Aktuelle Dermatologie 2014; 40(05): 164
DOI: 10.1055/s-0034-1377084
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hautkrebs – Duale Funktion von Peroxiredoxin 6

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Publication Date:
12 May 2014 (online)

 

    Eine Hauptursache für Hautkrebs ist, dass Menschen ihre Haut ungeschützt der UV-Strahlung aussetzen. Dadurch entstehen in den Zellen reaktive Sauerstoffspezies (RSS), die sehr aggressiv sind. Diese können teilweise durch körpereigene Eiweiße „entschärft“ werden. Wissenschaftler um Sabine Werner von der ETH Zürich haben nachgewiesen, dass bestimmte Eiweiße, die RSS „entschärfen“, zwar vor einer Tumorbildung schützen, jedoch auch die „Bösartigkeit“ bestehender Tumoren fördern.

    Zur Bekämpfung von RSS kommt es unter Stressbedingungen zur Aktivierung des sog. Transkriptionsfaktors Nrf2. Dieser bewirkt die Neubildung von Eiweißmolekülen, die RSS unschädlich machen. Die Forscher konnten nachweisen, dass sowohl Nrf2 als auch das von ihm gesteuerte Enzym Peroxiredoxin 6 in der Lage sind, Hautzellen vor schädigenden Wirkungen des UV-Lichts zu schützen.

    In dem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekt untersuchten die Wissenschaftler die Funktion von Nrf2 und Peroxiredoxin 6 bei der Entstehung und Progression von weißem Hautkrebs. Es stellte sich heraus, dass ein Fehlen von Peroxiredoxin 6 die Hautkrebsentstehung begünstigt, während erhöhte Mengen dieses Enzyms vor der Entstehung von Hautkrebs schützen. In weiterführenden Arbeiten zeigte sich, dass diese initial schützende Wirkung nicht mehr zum Tragen kommt, wenn bereits gutartige Tumoren entstanden sind. In diesem Falle wird sogar die Entstehung bösartiger aus diesen initial gutartigen Tumoren gefördert. In beiden Fällen ist die Entgiftung von RSS durch Peroxiredoxin 6 verantwortlich. Dies schützt gesunde Zellen vor bösartiger Entartung, aber es schützt auch bestehende Tumorzellen vor RSS-induziertem Zelltod.

    Des Weiteren untersuchte die Arbeitsgruppe die Konsequenzen der verstärkten Bildung oder Aktivierung von Nrf2 in der Haut. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Nrf2-Aktivierung nicht nur eine schützende Wirkung hat, sondern unter bestimmten Umständen sogar die Tumorbildung beschleunigen kann. Dieser Befund ist klinisch relevant, da Nrf2-aktivierende Substanzen derzeit in klinischen Studien bezüglich ihrer Wirksamkeit bei der Krebsprophylaxe getestet werden. „Aufgrund der tumorfördernden Wirkung dieser Substanzen sollte ihr Einsatz zumindest bei Hautkrebs neu überdacht werden", so Werner.

    Nach einer Mitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung, München


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