Frauenheilkunde up2date 2015; 9(1): 19-34
DOI: 10.1055/s-0033-1358094
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Endometriumkarzinom

Günter Emons
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Publication Date:
23 February 2015 (online)

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Kernaussagen

Mit etwa 11 500 Neuerkrankungen pro Jahr ist das Endometriumkarzinom (EC) in Deutschland das vierthäufigste Malignom der Frau. Die krankheitsspezifische 5-Jahres-Überlebensrate (alle Stadien) beträgt 81 %. Das EC zählt zu den prognostisch günstigen Malignomen, da es meist im frühen Stadium diagnostiziert wird. Voraussetzung hierfür ist die sorgfältige Abklärung von Blutungen in der Postmenopause und im Senium sowie von atypischen Blutungen bei prämenopausalen Frauen.

Konservative Therapie

Beim Vorliegen einer atypischen Endometriumhyperplasie oder eines frühen invasiven EC ist die Hysterektomie obligater Bestandteil der Therapie und führt so gut wie immer zur Heilung. Nur in ausgewählten Fällen darf unter strengen Kautelen von dieser etablierten kurativen Therapie vorübergehend abgewichen werden und der Uterus bis zur Erfüllung des Kinderwunsches erhalten werden.

Operative Therapie

Das operative Staging des EC beinhaltet die Entnahme einer Spülzytologie, die totale Hysterektomie, die beidseitige Adnexexstirpation und die systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie (LNE) bis zum Nierenstiel. Bei Typ-II-Karzinomen sollten zusätzlich eine Omentektomie durchgeführt und peritoneale Biopsien entnommen werden. Bei EC des Stadiums pT1a, G1, G2 soll keine LNE durchgeführt werden. Die perioperative und kurzfristige postoperative Morbidität ist bei Anwendung minimalinvasiver Verfahren geringer als bei einer Laparotomie. In frühen Stadien des EC scheint die onkologische Sicherheit der minimalinvasiven Verfahren derjenigen des offenen Vorgehens vergleichbar zu sein. Aussagekräftige Studien zur onkologischen Sicherheit der Laparoskopie/Robotic Surgery bei EC mit hohem Rezidivrisiko wurden bisher nicht durchgeführt.

Strahlentherapie

Eine adjuvante Strahlentherapie verbessert beim EC die lokale Kontrolle, aber nicht das Überleben. Beim EC des Stadiums Ia, G1, G2 ist eine adjuvante Strahlentherapie nicht indiziert. Patientinnen mit höherem Lokalrezidivrisiko sollten eine adjuvante Brachytherapie, ggf. eine Teletherapie erhalten.

Chemotherapie

Eine adjuvante platinbasierte Chemotherapie verbessert bei High-Risk-EC das Gesamtüberleben und sollte bei diesen Patientinnen nach Möglichkeit durchgeführt werden.

Rezidive und Metastasen

Lokoregionäre Rezidive treten meist in den ersten beiden Jahren nach Primärtherapie auf. Sie können durch Spekulumeinstellung, vaginale, rektovaginale und rektale Untersuchung erkannt werden und sind in einem hohen Prozentsatz durch Operation und/oder Radiatio heilbar. Extraabdominelle Fernmetastasen sind nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr heilbar. Dies muss bei der Wahl der Intensität der palliativen Therapie berücksichtigt werden.