Fallbeschreibung
Männlicher Patient, 34 Jahre alt, stationäre Aufnahme wegen Atemnot bei Belastung
und Hustenattacken, Nachtschweiß, Fieber. Keine wesentlichen Vorerkrankungen, keine
Allergien bekannt, Nichtraucher. Körpergröße: 175 cm, Gewicht: 55 kg, auskultatorisch
unauffällig, Körpertemperatur: 38,2° C, sonst unauffälliger Status. Labor: Leukos
3,7 g/l, Hb10,3 g/dl, CRP 154 mg/l, LDH 509 U/L, sonst bland, HIV-Test positiv. Art.
Blutgasanalyse: paO2 83 mmHg, paCO2 36 mmHg, pH 7,45. Lungenfunktion: TLC 4,5L = 59 %, FEV1 3,1L = 64 %, FVC 3,2L = 54 %, FEV1/FVC 117 %.
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
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Respiratorische Bronchiolitis (RBILD)
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Sarkoidose
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Pneumocystis jirovecii Pneumonie (PCP)
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Akute interstitielle Pneumonie (AIP)
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Goodpasture Syndrome
Die Auflösung finden Sie auf der nächsten Seite.
Auflösung
Diagnose: Pneumocystis jirovecii Pneumonie (PCP)
Erläuterung: Pneumocystis jirovecii ist ein Pilz aus der Gattung Pneumocystis und der Erreger
einer interstitiellen Lungenentzündung, die besonders bei Immungeschwächten, Säuglingen
und AIDS-Kranken auftritt. Früher wurde Pneumocystis jirovecii als Pneumocystis carinii
bezeichnet; er wurde ursprünglich auch für den Erreger der Lungenentzündung bei Immunschwäche
gehalten. Diese Bezeichnung ist heutzutage nicht mehr zulässig. Es konnte gezeigt
werden, dass der im Menschen vorkommende Krankheitserreger sich von dem in Ratten
entdeckten Pneumocystis carinii unterscheidet.
Die PCP tritt selten bei einer CD4 Zellzahl unter 250 auf. Infizierte Patienten klagen
häufig über Atemnot und trockenen Husten. Meist besteht Fieber. Die Auskultation ist
unauffällig. Das Röntgenbild der Lunge zeigt erst im Verlauf Veränderungen i. S. von
retikulo-nodulären Verdichtungen des Interstitiums. Typisch ist auch eine Erhöhung
der LDH im Blut.
Das Thoraxröntgen kann unauffällig sein, gelegentlich stellt sich jedoch, wie in diesem
Fall, ein schmetterlingsförmiges interstitielles Infiltrat dar. Typisch für die Diagnose
sind Milchglastrübungen, aber auch retikuläre Veränderungen mit Verdickung der interlobulären
Septen (Crazy paving). Gelegentlich sieht man auch Pneumatozelen. Patienten mit PCP
haben ein erhöhtes Risiko für einen Pneumothorax, wie in [Abb. 2 ] anhand einer thorakalen Drainage rechts behandelt. In vielen Fällen besteht eine
restriktive Ventilationsstörung sowie eine respiratorische Partialinsuffizienz. Der
Nachweis erfolgt durch Mikroskopie eines Direktpräparates einer bronchoalveolären
Lavage oder einer transbronchialen Lungenbiopsie.
Abb. 2 In der Lungencomputertomografie findet sich das typische CT-morphologische Muster
der PCP-Pneumonie. (Bild zur Verfügung gestellt vom Institut für Röntgendiagnostik
des Otto-Wagner-Spitals, Wien.)
Zur Therapie kommt das eigentlich gegen Bakterien wirksame Antibiotikum Cotrimoazol
in sehr hoher Dosierung zur Anwendung. Außerdem werden antiparasitäre Mittel wie Pentamidin
eingesetzt. Unbehandelt ist die PCP mit einer sehr hohen Mortalität behaftet.