Wie jedes Jahr hat der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde
der Universität Würzburg die Arzneipflanze des Jahres gekürt – für 2014 den Spitzwegerich
(s. ZPT 5/2013). Er würdigt damit dessen seit der Antike währende therapeutische Nutzung
insbesondere bei Atemwegserkrankungen. Wegeriche wachsen zwar gut an Wegesrändern,
was aber nur einen Teil ihrer Namensgebung erklärt. Laut dem großen Heilpflanzengelehrten
Gerhard Madaus ist ein weiterer Wortanteil zu interpretieren, das althochdeutsche
„rich“ gleich König. Somit würde Wegerich sinngemäß „König des Wegs“ bedeuten. Nach
den Ergebnissen der Erforschung pflanzlicher Inhaltsstoffe kommt dem Spitzwegerich
noch eine zusätzliche „Spitzen“stellung zu, als er die höchsten Anteile z.B. an Gerbstoffen
unter den Wegerichen enthält.
Einen solchen Würdenträger, der uns im Laufe des Jahres 2014 auf den Königsweg führt,
können wir gut gebrauchen! Wir wünschen uns in erster Linie mehr und bessere Praxis
und Verbreitung der Phytotherapie, darüber hinaus auch mehr Forschung! Es soll dabei
nicht nur immer um das liebe Thema Geld, sondern auch um neue Ideen, gute Darstellungen,
mehr Kontakte zu Ärzten, Apothekern und anderen medizinischen Berufen wie der Krankenpflege
gehen, die sich um die professionelle Anwendung von Phytotherapie kümmern.
Was könnte gut werden für die Phytotherapie in 2014? Unsere neue Bundesregierung sollte
sich nicht nur die Energie-, sondern eine kleinere, nicht ganz so radikale Pharmawende
auf die Fahnen schreiben! Im Abschnitt „Gesundheit und Pflege“ des Koalitionsvertrages
steht dazu leider wenig, das meiste betrifft eher Geld und Verwaltung. Staunend lesen
wir aber auch: „Zur Förderung innovativer sektorübergreifender Versorgungsformen und
fürdie Versorgungsforschung wird ein Innovationsfonds geschaffen. Dafür werden 300
Mio. Euro von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt…“. Ob die Phytotherapie hier
ein Scheibchen abbekommt? Chancen beständen m.E. nur, wenn man die an Phytotherapie
interessierten wissenschaftlichen Ressourcen – das sind unabhängige, i.d.R. also universitäre
wie industriell gebundene – in einen Konsensus- und Antragsprozess zusammenführen
könnte, um wenigsten ein Projekt durchzubringen! Eine wichtige Voraussetzung ist neuerdings
gegeben: Die Gesellschaft für Phytotherapie ist seit Ende 2013 berechtigt, ihre Belange
in der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF,
s.a. Artikel im nächsten Heft) zu vertreten, eine langfristig in ihrer Bedeutung nicht
zu überschätzende Funktion!
In der vorliegenden Ausgabe der ZPT möchten wir Sie u.a. mit den Möglichkeiten pflanzlicher
Heilmittel vertraut machen, die wir der Traditionellen Chinesischen Medizin verdanken
und die auf das Fortschreiten von Autoimmunerkrankungen der Niere günstigen Einfluss
nehmen können (s. S. 6). Auch wenn uns bewusst ist, dass diese Erkrankungen selten
sind und die angeführten Pflanzen derzeit nicht in einem nach deutschen oder EU-Standards
zugelassenen Arzneimittel enthalten sind, halten wir die Ergebnisse der klinischen
Forschung für so wegweisend, nahezu sensationell, dass sie künftig zu entsprechenden
Entwicklungen führen sollten und vermutlich auch auf andere Autoimmunerkrankungen
anwendbar sind.
Herbstzeit ist Kongresszeit. Deshalb erfahren Sie in den Heften 1 und 2 eines Jahrgangs
meist auch etwas konzentrierter als sonst, was im Herbst 2013 möglicherweise ohne
Ihre Anwesenheit geschehen ist. Gelegenheit, Ihre Kongressbesuche 2014 zu planen?
Für die Phytotherapie bieten sich genügend Möglichkeiten (s. z.B. S. 29 und 30)!