Während des ersten Lebensjahres ist die Infektion mit respiratorischen Synzytialviren
(RSV) eine der häufigsten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung in der Wintersaison.
Eine dabei auftretende schwere RSV-Bronchiolitis geht mit einer zunehmenden Häufigkeit
des rezidivierenden Keuchens (Wheezing) einher. M. O. Blanken et al. haben im Rahmen
einer Studie festgestellt, dass Palivizumab bei Frühgeborenen die Anzahl der Tage
mit Wheezing deutlich reduziert.
N Engl J Med 2013; 368: 1791–1799
Die niederländischen Pädiater unternahmen eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte
Studie an mehreren Zentren, um die kausale Rolle der RSV-Infektion in der Pathogenese
des Wheezings während des ersten Lebensjahres zu untersuchen. Dabei setzten sie Palivizumab
als Therapie gegen RSV ein. Palivizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bereits
effektiv schwere RSV-Infektionen bei Kleinkindern mit hohem Risiko verhindern konnte.
Sie nahmen 429 ansonsten gesunde Frühchen (Gestationsalter: 33–35 Wochen) in die Therapiestudie
auf. 214 von ihnen (RSV-Präventionsgruppe) erhielten während der RSV-Saison monatliche
Injektionen von Palivizumab (15 mg/ kg Körpergewicht), 215 ein Placebo. Primäres Studienziel
war die von den Eltern berichtete Gesamtzahl an Tagen mit Wheezing im Verlauf des
ersten Lebensjahres. Während dieser Zeit hielten die Eltern zudem Atemwegssymptome,
Arztbesuche und den Gebrauch von Atemwegsmedikamenten fest. Sekundärer Endpunkt war
die Anzahl von RSV-Infektionen, bestätigt durch nasopharyngeale Abstriche, die mit
oder ohne medizinischen Eingriff positiv auf RSV-RNA waren.
Abnahme der Tage mit Wheezing
Die mit Palivizumab behandelten Kleinkinder wiesen eine deutlich niedrigere Inzidenz
von RSV-bedingten Krankenhauseinweisungen auf als diejenigen, die Placebo erhalten
hatten (0,9 vs. 5,1 %; p= 0,01). Die von den Eltern berichtete Gesamtzahl an Tagen
mit Wheezing im Verlauf des ersten Lebensjahres lag unter der Gabe von Palivizumab
deutlich niedriger als unter Placebo. Die absolute Reduktion der Wheezingrate in der
RSV-Präventionsgruppe betrug 2,7 Prozentpunkte im Vergleich zur Placebogruppe (930
von 53 075 Tagen [1,8 %] vs. 2309 von 51 726 Tagen [4,5 %]). Das ergab eine relative
Reduktion von 61 %. Die Wirkung der RSV-Prävention auf die Anzahl der Tage mit Wheezing
hielt während der Periode nach der Prophylaxe, die den Zeitraum 2 Monate nach der
letzten Injektion von Palivizumab bis zu einem Jahr umfasst, mit einer relativen Reduktion
von 73 % weiterhin an. Auch der Anteil von Kleinkindern mit rezidivierendem Keuchen
lag in der RSV-Präventionsgruppe mit 11,2 % deutlich niedriger als unter Placebo mit
20,9 % (p=0,005). Ähnlich verhielt es sich mit der Anzahl von Kleinkindern, die Bronchodilatatoren
einsetzten. Dazu kam es nur in 13 % in der Verumgruppe, hingegen in 23 % in der Placebogruppe
(p=0,001).
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Palivizumab die Anzahl der Tage mit Wheezing
im Verlauf des ersten Lebensjahres von ansonsten gesunden Frühgeborenen deutlich senkt.
Der Effekt hält nach dem Ende der Behandlung an. Nach Ansicht der Autoren ist der
Postprophylaxeeffekt der RSV-Prävention ein Beleg dafür, dass die RSV-Infektion einen
wichtigen Mechanismus in der Pathogenese des rezidivierenden Wheezings während des
ersten Lebensjahres dieser Kleinkinder darstellt.