Pneumologie 2013; 67(09): 487
DOI: 10.1055/s-0033-1356704
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spontanpneumothorax – Therapie mit oder ohne Pleurodese?

Contributor(s):
Susanne Krome
Chen JS et al.
Lancet 2013;
381: 1277-1282
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 September 2013 (online)

 

    Nach einem ersten Spontanpneumothorax ist die Rezidivrate hoch, insbesondere bei Jungen und Männern im Alter von 15–40 Jahren: 16 bis 52 % der Patienten erkranken erneut. J.-S.Chen et al. haben in ihrer Studie die Rezidivraten nach einer Standardtherapie und der zusätzlichen Pleurodese mit Minocyclin verglichen.
    Lancet 2013; 381: 1277–1282

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    Eine Minocyclin-Pleurodese sollte als Ergänzung zur Standardtherapie mit Aspiration und Drainage bei einem Spontanpneumothorax erfolgen, so die Autoren. Im Bild: Pneumothorax p.a. (Bild: Urspeter Knecht/Thieme Verlagsgruppe)

    Insgesamt 214 Patienten nahmen an der randomisierten, offenen Parallelgruppenstudie teil. Sie waren zwischen 15 und 40 Jahre alt und hatten einen ersten Spontanpneumothorax mit einem Luftspalt >2 cm und anschließend kompletter Lungenentfaltung im Röntgenbild. In allen Fällen erfolgte die Aspiration und Drainage über einen Pigtail-Katheter. Die Patienten nahmen Paracetamol zur Schmerzprophylaxe ein und erhielten auf Wunsch zusätzlich Pethidin. Bei 106 Erkrankten wurden zudem 300 mg Minocyclin in den Pleura-spalt instilliert. Der primäre Studienendpunkt war die Rückfallhäufigkeit innerhalb eines Jahres.

    Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 19,3 Monate. Während eines Jahres hatten 49,1 % der Patienten nach der Standardtherapie und 29,2 % nach der zusätzlichen Pleurodese ein Rezidiv (p = 0,003). Die Minocyclin-Pleurodese reduzierte das relative Risiko für einen erneuten Spontanpneumothorax um 23,4 %. Der primäre Behandlungserfolg, Krankenhauseinweisungen, die Dauer der Krankenhausaufenthalte und der Pigtail-Drainage sowie die spirometrischen Verlaufsdaten unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Deutlich weniger Patienten in der Minocyclin- als in der Kontroll-Gruppe benötigten thorakoskopische Eingriffe (29,2 vs. 43,5 %; p = 0,034). Lockere, leicht lösbare Adhäsionen waren nach der Minocyclin-Gabe häufiger. Sie beeinträchtigten den Erfolg thorakoskopischer Behandlungen nicht.

    Die medikamentöse Pleurodese war schmerzhafter, obwohl vor dem Eingriff eine intrapleurale Lidocain-Anästhesie erfolgt war. Der Bedarf (67,9 vs. 19,4 %) und die Gesamtdosis von Pethidin waren in der Pleurodese-Gruppe deutlicht höher. Dies galt nur in der Anfangsphase. Nach der Entfernung des Pigtail-Katheters traten in der Kontrollgruppe öfter Schmerzen auf. 6 Monate nach der Behandlung traten in beiden Gruppen kaum Beschwerden auf.

    Fazit

    Die Minocyclin-Pleurodese war sicher und effizient. Die Rezidivrate von ersten Spontanpneumothoraces wurde deutlich gesenkt. Die Autoren empfehlen die Minocyclin-Pleurodese als Ergänzung zur Standardtherapie mit Aspiration und Drainage.

    Kommentar zur Studie

    P. Lee sieht die Ergebnisse der Studie kritisch. Entscheidend sei, dass keine prätherapeutische Stratifizierung der Patienten erfolgt ist. Emphysem-ähnliche Veränderungen und eine verstärkte Porosität der Pleura seien häufige pathophysiologische Ursachen und nicht abgeklärt worden. Wenn ein Patient Lungenveränderungen aufweise, sollte ein chirurgischer Eingriff bereits vor einem Rezidiv diskutiert werden. Die kurze Beobachtungszeit erlaube zudem keine Aussage über die spätere Operationsnotwendigkeit. Die primären Erfolgsraten von Minocyclin (92,5 %) und Talkum (91 %) seien vergleichbar, so Lee.

    Lancet 2013; 381: 1252–1254


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    Eine Minocyclin-Pleurodese sollte als Ergänzung zur Standardtherapie mit Aspiration und Drainage bei einem Spontanpneumothorax erfolgen, so die Autoren. Im Bild: Pneumothorax p.a. (Bild: Urspeter Knecht/Thieme Verlagsgruppe)