Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(3): 97-98
DOI: 10.1055/s-0033-1362604
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Neonatologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Respiratorische Störungen – Asthma: Risikofaktoren im im ersten Lebensjahr

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Publication Date:
23 July 2014 (online)

Hintergrund: Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht sowie eine starke Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr scheinen langfristig mit einem erhöhten Risiko für Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen assoziiert zu sein. Dies wird unter anderem auf eine beeinträchtigte pulmonale Entwicklung mit daraus resultierender Engstellung der Atemwege zurückgeführt.

Methoden: Mit Hilfe einer Metaanalyse von 31 europäischen Kohortenstudien untersuchen die Autoren die Assoziation von Gestationsalter, Geburtsgewicht und Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr mit Wheezing im Vorschulalter (1–4 Jahre) sowie Asthma im Schulalter (5–10 Jahre). Hierfür wurden die individuellen Daten von 147 252 zwischen 1989 und 2011 geborenen Kindern bis zum Alter von 10 Jahren unter Berücksichtigung potentieller Confounder ausgewertet.

Ergebnisse: Die Prävalenz von Frühgeburtlichkeit (< 37 SSW), niedrigem Geburtsgewicht (< 2500 g), Wheezing im Vorschulalter sowie Asthma im Schulalter betrug 5,1 %, 3,9 %, 31,6 % sowie 12,8 %. Fast alle vor 40 SSW geborenen Kinder hatten ein erhöhtes Risiko für respiratorische Störungen. Kinder < 28 SSW hatten im Vergleich zu am Termin geborenen Kindern das höchste Risiko für Wheezing im Vorschulalter (OR 3,87; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 2,70-5,53) sowie Asthma im Schulalter (OR 2,92; 95 %-KI 1,84-4,62). Im Vergleich zu Kindern mit einer Gewichtszunahme von 500–600 g / Monat hatten Kinder mit einer Gewichtszunahme von 900–1000 g / Monat das höchste Risiko für Wheezing im Vorschulalter (OR 1,79; 95 %-KI 1,45-2,21) sowie Asthma im Schulalter (OR 1,69; 95 %-KI 1,19-2,38). Im Vergleich zu am Termin geborenen Kindern mit normalem Geburtsgewicht hatten Kinder < 32 SSW mit mäßig hohem (OR 3,47; 95 %-KI 1,65-7,31) sowie hohem Geburtsgewicht (OR 2,63; 95 %-KI 0,53-13,13) das höchste Risiko für Asthma im Schulalter. Im Vergleich zu am Termin geborenen Kindern mit normaler Gewichtszunahme hatten Frühgeborene < 32 SSW mit hoher Gewichtszunahme das höchste Risiko für Asthma im Schulalter (OR 4,47; 95 %-KI 2,58-7,76). Im Vergleich zu am Termin geborenen Kindern hatten Frühgeborene unabhängig vom Geburtsgewicht ein erhöhtes Risiko für Wheezing im Vorschulalter (pOR 1,34; 95 %-KI 1,25-1,43) sowie Asthma im Schulalter (pOR 1,40; 95 %-KI 1,18-1,67). Im Vergleich zu Kindern mit normalem Geburtsgewicht hatten solche mit niedrigem Geburtsgewicht (< 2500 g) ein erhöhtes Risiko für Wheezing im Vorschulalter (pOR 1,10; 95 %-KI 1,00-1,21) sowie Asthma im Schulalter (pOR 1,13; 95 %-KI 1,01-1,27). Jüngeres Gestationsalter bei Geburt und größere Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr waren unabhängig mit einem höheren Risiko für Wheezing im Vorschulalter und Asthma im Schulalter assoziiert (p < 0,05).

Fazit

Jüngeres Gestationsalter bei Geburt und größere Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr sind mit Asthma-Erkrankungen in der Kindheit assoziiert. Die Assoziation von niedrigerem Geburtsgewicht und Asthma in der Kindheit kann mit dem Gestationsalter bei Geburt erklärt werden. Weitere Studien, so die Autoren, seien notwendig, um die Auswirkungen von Charakteristika der frühen Kindheit auf Lungenfunktion, Größe der Atemwege und Atemwegsinflammation zu untersuchen.

Dr. Christian Weber, Künzell