Zusammenfassung
Hintergrund: Die Implantation einer Hüft- oder Knieendoprothese ist in deutschen Krankenhäusern
ein häufig durchgeführter Eingriff. Trotz des hohen Fallvolumens gibt es kaum Daten
über die Behandlungsabläufe und medizinischen Versorgungskonzepte vor, während und
nach dem Krankenhausaufenthalt und über deren Einfluss auf die postoperative Verweildauer.
Ziel der Umfrage war es, einen detaillierten Einblick in die Behandlungsprozesse sowie
medizinischen Ansätze in der elektiven Hüft- und Knieendoprothetik in Deutschland
zu erhalten und erste Anregungen für eine bessere Patientenversorgung aufzuzeigen.
Methoden: In einer bundesweiten Erhebung wurden die Chefärzte von 694 Abteilungen der Orthopädie/Unfallchirurgie
und ihre Kollegen aus der Anästhesie nach dem Aufnahmemanagement von Patienten, Operationstechniken,
postoperative Schmerztherapie, Entlassungsmanagement und nach der Nachbeobachtung
befragt. Zur Identifizierung von Einflussfaktoren auf die
postoperative Verweildauer wurde eine multiple lineare Regression durchgeführt. Ergebnisse: Die 303 Rückmeldungen erfolgten aus 31,8 % der angeschriebenen Krankenhäuser. Als
operativer Zugang für eine Hüftendoprothese wurde am häufigsten der anterolaterale
Zugang gewählt. Die Implantation eines Kniegelenks erfolgte in 90 % über den parapatellaren
Zugang. Der Gebrauch von Wunddrainagen und Tourniquets gehörte mit über 90 % zum Standard
in den Abteilungen. Abteilungen, die auf Drainagen verzichteten, wiesen eine kürzere
postoperative Verweildauer auf. Etwa 70 % der Kliniken nutzten Nachuntersuchungen
zur Bewertung der Ergebnisqualität, die vorwiegend 6 Wochen nach Krankenhausentlassung
durchgeführt wurden und vor allem auf die Überprüfung der Beweglichkeit der künstlichen
Gelenke abzielten. Schlussfolgerungen: Die Behandlungsschritte im Rahmen der elektiven Hüft- und Knieendoprothetik sind
in deutschen Krankenhäusern sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Die Qualität des klinischen Ergebnisses lässt sich nicht auf eine Maßnahme reduzieren,
da für eine optimierte Patientenversorgung vielmehr die Auswahl und die gegenseitige
Abstimmung einzelner Interventionen entscheidend sind. Die Ergebnisse zeigen erste
wichtige Hinweise, in welchem Umfang Organisationsstrukturen und Behandlungsabläufe
die Patientenversorgung und die postoperative Verweildauer beeinflussen. Damit liefert
die Auswertung relevante Anhaltspunkte für einen optimierten Standard in der Versorgung.
Abstract
Background: Total hip and knee replacements are very frequently performed operative procedures
in German hospitals. Despite the high number of cases, only few data on treatment
procedures of the clinical routine and their impact on postoperative length of stay
and clinical outcome are available. The aim of our survey was to gain detailed insights
of the treatment procedures in patients scheduled for elective hip or knee replacement
in order to extract recommendations for improving patient care. Methods: In a nation-wide survey, we asked leading physicians of 694 trauma surgery and orthopaedic
surgery departments and their corresponding colleagues in the departments of anaesthesia
for treatment procedures including the process of patient admission, surgical techniques,
postoperative analgesia, discharge management and follow-up. We used a multiple linear
regression for analysing variables impacting on the postoperative length of stay.
Results:
Altogether, 303 replies representing 31.8 % of the contacted hospitals could be evaluated.
For hip arthroplasty, the anterolateral approach was most commonly chosen. For knee
arthroplasty, the parapatellar approach was most frequently used. Tourniquet and wound
drainage (mostly removed on the second postoperative day) were widely used with more
than 90 %. The avoidance of wound drainage was associated with a lower postoperative
length of stay for patients following total hip or knee replacement. Only 70 % of
the German departments followed up their patients after discharge checking especially
the range of motion of the artificial joint replacement. Conclusion: The treatment procedures for elective hip and knee replacement are very heterogeneous
in German hospitals. The quality of the clinical outcome cannot be related to a single
procedure; in fact the choice and complementary interaction of interventions are essential
for improving patient care. These
results provide first important evidence to which extent organisational structures
and treatment procedures affect patient care and length of stay. Therefore, the analyses
show relevant indications for an optimised standard in patient care.
Schlüsselwörter
Hüftendoprothetik - Knieendoprothetik - Umfrage - Versorgungsforschung - Care Concept
Key words
total hip replacement - total knee replacement - survey - healthcare research - care
concept