Notfallmedizin up2date 2015; 10(02): 149-171
DOI: 10.1055/s-0033-1358151
Spezielle Notfallmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management des schwierigen Atemwegs unter Extrembedingungen

Erol Cavus
,
Christian Byhahn
,
Dirk Meininger
,
Volker Dörges
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Publication Date:
14 July 2015 (online)

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Kernaussagen
  • Die zentrale Frage, ob eine Intubation zwingend erforderlich ist oder eine Oxygenierung des Patienten über einen alternativen Atemweg zunächst ausreichend ist, sollte in der Notfallmedizin bereits vor dem ersten Intubationsversuch beantwortet werden können (sog. „Plan B“ im Kopf haben). Somit kann bei Intubationsschwierigkeiten schneller und zielgerichteter entschieden und gehandelt werden.

  • Ist der erste Intubationsversuch nicht erfolgreich, so sollte er nach spätestens 30 Sekunden abgebrochen werden, um den Patienten mittels Maskenbeatmung zu oxygenieren. Um bereits für den ersten Intubationsversuch verbesserte Bedingungen herzustellen und somit die Intubationserfolgsrate zu steigern, scheint es, besonders in der Notfallmedizin, sinnvoll zu sein, die Videolaryngoskopie, idealerweise unter Verwendung Macintosh-basierter Videolaryngoskope, primär zur Intubation einzusetzen.

  • Während der Reanimation mit Thoraxkompression sollte ein Intubationsversuch sogar die Dauer von 10 Sekunden nicht überschreiten, um das kompressionsfreie Intervall möglichst kurz zu halten [42]. Falls auch die Maskenbeatmung nicht gelingt, besteht für den Patienten eine extrem gefährliche und zeitkritische Cannot-intubate-cannot-ventilate-Situation, die einen sofortigen Wechsel auf ein alternatives, in der Regel extraglottisches Verfahren erfordert.

  • Auch bei erfolgreicher Maskenbeatmung sollten vergebliche Intubationsmanöver spätestens nach dem 2. Versuch beendet und alternative Verfahren angewendet werden, um die Oxygenierung sicherzustellen und um eine weitere Verschlechterung der Atemwegssituation, z. B. durch Auslösung von Schwellungen oder Blutungen, zu vermeiden.

  • Falls auch diese Alternativen erfolglos bleiben, muss zur Sicherstellung einer adäquaten Oxygenierung ohne jegliche weitere Zeitverzögerung unverzüglich ein chirurgischer Atemwegszugang geschaffen werden.

  • Nach jeder Platzierung eines Endotrachealtubus, einer alternativen extraglottischen Beatmungshilfe oder einer Trachealkanüle erfolgt obligatorisch die Lagekontrolle. Die Gesamtdauer bis zur Sicherung der Atemwege bei einem Patienten mit sofortiger oder notfallmäßiger Intubationsindikation darf auch bei auftretenden Komplikationen die individuelle Hypoxietoleranz des Patienten keinesfalls überschreiten.