Zusammenfassung
Komplette Sehnenrupturen der proximalen ischiokruralen Muskulatur vom Ansatz am Tuber
ischiadicum
sind seltene Verletzungen. Ursächlich sind meist indirekte Traumen mit Überdehnung
der
ischiokruralen Muskelschlinge bei forcierter Flexion im Hüft- und Extension im Kniegelenk.
In
der vorliegenden Arbeit werden 6 Fälle vorgestellt, 5 mit einer frischen Ausrissverletzung
und 1
Patientin, die sich verzögert in unserer Klinik vorstellte. In 3 Fällen liegt eine
Sportverletzung vor, die übrigen Fälle ereigneten sich im Rahmen körperlicher Tätigkeiten.
Es
wurden keine Leistungssportler behandelt. Eine Patientin stellte sich 8 Wochen nach
stattgehabtem Trauma in unserer Klinik vor, eine MRT-Untersuchung wurde 1 Woche vorher
durchgeführt. Aufgrund geringer funktioneller Beeinträchtigungen wurde ein konservativer
Therapieansatz gewählt. Die operative Versorgung erfolgte durch die Implantation von
2–3
Fadenankern. Postoperativ wurden die Patienten mit Teilbelastung mobilisiert. Eine
aktive
Beugung des Kniegelenks gegen Widerstand wurde ab der 6. Woche freigegeben. Alle operativ
versorgten Patienten erreichten gute funktionelle Ergebnisse 3–28 Monate postoperativ.
Es wurden
nur geringe Schmerzen (VAS1–2) berichtet bei guter Gesamtbeweglichkeit. Die sportliche
Aktivität
musste in 3 Fällen reduziert werden, 2 Fälle erreichten das Niveau vor der Verletzung.
Einbeinige Kniebeugen konnten von allen Patienten ausgeführt werden. Der telefonisch
abgefragte
LEFS (Lower Extremity Functional Scale) erbrachte einen Mittelwert von 75,6/80 Punkten.
Schwere
Komplikationen traten in keinem der Fälle auf. Die Unterscheidung zwischen ischiokruraler
Ausrissverletzung und der wesentlich häufiger vorkommenden ischiokruralen Muskelverletzung
ist
von essenzieller Bedeutung. Wird die Avulsionsverletzung operativ versorgt, sollte
dies in den
ersten Wochen erfolgen, um einer Vernarbung mit dem N. ischiadicus vorzubeugen. Eine
verzögerte
operative Versorgung bringt ein hohes Risiko einer Traktionsverletzung des Nervs mit
sich.
Abstract
Proximal hamstring origin avulsions are rare injuries. A common cause for this kind
of injury is
a trauma with the hamstring in overextension and simultaneously forced hip flexion
and knee
extension. We report on 6 cases, 5 with an acute rupture of the hamstring origin and
one case
with a delayed presentation in our emergency room. In 3 cases the injury was related
to sport
activity, the other 3 are related to accidents during work. None of these patients
took part in
competitive sports. One case was reported 8 weeks after trauma with an MRI performed
one week
before. Due to the low functional deficits conservative treatment was preferred. In
all of the
acute injuries open refixation was done within the first two weeks after trauma using
2–3 suture
anchors. Postoperative mobilisation was done with partial weight bearing. Active knee
flexion
against gravity was not started until six weeks postoperative. All patients who had
surgery
achieved good results 3–28 months after surgery. They suffered from only little pain
(VAS1–2)
and had good movement ability. Sport activities were reduced in 3 cases, 2 patients
returned to
pre-injury sport levels. All patients were able to perform one-legged squats. In the
evaluated
LEFS (Lower Extremity Functional Scale) 75.6/80 points were achieved (72–79). There
were no
severe complications within this case study. It is important to distinguish proximal
hamstring
origin avulsions from the majority of hamstring muscle injuries. If the avulsion is
treated with
surgery, refixation should be performed within the first weeks to prevent the sciatic
nerve from
being bound in scar tissue with a consecutive high risk of injury during mobilisation
of the
tendon.
Schlüsselwörter
ischiokrurale Muskulatur - Sehnenausriss - Avulsionsverletzung - Sehnennaht
Key words
proximal hamstring tendon - tendon avulsion - proximal avulsion injury - tendon suture