Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 02(04): 407-409
DOI: 10.1055/s-0033-1354336
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Mehr P.A.R.T.Y. – weniger Unfälle

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Publication Date:
21 August 2013 (online)

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Seit 2011 hat sich P.A.R.T.Y., eines der weltweit erfolgreichsten Programme zur Unfallprävention, auch in Deutschland etabliert. Nach einer Pilotphase in Köln-Merheim sind mittlerweile vier weitere Standorte hinzugekommen. In Zusammenarbeit mit führenden Unfallkliniken richtet sich das Programm an Schulklassen und Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren.

Hinter dem Akronym P.A.R.T.Y. verbirgt sich „Prevent Alkohol and Risk Related Trauma in Youth“. Im Mittelpunkt steht die Prävention von Verletzungen, die bei Jugendlichen häufig durch Alkohol- oder Drogenkonsum, Selbstüberschätzung oder bewusste Nachlässigkeit verursacht werden. Zentrales Thema ist der Verkehrsunfall – das P.A.R.T.Y.-Programm bietet damit einen Beitrag der deutschen Unfallchirurgen zur „Decade of Action for Road Safety 2011-2020“ der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Seit 2011 ist die Koordinierungsstelle für die deutschen P.A.R.T.Y.-Aktivitäten in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Klinikum Köln-Merheim angesiedelt. „Als Leiter der Unfallklinik blicke ich auf viele bewegende Situationen zurück, bei denen junge Menschen durch einen Verkehrsunfall verstorben sind oder schwer verletzt wurden und sich durch diese Verletzung ihr bisheriges Leben vollständig verändert hat“, sagt Prof. Dr. Bertil Bouillon. „Besonders tragisch ist es, den Krankheitsverlauf bei jungen Menschen mitzuerleben, die aufgrund einer Unachtsamkeit oder einer bewussten Nachlässigkeit ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben und bei denen es nie wieder so sein wird wie vor dem Ereignis. Wir möchten mit unserem Unfallpräventionsprogramm etwas von unserer Erfahrung und unserem Wissen weitergeben.“ Denn Verkehrsunfälle stehen weltweit auf Platz eins der Todesursachen bei Menschen unter 18 Jahren.

Die Grundidee des Projekts wurde 1986 in der Notfallambulanz des Sunnybrook Health Sciences Centre in Toronto/Kanada entwickelt. Das Programm etablierte sich schnell und verbreitete sich innerhalb der letzten 26 Jahre weltweit. Mittlerweile gibt es über 100 Standorte des P.A.R.T.Y.-Programms in fünf Ländern. In Deutschland bietet neben Köln-Merheim mittlerweile auch das Katharinenhospital Stuttgart das Programm an. Die Universitätskliniken Düsseldorf, Greifswald, München Rechts der Isar und das Städtische Klinikum Dresden-Friedrichstadt stehen in den Startlöchern.

Den Kern des Programms bildet der so genannte P.A.R.T.Y.-Tag, bei dem Schulklassen einen ganzen Tag in einer Unfallklinik verbringen. Sie erleben während ihres Besuchs, welche „Stationen“ ein polytraumatisierter Patient innerhalb der Klinik durchläuft und welche Auswirkungen verschiedene Verletzungsmuster haben. Die Jugendlichen werden an allen Stationen von Unfallchirurgen, Ärzten anderer Fachrichtungen, Krankenschwestern und -pflegern, Rettungssanitätern, Reha-Spezialisten etc. informiert und betreut. Ergänzt wird ihr Aufenthalt durch Vorträge und Präsentationen, unter anderem von Präventionsbeauftragten der Verkehrspolizei.

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Zum Abschluss des P.A.R.T.Y.-Tags berichtet ein ehemaliger schwerverletzter junger Patient den Jugendlichen über seine Erlebnisse.