Aktuelle Dermatologie 2014; 40(05): 165
DOI: 10.1055/s-0034-1377086
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Melanom – Profitieren Patienten von der SLN-Biopsie?

Contributor(s):
Elke Ruchalla
Morton DL et al.
N Engl J Med 2014;
370: 599-609
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Publication Date:
12 May 2014 (online)

 

    Über eine komplette Lymphadenektomie bei einem primären Melanom ist heftig diskutiert worden: Sie könnte das Risiko von Lymphknotenrezidiven vermindern, aber auch Patienten ohne tatsächliche nodale Metastasen mit einer erheblichen Morbidität belasten. Daher scheinen Sentinel-Lymphknoten (SLN)-Biopsien und Lymphadenektomien nur bei Befall des SLN sinnvoll. Aber auch hier besteht kein Konsens. Die Forscher um D. L. Morton haben hierzu nun Langzeitergebnisse vorgelegt.
    N Engl J Med 2014; 370: 599–609

    Die SLN-Biopsie liefert bei Hautmelanomen wichtige prognostische Informationen, auch wenn es über 10 Jahre hinweg insgesamt keinen behandlungsabhängigen Vorteil gibt. Diesen Schluss ziehen die Wissenschaftler aus den 10-Jahres-Daten des Multicenter Selective Lymphadenectomy Trials.

    In die Phase-III-Studie wurden zwischen 1994 und 2002 insgesamt 2001 Patienten mit histologisch gesichertem Melanom der Haut aufgenommen (Clark-Level mind. III + Breslow-Dicke mind. 1 mm oder Clark-Level IV / V). Die Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 60 : 40 randomisiert einer von 2 Gruppe zugewiesen:

    • Biopsiegruppe: Exzision des Melanoms und SLN-Biopsie; sofortige Lymphadenektomie beim Fund von Metastasen im SLN.

    • Beobachtungsgruppe: Exzision des Melanoms und Beobachtung des Lymphknotenstatus; Lymphadenektomie nur bei Auftreten nodaler Metastasen im Beobachtungszeitraum.

    Nach 10 Jahren zeigte die Auswertung für die gesamte Studienpopulation keinen deutlichen behandlungsbedingten Unterschied bei der Melanom-spezifischen Überlebensrate. Sie betrug 20,8 % bei Studienteilnehmern mit und 79,2 % bei Patienten ohne Lymphknotenmetastasen. Die mittlere krankheitsfreie 10-Jahres-Überlebensrate bei Patienten mit einem Melanom intermediärer Dicke (1,2–3,5 mm) lag in der Biopsiegruppe deutlich höher als in der Beobachtungsgruppe (71,3 vs. 64,7 %; Hazard Ratio [HR] für Rezidive oder Metastasen 0,76; p = 0,01). Ähnlich verhielt es sich bei Melanomen mit einer Dicke über 3,5 mm (50,7 vs. 40,5 %; HR 0,70; p = 0,03). Bei Melanomen von intermediärer Dicke betrug die Melanom-spezifische 10-Jahres-Überlebensrate 62,1 %, wenn Metastasen vorlagen, gegenüber 85,1 %, wenn keine Metastasen vorlagen (HR für Tod aufgrund des Melanoms 3,09; p < 0,001). Bei einer Tumordicke von mehr als 3,5 mm lagen die entsprechenden Raten bei 48 und 64,6 % (HR 1,75; p = 0,03).

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    Eine Biopsie-basierte Behandlung eines Melanoms verlängert das krankheitsfreie Überleben. (Bild: Thieme Verlagsgruppe)

    Das Vorgehen anhand der Ergebnisse der SLN-Biopsie verringerte bei Studienteilnehmern mit Melanomen intermediärer Dicke und Lymphknotenmetastasen das Risiko für das Auftreten von Fernmetastasen (HR 0,62; p = 0,02) und verbesserte die Melanom-spezifische 10-Jahres-Überlebensrate (HR für Tod durch Melanom 0,56; p = 0,006).

    Fazit

    Die Autoren folgern aus den Daten, dass das SLN-Biopsie-basierte Staging von primären, mind. 1,5 mm dicken Melanomen Patienten mit nodalen Metastasen identifiziert, die von einer sofortigen kompletten Lymphadenektomie profitieren könnten. Ein Biopsie-basiertes Vorgehen verlängerte bei allen Patienten das krankheitsfreie Überleben. Darüber hinaus verringerte es bei nodalen Metastasten von Melanomen intermediärer Dicke das Risiko von Fernmetastasen und verlängerte die Melanom-spezifische Überlebensrate.


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    Eine Biopsie-basierte Behandlung eines Melanoms verlängert das krankheitsfreie Überleben. (Bild: Thieme Verlagsgruppe)