Emmi L Hrsg.
Behçet’s Syndrome – From Pathogenesis to Treatment.
Berlin/Heidelberg: Springer; 2013.
ISBN: 978-8-847054-76-9 229 S., 39 Abb., 106,99 €
Unter der Federführung von Herrn Dr. Lorenzo Emmi aus Florenz als Herausgeber hat
ein Autorenteam von 61 ausgewiesenen Experten ein interdisziplinäres Fachbuch zu einer
seltenen, in der Terminologie umstrittenen, komplexen Entität, dem Behçet-Syndrom,
vorgelegt.
In insgesamt 20 Kapiteln werden neben historischen, epidemiologischen und pathogenetischen
Daten insbesondere die zahlreichen Manifestationsformen dieser Systemerkrankung, die
bis heute eine Herausforderung an die unterschiedlichen Fachdisziplinen (Immunologen,
Rheumatologen, Dermatologen, Ophthalmologen u. a.) darstellt, profund dargelegt.
1931 veröffentlichte der griechische Ophthalmologe Benedictos Adamantiades mit dem
Krankheitsbild einer rezidivierenden Iritis eine erste diesbezügliche Fallbeschreibung
in der jüngeren Zeitrechnung und stellte es als eine klare klinische Entität dar.
Der türkische Dermatologe Hulusi Behçet beschrieb 1937 erstmalig den Drei-Symptomen-Komplex
(rezidivierende orale Aphthen, genitale Ulzerationen, rezidivierende Uveitis) als
eine Krankheitsentität.
Die Prävalenz der Systemerkrankung ist regional unterschiedlich: In Ländern der europäischen
Union werden weniger als 5 Erkrankte auf 100 000 Einwohner beschrieben. Deutlich höhere
Prävalenzen finden sich entlang der alten Seidenstraße, vom mittleren Osten bis nach
China reichend. Die höchsten Prävalenzraten sind mit ca. 400 Erkrankten auf 100 000
Einwohner in der Türkei zu finden.
Besondere Aufmerksamkeit gebührt den Kapiteln 17 „Classification and Diagnosis Criteria
for Behçet’s Disease“ und 19 „Old and New Treatment for Behçet’s Disease“. Die Diagnosekriterien
wurden erstmalig von Curth 1946 aufgestellt. Um den stetigen Veränderungen dieser
Kriterien Rechnung tragen zu können, erfolgte im Jahr 2013 eine Revision der International
Criteria for Behçet’s Disease. Dies spiegelt die Komplexität und die erschwerte Diagnostik
dieser Erkrankung wider.
Die in Kapitel 19 aufgeführten Therapieoptionen, beginnend mit der topischen, antiphlogistischen
Therapie, über alte Systemtherapien mit Kortikosteroiden, Colchizin, Dapson, Azathioprin
u. a. hin zu neuen Systemtherapien wie Mykophenolatmofetil und TNF-alpha-Antagonisten,
zeigen deutlich, dass sich die Behandlung an dem individuellen Beschwerdebild orientieren
muss. Andererseits ist die Verfügbarkeit moderner Therapiemöglichkeiten, wie der monoklonale
TNFα-Anitkörper Infliximab oder der monoklonale anti-CD20+-Antikörper Rituximab, denen
eine wachsende Evidenz hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit zukommt, insbesondere
zur Behandlung der ausgeprägten bzw. therapieresistenten Formen des Behçet-Syndroms,
von großer Bedeutung.
Auch wenn das Behçet-Syndrom als eine seltene Entität gilt, so wird die Wahrscheinlichkeit,
betroffene Patienten im Rahmen der Globalisierung anzutreffen, zunehmen. Daher ist
dieses Werk – auch wenn das Layout einfach gehalten ist und das Bildmaterial qualitativ
und quantitativ nicht höchsten Ansprüchen genügt – ein wertvoller Begleiter nicht
nur für Kollegen aus den spezialisierten Fachdisziplinen, sondern für jeden praktisch
tätigen Arzt. Aus diesem Grund ist das Fachbuch sehr zu empfehlen. Der etwas zu hohe
Verkaufspreis trübt jedoch den positiven Gesamteindruck ein wenig. Es sei aber an
dieser Stelle erwähnt, dass die E-Book-Version mit 83,29 € günstiger als die gebundene
Ausgabe erworben werden kann.
H. Adib-Tezer, Wiesbaden