ergopraxis 2013; 6(10): 10-11
DOI: 10.1055/s-0033-1358637
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Louisa Scheepers, Anne-Marie Leu und Katharina Lohmann – Ein eingeschworenes Team

Nora Sieweke

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Oktober 2013 (online)

 

Drei Ergotherapeutinnen stellten das Ergotherapeutische Sozialkompetenz-Training (EST) in den Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Bachelorarbeit. Dabei interessierten sie sich insbesondere für die Erfahrungen, die Eltern von Kindern mit ADHS damit gesammelt haben.


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Louisa Scheepers, Anne-Marie Leu und Katharina Lohmann ...

... sind seit 2009 und 2011 Ergotherapeutinnen. Louisa Scheepers ist seit 2009 in einer Praxis für Ergotherapie in Mönchengladbach mit den Schwerpunkten Pädiatrie und Handtherapie beschäftigt. 2011 übernahm sie die fachliche Leitung. Anne-Marie Leu ist seit 2011 als freiberufliche Ergotherapeutin in Seniorenheimen in und um Aachen unterwegs. Katharina Lohmann arbeitet seit 2009 als Ergotherapeutin, derzeit in einer Praxis in Wülfrath in den Bereichen Neurologie und Pädiatrie. In diesem Jahr schlossen die drei auch ihr Studium an der Zuyd Hogeschool in Heerlen, Niederlande, mit dem Bachelor of Health ab. Anne-Marie Leu und Louisa Scheepers wollen zukünftig weiter studieren und sehen sich derzeit nach Masterstudiengängen um. Katharina Lohmann möchte sich auf die praktische Arbeit konzentrieren und engagiert sich als aktives Mitglied beim DVE. Ihre gemeinsame Kontaktadresse lautet: bachelorarbeit.est@googlemail.com.

Ergotherapeutisches Sozialkompetenz-Training (EST) – Erfahrungen von Eltern

Die Bachelorarbeit

Studien in Deutschland zeigen, dass 5,3 Prozent der Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren von ADHS betroffen sind. Der Kontakt zu Gleichaltrigen und Familienangehörigen sowie ihr Schulalltag sind konfliktreich. Sie sind in ihrer Teilhabe, ihrer Lebensqualität und ihren zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigt.

Das Ergotherapeutische Sozialkompetenz-Training (EST) bindet Eltern betroffener Kinder aktiv in die Therapie ein und beinhaltet handlungs- und ressourcenorientierte – typisch ergotherapeutische Elemente. Die Kinder sollen im Rahmen des EST soziale Regeln und Handlungsmöglichkeiten entwickeln und sie in ihrem sozialen Umfeld festigen.

In ihrer qualitativen Studie gingen die drei Ergotherapeutinnen Louisa Scheepers, Anne-Marie Leu und Katharina Lohmann der Frage nach, welche Erfahrungen Eltern machten, deren Kind mit ADHS am EST teilgenommen hatte. Dazu befragten sie sechs Elternteile anhand leitfadengestützter Interviews.


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Ergebnisse

... der Elternbefragung

  • > Mithilfe des EST empfinden die Eltern das familiäre Zusammenleben als entspannter und angenehmer. Der Umgang mit kritischen Situationen gelingt insgesamt besser. Das Miteinander, insbesondere unter Geschwistern, verläuft ausgeglichener. Das gemeinsame Spielen ist gut möglich.

  • > Durch die Teilnahme am EST gestaltet sich der Alltag innerhalb der Familie strukturierter. Die Kinder agieren selbstständiger, zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Gemeinsame Mahlzeiten finden ruhiger statt, und die Kinder beteiligen sich reger an Hausarbeiten.

  • > In der Schule kommt es seltener zu Konflikten mit Mitschülern. Die Kinder sind im Klassenverband integriert und können dem Unterricht aufmerksamer folgen. Es gab seit der Teilnahme am EST keine negativen Mitteilungen durch die Schule.

  • > Den Kindern gelingt es durch das EST, Freundschaften zu Gleichaltrigen zu knüpfen und zu pflegen. Auch Unternehmungen in einer Gruppe sind besser möglich.

  • > Insgesamt haben die Kinder an Selbstsicherheit gewonnen. Sie sind in der Lage, ihre Bedürfnisse besser zu vertreten und ihre Grenzen zu formulieren, ohne dabei verletzend zu sein.

  • > Die Eltern empfanden sich als aktive Teilnehmer in der Therapie ihrer Kinder.


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Fazit

... für die ergotherapeutische Praxis

  • > Durch die regelmäßigen Gespräche mit den Ergotherapeuten und den ressourcenorientierten Ansatz lernten die Eltern, die positiven Seiten ihres Kindes und des Familienlebens wieder wahrzunehmen.

  • > Mithilfe der kontinuierlichen und alltagsrelevanten Einbeziehung der Eltern in das Training der Kinder gelingt der Transfer der Strategien in den Alltag. Daraus entstanden neue Strukturen im Familienleben.

  • > Aufgrund der positiven Erfahrungen können die Eltern das EST für Kinder mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten oder einem diagnostizierten ADS/ADHS empfehlen.

  • > Durch den Einsatz des EST kann die Ergotherapeutin eine beratende Rolle einnehmen und nicht nur die Kinder, sondern auch ihr familiäres Umfeld als aktive Mitgestalter in die Therapie einbinden.

→ Leu AM, Lohmann K, Scheepers L. Ermutigt, Selbstbewusst und Tolerant durch den Alltag. Eine qualitative Studie über die Erfahrungen von Eltern mit dem Ergotherapeutischen Sozialkompetenz-Training (EST). Bachelorarbeit an der Zuyd Hogeschool in Heerlen, Niederlande; 2012


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