Aktuelle Dermatologie 2013; 39(07): 256
DOI: 10.1055/s-0033-1351745
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mycoplasma-genitalium-Infektion – Azithromycin vs. Doxycyclin: Was ist wirksamer?

Contributor(s):
Frank Lichert
Anagrius C et al.
PLoS ONE 2013;
DOI: 10.1371/journal.pone.0061481.
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 July 2013 (online)

 
 

Studienergebnisse legen nahe, dass das sexuell übertragbare Bakterium Mycoplasma genitalium empfindlich auf Makrolide und insbesondere auf Azithromycin reagiert. Dennoch gibt es aktuell keine evidenzbasierten Leitlinien zur Behandlung einer solchen Infektion. C. Anagrius et al. haben die Wirksamkeit von Doxycyclin, einer Azithromycin-Einzeldosis von 1 g sowie einer 5-tägigen Azithromycin-Therapie (Gesamtdosis 1,5 g) untersucht und das Risiko für Resistenzbildungen bewertet.
PLoS ONE 2013; DOI: 10.1371/journal.pone.0061481

Die retrospektive Fallstudie basierte auf den Daten von Patienten, bei denen zwischen 1998 und 2005 eine mittels PCR bestätigte Mycoplasma-genitalium-Infektion vorlag. Für die Patienten bestand routinemäßig die Möglichkeit, einen Test zur Prüfung des Heilungserfolges durchführen zu lassen. Eine Gruppe erhielt über einen Zeitraum von 9 Tagen Doxycyclin (200 mg an Tag 1 gefolgt von jeweils 100 mg an den Tagen 2–9), eine weitere Gruppe nahm in oraler Form einmalig 1 g Azithromycin ein, und eine dritte Gruppe unterzog sich einer erweiterten Azithromycin-Therapie (500 mg Azithromycin an Tag 1 gefolgt von jeweils 250 mg an den Tagen 2–5). Die Autoren ermittelten die Wirksamkeit der 3 Behandlungsregime. Zudem erfolgte im Fall von Patienten mit einer fehlgeschlagenen Azithromycin-Therapie ein Monitoring der Resistenzbildung (vor der Behandlung und danach) sowie eine Bestimmung der Resistenzraten.

Resistenzbildung bei 1g Azithromycin-Einzeldosis

Insgesamt erhielten 216 Patienten Doxycyclin. Rund 43 % dieser Patienten waren laut PCR-Ergebnis zum Zeitpunkt des Tests zur Prüfung des Heilungserfolges frei von Mycoplasma genitalium (46 % bei den Frauen, 38 % bei den Männern). 134 Patienten bekamen eine Azithromycin-Einzeldosis von 1 g. Hier betrug die Eradikationsrate ca. 91 % (96 % bei den Frauen, 88 % bei den Männern). Innerhalb der Gruppe, die sich der erweiterten Azithromycin-Therapie unterzog (n = 35), belief sich die Eradikationsrate auf ca. 96 % (100 % bei den Frauen, 93 % bei den Männern). Bei 7 / 7 Patienten (100 %) mit persistierender Mycoplasma-genitalium-Infektion nach Verabreichung einer Azithromycin-Einzeldosis von 1 g stellten die Autoren eine Makrolid-Resistenz fest – nicht aber bei Patienten, die sich der erweiterten Azithromycin-Therapie unterzogen. In den Jahren 2006 und 2007 waren keine Makrolid-Resistenzen feststellbar. Die Resistenzraten stiegen allerdings von 6 % im Jahr 2009 über 14 % in 2010 auf 21 % im Jahr 2011.

Fazit

Bei der Eradikation von Mycoplasma genitalium erwies sich Azithromycin im Vergleich zu Doxycyclin als deutlich wirksamer. Eine Azithromycin-Einzeldosis von 1 g war zwar nicht weniger effektiv als 1,5 g verabreicht über 5 Tage, es bestand allerdings im Fall der Einzeldosis das Risiko für eine Resistenzbildung. Nach Meinung der Autoren sollte bei Mycoplasma-genitalium-Infektionen eine Azithromycin-Einzeldosis von 1 g nicht als Erstlinientherapie zum Einsatz kommen.


#
#