F. C. Ringshausen et al. haben in einer nationalen Studie die Häufigkeit von Erkrankungen,
die mit atypischen Mykobakterien (PNTM: pulmonary non-tuberculous mycobacteria) assoziiert
sind und zu einer Hospitalisation führen, systematisch analysiert. Die Studie hat
gezeigt, dass PNTM gerade bei Patienten mit Zystischer Fibrose (CF) und chronisch
obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) klinisch wichtig sind und an Häufigkeit zunehmen.
BMC Infect Dis 2013; 13: 231
Infektionen mit atypischen nichttuberkulösen Mykobakterien, vor allem mit M. avium
intracellulare complex, M. chelonae und M. abscessus, nehmen sowohl bei CF- als auch
bei Nicht-CF-Patienten kontinuierlich zu. Durch ihre Resistenz gegenüber zahlreichen
Antibiotika sind PNTM eine klinisch-therapeutische Herausforderung. Das Forscherteam
um Ringshausen von der MHH Hannover analysierte nun systematisch die Häufigkeit von
PNTM in Deutschland und untersuchte bei welchen pulmonalen Krankheitsbildern diese
eine Rolle spielen. Im Beobachtungszeitraum von 2005–2011 wurden hierfür 5959 Fälle
von PNTM-Infektionen, die zu einer Hospitalisierung führten, herangezogen. Die Ergebnisse
der Studie haben gezeigt, dass PNTM nicht nur bei CF oder Immundefekten auftreten,
sondern gerade bei Patienten mit COPD an Bedeutung gewinnen. Zudem nimmt die Häufigkeit
durch eine Erkrankung hospitalisiert zu werden, die mit PNTM assoziiert ist, gerade
bei der weiblichen Bevölkerung am deutlichsten zu. Doch während PNTM bei COPD am häufigsten
mit Hospitalisationen assoziiert sind, nehmen in Deutschland Krankenhausaufenthalte
aufgrund von Infektionen mit tuberkulose-typischen Mykobakterien tendenziell eher
ab. Hospitalisationen mit PNTM nahmen im Beobachtungszeitraum außerdem für die Diagnosen
primäre Immundefekte und AIDS ab, wohingegen auch bei CF-Patienten die Häufigkeit
und Relevanz der atypischen Mykobakterien zugenommen hatte.
Der Auslöser der Geflügeltuberkulose M. avium tritt auch beim Menschen als Krankheitserreger
auf und gehört zum sog. MAIS-Komplex innerhalb der Gattung (M. avium intracellulare
scrofulaceum), deren Arten nur durch genetische Analysen der 16S rRNA voneinander
unterschieden werden können. (Bild: Digital Vision/Symbolbild)
Krankenhausaufenthalte durch Erkrankungen, die mit atypischen Mykobakterien assoziiert
sind, nehmen in Deutschland kontinuierlich zu, gerade bei CF und COPD. Dieser Trend
ist für Frauen deutlicher als für Männer. Die zu Grunde liegenden Ursachen sind nicht
verstanden. Die Multiresistenz von atypischen Mykobakterien gegenüber zahlreichen
Antibiotika stellt den Kliniker zunehmend vor therapeutische Herausforderungen.