ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 123(04): 173
DOI: 10.1055/s-0034-1375226
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Periimplantärer Knochenverlust – Systembedingter Verlust sollte der Vergangenheit angehören

Weitere Informationen

Korrrspondenzadresse

Priv.-Doz. Dr. Dietmar Weng
Maximilianstraße 17
82319 Starnberg

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. April 2014 (online)

 

Es gibt 2 Faktoren, die den Langzeiterfolg der Implantate unserer Patienten gefährden: der Verlust des Implantats und technische Komplikationen. Technische Komplikationen sind zwar ärgerlich und auch kostspielig, aber insgesamt überschaubar. Trotzdem kann es immer wieder vorkommen, dass zum Beispiel knirschende Patienten mit stark erhöhten Kaukräften der Suprakonstruktion und im schlimmsten Fall sogar dem Implantataufbau Schaden zufügen. Daher ist auch die Implantation bei bekanntem Bruxismus kontraindiziert.

Oft stellt sich die Parafunktion jedoch erst später ein, und nicht immer gelingt es, ausreichende Maßnahmen zur Lastminimierung und -verteilung zu ergreifen oder beim Patienten durchzusetzen. Kritischer ist der Implantatverlust, und zwar speziell der Spätverlust, denn Frühverluste – meist Folgen des operativen Eingriffs oder des Allgemeinzustands des Patienten – sind ebenso wie die technischen Komplikationen überschaubar, zahlenmäßig gering und leicht zu korrigieren. Ein Spätverlust jedoch ist immer eine schwerwiegende Komplikation, deren Grundlage periimplantärer Hartgewebsverlust ist. Es ist meist viel Zeit und Geld investiert worden, bevor sich ein Spätverlust manifestiert, und die Enttäuschung auf Patienten- und Behandlerseite ist groß. Der Periimplantitis zum frühestmöglichen Zeitpunkt Einhalt zu gebieten, ist wichtig und wird in der Zukunft immer wichtiger. Als implantologisch-tätiger Zahnarzt gilt es, möglichst alle Faktoren zu kennen und zu beherrschen, die zu periimplantärem Knochenabbau führen können. Einige dieser Faktoren sind bereits aus der Parodontologie bekannt, wie Rauchen oder schwer therapierbare Parodontitiden mit oder ohne aggressivem Keimspektrum. Unnötiger, implantatsystembedingter Knochenverlust muss heute jedoch nicht mehr akzeptiert und sollte prinzipiell vermieden werden. Bei der prothetisch orientierten Implantattherapie sollte es postoperativ weder nach der Implantatinsertion noch nach der Implantatfreilegung zu hardwarebedingten Knochenverlusten kommen (Abb. [ 1 ]).

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Abb. 1 a) Zustand vor Fraktur und nachfolgender Extraktion des Zahns 12. b) Am Tag der Sofortimplantation. c) 5 Monate später (vor der prothetischen Abformung). d) Weitere 2 Wochen später (am Tag des Einsetzens der Suprastruktur).

Maximaler Gewebeerhalt bedeutet, dass die Implantat-Hardware per se keinen Anteil an periimplantären Knochenverlusten hat. Die klassischerweise nach „Mikrospalt-Aktivierung“ – das heißt am Tag der Implantatinsertion bei offen einheilenden Implantaten beziehungsweise am Tag der Freilegung bei geschlossen einheilenden Implantaten – auftretende Schüsselbildung (dish-shape defect oder saucerization) ist heutzutage inakzeptabel. Wenn Knochen radiologisch und histologisch extrem nah am oder sogar auf dem Mikrospalt gehalten werden kann, bedeutet dies eine optimale Weichgewebeunterstützung und geringere Möglichkeiten für die Entwicklung von Periimplantitiden (Abb. [ 2 ]). Zusammen mit anderen, auf wenig Gewebetrauma ausgerichtete Therapieformen – zum Beispiel Verwendung mikrochirurgischer Techniken, Instrumente und Nahtmaterialien, Vermeidung unnötiger Schräubchen- oder Pfostenwechsel oder ähnliches – kann somit vom ersten Moment an maximaler Gewebeerhalt erreicht werden. Undichte oder instabile Implantat-Abutment-Verbindungen dürfen mühsam augmentierte oder erhaltene Hart- und Weichgewebestrukturen nicht wieder resorbieren und abbauen. Das TissueCare-Konzept des ANKYLOS-Implantatsystems (Dentsply Implants, Mannheim) eliminiert durch seine mechanische Stabilität und sein bakteriendicht konzipiertes Verbindungsdesign automatisch 2 der Faktoren, die eine Rolle beim Abbau periimplantären Hart- und Weichgewebes spielen – Mikrobewegungen und Spaltkontamination.

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Abb. 2 Angelagerter Knochen auf der Implantatschulter unterstützt das periimplantäre Weichgewebe.


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Priv.-Doz. Dr. Dietmar Weng
Maximilianstraße 17
82319 Starnberg


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Abb. 1 a) Zustand vor Fraktur und nachfolgender Extraktion des Zahns 12. b) Am Tag der Sofortimplantation. c) 5 Monate später (vor der prothetischen Abformung). d) Weitere 2 Wochen später (am Tag des Einsetzens der Suprastruktur).
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Abb. 2 Angelagerter Knochen auf der Implantatschulter unterstützt das periimplantäre Weichgewebe.