Sie ist die unangenehmste „Nebenwirkung“ des Medizinstudiums. Und manche leiden so
sehr unter ihr, dass sie ihnen die Lebensfreude vergällt: Prüfungsangst. In diesem
Heft erzählen vier junge Mediziner, wie sie diese spezielle Form des Lampenfiebers
bekämpfen (S. 26): Manche versuchen es mit Selbsthypnose oder Klangschalen, andere
machen die Nacht vor der Prüfung durch, um mittels Übernächtigung die Angststarre
zu lösen. Doch so hilfreich solche Tipps im Einzelfall sein mögen, viele Studenten
leiden trotzdem vor ihrem Examen, als stünde der Sensenmann persönlich vor der Tür.
Woher kommt diese komplett unverhältnismäßige Angst? Psychologen sehen die Wurzel
des Problems darin, dass viele das Bestehen einer Prüfung zu einer Art Schicksalsfrage
machen im Sinne von: Bin ich etwas wert? Wird mein Leben erfolgreich sein? So baut
man einen inneren Druck auf, der einen fast explodieren lässt. Dabei ist der Ausweg
(eigentlich) ganz einfach. Wer Versagensängste in sich aufwallen fühlt, sollte sich
folgende Frage stellen: Fällt dieses Examen tatsächlich ein Urteil darüber, ob ich
nun ein schlechter oder ein guter Mensch bin? Natürlich nicht! Erfolg in Studium und
Beruf ist nur äußere Lackierung. Was wir wirklich wert sind, steckt so tief in uns
drin, dass eine Multiple-Choice-Prüfung das niemals herausfinden wird.
Herzlichst, euer Dieter Schmid