Stefan Diederich ist weit gekommen: Geboren 1961 in Göttingen, aufgewachsen in Lübeck
zog es ihn nach Münster, Cambridge und schließlich nach Düsseldorf; vom Arztsohn wurde
er zum Arzt, zum Chefarzt und schließlich zum Kongresspräsidenten des größten deutschsprachigen
Fachkongresses der Radiologie.
Prof. Dr. Stefan Diederich
„Ich würde den Arztberuf immer wieder wählen“, sagt Stefan Diederich über seine Berufswahl.
„Das lag aber nicht daran, dass mir das jemand vorgeschrieben hätte, sondern an mir
selbst: Ich wollte einen Beruf ergreifen, von dem ich hoffte und dachte, dass er einen
Unterschied macht.“ Und diese Hoffnung erfüllt sich bis heute.
Vielleicht ist ihm dieser Berufswunsch auch bereits in die Wiege gelegt worden: Mit
einem Landarzt als Großvater, einem Universitätskardiologen als Vater sowie Onkeln,
die Ärzte waren, hat ihm eine ganze Medizinerfamilie als Vorbild gedient. Auch sein
Bruder ist Arzt. 1981 beginnt er das Medizinstudium an der Universität Münster.
Wenn Stefan Diederich über seinen Werdegang und seine tägliche Arbeit spricht, wirkt
er zufrieden, denn der Arztberuf sei so, wie er ihn sich vorgestellt hat. Er stellt
gern Diagnosen und ist froh, wenn er durch pfiffiges Nachdenken dem Patienten helfen
kann. Wenn er lediglich mit einer Betäubung und ohne Schnitt ein Problem gelöst, gar
einen Tumor zerstört hat, sei er glücklich und zugleich stolz, dass er auf sein Bauchgefühl
gehört und sich diesen Beruf ausgesucht hat – und dabei auch noch der Familientradition
gefolgt ist. Und gerade in der Radiologie könne er so effektiv und schnell wie sonst
nirgends – ohne viel Blutvergießen – Erkrankungen schnell behandeln.
Dass Diederich sich 1987 für die Radiologie entscheidet, hat mit einer prägenden Person
zu tun: Sein Doktorvater Prof. Peter E. Peters hat zu dieser Zeit den Lehrstuhl für
Radiologie in Münster inne und führt seinen 26-jährigen Doktoranden an die Computertomografie
heran. Diederich ist beeindruckt von der CT, aber auch von Peters als Mensch und Mentor.
Noch heute frage er sich in schwierigen Situationen: Was würde Peters tun? Oder: Wie
wäre mein Großvater, der Landarzt, der seine Patienten noch ganzheitlich behandelte,
alle von der Geburt bis ans Sterbebett begleitete – wie wäre er mit dem Problem umgegangen?
Dass er sich diese Fragen stellt, ist keine Schwäche, sondern verleiht ihm Sicherheit.
Familie und Vorbilder geben ihm Rückhalt, Ruhe und Multiperspektivität, die ihn erfolgreich
macht. Er promoviert magna cum laude.
1992 wird für ihn ein besonderes Jahr: Mit Frau und 2 kleinen Kindern zieht er ins
englische Cambridge und nimmt eine Tätigkeit als Senior Registrar am Department of
Radiology am Addenbrooke’s Hospital auf. In dieser sehr prägenden Zeit nimmt ihn Dr.
Christopher Flower unter seine Fittiche, der ihn in die Thoraxradiologie einführt,
auf die sich Diederich fortan spezialisieren wird. Er lernt Prof. Adrian Dixon kennen,
der ihn als Vorbild beeinflusst. Die Zeit in England hat auch aufs Private Einfluss:
Er und seine Frau verlieben sich in die englische Landschaft, die Weite, die Sprache.
Sein beruflicher Mittelpunkt liege noch heute nur in Europa, sagt er, und seine Urlaube
verbringe er nach wie vor gerne in Großbritannien. „Denn Ablenkung und Abstand vom
Medizinerleben sind wichtig, auch wenn ich meinen Traumberuf verwirklicht habe“.
Und doch verwebt sich manchmal der Berufsalltag mit dem Privatleben. Ein prägendes
Erlebnis ereilt Diederich im Nachtdienst als junger Radiologe: Ein Kind war in einen
Teich gefallen, geriet in Panik, schluckte Wasser und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Der kleine Patient konnte nicht gerettet werden. So etwas, sagte er sich, möchte ich
niemals wieder mit ansehen, nie wieder erleben. Seine Kinder schickt er so früh wie
möglich in die Schwimmschule. Eine seiner Töchter wird Leistungsschwimmerin und bringt
es bis zu den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften.
1995 schließt Diederich seine Facharztausbildung in Radiologischer Diagnostik erfolgreich
ab, 1998 habilitiert er in Münster, 2002 wird er Chefarzt des Instituts für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie am Düsseldorfer Marien Hospital. 2004 verleiht ihm
die medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die außerplanmäßige
Professur. Die Aus- und Fortbildung an einer Uniklinik seien von zentraler Bedeutung,
sagt er, aber das direktere Arbeiten am Patienten sei an einer kleineren Klinik wie
dem Marien Hospital viel eher möglich und ihm sehr wichtig. Außerdem genieße er es
als PJ-Beauftragter, der er mittlerweile schon seit 10 Jahren ist, junge Mediziner
zu unterstützen und ihnen einen Weg in die Radiologie zu ebnen.
Wie ist er Chef geworden? Er findet: Sich selbst treu bleiben, trotz Gefechten oder
schwierigen Rahmenbedingungen, sich nicht umkrempeln lassen und sich Rat holen – dann
klappt auch der Aufstieg. Die Entscheidung zur Kongresspräsidentschaft fällt nach
Rücksprache mit Prof. Walter Gross-Fengels von der Hamburger Asklepios Klinik, der
Geschäftsführung des Marien Hospitals – und seiner Frau: Das ist doch die Krönung
deines Werdegangs, sagt sie. Das musst du annehmen! Drei Mal grünes Licht. Und so
wurde er zum Kongresspräsidenten gewählt. Er wird sich dafür nicht umkrempeln müssen.
Wenn er so bleibt wie er ist, wird es ein besonders erfolgreicher Röntgenkongress
werden.
Zur Person
Studium
1981–1987 Medizinstudium an den Universitäten Münster und Heidelberg
Juni 1987 Approbation als Arzt
Promotion
Juli 1987 Promotion am Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster bei Prof.
Dr. med. P. E. Peters
Ärztliche und wissenschaftliche Ausbildung und Tätigkeit
1988/1989 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum
1990 Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Klinische Radiologie der Universität
Münster
1992/1993 Senior Registrar am Department of Radiology, Addenbrooke‘s Hospital, Cambridge
1995 Facharzt für Radiologische Diagnostik
1997 Facharzt für Diagnostische Radiologie
1998 Habilitation am Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster und Verleihung
der Lehrbefugnis für das Fach „Diagnostische Radiologie“
Seit 2002 Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Marien
Hospital Düsseldorf
2004 Verleihung einer außerplanmäßigen Professur durch die medizinische Fakultät der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster
2014 Kongresspräsident des 95. Deutschen Röntgenkongresses / 7. Gemeinsamen Kongresses
der DRG und ÖRG (28.-31. Mai 2014, Congress Center Hamburg, www.roentgenkongress.de)
Auszeichnungen:
Hanns-Langendorff-Preis der Vereinigung Deutscher Strahlenschutzärzte und der Hanns-Langendorff-Stiftung
(2000)
Eugenie-und-Felix-Wachsmann-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft (2006)
Anne-Katrin Hennig, Pressestelle der DRG