Aktuelle Dermatologie 2013; 39(07): 254
DOI: 10.1055/s-0033-1351742
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spitz-Nävus – Bei Kindern wird eher beobachtet statt entfernt

Contributor(s):
Friederike Klein
Tlougan BE et al.
JAMA Dermatol 2013;
149: 283-291
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Publication History

Publication Date:
17 July 2013 (online)

 
 

Es existiert kein Standard zum Vorgehen beim Spitz-Nävus im Kindesalter. Da selten auch einzelne Charakteristika eines Melanoms anzutreffen sind, gibt es eine kontroverse Diskussion um die richtige Strategie. Anonymisiert erhoben US-amerikanische Autoren um B. E. Tlougan in einer Umfrage im Internet, wie Kollegen aus Kliniken und Praxen vorgehen.
JAMA Dermatol 2013; 149: 283–291

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Obwohl Spitz-Nävi gutartig sind, können sie an ein malignes Melanom erinnern. (Bild: Moll I, Duale Reihe Dermatologie, Thieme 2010)

Von 342 kontaktierten pädiatrischen Dermatologen nahmen 175 teil (51,1 %), die überwiegend aus den USA und Kanada stammten. Bei 144 von ihnen machten Kinder und Jugendliche tatsächlich die Hauptpatientengruppe aus (> 50 % Patienten unter 18 Jahren). Diese wurden für die eigentliche Auswertung herangezogen. Abgefragt wurden die Häufigkeit der Diagnose "Spitz-Nävi" im klinischen Alltag, allgemeine Vorstellungen zur Malignität der Male, die verwendeten Untersuchungstechniken, z.B. Dermoskopie und Biopsie, die Behandlungsstrategien und die beobachteten Ergebnisse.

Vorsichtiges Abwarten überwiegt

Insgesamt berichteten alle Befragten über etwa 20 000 selbst beobachtete Spitz-Nävi. 67,6 % der Ärzte gaben an, in den letzten 5 Jahren 6 und mehr Spitz-Nävi pro Jahr diagnostiziert zu haben. Gleichzeitig hatten 90,1 % im selben Zeitraum nicht mehr als 2 präpubertäre Melanome gesehen. Die meisten der Teilnehmer der Umfrage (95,8 %) gingen davon aus, dass ein typischer Spitz-Nävus einen benigen Befund darstellt. Ca. 80 % der Befragten setzten zur Diagnose die Dermoskopie ein, fast alle vermieden möglichst eine partielle Biopsie (96,5 %).

Bei Verdacht auf Spitz-Nävus entschied sich ca. die Hälfte der Ärzte (49,3 %) bei einem kleinen, stabilen, nicht pigmentierten Mal für ein Abwarten und weiteres Beobachten. Bei pigmentierten Malen mit einem typischen strahlenförmigen Muster in der Dermoskopie traf dies nur noch auf 29,7 % der Dermatologen zu. Am häufigsten waren auch in diesem Falle Ärzte zurückhaltend, die glaubten, dass ein Spitz-Nävus kein Vorläufer eines Melanoms ist (p = 0,04). 42 % aller Antwortenden hatten schon einmal eine Rückbildung eines Spitz-Nävus beobachtet. Aus der Literatur sind solche Fälle auch bei pigmentierten Malen mit auffälligen Mustern bekannt.

Von den 91 Umfrageteilnehmern mit ambulanter Tätigkeit, die etwa 10 000 Spitz-Nävi überblickten, hatte noch keiner einen Todesfall infolge eines Spitz-Nävus erlebt.

Fazit

Die Umfrageergebnisse unterstützen ein zurückhaltendes Vorgehen bei Spitz-Nävi in Kindheit und Jugend, so die Autoren. Die klinische Kontrolle unter Zuhilfenahme der Dermoskopie scheint bei typischen Befunden die Strategie der Wahl zu sein – ein deutlicher Unterschied zur prophylaktischen Entfernung von Spitz-Nävi im Erwachsenenalter.


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Obwohl Spitz-Nävi gutartig sind, können sie an ein malignes Melanom erinnern. (Bild: Moll I, Duale Reihe Dermatologie, Thieme 2010)