Frauenheilkunde up2date 2014; 8(2): 131-149
DOI: 10.1055/s-0033-1357899
Gynäkologische Spezialgebiete und Methoden
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Traditionelle Chinesische Medizin und Mind-Body-Medizin

Petra Voiß
,
Anna Paul
,
Silke Lange
,
Gustav Dobos
,
Sherko Kümmel
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. April 2014 (online)

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Kernaussagen

Traditionelle Chinesische Medizin

Die TCM bietet im Rahmen der integrativen Onkologie eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Therapie. Therapieziele sind, den Patienten zu kräftigen, seine Körperfunktionen zu regulieren und auf emotionaler Ebene eine Harmonisierung zu bewirken. Vom Einsatz chinesischer Kräuter während der Chemotherapie wird zum jetzigen Zeitpunkt außerhalb von Studien abgeraten. Zu wenig ist bez. des Interaktionspotenzials bekannt. Der Einsatz von Akupunktur durch gut ausgebildete Therapeuten gilt als risikoarm. Für die Behandlung der durch Chemotherapie induzierten/postoperativen Übelkeit/Erbrechen kann Akupunktur aufgrund der guten Evidenz empfohlen werden. Aber auch bei therapiebedingter Fatigue und Nebenwirkungen unter endokriner Therapie scheint ein Therapieversuch mit Akupunktur sinnvoll aufgrund des geringen Risikos und nur weniger Therapiealternativen. Weitere Forschung im Bereich der TCM/integrativen Onkologie ist wünschenswert, um klare Empfehlungen aussprechen zu können.

Mind-Body-Medizin

Mind-body-medizinische Interventionen nutzen gezielt die Verknüpfungen zwischen den geistigen und den körperlichen Aspekten des Organismus. Dabei kommen einerseits Methoden zum Einsatz, die mentale Veränderungen anregen und dadurch mittelbar physiologische Parameter positiv beeinflussen. So induzieren z. B. Visualisierungsübungen, Meditationen oder auch kognitive Umstrukturierungen mentale Zustände, die mit einem wohlgespannten Muskeltonus, reguliertem Puls und Blutdruck sowie mit gesundheitsfördernden endokrinen und immunologischen Parametern einhergehen. Andere Interventionen nutzen einen stärker körperorientierten Zugang und wirken damit indirekt auch auf psychische Parameter. So nehmen z. B. Yoga, Ausdauertraining oder aktivierende Bewegung auch einen deutlichen Einfluss auf Befindlichkeit, Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit. Die Evidenzlage zur Wirksamkeit von Mind-Body-Medizin verbessert sich ständig, sodass sie sich gegenwärtig in den Leitlinien für die Behandlung von Unipolarer Depression (DGPPN, 2009), von Colitis ulcerosa (AWMF, 2011) und von Brustkrebs (AWMF, 2012, Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V.) findet [47]–[50]. Zahlreiche Studien zeigen, dass durch mind-body-medizinische Therapien z. B. Nebenwirkungen onkologischer Primärtherapien wie Fatigue, Übelkeit oder Schmerzen reduziert werden können. Auch konnten eine Steigerung des Wohlbefindens, der Abbau von Stressbelastungen und verbesserte Lebensqualität, Stimmung, Schlaf und Krankheitsbewältigung nachgewiesen werden.

Der ressourcenorientierte Ansatz der Mind-Body-Medizin bezieht Patienten aktiv in den Behandlungsprozess mit ein und fördert damit Patientenkompetenz und Selbstwirksamkeit – auch über die Behandlungsphase hinaus. Die hohe Akzeptanz von MBM bei Patienten und das positive Nutzen/Risiko-Verhältnis bei Anwendung dieser Therapien rechtfertigen den Einsatz zusätzlich.