Dialyse aktuell 2013; 17(02): 76
DOI: 10.1055/s-0033-1351737
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patienten mit Zirrhose und hepatorenalem Syndrom – Terlipressin- und Albumintherapie vs. alleinige Albumintherapie: eine randomisierte Studie

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Publication Date:
15 July 2013 (online)

 
 

    Quelle: Martín-Llahí M, Pépin MN, Guevara M et al.; TAHRS Investigators. Terlipressin and albumin vs albumin in patients with cirrhosis and hepatorenal syndrome: a randomized study. Gastroenterology 2008; 134: 1352–1359

    Thema: Das hepatorenale Syndrom (HRS) kommt häufig bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose vor und ist im Rahmen einer Lebertransplantation ein relevantes Problem. Eine einheitliche, klinisch evidente, etablierte Behandlung des hepatorenalen Syndroms wird kontrovers diskutiert.

    Projekt: 46 Patienten mit einer Leberzirrhose und hepatorenalen Syndrom, die sich in einem Behandlungszentrum stationär befanden, wurden für die kombinierte Behandlung mit Terlipressin – einem Vasopressinanalogon (1–2 mg/4 h, intravenös) – und Albumin (1 g/kg KG gefolgt vom 20–40 g/d) (n = 23) oder Monotherapie mit Albumin (n = 23) für Therapiedauer von 15 Tagen randomisiert. Die Studienendpunkte waren die Evaluation der Nierenfunktion sowie das Überleben nach 3 Monaten.

    Ergebnisse: Eine Verbesserung der Nierenfunktion war bei 10 Patienten (43,5 %), die kombiniert mit Terlipressin/Albumin behandelt wurden, feststellbar, verglichen mit 2 Patienten (8,7 %), die nur mit Albumin behandelt wurden (P = 0,017). Unabhängige prädiktive Faktoren bei der Verbesserung der renalen Funktion waren die tägliche Urinmenge, das Serumkreatinin, die Leukozytenzahl und die kombinierte Behandlung mit Terlipressin/Albumin. Das Überleben nach 3 Monaten war nicht signifikant unterschiedlich zwischen beiden Gruppen (Terlipressin/Albumin: 27 % vs. Albumin 19 %, P = 0,7). Unabhängige prädiktive Faktoren für das Überleben nach 3 Monaten waren der MELD-Score (MELD: Model of Endstage Liver Disease) sowie eine relevante Verbesserung der renalen Funktion. Kardiovaskuläre Komplikationen waren feststellbar bei 4 Patienten, die nur mit Albumin, und bei 10 Patienten, die kombiniert mit Terlipressin/Albumin behandelt wurden. Eine dauerhafte Einstellung der Behandlung mit Terlipressin war jedoch nur in 3 Fällen erforderlich.

    Fazit: Verglichen mit der Monotherapie mittels Albumin scheint die kombinierte Behandlung mittels Terlipressin/Albumin vor allem im Hinblick auf eine Verbesserung der renalen Funktion bei den Patienten mit einer Zirrhose und einem hepatorenalen Syndrom effektiver zu sein. Weitere Studien mit einer größeren Patientenzahl sind erforderlich, um zu prüfen, ob die Verbesserung der Nierenfunktion auch zu einer signifikant längeren Überlebenszeit führt.

    Schlüsselwörter: Zirrhose – hepatorenales Syndrom – Therapievergleich – randomisierte Studie

    PD Dr. habil. Edouard Matevossian, München

    Kommentar

    Das hepatorenale Syndrom (HRS) ist eine der relevantesten klinischen Komplikationen bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose und Aszites. Es ist ohne Lebertransplantation mit einer signifikant hohen Letalität verbunden. Der Verlauf nach Lebertransplantation scheint bei Patienten mit HRS ungünstiger zu sein als bei Patienten, die vor Lebertransplantation noch eine regelrechte Nierenfunktion aufweisen. Eine gezielte medikamentöse Therapie kann eine Verbesserung der Nierenfunktion bewirken und nimmt einen wichtigen Platz in der Therapie des HRS ein.

    Die aufgeführte randomisierte klinische Studie ergänzt systematisch die derzeit vorhandene Datenlage bzgl. der medikamentösen Therapie bei Patienten mit HRS. Hierbei wird konkludiert, dass die kombinierte Therapie mittels Terlipressin und Albumin ein effektiverer Therapieansatz als die Monotherapie mittels Albumin ist. Ferner wurden unabhängige Prädiktoren der renalen Funktion, insbesondere die klinisch relevanten Parameter, wie Urinvolumen/d und Serumkreatinin postuliert, wenngleich das 3-Monats-Überleben in beiden randomisierten Gruppen nicht signifikant voneinander differiert. Kritisch, vor allem aus der Sicht des Klinikers, anzumerken ist die relativ geringe Patientenzahl in beiden Studienarmen, die unizentrische Ausrichtung der Studie und der relativ kurze Beobachtungszeitraum von 3 Monaten. Eine definitive, wissenschaftlich fundierte Klärung der Überlegenheit einer kombinierten medikamentösen Therapie bleibt durch eine prospektive randomisierte Multicenterstudie (vorbehaltlich der Homogenität bzgl. der Äthiologie der Lebererkrankungen in den Studienarmen) zu klären.

    PD Dr. habil. Edouard Matevossian, München


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