Presseinformation der AG Pädiatrische Radiologie in der Deutschen Röntgengesellschaft
im Rahmen der 110. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
e. V. vom 11.–14.09.2014 in Leipzig
Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel, Leiter der AG Pädiatrische Radiologie in der DRG.
Leipzig, September 2014. Auf der diesjährigen Jahrestagung der DGKJ präsentierte sich die Arbeitsgemeinschaft
Pädiatrische Radiologie der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) mit einer eigenen
Session. „Zentrales Thema ist der Einsatz strahlungsarmer Untersuchungsmethoden bei
Kindern. Deren Erforschung aber wird schwieriger, weil immer weniger Zentren über
kinderradiologische Abteilungen verfügen“, sagt Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel, Leiter
der AG und Professor für Kinderradiologie am Universitätsklinikum Jena.
Im wissenschaftlichen Fokus steht der kontrastmittelgestützte Ultraschall
Im wissenschaftlichen Fokus steht der kontrastmittelgestützte Ultraschall
Da der kindliche Organismus in seiner Wachstumsphase wesentlich strahlenempfindlicher
ist als der Organismus Erwachsener, fängt der Strahlenschutz bei der Wahl der Untersuchungsmethode
an. Häufig heißt die Methode Ultraschall, der bei Säuglingen und Kleinkindern auch
zur Untersuchung des Skelettsystems eingesetzt werden kann sowie bei vielen Fragestellungen,
die die inneren Organe betreffen. Eine wesentliche Entwicklung der letzten Jahre ist
der kontrastmittelverstärkte Ultraschall. „Wir verwenden diese hervorragende Methode
bei der Tumordiagnostik, aber auch bei Abklärung innerer Verletzungen wie Milz- oder
Leberrupturen und können so Kindern aufwändige CT- oder MRT-Untersuchungen ersparen“,
so Mentzel. Besonders geeignet ist die KM-Sonografie bei der seit Jahren etablierten
Reflux-Diagnostik: Hier geht es darum, einen möglichen Harnrückfluss von der Blase
in die Niere zu diagnostizieren, eine häufige, angeborene oder erworbene Fehlfunktion
im frühen Kindesalter, die bei den kleinen Patienten zu chronischen Harnwegsinfektionen
führen kann.
Das Kontrastmittel selbst besteht aus mikrokleinen Gasbläschen (Microbubbles), die
in die Harnblase gegeben oder in die Blutbahn gespritzt werden und später über die
Lunge abgeatmet werden. Gegenüber dem herkömmlichen Ultraschall hat die kontrastmittelverstärkte
Sonografie den Vorteil einer deutlich besseren Sichtbarkeit der untersuchten Organe
und ihrer Durchblutung. „Zudem löst dieses nichtstrahlende Verfahren röntgendiagnostische
Untersuchungsverfahren ab und leistet damit einen Beitrag zum Strahlenschutz unserer
jungen Patienten“, so der Jenaer Experte.
PET / MR – eine vielversprechende Untersuchung gerade in der Kinderradiologie
PET / MR – eine vielversprechende Untersuchung gerade in der Kinderradiologie
In der Programmsession wurde ferner eine Untersuchungsmethode vorgestellt, die ebenfalls
helfen kann, die Strahlendosis bei Kindern zu reduzieren und gleichzeitig den diagnostischen
Mehrwert zu erhöhen. Die Rede ist von PET / MR, einem Kombinationsverfahren, das sowohl
den Organstoffwechsel darstellt, als auch detailliert anatomische Informationen liefert.
Eingesetzt wird die PET / MR bei kindlichen Tumorerkrankungen. Anders als die schon
länger etablierte PET / CT arbeitet das neue Verfahren deutlich strahlungsärmer. Ein
Problem ist aber aktuell noch die Verfügbarkeit. So gibt es in Deutschland bislang
nur 4 Universitätsstandorte mit PET / MR-Geräten.
Situation der Kinderradiologie in Deutschland kritisch
Situation der Kinderradiologie in Deutschland kritisch
„Der technische Fortschritt kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation
der Kinderadiologie in Deutschland dramatisch ist“, formuliert Mentzel ein drängendes
versorgungspolitisches Problem und führt aus: „Viele Professuren für das Fach bleiben
unbesetzt, erst jüngst wurde das Berufungsverfahren an der fusionierten Uniklinik
Gießen / Marburg eingestellt. Damit ist das Bundesland Hessen mit ca. 1 Million Kindern
ohne eine entsprechend akademisch besetzte universitäre Kinderradiologie. Die Last
der Forschung, Lehre und Weiterbildung muss von immer weniger Zentren getragen werden.
Zudem ist die Qualität der Versorgung eingeschränkt, wenn Kinderzentren nicht mehr
über eine nötige kinderradiologische Expertise verfügen. Das betrifft besonders die
kritischen Spezialbereiche wie die Frühgeborenen-Versorgung oder die Krebsmedizin
bei Kindern.“ Uneingeschränkt schließen sich die Kinderradiologen damit dem politischen
Appell der DGKJ-Kampagne „Rettet die Kinderstation“ an.
Was ist Kinderradiologie?
Was ist Kinderradiologie?
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben andere und anders verlaufende Krankheiten
als Erwachsene. Hauptgebiete der Kinderradiologie liegen in der Neonatologie (Frühchen-Medizin),
Kinderonkologie und der Diagnostik von Entwicklungsstörungen. Die Untersuchung von
Kindern erfordert mehr Zeit und Einfühlungsvermögen. Auch die Untersuchungsmethoden
sind von der Erwachsenenradiologie unterschieden: Da der kindliche Organismus sensibler
auf Röntgenstrahlung reagiert, kommt der Sonografie (Ultraschall) eine besondere Bedeutung
zu. Die Kinderradiologie ist ein Schwerpunkt der Radiologie. Kinderradiologen verfügen
neben der Expertise in der allgemeinen Radiologie über umfangreiche Kenntnisse der
Kinderheilkunde. Entsprechend lang ist die Weiterbildungszeit mit in der Regel 7 Jahren.
Aktuell praktizieren in Deutschland 110 Kinderradiologinnen und -radiologen. Bei über
12 Millionen Kindern, die in Deutschland leben, ist eine flächendeckende kinderradiologische
Versorgung daher nicht mehr sichergestellt.
Weiterführende Informationen
http://www.kinder-radiologie.org/
http://www.drg.de/de-DE/1171/historie-und-visionen-der-gesellschaft-fuer-paediatrische-radiologie
http://www.rettet-die-kinderstation.de/