ergopraxis 2014; 7(02): 47-49
DOI: 10.1055/s-0034-1370383
profession & perspektiven
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Publication Date:
05 February 2014 (online)

Depressionen bei Sportlern – Schwere Diagnostik

Vor vier Jahren erschütterte der Selbstmord des deutschen Profifußballers Robert Enke die Menschen und löste eine Debatte über Depressionen bei Spitzensportlern aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erfuhr die breite Öffentlichkeit: Diese Erkrankung trifft auch Spitzensportler. Sie erkranken mindestens genauso oft wie jeder andere an einer Depression. Die Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung führt jedoch dazu, dass sie bei Sportlern nicht rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Psychische Störungen passen nicht ins Bild des erfolgreichen, leistungsorientierten Athleten. Hinzu kommt, dass die Diagnose bei Sportlern schwieriger ist, da sie meist über eher unspezifische Beschwerden wie Kraftlosigkeit, unklare Schmerzzustände, Schlafstörungen und muskuläre Probleme klagen.

Auch im Freizeitsport geht es immer mehr um Leistung, Rekorde und Konkurrenzkampf. Wer es immer wieder mit dem Training übertreibt und keine ausreichenden Erholungsphasen einlegt, schwächt auf Dauer seine seelische und körperliche Gesundheit, weiß Dr. Markser, ehemaliger Leistungssportler, Mitbegründer und stellvertretender Leiter des Referates Sportpsychiatrie und -psychotherapie bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Die grundsätzlich gesundheitsfördernde Wirkung des Sports kann dadurch verloren gehen.

Wird eine Depression rechtzeitig erkannt, ist sie in 80 Prozent der Fälle gut behandelbar. Wichtig ist daher, über das Thema aufzuklären, damit sich Sportler trauen, möglichst früh Hilfe zu holen. Bei Hinweisen auf eine Depression sollten sich Betroffene nicht an ihren Vereinsarzt wenden, sondern besser zu einem externen Arzt oder Psychologen gehen. Denn: Ein externer Arzt ist dem Verein gegenüber zu keiner Stellungnahme verpflichtet. Nur so kann sich ihm der Sportler ganz anvertrauen. Mittlerweile gibt es in Deutschland an acht Universitäten sportpsychiatrische Ambulanzen, an die man sich bei Verdacht auf eine depressive Erkrankung im Sport wenden kann (www.dgppn.de/sportpsychiatrie.html).

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