Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (CNI) erleiden verschiedene Stoffwechselstörungen.
So entwickeln nahezu alle CNI-Patienten eine Anämie. In diesem Zusammenhang ging Dr.
Kai-Michael Hahn, Dortmund, bei einem Symposium auf der 5. Jahrestagung der DGfN auf
das kardiorenale Anämiesyndrom (CRAS) ein: Durch die weiter reduzierte glomeruläre
Filtrationsrate (GFR) sowie gegenregulatorische Mechanismen wie RAAS-Aktivierung,
Salz- und Wasserretention, erhöhte linksventrikuläre Arbeitslast und Remodeling führt
die chronische Anämie zur Zunahme der Herzinsuffizienz. Damit seien Anämie und GFR
bei Herzinsuffizienz prognostische Marker für Hospitalisierung und Mortalität, wie
Hahn erklärte.
Eisentherapie wird wichtiger
Eine Anämie wird oft durch einen funktionellen Eisenmangel ausgelöst. Entsprechend
den aktuellen Empfehlungen der KDIGO rückt die Eisentherapie in den Vordergrund, um
eine Behandlung mit Erythropoese stimulierenden Substanzen (ESA) hinauszuzögern. Mit
der Eisensubstitution verbessert sich die Kreatininclearance, außerdem werden Serumkreatinin
sowie Harnstoff reduziert.
Phosphatspiegel senken
CNI-Patienten haben sehr häufig eine Hyperphosphatämie. Bei ihnen sind hohe Serum-Phosphat-Spiegel
der bedeutendste Risikofaktor für eine erhöhte kardiovaskuläre und Gesamtmortalität.
Zwar trete eine sichtbare Hyperphosphatämie erst auf, wenn die GFR unter 30 ml/min
liegt, "doch bei Prädialysepatienten steigt die Mortalität bereits bei hochnormalen
Phosphatwerten an", wie Prof. Markus Ketteler, Coburg, betonte. Wenn die Phosphatwerte
den Normalbereich überschreiten, verdoppelt sich das Mortalitätsrisiko. Das derzeitige
therapeutische Vorgehen zielt darauf, die Phosphatspiegel zu senken.
"Ein neues Konzept schlägt vor, die Serumspiegel für den Fibroblasten-WachstumsFaktor
FGF-23 zu senken, und zwar bei Patienten im Stadium 2–5, also bei etwa 35 % der CNI-Patienten",
berichtete Ketteler. Die Behandlung mit Phosphatbindern ist zumindest bei Dialysepatienten
mit einem verbesserten Überleben assoziiert. Dabei haben kalziumhaltige Präparate
nach wie vor einen hohen Stellenwert. Als mögliche weitere neue Therapieoption, additiv
zur Phosphatbindung, wird die Senkung des Serumphosphats durch Phosphat-Transport-Hemmung
mit Nikotinamid geprüft.
Metabolische Azidose beachten
Die Prävalenz der metabolischen Azidose wird häufig noch unterschätzt. Nach Angaben
von Prof. Gere Sunder-Plassmann, Wien (Österreich), liegt sie für CNI-Patienten im
Stadium 3 bei etwa 10–20 % und im Stadium 4–5 bei 20–40 %. Bei Patienten mit niedrigen
Bikarbonatkonzentrationen kann die Mortalität um 23 % erhöht sein. Entsprechend den
Leitlinien soll mit einer Bikarbonattherapie (Natriumhydrogenkarbonat oral bei Prädialysepatienten)
bei Werten von weniger als 22 mmol/l begonnen werden.
Matthias Manych, Berlin
Quelle: Symposium "Effektive Behandlungsstrategien zum Erhalt der Nierenrestfunktion
bei chronischer Niereninsuffizienz (CNI)", 07.10.2013, veranstaltet von der MEDICE
Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn, auf der 5. Jahrestagung der DGfN, Berlin.