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DOI: 10.1055/s-0034-1366958
Medizinische Statistik – Defizite in der Versorgung durch Pneumologen
Publication History
Publication Date:
04 February 2014 (online)
Die Schwierigkeit, vorhandene Statistiken über Pneumologen auswerten zu können, ist auf die vielfältigen, bis heute gültigen Fachbezeichnungen zurückzuführen. Dies liegt an der Überführung des Gebietes „Lungenheilkunde“ in das Teilgebiet „Lungen- und Bronchialheilkunde“ (1987); später in den „Schwerpunkt Pneumologie“ der Inneren Medizin. Die vielen Berufsbezeichnungen (‣ Tab. [ 1 ]) müssen im Rahmen der Besitzstandswahrung solange in den Statistiken der Bundesärztekammer geführt werden, bis die Inhaber dieser Bezeichnungen diese entweder in die heute gültige Bezeichnung Facharzt „Innere Medizin und Pneumologie“ überführt haben oder ihre Berufsbezeichnung mit ins Grab nehmen – und das wird noch viele Jahre dauern.


Für all diejenigen, die sich mit Daten der Bundesärztekammer aus statistischen Gründen beschäftigen, ist dies gut zu wissen. Doch gleichgültig wie auch immer die jeweilige Bezeichnung lauten mag, alle sind in der Pneumologie beruflich tätig und werden im Folgenden mit dem Sammelbegriff „Pneumologe“ genannt.
Die Anzahl der berufstätigen Pneumologen ist zwischen 1993 und 2012 kontinuierlich leicht gestiegen, wie die Entwicklung in ‣ Abb. [ 1 ] zeigt.


Auf die Einwohner in Deutschland umgerechnet versorgte im Jahr 2012 – rein statistisch betrachtet – jeder berufstätige Pneumologe 39 711 Einwohner. Da jedoch die in ‣ Tab. [ 1 ] unter „sonst. tätig“ registrierten Pneumologen nicht direkt an der Versorgung teilnehmen, erhöht sich der Anteil zu versorgender Menschen und lag im Jahr 2012 bei 42 494 Einwohner je Facharzt. Für die als Vertragsarzt in der niedergelassenen Praxis tätigen Pneumologen alleine würde diese Einwohnerzahl bei 87 628 liegen.
Die absoluten Zahlen in ‣ Abb. [ 1 ] und [ 2 ] weisen zunächst auf eine positive Entwicklung hin. Doch dies sieht bereits anders aus, wenn man die berufstätigen Pneumologen mit der berufstätigen Gesamtärzteschaft in Relation setzt. Hier zeigt sich, dass die Anzahl der Pneumologen mit der Entwicklung in der Gesamtärzteschaft in den letzten 30 Jahren nicht Schritt halten konnte (‣ Tab. [ 2 ]). Bereits die Prognosestudie von 1983 [1] hat gezeigt, dass bei der vorhandenen Morbiditätsentwicklung, dem altersbedingten Ersatzbedarf und der Angleichung an internationalen Standards zusätzlich 145 Weiterbildungsstellen (Bestand 280 Weiterbildungsstellen) fehlten und somit seinerzeit bereits ein Defizit bei der pneumologischen Versorgung vorhanden war.




Durch die Wiedervereinigung (Prognosstudie von 1991 [2]) wurden diese Defizite keineswegs gebessert. Wenn man die zukünftigen Prognosen für die Morbiditätsentwicklung in der Pneumologie (‣ Tab. [ 3 ]). kennt, dann ist unschwer zu erkennen, dass sich die Versorgungssituation weiter deutlich verschlechtern wird.


Versorgungsentwicklung im stationären Sektor
Auch hier sehen wir (‣ Abb. [ 3 ]) eine deutliche Zunahme der Fachärzte für Pneumologie.


Während sich die Anzahl der leitenden Ärzte in den letzten 10 Jahren auf einem annähernd gleichen Niveau hält, nahm die Anzahl der Oberärzte besonders in den letzten Jahren zu (‣ Abb. [ 4 ]). Ob dies zu Lasten der Weiterbildungsstellen geht, muss hinterfragt werden.


An ‣ Abb. [ 5 ] ist unschwer zu erkennen, dass in der Bundesrepublik die pneumologische Versorgungssituation in Klinik und Praxis regional sehr unterschiedlich verteilt ist. Es gibt mehrere Bereiche, in denen keine pneumologische Versorgungseinrichtungen vorhanden sind – und das bei der zunehmenden Morbidität an pneumologischen Erkrankungen (‣ Tab. [ 3 ]).


Die Zahl der jährlichen Facharztanerkennungen ersetzt kaum das altersbedingte Ausscheiden von Pneumologen. Ob diese alle in der pneumologischen Versorgung bleiben, ist keiner öffentlichen Statistik zu entnehmen. Es ist zu vermuten, dass auch hier mit einem Schwund gerechnet werden muss.
Durch das Nachwuchsproblem, das durch die demografische Entwicklung in Deutschland verstärkt wird, ist nicht nur in der Ärzteschaft der „Kampf um die Köpfe“ längst entbrannt. Als Konsequenz bei dieser Entwicklung bedarf es größter Anstrengungen aller im Berufsleben stehender Pneumologen, damit wenigstens der derzeitigen Stand der pneumologischen Versorgung erhalten bleiben kann.
Dr. Dietrich Rohde, Mülheim
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Quellen
- 1 Tab. 2 : Stand und Entwicklung der Pneumologie in der BRD, 1983, Prognos AG, Basel
- 2 Tab. 2: Stand und Entwicklung der Pneumologie in der BRD, 1993, Prognos AG, Basel
- 3 Tab. 1–2, Abb. 1–5: Bundesarztregister als gemeinsame Einrichtung der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) (Stand: Mai 2013).
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Quellen
- 1 Tab. 2 : Stand und Entwicklung der Pneumologie in der BRD, 1983, Prognos AG, Basel
- 2 Tab. 2: Stand und Entwicklung der Pneumologie in der BRD, 1993, Prognos AG, Basel
- 3 Tab. 1–2, Abb. 1–5: Bundesarztregister als gemeinsame Einrichtung der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) (Stand: Mai 2013).















