Fallbeschreibung
Es finden sich endoskopische Aufnahmen von 2 unterschiedlichen Patienten mit ähnlichem
Lokalbefund. Das Bronchoskop zeigt jeweils den Blick vom rechten Hauptbronchus aus
in den proximalen Zwischenbronchus. Links im Bild (medial) findet sich eine grubenförmige
Vertiefung. Es handelt sich in beiden Fällen um einen Zufallsbefund.
Bronchoskopiebefund 1
Bronchoskopiebefund 2
Wobei handelt es sich bei der Anomalie im Bronchialsystem?
Die Auflösung finden Sie auf der nächsten Seite.
Auflösung
Die richtige Antwort lautet: Bronchus cardiacus accessorius
Erläuterung:
Beim Bronchus cardiacus accessorius handelt es sich um eine seltene, meist sackförmige
Ausstülpung der medialen Wand des distalen Hauptbronchus oder Zwischenbronchus rechts.
In der Literatur finden sich bereits Beschreibungen, die bis in das Jahr 1939 zurückreichen.
Ursächlich wird eine intrauterine Entwicklungsstörung des Bronchialsystems (Rudimente
des Lobulus cardiacus bei Säugetieren) in der 4.–6. Schwangerschaftswoche angenommen.
In einer Untersuchung von Barzo et al. (Diagn Ther Endoscop 1999) konnte diese Anomalie
bei 25 von 30 000 Patienten, die eine Bronchoskopie hatten, beobachtet werden. In
den seltensten Fällen ist die Anomalie mit spezifischen Symptomen verbunden, in einzelnen
Fällen wurden im Zusammenhang mit dem Bronchus cardiacus Hämoptysen, Infekte (früher
auch häufig von tuberkulöser Lymphadenitis betroffen) oder Karzinomerkrankungen beschrieben.
Gelegentlich finden sich auch andere tracheobronchiale oder kardiopulmonale Anomalien.
Die Diagnostik erfolgt meist als Zufallsbefund im Rahmen einer Bronchoskopie oder
im Rahmen einer Thorax-CT.