Diabetes aktuell 2014; 12(01): 46
DOI: 10.1055/s-0034-1371404
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetiker und ihre Angehörigen stark belastet – Angehörige bei schweren Hypoglykämien oft hilflos

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Publication Date:
04 March 2014 (online)

 

    Vor allem nächtliche Hypoglykämien stellen für den Diabetiker eine Bedrohung dar, da er nicht rechtzeitig gegensteuern kann, sagte Dr. Marcel Kaiser aus Frankfurt am Main. Dabei muss man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, da viele nächtliche Hypoglykämien wahrscheinlich einfach verschlafen werden und der Patient sich dann am nächsten Morgen nur gerädert und nicht ausgeschlafen fühlt. Nächtliche, z. T. nur von den Angehörigen wahrgenommene Symptome wie Schwitzen, Alpträume, unruhiger Schlaf und Sprechen im Schlaf können Hinweise geben. Die Top-Favoriten bei den Ursachen sind nach der Erfahrung des Diabetologen Alkoholgenuss am Abend sowie vermehrte körperliche Aktivität.

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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; P. Blåfield)

    Schwere Hypoglykämien sind nicht nur traumatisch für Patienten und Angehörige, sie erhöhen auch das Risiko für makrovaskuläre Komplikationen, fördern über eine QT-Zeit-Verlängerung das Risiko für Herzrhythmusstörungen und gefährden über eine Stresshormonausschüttung ein bereits angegriffenes Herz. Zudem verschlechtert sich durch die Hypoglykämien oft auch die Stoffwechseleinstellung, da Patienten aus Angst mehr essen oder die Insulindosis verringern.

    Wie stark Patienten und ihre Angehörigen durch die Diabeteserkrankung belastet werden, hat die DAWN2-Studie (Diabetes Attitudes Wishes & Needs) an den Tag gebracht. 15 000 Patienten, Angehörige und Behandler aus 17 Ländern wurden hier befragt. In Deutschland nahmen 502 Diabetiker, 120 Familienangehörige und 280 Behandler teil. 60 % der Typ-1-Diabetiker und 36 % der Typ-2-Diabetiker gaben an, dass die Erkrankungen ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden einschränkt, wobei die Angst vor nächtlichen Hypoglykämien eine wichtige Rolle spielte. Von den befragten Angehörigen empfand jeder zweite die Erkrankung als Belastung. Hier hatten sogar 64 % Angst vor nächtlichen Hypoglykämien und 34 % gaben an, dass sie unsicher sind, was im Falle einer Hypoglykämie zu tun ist. Die Schulung von Angehörigen könnte somit ein wichtiger Schritt zur Verbesserung sein, betonte Kaiser. In der Umfrage gaben 80 % der Patienten an, an einer Schulung teilgenommen zu haben (international 49 %) – geschulte Angehörige gab es aber kaum.

    Maria Weiß, Berlin

    Quelle: Presseveranstaltung zum Weltdiabetestag, 14. November 2013 in Berlin. Veranstalter: NovoNordisk


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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; P. Blåfield)