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DOI: 10.1055/s-0034-1377877
Zur Geschichte der Universitäts-Hautklinik Kaunas
History of the Dermatologic University Clinic KaunasZusammenfassung
Seit der Gründung im Jahr 1923 Jahr hat die Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Kaunas einen langen und schwierigen Weg der räumlichen Veränderungen und politischen Reformen überstanden, bis sie im Jahr 2001 wieder im Universitätsklinikum Kaunas eröffnet wurde. Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich in der Klinik die wichtigsten Gebiete der Forschung und der praktischen Tätigkeit der Dermatologen, die Venerologie und Dermatoallergologie, in enger Kooperation mit deutschsprachigen Dermatologen. Seit dem Jahr 2005 wurde das Curriculum der Dermatologie in Litauen vielseitig erneuert und die Facharztausbildung in Dermato-Venerologie von 2 auf 4 Jahre verlängert. Auf diesem Weg hatte die deutschsprachige Dermatologie einen starken Einfluss auf das Universitätsklinikum Kaunas.
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Abstract
Since the foundation in 1923, the Department of Skin and Venereal Diseases in Kaunas had a long and difficult way of essential changes and political reforms until it was opened again in 2001 in the University Hospital of Kaunas. Before and after the Second World War the most important areas of research and practical activities were Venereology and Dermatoallergology in close cooperation with German-speaking dermatologists. After 90 years Dermatology recovered in Lithuania again, the training in Dermatovenereology was extended from 2 to 4 years. The Development of Dermatology in Lithuania was and is strongly influenced by German-speaking dermatology.
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Zur Geschichte der Universitäts-Hautklinik Kaunas
Im Jahr 1920 annektierte Polen das Wilnagebiet und besetzte es bis 1939. In diesem Zeitabschnitt von 1920 – 1939 war Kaunas die Hauptstadt von Litauen, in der 1922 die Universität Kaunas und eine Medizinische Fakultät gegründet wurden. Im Jahr 1923 wurde die Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten eröffnet (Ambulanz und 25 Betten). Die Universität s-Hautklinik Kaunas wirkte in den Jahren 1923 – 1925 und 1928 – 1940 im staatlichen Krankenhaus (25 – 15 Betten), 1925 – 1927 im Militärkrankenhaus (80 Betten), 1951 – 2002 in städtischen „Dispensaires“ (135 – 100 Betten), kurz vor dem Krieg (1940) und seit 2001 im Universitätsklinikum Kaunas [1] [2] [3].
Der erste Klinikleiter, Jurgis Karuža (1866 – 1953), hatte an der Militärakademie in Sankt-Petersburg Medizin studiert und dort promoviert. Dann arbeitete er im Militärkrankenhaus Alexander III als leitender Oberarzt in der Abteilung der Haut- und venerologischen Erkrankungen. Als er nach Litauen zurückkam, setzte er sich intensiv für die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten ein. Im Jahr 1933 gründete er neben der Medizinischen Gesellschaft eine Sektion für den Kampf gegen Geschlechtskrankheiten [3]. Auf Initiative der Gesellschaft wurde 1935 ein fortschrittliches Gesetz gegen Geschlechtskrankheiten ausgegeben [4]. Die Untersuchung und Behandlung der Geschlechtskrankheiten wurde obligatorisch und kostenlos in den staatlichen Gesundheitseinrichtungen durchgeführt. Nach einigen Jahren kam es zur deutlichen Abnahme von Geschlechtskrankheiten, besonders Syphilis. Die durchschnittliche Dauer der stationären Behandlung betrug zirka 20 Tage. Zumeist wurden venerologische Patienten stationär mit Salvarsan, Quecksilber und Wismut behandelt [5]. Zu der Zeit wurde in der Universitätsklinik der Kurs Haut- und Geschlechtskrankheiten vier Stunden pro Woche für die Medizinstudenten und eine Stunde pro Woche für Studenten der Zahnmedizin unterrichtet. In den ersten zehn Jahren hatte die Universitäts-Hautklinik eine spärliche Ausrüstung und verfügte nur über einen Pantostat (Elektrokoagulator), Kryokauter, einige Uretroskope und Mikroskope mit „Dunkelfeld“. Am reichsten war die Bibliothek. Sie verfügte über 233 Bände und Zeitschriften. Besonders zu erwähnen ist die Sammlung „Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten“ (1. Auflage), herausgegeben von J. Jadassohn. Die 35 Bände dieser Sammlung sind bis zum heutigen Tag erhalten [3].
Der nachfolgende Leiter der Universitäts-Hautklinik Kaunas, Bronius Sidaravičius (1897 – 1969), war sehr eng mit deutschsprachigen Dermatologen verbunden [7]. Er absolvierte sein Medizinstudium in Leipzig und Jena. 1935 wurde B. Sidaravičius Leiter der Universitäts-Hautklinik Kaunas. 1930 – 1931 hospitierte B. Sidaravičius als Stipendiat der Medizinischen Fakultät der Universität Kaunas an der Universität Wien, in der Innsbrucker Klinik bei Wilhelm Kerl, Leopold Arzt, Moritz Oppenheim, Richard Volk u. a. ([Abb. 1]). In Innsbruck arbeitete er mit Erich Urbach (1893 – 1946) an der passiven Übertragung der Hautallergien von Patienten auf die Haut des Kaninchens oder gesunder Personen. Die Ergebnisse wurden in einer deutschen Zeitschrift veröffentlicht ([Abb. 2]).




Nach dem Abschluss der Weiterbildung in Wien hospitierte B. Sidaravičius in den Universitätskliniken bei Karl Kreibich (Prag), Leo Kumer (Innsbruck, Wien), Leo Ritter von Zumbusch (München), Erich Hoffmann (Bonn), Franz Blumenthal (Berlin), Abraham Buschke (Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Berlin) und Walter Scholtz (Königsberg). Die in den deutschsprachigen Ländern erworbenen Erfahrungen hat er vielfältig in der Klinik umgesetzt. Es wurden Dermatoallergologie, Röntgentherapie und Dermatohistopathologie in der Klinik eingeführt. Ebenfalls 1937 gründete B. Sidaravičius eine wissenschaftliche Gesellschaft der Litauischen Dermatovenerologen und war ihr erster Präsident. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg begann die Medizinische Fakultät der Universität Kaunas mit dem Bau eines neues Klinikumsgebäudes nach dem Entwurf des berühmten französischen Architekten Urbain Cassan (1890 – 1979). Im Jahr 1940 wurde hier die Universitäts-Hautklinik eingerichtet (Ambulanz und 49 Betten).
In der Sowjetzeit 1940 – 1990 wurde B. Sidaravičius von der Sowjetmacht als Leiter der Universitäts-Hautklinik in Kaunas entlassen. Als Grund seiner Entlassung wurden seine engen Beziehungen mit der deutschen Regierung in der Kriegszeit genannt. Die Leiter der Universitäts-Hautklinik zu der Zeit und die Nachfolger von B. Sidaravičius sind in [Tab. 1] aufgelistet. Nach der Milderung des politischen Klimas wurde B. Sidaravičius nach 10-jähriger Ablösung erneut mit der Leitung der Universitäts-Hautklinik Kaunas betraut ([Abb. 3]). In der Sowjetzeit forschten die Dermatologen auf den Gebieten der Dermatoallergologie, der experimentellen Syphilis und der Epidemiologie von Mykosen. Durch die Initiative B. Sidaravičius’ und seines Schülers V. Šabrinskas’ (1934 – 1988) wurde ein wissenschaftliches Allergie-Laboratorium gegründet [3].
Zeit des Direktorates |
Vorname, Name (Geburts- und Sterbe-Datum) |
1923 – 1935 |
Jurgis Karuža (1866 – 1953) |
1935 – 1946 |
Bronius Sidaravičius (1897 – 1969) |
1946 – 1952 |
Vytautas Juškys (1894 – 1987) |
1952 – 1956 |
Leonid Fandeev (1908 – 1966)[*] |
1956 – 1969 |
Bronius Sidaravičius (1897 – 1969) |
1969 – 1974 |
Petras Gailevičius (1928 – 1998) |
1974 – 1991 |
Jūratė Dievaitienė |
1991 – 1998 |
Petras Gailevičius (1928 – 1998) |
1998 – 2002 |
Arūnas Petkevičius |
Seit 2002 |
Skaidra Valiukevičiene |
* aus dem Zentral-Institut der Haut- und Geschlechtskrankheiten, Moskau. Von 1956 bis 1966 leitete Professor Fandeev den Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Izhevsk Medizin-Institut, Udmurtien, Sozialistische Sowjetrepublik [8].


In den Jahren 1974 – 1991 wurde die Universitäts-Hautklinik Kaunas mit dem Lehrstuhl der Infektologie verbunden (Leiterin: Professorin für Infektologie Jūratė Dievaitienė). Im Jahr 1991 erhielt die Universitäts-Hautklinik Kaunas den unabhängigen Status wieder. Unter der Leitung von Petras Gailevičius forschten die Dermatologen im Bereich der Epidemiologie von Mykosen, der Syphilis und der Dermatoallergologie [3].
Die Unabhängigkeit Litauens wurde 1990 wiederhergestellt. In den ersten zehn Jahren der Unabhängigkeit mangelte es an der Finanzierung der litauischen Dermatologie. Wichtige Fachrichtungen, wie Dermatoallergologie, Onkologie und Chirurgie, sowie die Erkrankungen des Bindesgewebes, wurden allmählich an die anderen Fächer abgegeben, große Teile der allgemeinen Dermatologie an die Familienärzte. In dieser Zeit stagnierte die Ausbildung der jungen Fachleute und die Entwicklung der Wissenschaft. Die zweiwöchige dermatologische Fortbildung für Medizin-Studenten und das zweijährige Weiterbildungsstudium für Fachärzte der Dermatologie und Venerologie waren nicht ausreichend. In den späten 90er-Jahren begann der Ausbau der internationalen Zusammenarbeit. Die erneuten Partnerschaften mit deutschsprachigen Ländern seit 1998 hatten einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Universitäts-Hautklinik Kaunas. Auf diesem Weg spielte die Beziehung zur Universitäts-Hautklinik Magdeburg unter ihrem Direktor Harald Gollnick ([Abb. 4]) eine große Rolle. Seit 2002 leitet Skaidra Valiukeviciene die Klinik. Nach der Wiedereröffnung der Klinik im multidisziplinären Kaunas-Klinikum (2001) entstanden 5 Promotionen: in der klinischen Epidemiologie, der Dermatoonkologie, der Dermatohistopathologie, den Geschlechtskrankeiten, der Kontaktallergie und der Fotodynamischen Therapie der aktinischen Keratosen. Vier Doktorarbeiten wurden in enger Kooperation mit deutschen Dermatologen (Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Berliner Stiftung für Dermatologie) und mit einem schwedischen Mikrobiologie-Kollegen (Universität Uppsala) realisiert.


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Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Literatur
- 1 Valiukeviciene S, Barstiene V, Lignugariene A. Weg Dermatologie in Litauen. Akt Dermatol 2011; 37: 1-4
- 2 Valiukeviciene S, Lignugariene A. Dermatology in Lithuania. In: Scholz A, Holubar K, Burg G, et al., ed. History of German Language Dermatology. Darmstadt: Wiley-Blackwell; 2009: 627-637
- 3 Lignugarienė A, Strodomskienė N, Daktaravičius S, Valiukevičienė S. Kauno Odos ir venerinių ligų klinikos 80-ies metų istorija. Lietuvos bendrosios praktikos gydytojas. 2003 7 (9) [priedas]: 8-12 [80-jährige Geschichte der Kaunaer Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten]
- 4 Lignugarienė A. Pirmojo VDU Odos ir venerinių ligų klinikos vedėjo biografijos bruožai. In: Respublikinė konferencija:Nauji diagnostikos ir gydymo metodai dermatologijoje, skirta Jurgio Karužos 140-osioms metinėms. Kaunas: KMU; 2006: 24-35 [Biographie des ersten Leiters der Klinik für Dermatologie und Venerologie. In: Nationalkonferenz: Neue diagnostische und therapeutische Ansätze in der Dermatologie, für Jurgis Karužis 140. Jubiläum]
- 5 Gulbinas A. Įstatymo kovai su veneros ligomis socialinė reikšmė. Pranešimas skaitytas 1940 Lietuvos Dermatovenerologų draugijos susirinkime. Medicina (Kaunas) 1940; 21: 451-452 [Gesetz zur Bekämpfung der sozialen Bedeutung von Geschlechtskrankheiten. Präsentation im Jahre 1940 bei der Tagung der Litauischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie]
- 6 Gulbinas A. Vytauto Didžiojo universiteto odos ir veneros ligų klinikos ir poliklinikos 1933 veikimo apyskaita. Medicina (Kaunas) 1935; 16: 122-125 [Vytautas-Magnus-Universität, Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten – Buchhaltung im Jahr 1933]
- 7 Laurynaitytė G, Lignugarienė A, Valiukevičienė S. Žymus mokslininkas, pedagogas, gydytojas. Broniaus Sidaravičiaus 110-osioms gimimo metinėms. Medicina (Kaunas) 2007; 43: 679-684 [Zum 110. Geburtstag von Bronius Sidaravičius, berühmter Wissenschaftler, Pädagoge und Arzt]
- 8 Korobeinikova EA. The 105th anniversary of Professor Leonid Fandeev. Journal of health, demography, ecology of finno-ugric peoples. Special edition No3; 2013: 87-88 http://www.igma.ru/attachments/article/868/N3_2013.pdf
Korrespondenazdresse
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Literatur
- 1 Valiukeviciene S, Barstiene V, Lignugariene A. Weg Dermatologie in Litauen. Akt Dermatol 2011; 37: 1-4
- 2 Valiukeviciene S, Lignugariene A. Dermatology in Lithuania. In: Scholz A, Holubar K, Burg G, et al., ed. History of German Language Dermatology. Darmstadt: Wiley-Blackwell; 2009: 627-637
- 3 Lignugarienė A, Strodomskienė N, Daktaravičius S, Valiukevičienė S. Kauno Odos ir venerinių ligų klinikos 80-ies metų istorija. Lietuvos bendrosios praktikos gydytojas. 2003 7 (9) [priedas]: 8-12 [80-jährige Geschichte der Kaunaer Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten]
- 4 Lignugarienė A. Pirmojo VDU Odos ir venerinių ligų klinikos vedėjo biografijos bruožai. In: Respublikinė konferencija:Nauji diagnostikos ir gydymo metodai dermatologijoje, skirta Jurgio Karužos 140-osioms metinėms. Kaunas: KMU; 2006: 24-35 [Biographie des ersten Leiters der Klinik für Dermatologie und Venerologie. In: Nationalkonferenz: Neue diagnostische und therapeutische Ansätze in der Dermatologie, für Jurgis Karužis 140. Jubiläum]
- 5 Gulbinas A. Įstatymo kovai su veneros ligomis socialinė reikšmė. Pranešimas skaitytas 1940 Lietuvos Dermatovenerologų draugijos susirinkime. Medicina (Kaunas) 1940; 21: 451-452 [Gesetz zur Bekämpfung der sozialen Bedeutung von Geschlechtskrankheiten. Präsentation im Jahre 1940 bei der Tagung der Litauischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie]
- 6 Gulbinas A. Vytauto Didžiojo universiteto odos ir veneros ligų klinikos ir poliklinikos 1933 veikimo apyskaita. Medicina (Kaunas) 1935; 16: 122-125 [Vytautas-Magnus-Universität, Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten – Buchhaltung im Jahr 1933]
- 7 Laurynaitytė G, Lignugarienė A, Valiukevičienė S. Žymus mokslininkas, pedagogas, gydytojas. Broniaus Sidaravičiaus 110-osioms gimimo metinėms. Medicina (Kaunas) 2007; 43: 679-684 [Zum 110. Geburtstag von Bronius Sidaravičius, berühmter Wissenschaftler, Pädagoge und Arzt]
- 8 Korobeinikova EA. The 105th anniversary of Professor Leonid Fandeev. Journal of health, demography, ecology of finno-ugric peoples. Special edition No3; 2013: 87-88 http://www.igma.ru/attachments/article/868/N3_2013.pdf







