ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2013; 122(10): 532-533
DOI: 10.1055/s-0033-1360418
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ästhetische Seitenzahnrestaurationen mit Tetric EvoCeram Bulk Fill – Bulk-Fill-Komposite im Einsatz

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Korrespondenzadresse

Dr. Markus Lenhard
Vordergasse 30
8213 Neunkirch, Schweiz

Publication History

Publication Date:
04 November 2013 (online)

 

    Seit einiger Zeit sind von fast jedem namhaften Dentalhersteller Bulk-Fill-Komposite erhältlich, die sich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Verarbeitbarkeit jedoch zum Teil beträchtlich unterscheiden. Das hier gezeigte Tetric EvoCeram® Bulk Fill erscheint mir dabei ein durchdachtes und gut umgesetztes Konzept. Das Material muss nicht überschichtet werden, sondern kann zur Gestaltung der Kauflächen eingesetzt werden. Es bietet eine Abrasionsbeständigkeit, die der des konventionellen Tetric EvoCeram entspricht, und ist mit einer Biegefestigkeit von 120 MPa zum Einsatz im kaulasttragenden Bereich bestens geeignet. Die Füllerzusammensetzung gewährleistet eine gute Polierbarkeit und das Handling bezüglich der Adaptierbarkeit und Modellierbarkeit des Materials ist hervorragend.

    Die folgenden 2 Patientenfälle zeigen das Einsatzspektrum von Tetric EvoCeram Bulk Fill in seiner ganzen Breite.

    1. Patientenfall

    Zahn 16 zeigte eine frakturierte und kariös unterminierte mesiale Randleiste (Abb. [ 1 ]). Nach Applikation von Kofferdam und Präparation stellte sich eine mittlere Klasse II-Kavität dar (Abb. [ 2 ]).

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    Abb. 1 Ausgangssituation: mesiale Karies mit frakturierter Randleiste.
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    Abb. 2 Zustand nach Präparation.

    Zur Etablierung einer idealen Schmelzhaftung müssen die Schmelzränder daher so präpariert werden, dass die Schmelzprismen schräg getroffen werden. Das bedeutet, dass die vertikalen approximalen Ränder und die gingivale Stufe angeschrägt werden müssen [1–5].

    Nach der Applikation eines sektionellen Matrizensystems (Abb. [ 3 ]) erfolgte die Etablierung der Schmelz-Dentin-Haftung. Ich bevorzuge dabei ein kombiniertes Vorgehen [6] mit einer selektiven Schmelz­ätzung für 30 s und dem an schliessenden Auftragen eines Zwei-Flaschen-Self-Etch-Adhäsivs (AdheSE®) (Abb. [ 4 ], [ 5 ]). Für die Restauration der Kavität war eine einzige Schicht Tetric EvoCeram Bulk Fill in der Farbe IVA ausreichend (Abb. [ 6 ]). Abbildung [ 7 ] zeigt die fertige Restauration nach der Politur mit Soflex-Scheibchen und OptraPol® Next Generation.

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    Abb. 3 Applikation einer Teilmatrize.
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    Abb. 4 Selektive Schmelzätzung für 30 s.
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    Abb. 5 Applikation von AdheSE-Primer und -Bond.
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    Abb. 6 Füllung mit einer einzigen Schicht Tetric EvoCeram Bulk Fill (Farbe IVA).
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    Abb. 7 Die fertige Restauration.

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    2. Patientenfall

    In der Ausgangssituation stellte sich Zahn 36 mit einer Fraktur der lingualen Wand und Rissen in den bukkalen Höckern dar (Abb. [ 8 ]). Abbildung [ 9 ] zeigt den Zustand nach Applikation von Kofferdam und Präparation. Lediglich der mesiobukkale Höcker blieb erhalten, jedoch musste auch dieser aus Stabilitätsgründen um 1,5 mm gekürzt werden. Das Etablieren der Haftung erfolgte wiederum durch selektive Schmelz­ätzung für 30 s und anschließendem Auftragen von AdheSE-Primer und -Bonding (Abb. [ 10 ]–[ 12 ]).

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    Abb. 8 Ausgangssituation: Fraktur der lingualen Wand an Zahn 36, bukkale Höcker mit Rissen.
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    Abb. 9 Zustand nach Präparation.
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    Abb. 10 Selektive Schmelzätzung für 30 s.
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    Abb. 11 Auftrag von AdheSE-Primer über alle Kavitätenflächen für 30 s.
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    Abb. 12 Auftrag von AdheSE-Bond.

    Nach der Applikation von sektionellen Matrizen (Abb. [ 13 ]) folgte der schrittweise Aufbau des Zahns mit Tetric EvoCeram Bulk Fill. Dabei waren zur Wiederherstellung der Krone lediglich 6 Inkremente nötig (Abb. [ 14 ]–[ 19 ]). Die Aushärtung der verschiedenen Inkremente wurde jeweils für 20 s mit der Bluephase® Style vorgenommen. Dies entspricht zwar einer Verdoppelung der Herstellerangaben, ist aber meines Erachten unter Berücksichtigung der klinischen Unsicherheiten bei der Polymerisation (Abstand zur Füllungsoberfläche, Bestrahlungswinkel, Situationen mit Unterschnitten) insbesondere bei grossen kaubelasteten Situationen sinnvoll. Die häufigste Versagensart bei Kompositen ist die Fraktur der Füllung [7], was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die Materialien häufig nicht ideal polymerisiert werden und die physikalische Stabilität damit nicht ideal entwickelt ist.

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    Abb. 13 Applikation des Matrizensystems.
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    Abb. 14 1. Inkrement Tetric Evo­Ceram Bulk Fill. Hier wird die zulässige Schichtdicke nicht voll ausgenutzt, um der korrekten Gestaltung der Randleiste Vorrang zu geben.
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    Abb. 15 2. Inkrement. Jedes Inkrement wird für 20 s mit der Bluephase Style polymerisiert.
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    Abb. 16 3. Inkrement.
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    Abb. 17 4. Inkrement.
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    Abb. 18 5. Inkrement.
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    Abb. 19 6. Inkrement. Die Krone ist wieder aufgebaut.

    Die grobe Ausarbeitung erfolgte mit Soflex-Scheiben und Feinschliffdiamanten (Abb. [ 20 ]). Nach der Einstellung der Okklusion (Abb. [ 21 ]) wurde die Restauration mit OptraPol Next Generation poliert. Abbildung [ 22 ] zeigt die Restauration direkt nach ihrer Fertigstellung.

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    Abb. 20 Ausarbeitung der okklusalen Anatomie.
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    Abb. 21 Einstellen der korrekten Okklusion.
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    Abb. 22 Postrestaurative Situation.

    Ein Jahr später stellte sich die Restauration klinisch unverändert dar (Abb. [ 23 ]).

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    Abb. 23 Recall ein Jahr postrestaurativ: Die Situation stellt sich klinisch unverändert dar.

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    Schlussfolgerung

    Tetric EvoCeram Bulk Fill erleichtert die Schichtung von kleinen bis großen Füllungen erheblich. Die sehr gute Modellierbarkeit und Standfestigkeit des Materials erlaubt das zügige Wiederherstellen auch großer Defekte inklusive Höckerersatz. Die reduzierte Farbpalette erweist sich in der Praxis als unproblematisch. Für den Einsatz im Frontzahnbereich und bei ästhetisch sensiblen Situationen verwende ich IPS Empress® Direct. In diesem Sinne kann ich mit Tetric EvoCeram Bulk Fill, Tetric EvoFlow® und IPS Empress Direct das gesamte Spektrum der direkten Versorgungen mit Komposite abdecken. Mehr Komposite brauche ich nicht.

    Literatur beim Verfasser

    Mit freundlicher Unterstützung von
    Ivoclar Vivadent GmbH, Ellwangen


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    Korrespondenzadresse

    Dr. Markus Lenhard
    Vordergasse 30
    8213 Neunkirch, Schweiz


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    Abb. 1 Ausgangssituation: mesiale Karies mit frakturierter Randleiste.
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    Abb. 2 Zustand nach Präparation.
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    Abb. 3 Applikation einer Teilmatrize.
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    Abb. 4 Selektive Schmelzätzung für 30 s.
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    Abb. 5 Applikation von AdheSE-Primer und -Bond.
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    Abb. 6 Füllung mit einer einzigen Schicht Tetric EvoCeram Bulk Fill (Farbe IVA).
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    Abb. 7 Die fertige Restauration.
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    Abb. 8 Ausgangssituation: Fraktur der lingualen Wand an Zahn 36, bukkale Höcker mit Rissen.
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    Abb. 9 Zustand nach Präparation.
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    Abb. 10 Selektive Schmelzätzung für 30 s.
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    Abb. 11 Auftrag von AdheSE-Primer über alle Kavitätenflächen für 30 s.
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    Abb. 12 Auftrag von AdheSE-Bond.
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    Abb. 13 Applikation des Matrizensystems.
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    Abb. 14 1. Inkrement Tetric Evo­Ceram Bulk Fill. Hier wird die zulässige Schichtdicke nicht voll ausgenutzt, um der korrekten Gestaltung der Randleiste Vorrang zu geben.
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    Abb. 15 2. Inkrement. Jedes Inkrement wird für 20 s mit der Bluephase Style polymerisiert.
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    Abb. 16 3. Inkrement.
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    Abb. 17 4. Inkrement.
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    Abb. 18 5. Inkrement.
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    Abb. 19 6. Inkrement. Die Krone ist wieder aufgebaut.
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    Abb. 20 Ausarbeitung der okklusalen Anatomie.
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    Abb. 21 Einstellen der korrekten Okklusion.
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    Abb. 22 Postrestaurative Situation.
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    Abb. 23 Recall ein Jahr postrestaurativ: Die Situation stellt sich klinisch unverändert dar.