Pneumologie 2013; 67(10): 540
DOI: 10.1055/s-0033-1360548
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinisches Publizieren – Suche nach unveröffentlichten Daten: So machen es die Cochrane Reviewer

Rezensent(en):
Elke Ruchalla

BMJ 2013;
346: f2231
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. November 2013 (online)

 

    Beim Erstellen aussagekräftiger Übersichtsarbeiten sollten möglichst alle größeren Untersuchungen zu dem Thema einbezogen werden. Dies ist nicht immer einfach: Eine Reihe von Studien wird nie veröffentlicht, und der "Publication Bias" beeinflusst die Beurteilung der Wirkungen eines Medikaments oder einer Intervention. Eine aktuelle Arbeit beschreibt nun, wie die Autoren der Cochrane Reviews das Problem angehen.
    BMJ 2013; 346: f2231

    Am erfolgreichsten ist die Suche nach unveröffentlichten Studiendaten, wenn die verantwortlichen Mitarbeiter des Studienteams gefragt werden. Zu diesem Ergebnis kommen J. B. Schroll et al. vom dänischen Cochrane-Zentrum, die dazu insgesamt 5915 Autoren von Cochrane Reviews per EMail angeschrieben hatten. Nur 2184 Autoren (36,9 %) antworteten schließlich und ca. drei Viertel (1656 Autoren; 75,8 %) hatten beim Schreiben ihres Reviews nach unveröffentlichten Daten gesucht. Autoren, die nicht nach solchen Daten gesucht hatten, begründeten das in der Mehrzahl der Fälle damit, dass sie nicht mit einer Antwort bzw. der Lieferung aussagekräftiger Daten gerechnet hätten oder die Suche zu zeitaufwendig sei (jeweils ca. 20 %). Die meisten dieser Autoren sagten allerdings, dass eine Suche beabsichtigt sei und noch ausstünde. Bei mehr als der Hälfte der Anfragen nach unveröffentlichten Daten (913 Fälle) erhielten die Autoren Material. Zu 794 Datenquellen erhielt das Team um Schroll detaillierte Angaben. Die Mehrzahl dieser Ergänzungsdaten kam von Wissenschaftlern, die an der Untersuchung mitgearbeitet hatten, und die Antwort kam meistens innerhalb eines Monats. Im Allgemeinen handelte es sich um Zusammenfassungen der Ergebnisse, 20,5% der Angefragten allerdings stellten auch individuelle Patientendaten zur Verfügung. Nur bei 50 von 794 Anfragen wurden unveröffentlichte Daten von den Herstellern geliefert, und es dauerte deutlich länger und war deutlich aufwendiger, diese Daten zu erhalten. Wenn die Industrie Daten zur Verfügung stellte, handelte es sich meistens um Zusammenfassungen, nicht um individuelle Daten. 3 % der erhaltenen Daten stammten von Zulassungsbehörden wie der FDA oder der EMA.

    Fazit

    Verwertbare Daten zu unveröffentlichten Studien sind am ehesten von Wissenschaftlern zu erwarten, die an der Durchführung der Studie beteiligt waren. An die Konsultation der Zulassungsbehörden sollte häufiger gedacht werden, so die Autoren, denn hier findet sich oftmals eine Fülle an Daten. Insgesamt sollten die Reviewer ihre Suche nach einschlägigen unveröffentlichten Daten ausweiten und routinemäßig die an Studien beteiligten Wissenschaftler danach befragen.


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