Der Klinikarzt 2013; 42(11): 534
DOI: 10.1055/s-0033-1363043
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewährtes Medikament in neuer Formulierung – Die Lebensqualität im Fokus – aktuelle Entwicklungen beim follikulären Lymphom

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Publikationsdatum:
09. Dezember 2013 (online)

 
 

Die Zulassung von Rituximab (MabThera®) im Jahr 1998 habe einen absoluten Paradigmenwechsel der Lymphomtherapie eingeläutet, konstatierte Dr. Friedrich Overkamp, Recklinghausen. "Plötzlich stand uns im Vergleich zum damaligen Standard eine hoch effiziente Therapie zur Verfügung!" Mithilfe der Kombination des monoklonalen Antikörpers mit dem CHOP-Regime (Rituximab plus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednisolon) waren deutlich höhere Heilungsraten beim diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom oder eine Chronifizierung des follikulären Lymphoms (FL) plötzlich realistische Therapieziele.

Mehr Lebensqualität für die Patienten

Mit diesen Behandlungserfolgen rückte aber immer mehr die Lebensqualität der Patienten in den Fokus. Diese deutlich zu verbessern, scheint mit der Entwicklung einer neuen, subkutanen Applikationsform von Rituximab (MabThera® SC) gelungen zu sein.

"Die Therapie wird jetzt innerhalb von nicht einmal 10 Minuten injiziert. Sonst hat die Behandlung fast einen ganzen Vormittag gedauert. Jetzt kann ich die neu gewonnene Zeit mit meiner Familie verbringen", so ein Patient mit follikulärem Lymphom, der die neue Applikationsform im Rahmen einer Studie zur Erhaltungstherapie erhält. Ein anderer Patient sagte: "Das Schöne an dieser Therapieform ist, dass ich bislang überhaupt keine Nebenwirkungen hatte."

Möglich wurde die subkutane Applikation zum einen durch die maximale, 12-fache Konzentrierung von Rituximab. Damit reduziert sich das Injektionsvolumen von 140 ml (normale Konzentration) auf ein Restvolumen auf etwa 11,7 ml. "Allerdings wäre auch dies für eine subkutane Injektion noch zu viel", erklärte Dr. Till-Oliver Emde, Recklinghausen. "Die Zugabe von Hyaluronidase jedoch erlaubt die subkutane Injektion solcher größerer Volumina, da das Enzym die Kollagenfibrillen im Bindegewebe kurzzeitig spaltet und das Gewebe für die subkutane Injektion durchlässig macht."


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Einfluss auf den Praxisalltag nicht unerheblich

Die Umstellung der Behandlung von der intravenösen auf die subkutane Rituximab-applikation hat nicht nur enorme Auswirkungen auf die Behandlungsdauer, die Nebenwirkungsrate und damit die Zufriedenheit der Patienten. "Tatsächlich mussten wir unsere Logistik komplett umstellen", berichtete Emde. "Um die Privatsphäre der Patienten zu wahren, haben wir einen eigenen Raum für die subkutane Applikation eingerichtet." Denn die subkutane Injektion in eine Bauchfalte ist für die Patienten eine intimere Handlung als das eher technisch anmutende "Anschließen" der Infusion an einen bestehenden Portzugang. Der abgeschlossene Behandlungsraum ermöglicht aber auch einen intensiven Austausch mit dem Patienten während der 5- bis 7-minütigen Dauer der Injektion.

Dieser einmaligen Umorganisation im Behandlungsablauf stehe eine insgesamt deutlich einfachere Therapie und Betreuung der Patienten gegenüber, meinte Christin Droste, Recklinghausen. Durch die deutlich geringere Behandlungsdauer können mehr Patienten in kürzeren Abständen sowie zeitlich flexibler einbestellt werden, und der Zeitaufwand für das Praxispersonal ist durch die bedeutend kürzere Nachbeobachtungszeit weitaus geringer. Dank der fixen Dosierung von 1400 mg ist die subkutane Gabe darüber hinaus wesentlich weniger "störanfällig", die Berechnung der Dosis anhand der Körperoberfläche (325 mg/m²) ist nicht mehr notwendig, ergänzte Emde.

Neue Applikationsform mit mindestens gleicher Effektivität

Dabei ist die SC-Applikation des Antikörpers bei Patienten mit follikulärem Lymphom der intravenösen Gabe nicht unterlegen und genauso sicher: So waren in der SABRINA-Studie [ 1 ] die durchschnittlich erreichten Talspiegel im Blut nach der intravenösen oder der subkutanen Applikation vergleichbar, was auf die Nicht-Unterlegenheit der Subkutan- gegenüber der herkömmlichen Gabe deutet (primärer Endpunkt).

Darüber hinaus waren die Gesamtansprechraten der ersten 127 von insgesamt 530 Patienten mit neu diagnostiziertem und behandlungsbedürftigem follikulärem Lymphom, die in SABRINA eingeschlossen worden waren, nach der subkutanen und der intravenösen Applikation mit 90,5 und 84,4 % ähnlich hoch. Mit 46,0 % erreichten unter der subkutanen Gabe sogar mehr Patienten eine Komplettremission als unter der i.v.-Gabe (29,7 %) [ 1 ]. Unter Umständen könnte damit die subkutane Gabe sogar noch effektiver sein als die i.v.-Injektion.

Dabei entsprachen sich die Sicherheitsprofile beider Applikationsformen im Wesentlichen [ 1 ]. Infusionsbezogene Reaktionen traten jedoch bei subkutaner Applikation im Gegensatz zur i.v.-Gabe nicht auf, beobachtet wurden nur vorübergehende lokale Hautrötungen an der Injektionsstelle [ 1 ]. Die Hauptnebenwirkungen seien auf die verabreichte Chemotherapie zurückzuführen, so Emde. Aus Sicherheitsgründen sollte die erste MabThera-Dosis jedoch bei allen Patienten intravenös verabreicht werden, um potenzielle schwerwiegende allergische Reaktionen sicher ausschließen zu können.

Stephanie Schikora, Heidelberg

Quelle: Praxisworkshop "Lebensqualität im Fokus: MabThera SC und die Therapie des follikulären Lymphoms in der onkologischen Praxis" am 18. September 2013 in Recklinghausen. Veranstalter: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.


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  • Literatur

  • 1 Davies A et al. Blood 2012; 120 Abstract 1629

  • Literatur

  • 1 Davies A et al. Blood 2012; 120 Abstract 1629