Ökonomische Forderungen und Zwänge beeinflussen in erheblichem Maße die beteiligten
Kolleginnen und Kollegen in Ihrer klinischen Tätigkeit – dieser Sachverhalt wurde
bereits bei den ersten Arbeitsbesprechungen des CAFRAD nach seiner Gründung im Jahr
2008 schnell deutlich. Deshalb hat das Chefarztforum beschlossen, hierzu eigene belastbare
Daten im Rahmen eines Benchmarkprojekts zu erheben.
Warum wurde der Benchmark begonnen?
Die Auswirkungen der ökonomischen Zwänge des Gesundheitswesens führen in vielen Kliniken
dazu, dass Kosteneinsparungen ein Dauerthema geworden sind. Radiologische Abteilungen
werden in vielen Fällen vorwiegend aus dieser Perspektive betrachtet und umfassende
Erlösbetrachtungen sind eher die Ausnahme. Klinikverwaltungen beauftragen mitunter
externe Berater zur Kostenanalyse mit dem Ziel von Kosteneinsparungen, die dann Kennzahlen
für Personal präsentieren, deren Herkunft und Anwendbarkeit unklar bleiben. Eine andere
Entwicklung stellen kontinuierliche Leistungsausweitungen beispielsweise in Notaufnahmen
dar, ohne dass Personal für die Leistungserbringung zugeteilt wird. Deshalb hat das
CAFRAD beschlossen, sukzessive eigene belastbare Daten innerhalb des Forums zu erheben
und diese intern zur Verfügung zu stellen.
Wie wird der Benchmark durchgeführt?
Die Datenerhebung erfolgt seit 2008 innerhalb des CAFRAD anonymisiert mit einem abgestimmten
Dokumentationsbogen, der jeweils bis zur Jahresmitte abgegeben werden kann. Die Eingaben
werden in der Geschäftsstelle der DRG anonymisiert. Die Auswertung erfolgt wissenschaftlich
begleitet durch Prof. Jörg Schlüchtermann (Universität Bayreuth, BWL V). In der Herbsttagung
des CAFRAD werden die Ergebnisse vorgestellt und an die Teilnehmer anonym verteilt.
Regelmäßig abgeleitete Kennzahlen sind beispielsweise die erbrachten Leistungen in
GOÄ-Punkten pro MTRA oder Arzt. Mit diesen Kenziffern kann die Effizienz des Personaleinsatzes
beurteilt werden. Von den über 200 im CAFRAD registrierten leitenden Radiologen / innen
nehmen ca. 60–90 aktiv am Benchmark teil. Der Bechmark stellt damit innerhalb der
Radiologie in Deutschland die umfassendste Datenerhebung zu diesem Thema dar.
Welche Erkenntnisse konnten gewonnen werden?
Zunächst könnte man annehmen, dass basierend auf der seit langer Zeit etablierten
GOÄ die Leistungsdokumentation relativ einheitlich sein sollte. Bei den ersten Auswertungen
zeigte sich jedoch eine erstaunliche Heterogenität der Daten, wie zum Beispiel im
Falle der Personalkosten pro GOÄ-Punkt bei aufsteigender Bettenzahl (siehe [Abb. 1]) und der GOÄ-Punkte pro Untersuchung (siehe [Abb. 2]), wie hier für das Jahr 2012 dargestellt:
Abb. 1 Personalkosten pro GOÄ-Punkt.
Abb. 2 GOÄ-Punkte pro Untersuchung.
Eine weiterführende Analyse im CAFRAD ergab, dass identische Leistungen stark unterschiedlich
dokumentiert werden. Nachfolgend wurden Anstrengungen unternommen die Dokumentation
zu homogenisieren, was die Mehrheit der Beteiligten zunehmend berücksichtigt. Durch
eine Überdokumentation von Leistungen wird bei identischem Mengengerüst das Ergebnis
der Produktivitätskennziffern aktuell noch zu Ungunsten der homogen dokumentierenden
Teilnehmer verändert.
Im 2. Schritt erfolgte eine detaillierte Analyse der Daten einzelner Kliniken im Forum.
Hier zeigte sich, dass individuelle lokale Verhältnisse signifikanten Einfluss auf
die individuellen Ergebnisse haben, die nicht verallgemeinert werden können. Besonders
hohe und auf den 1. Blick gute Produktivitätskennziffern (GOÄ-Punkte pro Arzt / MTRA
u. a.) konnten bei Kliniken beobachtet werden, die mit unbesetzten Stellen, signifikanten
Leistungsausweitungen oder Mangelsituationen im Personal- oder Gerätebereich arbeiten
mussten.
Die aktiven Teilnehmer haben durch den Benchmark gelernt, die Leistungsdokumentation
Ihrer Abteilungen aktiv zu vervollständigen und beispielsweise zeitaufwendige Sekundärleistungen
wie Tumorboard-Besprechungen zu berücksichtigen. Die jährlichen Ergebnisse geben ein
gutes Feedback zur Entwicklung der Abteilungen für den aktiven Teilnehmer. In einer
Publikation konnten Ergebnisse aus dem CAFRAD-Benchmark für die deutsche Radiologie
vorgestellt werden (Schlüchtermann J, P. Reimer, G. Layer, J. Hierholzer und P. Landwehr,
Benchmarking von Krankenhaus-Radiologien. Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement
2013; 18: 68–75. siehe auch: https://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/10.1055/s-0032–1330506)
Weitere Zielsetzungen des CAFRAD Benchmark
In 2013 erfolgte auf Wunsch vieler Teilnehmer bereits eine Ausweitung mit der separaten,
ebenfalls anonymen Erfassung von Sachkosten als Testlauf, der präzisiert werden soll
und von R. Fischbach mit koordiniert wird.
Aktuell verfolgen wir 2 Zielrichtungen.
-
Die Erhebung sollte von mehr Kollegen im CAFRAD aktiv wahrgenommen werden und dabei
möglichst homogen dokumentiert werden.
-
Über rein ökonomische Daten hinaus beabsichtigen wir, ab 2014 Prozessabläufe wie Wartezeiten
oder Befundzeiten in den Benchmark aufzunehmen.
Das Benchmarkprojekt ist offen für alle Teilnehmer des CAFRAD, sodass der Leser im
Falle einer Leitungsfunktion einer klinisch-radiologischen Abteilung die Mitgliedschaft
im CAFRAD erwägen kann.
Prof. Dr. Peter Reimer, Karlsruhe