: 10.1055/s-0034-1383474
Prophylaxe und Therapie mit Phytotherapeutika – Empfehlenswerte Optionen gegen Reisediarrhö
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. Juni 2014 (online)


Reisediarrhö ist eine der häufigsten Erkrankungen im Urlaub: Etwa 20 bis 50 % aller Reisenden leiden darunter. Auslöser der Erkrankung sind meistens Bakterien wie E. coli oder Salmonellen, selten auch Viren. Die Erreger werden fäkal-oral über kontaminierte Lebensmittel oder Getränke übertragen. Durchfallerkrankungen kommen besonders häufig in Afrika und Asien im Bereich der Tropen vor. Bei einem mehrwöchigen Aufenthalt ist hier durchschnittlich jeder zweite Reisende betroffen.
Wir sprachen mit Dr. med. Martin Adler, Facharzt für Allgemeinmedizin, Schwerpunkte Naturheilkunde und Reisemedizin aus Siegen über „Montezumas Rache“ und Phytotherapeutika, die sich bei Prophylaxe und Therapie bewährt haben.


? Was empfehlen Sie zur Vorbeugung von Reisedurchfall (zuhause/im Urlaub)?
Adler: An erster Stelle steht auf jeden Fall eine sorgfältige Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene.
Aus diesem Grund sollte man nur gekochte Speisen sowie geschältes Obst und gegartes
Gemüse zu sich nehmen. Auch regelmäßiges Händewaschen (nach dem Toilettenbesuch, vor
allen Mahlzeiten) ist essenziell.
Neben der Beachtung der Hygieneregeln ist auch die prophylaktische Einnahme von Phytopharmaka
sinnvoll. Sie sind zur Prophylaxe besonders geeignet, da sie gut verträglich sind
und die Darmflora nicht negativ beeinflussen. Auch der Einsatz von Probiotika zur
Diarrhöprophylaxe wird immer wieder diskutiert. Kommen im Reiseziel häufig Durchfallerreger
von Typhus oder Cholera vor, ist eine Impfung rechtzeitig vor Reiseantritt sinnvoll.
Von einer vorbeugenden Einnahme eines Antibiotikums rate ich ab, da diese hocheffektiven
Medikamente nicht auf Verdacht eingenommen werden sollten. Ein zu leichtfertiger Umgang
mit Medikamenten, welche für lebensgefährliche Infektionen bestimmt sind, kann dazu
führen, dass Bakterien im Ernstfall dagegen resistent sind. Weiterhin sind diese mit
teils schweren Nebenwirkungen und hohen Kosten verbunden.
? Wie beurteilen Sie die therapeutischen Möglichkeiten bei Durchfall? Sind zum Beispiel Präparate mit Hefekulturen zur Therapie geeignet?
Adler: Präparate mit Hefekulturen sind bei der Therapie von Reisedurchfall nur eingeschränkt wirksam. Sie enthalten meist die Hefe Saccharomyces als einzigen Inhaltsstoff und sorgen somit ausschließlich für eine Regenerierung der Darmflora. Sie können weder die Ausscheidung von Toxinen fördern, noch besitzen sie die entzündungshemmenden Eigenschaften von Arzneipflanzen. Beide Wirkmechanismen sind aber zur erfolgreichen Behandlung von Durchfall essenziell.
? Viele Patienten lehnen synthetische Mittel wie Durchfallblocker aufgrund von Nebenwirkungen ab – welche pflanzlichen Alternativen empfehlen Sie?
Adler: Zur pflanzlichen Therapie der Reisediarrhö gibt es eine Fülle von Möglichkeiten.
So hilft zum Beispiel bereits ein einfacher Apfel – fein gerieben – gegen Durchfall.
Das Apfelpektin ist ein Quellstoff, der das Stuhlvolumen vergrößert. Möhren enthalten
ebenfalls viel Pektin und können als Suppe verzehrt werden. Kaffeekohle führt zu einer
Verminderung der Flüssigkeitsbildung im Darm. Durch die große Oberfläche der Kaffeekohle
können außerdem schädliche Stoffe gebunden und ausgeschieden werden.
Bei Krämpfen, Schmerzen, Verletzungen und Entzündungen der Schleimhaut kann auch die
echte Kamille helfen. Sie ist die weltweit am häufigsten verwendete Heilpflanze und
wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und entblähend. Flohsamenschalen werden sowohl
zur Behandlung von Durchfall als auch von Verstopfung verwendet, da sie durch ihr
Quellvermögen die Beschaffenheit des Stuhls in beiden Fällen auf natürliche Weise
regulieren. Auch Myrrhe, eines der ältesten Heilmittel der Menschheit, kann bei Durchfall
zum Einsatz kommen.
? Warum ist Myrrhe bei Durchfall empfehlenswert?
Adler: Myrrhe wirkt adstringierend, desinfizierend und hemmend auf Mikroorganismen. Auch die antiphlogistischen Eigenschaften helfen bei Durchfall. Weiterhin kann Myrrhe Darmspasmen lindern. Besonders in Kombination mit anderen Heilpflanzen entfaltet Myrrhe seine volle Wirksamkeit.
? Warum sollte man mehrere Arzneipflanzen kombinieren?
Adler: Bei Phytopharmaka mit verschiedenen Pflanzeninhaltsstoffen tragen die Kombinationen der einzelnen Wirkweisen zur Linderung der Durchfallbeschwerden bei – denn ihr Wirksynergismus unterstützt die gesamte Magen-Darm-Funktion. Beispielsweise bindet Kaffeekohle Noxen und Toxine, sodass sie ausgeschieden werden können. Myrrhe und Kamille wirken antiphlogistisch und keimtötend. Alle 3 Phytopharmaka sorgen darüber hinaus für eine Aktivierung der Darmmukosa und reduzieren die Verletzlichkeit der Schleimhaut.
Das Interview führte Uwe Knop, Eschborn.
Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der REPHA Biologische Arzneimittel
GmbH, Langenhagen.







