Diabetes aktuell 2013; 11(07): 286
DOI: 10.1055/s-0033-1361858
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuartige Hormonkombination – Neues multipotentes Darmhormon wirkt bei Diabetes

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Publication Date:
02 December 2013 (online)

 

    Eine neuartige Hormonkombination in einem einzigen Molekül, das gleichermaßen an den Rezeptoren der Insulin-stimulierenden Hormone GLP-1 und GIP wirkt, führt zu einer effektiven Gewichtsreduktion und zu verbesserten Blutzuckerwerten.

    GLP-1 (Glucagon like Peptide 1) und GIP (Gastric Inhibitory Peptide) sind Hormone, die vom Verdauungstrakt gebildet werden und die Nahrungsverwertung sowie verschiedene Stoffwechselprozesse steuern. Sie führen bei Aufnahme von Glukose (Zucker) zu einer vermehrten Insulinausschüttung und senken dadurch den Blutzuckerspiegel, haben aber auch Effekte auf die Appetitregulation und die Fettverbrennung.

    GLP-1-Analoga sowie die verwandt wirkenden DPP-4 (Dipeptidyl-Peptidase 4)-Hemmer, welche die GLP-1-Wirkung verstärken sollen, werden zur Blutzuckersenkung angewandt. Den Wissenschaftlern um Dr. Brian Finan und Prof. Dr. Matthias Tschöp vom Helmholtz Diabetes Center am HMGU sowie vom Lehrstuhl für Stoffwechselerkrankungen der TUM ist es nun gemeinsam mit Richard DiMarchi von der Indiana University und Kollegen der University of Cincinnati gelungen, eine Molekülstruktur zu entwickeln, die die Wirkungen beider Hormone in sich vereint. Das heißt, diese neuen Moleküle stimulieren beide Rezeptoren von GLP-1 und GIP zugleich und erzielen dadurch maximierte Stoffwechselverbesserungen im Vergleich mit jedem der Einzelmoleküle oder bisher verfügbaren Medikamenten, die auf einzelnen Darmhormonen basieren.

    Optimierte Blutzuckerwerte, deutliche Gewichtsreduktion

    Dieser sogenannte GLP-1/GIP-Co-Agonist führte zu optimierten Blutzuckerwerten sowie zu einer deutlichen Gewichtsreduktion und niedrigeren Blutfetten. Die Wirksamkeit für Blutzuckerverbesserungen konnte bereits auch am Menschen nachgewiesen werden. Gleichzeitig gibt es Anzeichen an Tiermodellen, dass eventuelle Nebenwirkungen, unter diesen sind am häufigsten unerwünschte Magen-Darm-Effekte, mit diesem neuen Ansatz seltener auftreten und geringer ausgeprägt sind, als bei den einzeln wirksamen Substanzen.

    "Diese neuen Ergebnisse machen uns zuversichtlich, dass unser Ansatz – die Stoffwechselkontrolle im Gehirn über natürliche Darmhormone zu beeinflussen – tatsächlich zu einem Durchbruch für die Diabetesprävention und -therapie führen kann." erklärt Tschöp. Dr. Finan, Erstautor der Studie, ist optimistisch: "Dieser neue multifunktionale Wirkstoffansatz könnte dann als personalisiertes Therapiekonzept für Typ-2-Diabetes dienen, da sich das Verhältnis der Signalstärke von GLP-1 und GIP – je nach individuellem Bedürfnis der Patientengruppierung – im Prinzip adjustieren lässt."

    Pressemitteilung Helmholtz Zentrum München, 30.10.2013


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