Karl F et al.
Is valgus unloader bracing effective in normally aligned individuals: implications
for post-surgical protocols following cartilage restoration procedures.
Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2013;
21: 2661-2666
Die vorliegende Studie untersucht die Wirkung von Rahmenorthesen mit Erzeugung von
Valgusstress auf das frontale Kniealignment. Hieraus werden Rückschlüsse auf die Entlastung
des medialen Kniegelenkskompartiments gezogen.Dies könnte sich im Rahmen der postoperativen
Nachbehandlung bei knorpelrekonstruktiven Operationen positiv auswirken.
Karl F. et al. Is valgus unloader bracing effective in normally aligned individuals:
implications for post-surgical protocols following cartilage restoration procedures.
Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2013; 21:2661–2666
Einleitung
In Anbetracht des Risikos für fortschreitende degenerative Veränderungen und des limitierten
Selbstheilungspotentials von chondralen und osteochondralen Läsionen werden diese
häufig operativ versorgt (z. B. Mikrofrakturierung, autologe Chondrozytentransplantation).
Postoperativ ist hier in der Regel eine Teilbelastung der Extremität notwendig, um
eine sichere Regeneratentwicklung zu gewährleisten. Das typische Patientenkollektiv
ist jung und körperlich aktiv, was zu Schwierigkeiten der Compliance bezüglich der
Nachbehandlung führen kann und auch bei der Entscheidung zur Operation mit zu bedenken
ist.
Methodik
Im Rahmen der Studie wurden 12 Probanden (9 Männer, 3 Frauen) im Alter von 32 ± 10
Jahren untersucht. Einschlusskriterium war ein reguläres frontales Kniealignement
und Schmerzfreiheit. Stattgehabte Operationen und Arthrose waren Ausschlusskriterien.
Die verwendete Orthese war das Modell „OA Adjustor Medial Unloader Brace“ (DonJoy
Orthopedics, Vista, CA, USA). Fünf verschiedene Einstellungen der Orthese wurden untersucht.
Die Ganganalyse erfolgte mittels äußerlich am Körper angebrachter reflektierender
Marker, die mit einer Infrarotkamera detektiert wurden. Als Messparameter wurden die
Bodenreaktionskraftkomponente, das frontale Kniealignment sowie der sagittale und
der frontale Kniegelenkswinkel aufgezeichnet. Als Surrogatparameter für die Beurteilung
der Belastung im medialen Gelenkkompartiment wurde das Knieadduktionsmoment verwendet.
(Bild: istockphoto)
Ergebnisse
Das mittlere frontale Kniealignment ohne Orthese betrug -2,2 ° ± 3,8 ° und entsprach
damit den Werten vorheriger Untersuchungen bei gesunden Probanden. Der frontale Kniegelenkswinkel
bei Fersenauftritt erniedrigte sich von -1,3 ° ± 4,3 ° ohne Orthese auf -5,7 ° ± 4,3
° bei einmaliger Umdrehung und auf -6,7 ° ± 5,0 ° bei voller Umdrehung der Arretierungsschrauben.
Durchschnittlich veränderte sich die Kniegelenksachse um ca. 4 ° in Richtung Valgus.
Das Knieadduktionsmoment zeigte zwei Belastungsspitzen während der Gangphase. Erstere
nahm um max. 29,4 % und letztere um max. 32,3 % bei angelegter Orthese und maximalem
Valgusstress ab. Die Ganggeschwindigkeit und die Kniebeugung beim Fersenauftritt wurden
nicht beeinflusst, wohingegen die maximale Knieflexion während der frühen Standphase
signifikant (ca. 18 %) abnahm.
Kommentar
Die Autoren schlussfolgern, dass valgisierende Orthesen bei gesunden Probanden in
der Lage sind das Knieadduktionsmoment beim Gehen zu reduzieren und das frontale Kniealignment
zu verändern. Entsprechend könnten jene Orthesen in der Lage sein die Belastung des
medialen Kompartiments so zu reduzieren, dass eine ausreichende Entlastung zum Schutz
eines Knorpelregenerationsverfahrens gewährleistet wäre.
Aus früheren Studien ist bekannt, dass der mediale Kniegelenksdruck mit der Kniegelenksachse
korreliert. Ob und in wie weit eine Änderung des Alignments durch eine Rahmenorthese
auch eine reelle Reduktion des intrakompartimentären Druckes bewirkt ist nicht bewiesen.
Des Weiteren ist noch unklar wie viel intraartikulärer Druck auf die rekonstruierten
Knorpelflächen wirken darf, um die Knorpelregeneration nicht zur gefährden. Hier halten
die Autoren weitere Untersuchungen für sinnvoll.
Hinsichtlich möglicher Änderungen bestehender Nachbehandlungsschemata bis hin zur
Freigabe einer Vollbelastung mit Orthese nach regenerativer Knorpelchirurgie sind
die Ergebnisse insgesamt beachtenswert.