physiopraxis 2014; 12(05): 60-65
DOI: 10.1055/s-0034-1381310
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19 May 2014 (online)

8. Clinical Research Forum – Forschung in der ambulanten Physiotherapie

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Gere Luder stellte am 8. Clinical Research Forum in Bern eine Methode zur Messung der passiven anterioren Tibiatranslation vor. Das Verfahren wird aktuell in verschiedenen Studien angewandt, um herauszufinden, ob es Unterschiede in der Tibiatranslation zwischen überbeweglichen und normalbeweglichen Frauen gibt.
(Abb.: M. Verra)

Rekrutierungsschwierigkeiten, Zeitdruck und administrativer Mehraufwand – all das sind Gründe, warum es für Therapeuten in der freien Praxis schwierig ist, an Forschungsprojekten teilzunehmen. Dies ist eines der Ergebnisse, das die Referenten des 8. Clinical Research Forums (CRF) am 9. November 2013 im Institut für Physiotherapie des Universitätsspitals Bern, Schweiz, präsentierten. Um Forschung in der ambulanten Physio-therapie eine Chance zu geben, benötigen die Therapeuten Supervision, Instruktion, statistische und finanzielle Unterstützung von den Fachhochschulen und Universitäten, erklärte Physiotherapeutin Anja Waldvogel aus Erlenbach, Schweiz. Vorteile von Forschung in der ambulanten Physiotherapie sahen die von ihr Befragten unter anderem in der Abwechslung im Praxisalltag. Anreize, an einer Studie teilzunehmen, wären eine einfache Durchführbarkeit der Untersuchung, die Bezahlung durch ein Institut und die Tatsache, einmal „echter“ Teilnehmer einer Studie zu sein.

Wie es funktionieren kann, neben dem normalen Praxisalltag eine Studie durchzuführen, zeigte Nanco van der Maas, Praxisinhaber in Brügg bei Biel. Er berichtete zwar ebenfalls von finanziellen Engpässen und Zeitdruck, die die Forschung in der ambulanten Praxis erschweren. Doch er schaffte es dennoch, mithilfe von 32 Physiotherapeuten aus 27 freien Praxen einen Fragebogen zum Thema Multiple Sklerose zu entwickeln und mit 141 Patienten zu validieren. Um eine für die Studie passende Praxis auszuwählen, gab van der Maas Studienleitern den Tipp, sich zu fragen: „Interessieren sich die Therapeuten in dieser Praxis für mein Projekt?“ und „Was könnte mein Projekt dieser Praxis bringen?“. Außerdem empfahl er, die Belastung über mehrere Einrichtungen zu verteilen und Praxen zu suchen, mit denen eine langfristige Zusammenarbeit möglich ist.

Am Nachmittag lernten die CRF-Teilnehmer in zwei Workshops den Prozess von einer Forschungsidee bis zur Umsetzung in einem konkreten Projekt kennen sowie die Entwicklung eines Messverfahrens, um die passive anteriore Tibiatranslation zu bestimmen.

Das 9. CRF findet am 15. November 2014 im Rehazentrum Valens in der Schweiz zum Thema „Single-Case Research Designs“ statt. Aktuelle Informationen über das CRF und die Stiftung Physiotherapie-Wissenschaften stehen im Internet unter www.physiotherapie-wissenschaften.ch/crf.

Martin Verra, Maurizio Trippolini,
Gere Luder, Heiner Baur