Handchir Mikrochir Plast Chir 2014; 46(01): 66
DOI: 10.1055/s-0033-1363663
Brief an den Herausgeber
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Kommentar zu der Arbeit: „Der „Wide Awake Approach“ – Effizienz und Patientensicherheit bei der Karpaldachspaltung“ von S. Löw, D. Herold und C. Eingartner und zum Kommentar von M. Dinkel zu dieser Arbeit

Commentary on the Paper “Der “Wide Awake Approach” – Effizienz und Patientensicherheit bei der Karpaldachspaltung” by S. Löw, D. Herold and C. Eingartner and on the Commentary by M. Dinkel about this Paper
H. Bucher
1   Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Stadtpark, Nürnberg
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Publication Date:
26 February 2014 (online)

In beiden Arbeiten wurden nach meiner Ansicht wesentliche Punkte des „Wide Awake Approach“ nicht ausführlich genug herausgearbeitet. Ich selbst führe seit etwa 20 Jahren Karpaldachspaltungen in örtlicher Betäubung durch. Die kurzzeitige Blutsperre-Zeit von 10–15 min ist dabei in der Regel kein Problem. Seit etwa 10 Jahren führe ich den Eingriff unter Zusatz von Epinephrin in der Konzentration 1:100 000 durch ohne dieses Verfahren extra neu zu benennen. Auch bei anderen Eingriffen, z. B. Spaltung des 1. Strecksehnenfaches bei TVS de Quervain, hat sich dieses Vorgehen bewährt. Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich die guten Operationsbedingungen durch den Zusatz eines Vasokonstriktors vollumfänglich bestätigen.

Aus meiner Sicht ist ein wesentlicher Vorteil dieser Betäubungsform, dass ein Anästhesist und Anästhesie-Pflegepersonal gar nicht mehr benötigt wird. Dies ist auch der wesentliche Kosteneinsparungsfaktor, der auch durch Zahlen belegt werden kann. Es ist deshalb unnötig, die eingesparte Zeit minutiös aufzulisten, wenn der Vorteil so klar auf der Hand liegt.

Bei ambulanter Operation erhält der Operateur nach derzeitigem EBM für die Operation eines Karpaltunnelsyndroms bei gesetzlich Krankenversicherten eine Vergütung von Euro 147,80. Der Anästhesist erhält für die Narkose Euro 125,70 und für die postoperative Überwachung Euro 51,30.

Bei Durchführung der Karpaldachspaltung ambulant in örtlicher Betäubung unter Zusatz von Epinephrin können also durch die Einsparung von Anästhesie-Personal die Kosten um Euro 125,70 € reduziert werden. Das entspricht etwa 40% der Gesamtkosten. Dies sehe ich als wesentlichen Vorteil dieses Verfahrens an. Für Privatpatienten ist der Kostenvorteil in ähnlicher Größenordnung.

Durch diese Betäubungsform können Patienten, die zum Beispiel aufgrund fehlender häuslicher Versorgung oder sonstiger Gründe stationär operiert werden hätten müssen, jetzt ambulant behandelt werden. Auf diese Weise können zusätzliche Kosten eingespart werden. Gerade ältere Patienten nehmen diese Möglichkeit gerne an.

Ein letzter Vorteil ist, dass weniger Personal notwendig ist. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Reibungsverluste und Verzögerungen mit der Anzahl des beteiligten Personals ansteigen. Weil kein Anästhesie-Personal beim „Wide Awake Approach“ benötigt wird und deshalb weniger Schnittstellen vorhanden sind, gibt es weniger Reibungsverluste und Verzögerungen. Die Frequenz an Operationen pro Operationstag kann deshalb erhöht werden.