Aktuelle Dermatologie 2013; 39(07): 255
DOI: 10.1055/s-0033-1351744
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erysipel – Prophylaktische Penicillingabe verringert Rezidivrate

Contributor(s):
Dunja Voos
Thomas KS et al.
N Engl J Med 2013;
368: 1695-1703
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Publication History

Publication Date:
17 July 2013 (online)

 
 

Das meist durch Streptokokken hervorgerufene Erysipel tritt häufig dann auf, wenn die Haut vorgeschädigt ist. Jedes erneute Erysipel schädigt das lymphatische System. K. S. Thomas et al. haben in einer doppelblinden, randomisierten Studie untersucht, inwieweit eine prophylaktische Penicillingabe das Wiederauftreten von Erysipelen verhindern kann.
N Engl J Med 2013; 368:1695–1703

Die Autoren rekrutierten Patienten aus 28 Krankenhäusern Großbritanniens im Zeitraum von Juli 2006–Januar 2010. Patienten, die in den letzten 24 Wochen vor der Eingangsuntersuchung zum wiederholten Mal ein Erysipel am Bein aufwiesen, waren für die Teilnahme an der Studie geeignet. Das Erysipel zeichnet sich aus durch Überwärmung, Hautspannung, akuten Schmerz, Ödem und Erythem. Bei unsicherer Diagnose wurde der Patient nicht in die Studie aufgenommen. Die Patienten der Behandlungsgruppe erhielten nach Abschluss der Behandlung ihres akuten Erysipels eine prophylaktische Penicillindosis von 250 mg 2-mal täglich. Die Kontrollgruppe erhielt Placebotabletten. Die Patienten sollten die Tabletten 12 Monate lang nehmen. Ob sie die Tabletten einnahmen, wurde mithilfe von Telefonanrufen überprüft.

274 Patienten eigneten sich für die Studie. 136 Patienten wurden der Penicillin- und 138 Patienten der Placebogruppe zugeordnet. Insgesamt konnten ca. 90 % der Patienten mindestens 13 Monate lang nachverfolgt werden. 214 Teilnehmer (79 % aus der Penicillingruppe und 78 % aus der Placebogruppe) gaben an, mindestens 75 % der Tabletten eingenommen zu haben. Die durchschnittliche Zeit bis zum Auftreten eines erneuten Erysipels betrug 626 Tage in der Penicillin- und 532 Tage in der Placebogruppe. In der 1-jährigen Prophylaxe-Phase erlitten 30 Patienten der Penicillingruppe erneut ein Erysipel (22 %). In der Placebogruppe waren es 51 Teilnehmer (37 %). Die Penicillingruppe hatte in der Prophylaxephase gegenüber der Placebogruppe ein um 45 % reduziertes Risiko, erneut ein Erysipel zu entwickeln (Hazard Ratio 0,55; 95 %-Konfidenzintervall 0,35–0,86; p = 0,01).

Stark Übergewichtige sprachen schlechter auf die Prophylaxe an

Faktoren, die ein schlechtes Ansprechen auf die Prophylaxe voraussagten, waren ein Body-Mass-Index (BMI) von 33 oder höher, ein 3- oder mehrmaliges Auftreten von Erysipelen in der Vorgeschichte sowie bestehende Ödeme. Obwohl der schützende Effekt des Penicillins noch einige Monate nach Penicillingabe anhielt, schwächte er sich im Lauf der Zeit ab und war nach 36 Monaten nicht mehr nachweisbar.

Fazit

Die prophylaktische Gabe von 2-mal täglich 250 mg Penicillin reduziert bei Patienten mit rezidivierenden Erysipelen das Risiko des Wiederauftretens, so die Autoren. Patienten, bei denen ein Ödem besteht oder die stark übergewichtig sind, sprechen allerdings nur reduziert auf die prophylaktische Penicillingabe an. Wie lang die Prophylaxe durchgeführt werden sollte, ist nach Aussage der Autoren noch unklar.


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