Diabetes aktuell 2014; 12(03): 146
DOI: 10.1055/s-0034-1381242
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

SGLT-2-Hemmung – Aktuelle und künftige Wirkprinzipien zur Diabetesbehandlung

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Publication Date:
23 June 2014 (online)

 

    Multiple Defekte in verschiedenen Organsystemen tragen zur Hyperglykämie und zum Progress des Diabetes mellitus bei. Das Transportprotein SGLT 2 (Sodium dependent glucose co-transporter) im proximalen Tubulus der Niere, sorgt beim Diabetiker über einen insulinunabhängigen Mechanismus für die verstärkte Glukoserückresorption und unterhält, über ein Heraufsetzen der Nierenschwelle, die Hyperglykämie, erläuterte Prof. Jochen Seufert, Freiburg. Die selektive Hemmung dieses Transportproteins ist ein neuer Ansatz zur Senkung des Blutglukosespiegels.

    Die klinischen Effekte dieser SGLT-2-Inhibitoren sind gruppenspezifische Wirkungen, so Seufert weiter, und gelten wohl für bereits im Markt befindliche Substanzen wie Dapagliflozin oder Canagliflozin aber sicher auch für Produkte, wie zum Beispiel das Empagliflozin, das sich noch in der klinischen Erprobung befindet. Aufgrund ihres insulinunabhängigen Wirkmechanismus, der zudem zu einer geringen Hypoglykämierate führt, eignen sich diese Substanzen nicht nur zur Monotherapie, sondern auch zur Kombination mit allen anderen oralen und injizierbaren Substanzen und sogar zur wenig angewandten „Tripletherapie“. Besonders heraus stellte Seufert dabei die erwünschten Begleiteffekte, wie Blutdrucksenkung und Gewichtsverlust, die nach Auswertung der Vierjahresdaten für Dapagliflozin sowie der Zweijahresdaten von Canagliflozin über diesen Beobachtungszeitraum erhalten bleiben.

    Zwar nimmt die glomerulären Filtrationsrate (GFR) initial etwas ab, erhöht sich allerdings wieder mit der Zeit auf ihre Ausgangswerte. Für erhöhte Harnwegsinfekte fanden sich in den Studienpopulationen keine signifikanten Signale, allerdings muss mit erhöhten mykotisch bedingten Genitalinfekten bei dieser Substanzklasse gerechnet werden.

    Auf Weiterentwicklungen bei den Insulinen ging Dr. Tim Heise, Neuss, ein. Im Vordergrund der Entwicklungen stehen dabei die Verlängerungen wirksamer Insulinspiegel über die Zeit und die Verringerung der intraindividuellen Variabilität. Die minimale Veränderung der Primärstruktur von Humaninsulin, wie bei Insulin degludec geschehen, führte dazu, dass nach der Injektion in das subkutane Fettgewebe, Insulin lösliche Multi-Hexamere formt, die gleichförmig langsam ins Blut freigesetzt werden und dann kontinuierlich wirken. Bei dem Pharmaunternehmen Lilly, so Heise weiter, ist derzeit eine Insulinversion mit hämodynamisch wirksamem Durchmesser in der Entwicklung, das schlecht in der Peripherie, dafür aber besser in die Leber aufgenommen wird und eine Wirkzeit von 7–8 Tagen hat. Weitere erste klinische Ergebnisse sind deutlich geringere nächtliche Hypoglykämien sowie eine dauerhafte Gewichtsreduktion.

    Richard Kessing, Zeiskam

    Quelle: Symposium „Diabetes Face to Face – Von Experten für Experten“ am 15.3.2014 in Frankfurt. Veranstalter Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg


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