Notfallmedizin up2date 2014; 02(01): 71-87
DOI: 10.1055/s-0034-1365139
Immunsystem, Stütz- und Bindegewebe
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergie und anaphylaktische Reaktionen

Markus Fischer
,
Andreas Walther
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. März 2014 (online)

Preview
Kernaussagen
  • Die Anaphylaxie ist eine schwere allergische Reaktion und stellt damit ein akutes und potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar, das einem Stadium II oder III der Stadieneinteilung allergischer Reaktionen entspricht.

  • Anaphylaktische Reaktionen werden durch die Freisetzung von Mediatoren aus Mastzellen und basophilen Grannulozyten hervorgerufen.

  • Die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie sind Nahrungsmittel, Medikamente und Insektenstiche.

  • Der zeitliche Beginn der klinischen Symptomatik nach Antigenexposition und die auftretenden klinischen Symptome sind uneinheitlich und variieren interindividuell stark in Abhängigkeit von der Eintrittspforte des Antigens, der Absorptionsrate und dem Grad der Sensibilisierung.

  • Die klinische Symptomatik ist vielgestaltig. Hautveränderungen wie Pruritus, Flush und Erythem sind die klinisch auffälligsten Symptome anaphylaktischer Reaktionen. Weitere Symptome manifestieren sich vor allem an den Atemwegen, dem kardiovaskulären System und dem Gastrointestinaltrakt.

  • Die Diagnose wird in erster Linie klinisch anhand typischer pathologischer Befunde in Verbindung mit der Anamnese gestellt.

  • Alle Differenzialdiagnosen zeichnen sich durch das Fehlen typischer klinischer Zeichen der Anaphylaxie aus, sodass eine Abgrenzung meist schnell möglich ist. Allerdings wird die Diagnose schwierig, wenn Hauterscheinungen und Atemwegsobstruktionen fehlen.

  • Die parenterale Adrenalingabe ist gegenwärtig immer noch das zentrale Element der pharmakologischen Therapie. Sie ist bei allen Patienten mit beginnender Kreislaufdepression und beginnendem Ödem der oberen Luftwege indiziert. Dabei kann Adrenalin auch per Verneblermaske zugeführt werden.

  • Weitere medikamentöse Therapiemaßnahmen umfassen die Sauerstoffgabe, die kardiovaskuläre Stabilisierung, die Volumengabe sowie die Gabe von Antihistaminika und Glukokortikoiden.

  • Nach einer anaphylaktischen Reaktion sind alle Patienten für 24 bis 48 Stunden stationär zu überwachen.

  • Grundsätzlich sind Allergien bei Patienten abzuklären. Das Ergebnis wird in einem Allergiepass dokumentiert. Erforderlich ist eine eingehende Aufklärung und Schulung des Patienten und seiner Familie zur Selbstbehandlung im Falle eines Antigenkontakts.