Schlüsselwörter
Leitlinie - ambulanter Bereich - heimenterale Ernährung - heimparenterale Ernährung
- orale Trinknahrung - Ernährungsteam
Keywords
guideline - outpatient and homecare sector - home enteral nutrition - home parenteral
nutrition - oral nutritional supplements - nutrition support team
1 Einleitung
Künstliche Ernährung im ambulanten Bereich umfasst die heimparenterale Ernährung (HPE)
und heimenterale Ernährung (HEE) sowie die orale Trinknahrung (ONS), die bei den Patienten
zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen durchgeführt wird. Die Verfahren wurden in den
70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts etabliert und haben sich inzwischen zu einer
sicheren und bewährten medizinischen Maßnahme entwickelt, die sich nicht zuletzt aufgrund
der zunehmenden Ambulantisierung der Medizin stetig verbreitet. Meistens beginnen
HPE/HEE im Anschluss an einen stationären Aufenthalt in einer Klinik. Aus den Indikationen
zur HPE und HEE ergibt sich, dass die Patienten vielfach aus dem onkologischen oder
geriatrischen Bereich kommen, seltener aus dem gastroenterologischen oder viszeralchirurgischen
Sektor. Deshalb ergeben sich insbesondere Überschneidungen mit den DGEM-Leitlinien
„Klinische Ernährung in der Geriatrie“ [1], „Klinische Ernährung in der Neurologie“ [2] und „Klinische Ernährung in der Onkologie“ (in Vorbereitung).
Ziel einer künstlichen Ernährung ist die Verbesserung des Ernährungszustands bzw.
das Vermeiden einer Verschlechterung derselben sowie die Verbesserung oder Stabilisierung
der subjektiven Lebensqualität. Das gilt sowohl für den stationären als auch für den
ambulanten Bereich. Um diese Ziele zu erreichen, sind neben Indikation und Kontraindikation
spezielle Durchführungsempfehlungen unter ambulanten Bedingungen zu beachten. Sie
sind teilweise ähnlich wie im stationären Bereich, woraus sich Überschneidungen mit
der DGEM-Leitlinie „Besonderheiten der Überwachung bei künstlicher Ernährung“ [3] u. a. Leitlinien ergeben. Auf die Elimination solcher Überschneidungen wurde bewusst
verzichtet, weil die einzelnen Leitlinien ihre Eigenständigkeit bewahren sollen, damit
sie unabhängig voneinander lesbar bleiben.
Die Aspekte Prognose, Lebensqualität und Ethik haben im ambulanten Bereich einen besonders
hohen Stellenwert. Darauf wird in den Kommentaren immer wieder eingegangen. Deshalb
ergeben sich auch Überschneidungen mit der DGEM-Leitlinie „Ethische und rechtliche
Gesichtspunkte der künstlichen Ernährung“ [4].
Voraussetzung für die Durchführung einer künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich
ist eine detaillierte Erläuterung von potenziellem Nutzen und Risiken solcher Maßnahmen
durch einen Arzt oder eine entsprechend geschulte Ernährungsfachkraft. Der Betroffene
sollte nicht nur sein Einverständnis erklären, sondern aktiv die Durchführung der
geplanten Ernährungsmaßnahmen wünschen. Eine weitere Voraussetzung ist die Wahl eines
für den ambulanten Bereich geeigneten Zugangs und dessen fachgerechte Pflege. Die
Komplexität der Betreuung von Patienten mit künstlicher Ernährung, insbesondere im
ambulanten Bereich, begründet eine klar strukturierte Organisation sowie eine Betreuung
möglichst durch ein Ernährungsteam, das interdisziplinär aus geeigneten Fachkräften
besetzt ist. Auf die Vorteile eines solchen Ernährungsteams, das Kosten und Komplikationen
nachweislich senken kann, wird besonders eingegangen.
2 Methodik
Während das Thema ambulante künstliche Ernährung in den früheren Leitlinien nur für
den parenteralen Bereich separat adressiert wurde [5], deckt die aktuelle Leitlinie sowohl die HEE als auch die HPE und die Themen Organisation
und Ernährungsteam ab. Die vorliegende Leitlinie orientiert sich an internationalen
Leitlinien von europäischen Nachbarn, ESPEN und ASPEN [6]
[7]
[8]
[9] sowie anderen evidenzbasierten Empfehlungen, die kürzlich publiziert wurden [10].
Es handelt sich hierbei um eine S3-Leitlinie der DGEM (AWMF-Registernummer 073/021).
Die Methodik ist im Leitlinienreport ausführlich beschrieben, wo sich auch die Suchstrategien
und Evidenztabellen finden. Der Leitlinienreport ist über die Internetseite der Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) abrufbar (www.awmf.org, AWMF-Registernummer der Fachgesellschaft 073). Ein Auszug zum methodischen Vorgehen
bei der Leitlinienerstellung wurde bereits in der Aktuellen Ernährungsmedizin veröffentlicht
[11].
Neben dem Empfehlungsgrad wird auch die Outcome-Bewertung bei den Empfehlungen mitangegeben
(Biomedizinische Endpunkte [BM], Patientenzentriertes Outcome [PC], Gesundheitsökonomische
Parameter [HE], Medizinische Entscheidungsfindung [DM], Mehr-Komponenten-Outcome-Modelle
[MC]) [12].
3 Indikation
Eine künstliche Ernährung im ambulanten Bereich soll durchgeführt werden, wenn entweder
Mangelernährung nachgewiesen ist bzw. droht oder die orale Nahrungsaufnahme relevant
eingeschränkt ist und wenn es dadurch innerhalb der zu erwartenden Lebenszeit des
Betroffenen zu einer relevanten Verschlechterung des Ernährungszustands, der Prognose
oder der Lebensqualität kommt und wenn solche Verschlechterungen nicht durch andere
Maßnahmen (z. B. Behandlung der Grunderkrankung) behoben werden können. Die Indikation
muss von einem Arzt gestellt werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Die Indikation zur künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich unterscheidet sich
nicht grundsätzlich von der Indikation im stationären Bereich, wobei die Aspekte Prognose,
Lebensqualität und Ethik (vgl. Empfehlung 3 und DGEM-Leitlinie „Ethische und rechtliche
Gesichtspunkte der künstlichen Ernährung“ [4]) im ambulanten Bereich einen größeren Stellenwert haben als im stationären Bereich.
Die Kriterien für Mangelernährung werden im DGEM-Leitlinienteil „DGEM-Terminologie
in der klinischen Ernährung“ [13] definiert. Relevante Einschränkung der oralen Nahrungsaufnahme bedeutet eine unzureichende
Deckung des Bedarfs, d. h. ein Energiedefizit von mehr als 10 kcal/kg Körpergewicht
oder etwa 500 kcal/Tag über voraussichtlich mehr als 7 Tage [14]
[15]. Eine Einschränkung der Nahrungsaufnahme ist beispielsweise anzunehmen, wenn trotz
fachgerechter Ernährungsberatung und Behandlung von Anorexie, gastrointestinalen Störungen,
Schmerzen und psychosozialem Stress die normale Nahrungsaufnahme unter dem individuellen
Bedarf liegt. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, soll umgehend und nicht erst nach
7 Tagen mit der Durchführung der künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich begonnen
werden. Relevante Verschlechterung des Ernährungszustands ist anzunehmen, wenn ein
Verlust von 5 – 10 % des Körpergewichts eingetreten ist [16]. Der Ernährungszustand wird sich rascher verschlechtern, wenn die Nahrungsaufnahme
stark (auf 25 % des Bedarfs) eingeschränkt ist als wenn die Einschränkung moderat
(auf 50 % des Bedarfs) oder gering (auf 75 % des Bedarfs) ist. Eine relevante Verschlechterung
des Ernährungszustands wird früher erreicht bei Personen, die bereits vorher Gewicht
verloren hatten im Vergleich zu Personen mit zuvor stabilem Gewicht. Der Ernährungszustand
wird sich rascher verschlechtern, wenn katabole Prozesse aktiviert sind (z. B. bei
Infektionen oder systemischer Entzündung) oder wenn gleichzeitig belastende Therapien
(z. B. Chemotherapie) durchgeführt werden [17]. Bei ambulanter Durchführung einer Sonden- oder intravenösen Ernährung muss gesichert
sein, dass die erforderlichen technischen Maßnahmen zur Vorbereitung und Applikation
der Nährlösungen langfristig und sicher durchgeführt werden können.
Bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung, die mit einem erhöhten Risiko für Mangelernährung,
Schluckstörung oder Appetitverlust assoziiert ist, sollte frühzeitig eine künstliche
Ernährung im ambulanten Bereich erwogen werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Beispiele für den Einsatz von HEE sind Tumorkachexie und tumorbedingte Kau- und Schluckstörungen,
neurologische Erkrankungen (ischämischer Hirninsult, Depression u. a.), Schluckstörungen
im Rahmen von Erkrankungen anderer Genese und zystische Fibrose. Beispiele für den
Einsatz von HPE sind Tumorleiden (besonders bei Magen-, Leber-, Pankreas-, Kolon-
und Ovarialtumoren mit Peritonealkarzinose oder funktionell relevantem Befall der
großen abdominellen Gefäße; auch in Situationen ohne kuratives Therapieziel) und das
Kurzdarmsyndrom (als Folge eines Mesenterialinfarkts, chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen,
Tumoren oder Strahlenschäden).
Unter den neurologischen Erkrankungen wurde die Demenz nicht berücksichtigt, weil
diese nicht typischerweise mit HEE oder HPE assoziiert ist.
Eine künstliche Ernährung im ambulanten Bereich soll nicht durchgeführt werden, wenn
die Lebenserwartung voraussichtlich geringer als ein Monat ist, wenn die Maßnahme
durch den Patienten oder dessen gesetzlichen Betreuer abgelehnt wird, wenn unzureichende
Compliance zu erwarten ist oder wenn nicht überwindbare organisatorische bzw. logistische
Einschränkungen bestehen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Auch wenn die Einschätzung der mutmaßlichen Lebenserwartung schwierig ist, sollte
sie mit geeigneten Methoden im Verlauf versucht werden [18]. Weitere Informationen zum palliativmedizinischen Konzept und weiterführende Literatur
finden sich in der DGEM-Leitlinie „Ethische und rechtliche Gesichtspunkte der künstlichen
Ernährung“ [4].
Beim absehbaren Übergang aus der Palliativsituation in die Sterbephase sollen Therapieziele
der künstlichen Ernährungstherapie im Sinne der Symptomkontrolle neu definiert werden.
Die Entscheidung bezüglich der Fortsetzung bzw. der Beendigung der künstlichen Ernährungstherapie
soll der betreuende Arzt gemeinsam mit dem Patienten und den Angehörigen nach den
Grundsätzen der deutschen Bundesärztekammer[1] treffen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Weil der Beginn der Sterbephase wissenschaftlich nicht weiter objektivierbar ist,
kann eine ernährungsmedizinische Intervention in dieser Lebensphase keinem evidenzbasierten
Algorithmus folgen. Die Indikation zu einer künstlichen Ernährung ist jetzt mit einer
sorgfältigen, individuellen Abwägung möglicher Risiken und Nutzen unter der neuen
Zielsetzung der Sterbebegleitung zu stellen [19]
[20]
[21]
[22]. Siehe hierzu auch DGEM-Leitlinie „Ethische und rechtliche Gesichtspunkte der künstlichen
Ernährung“ [4] und „Klinische Ernährung in der Neurologie“ [2].
Die Indikation für die Fortsetzung der HEE und HPE sollte in regelmäßigen Abständen
überprüft werden. Das zeitliche Intervall für diese Überprüfung ergibt sich aus der
Art der Grunderkrankung und deren Verlauf.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Die empfohlenen Abstände zur Überprüfung variieren je nach Phase der künstlichen Ernährung
und sollten zumindest einmal pro Monat in den ersten 3 Monaten und danach quartalsweise
erfolgen [23]. Eine HPE kann beendet werden bzw. auf HEE umgestellt werden, wenn der Energiebedarf
oral oder enteral gedeckt werden kann. Eine HEE kann in der Regel beendet oder auf
orale Trinknahrung (ONS) umgestellt werden, wenn das Energiedefizit weniger als 500 kcal/Tag
beträgt und das Körpergewicht ohne HEE stabil bleibt [14]
[15]
[24]. Bei geriatrischen Patienten kann diese Grenze nicht immer zugrunde gelegt werden.
Jedenfalls ist im Verlauf zu prüfen, ob der Ernährungszustand nach Beendigung der
künstlichen Ernährung stabil bleibt. Deshalb sollte die Ernährungssonde (i. d. R.
die PEG) zunächst für mindestens einen weiteren Monat behalten und nur stillgelegt
werden, bis die orale Zufuhr dauerhaft gesichert ist. Bei Patienten, die zwischenzeitlich
ein funktionstüchtiges Dünndarmimplantat erhalten haben bzw. erfolgreich Dünndarm
transplantiert werden konnte, kann die künstliche Ernährung in der Regel eingestellt
werden. Trotz eingeschränkter Studienlage hat sich die Expertengruppe aufgrund der
eindeutigen Sachlage für den Empfehlungsgrad B entschieden.
4 Zugangswege und Pumpen
Der geeignete Zufuhrweg für eine ambulante künstliche Ernährung hängt von der funktionellen
Integrität des Magen-Darm-Trakts ab: Bei Fehlen relevanter Einschränkungen der Magen-Darm-Funktion
oder isolierten Kaustörungen sollen orale Trinknahrungen (ONS) eingesetzt werden.
Bei Schluckstörungen sowie bei relevanten Passagestörungen des Ösophagus oder Magens
sollte eine Sondenernährung eingesetzt werden. Bei relevanten Störungen der Transport-
oder Absorptionskapazität des Dünndarms soll eine intravenöse Ernährung gewählt werden.
Kontraindikationen des gewählten Zufuhrwegs sollen beachtet werden.
[KKP; starker Konsens]
4.1 Heimenterale Ernährung
Bei einer längerfristigen HEE soll eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)-Sonde,
gegebenenfalls eine perkutane endoskopische Jejunostomie (PEJ) erwogen werden.
[A; starker Konsens]
Die PEG sollte gegenüber den herkömmlichen chirurgischen Gastrostomie-Verfahren vor
allem aufgrund einer niedrigeren Komplikationsrate bevorzugt werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Fünf Studien, davon 4 prospektive und 3 randomisierte, vergleichen PEG-ernährte und
nasogastral-ernährte Patienten und belegen eindeutig die Vorteile einer PEG-Ernährung
[25]
[26]
[27]
[28]
[29]. Der Vorteil der PEG ist damit begründet, dass sie gegenüber einer nasogastralen
Ernährung die Aufnahme größerer Nahrungsmengen [26]
[27] über längere Zeiträume [26]
[27]
[28]
[29] erlaubt, weniger Behandlungsprobleme wie Selbstentfernungen [22] und Sondenneuanlagen [25]
[27]
[29] verursacht und damit den Ernährungszustand verbessert [26]
[27]
[28]
[30]. Außerdem werden bei PEG-Patienten weniger Fixierungen (7 vs. 22 %) sowie eine subjektive
Pflegeerleichterung für das Pflegepersonal und eine bessere Lebensqualität für die
Patienten beschrieben [25]. In der Cochrane-Analyse von Gomes et al. [31] konnte in 9 randomisiert-kontrollierten Studien allerdings kein Unterschied in der
Mortalität PEG-ernährter und nasogastral-ernährter dysphagischer Patienten festgestellt
werden.
Eine geringere Aspirationshäufigkeit per PEG versus nasogastraler Sonde beschreiben
Dwolatzky et al. [28] und Fay et al. [29]. Die Cochrane-Analyse von Gomes et al. [31] zeigt jedoch keinen Unterschied der beiden Ernährungsarten bezüglich Pneumonie bei
dysphagischen Patienten. Die häufige Kombination von neurogener Schluckstörung mit
kognitiver Einschränkung bei geriatrischen Patienten (Demenz, Parkinson, rezidivierende
zerebrale Insulte) ist mit einem erhöhten Aspirationsrisiko verbunden. In diesen Situationen
ist eine frühzeitige PEG-Anlage gegenüber einer nasogastralen Sondennahrung höchstwahrscheinlich
von Vorteil.
Beim Auftreten von gastroduodenalen Motilitätsstörungen, Magenausgangsstenosen oder
Aspirationen kann konsekutiv auch eine PEG/J (PEG mit einem jejunalen Schenkel) oder
primär eine PEJ angelegt werden [32]
[33]
[34]
[35]
[36].
Die PEG hat die herkömmlichen chirurgischen Gastrostomie-Verfahren, vor allem aufgrund
einer niedrigeren Komplikationsrate, weitgehend verdrängt. Tatsächlich ist die Überlegenheit
einer enteralen Langzeiternährung via PEG-/PEJ-Sonde gegenüber der Ernährung über
nasogastrale bzw. nasojejunale Sonden oder operativ angelegte Gastrostomien (z. B.
nach Witzel oder Stamm) durch klinische Studien eindeutig belegt [25]
[26]
[27]
[32]
[37]
[38].
4.1.1 Pflege und Umgang mit der Sonde
Die Sondeneintrittsstelle sollte regelmäßig und sorgfältig beobachtet, wie eine Wunde
behandelt und in den ersten 5 – 7 Tagen unter aseptischen Bedingungen verbunden werden.
[B; starker Konsens]
Bei abgeheilter Wunde und reizlosen Wundverhältnissen kann der Verbandswechsel 2-mal
wöchentlich erfolgen
[C; starker Konsens]
oder – im Ermessen des Arztes – ganz auf einen Verband verzichtet werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Slater [39] schlägt vor, die Eintrittsstelle der perkutan eingelegten Sonde während des ersten
Tages alle 4 Stunden auf Rötung, Schwellung oder Austritt von Flüssigkeit zu untersuchen.
Gemäß den Europäischen Empfehlungen von ESPEN kann die Eintrittsstelle aber auch im
Rahmen einer täglichen Wundversorgung ein erstes Mal begutachtet werden [32]. Nach der Sondenanlage hat es sich bewährt, die Eintrittstelle mit einer beschichteten
absorbierenden Wundauflage zu versorgen. Nach der Abheilung soll eine sterile trockene
Abdeckung erfolgen. Eine regelmäßige Reinigung im Rahmen des Verbandswechsels mit
geeigneten Materialien ist zu empfehlen [40]. Ein bakteriostatisch wirksamer Glycogel-Verband bei neuangelegter PEG führt nicht
zu weniger Infektionen als ein trockener herkömmlicher Wundverband und kann somit
nicht generell empfohlen werden [41]. Zur Desinfektion der abgeheilten Eintrittsstelle sind Lösungen auf der Basis von
Polyhexanid oder Alkohol geeignet [32]. Hierbei sind die Zeiten für Wirksamkeit und Trocknung einzuhalten. Von einer wiederholten
Anwendung von toxisch-irritativen Substanzen in der Sondenumgebung ist ebenfalls abzusehen,
auch um das Sondenmaterial nicht zu schädigen (z. B. jodhaltige Mittel). Den betreuenden
Pflegepersonen zu Hause sollten jederzeit schriftliche Anweisungen zur Verfügung stehen,
um eine einheitliche, qualitativ hochstehende Pflege zu garantieren und klar verständliche
Anweisungen an die Patienten abzugeben [42]
[43].
Die PEG-Sonde soll anfänglich adaptiert an die Bauchwand mit geringem Spiel fixiert
werden.
[KKP; starker Konsen]
Eine PEG soll regelmäßig mobilisiert werden.
[KKP; starker Konsens]
Bei der Fixierung der äußeren Halteplatte soll auf das Niveau zur Haut geachtet werden,
welches bei der Anlage erreicht wurde.
[KKP; starker Konsens]
Allerdings dürfen eine PEG mit jejunaler Sonde bzw. „RIG-Sonden“ nicht mobilisiert
werden.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Das früher übliche Vorgehen, die PEG-Sonde während der ersten 24 Stunden nach Einlage
unter Zug zu stellen und damit die Magenwand an die Bauchwand zu pressen, wird heute
nicht mehr empfohlen. Allerdings muss auch vermieden werden, dass die Platte im Magen
zu wenig fest verankert ist, damit sich ein Kanal um die Sonde herum bilden kann [32]
[44]. Um ein Einwachsen zu verhindern, sollte die Sonde während der täglichen Kontrolle
der Einstichstelle vorsichtig mobilisiert werden, indem sie nach innen bewegt und
gedreht wird. Bei jejunalen Sonden, Sonden in Direktpunktionstechnik oder Ballonsonden
sollten die Systeme nach Maßgaben des Herstellers bzw. des Operateurs abgedeckt werden
[32]
[45]. Durch das tägliche Mobilisieren und Rotieren um die eigene Achse wird das Risiko
eines Einwachsens der inneren Halteplatte (Burried-Bumper-Syndrom) deutlich vermindert.
Deshalb soll die äußere Halteplatte immer wieder vorsichtig gelöst und gereinigt werden
[46]. Bei jejunaler Lage darf die Sonde weder mobilisiert noch rotiert werden, weil sonst
die Gefahr der Schlingen- oder Knotenbildung besteht [47]. Unter radiologischer Kontrolle angelegte Gastrostomien (Radiologically-inserted
gastrostomy, RIG) dürfen nicht rotiert werden, weil der interne „Pigtail“ durch einen
Faden, der durch die Sonde führt, aufrechterhalten wird. Deshalb sollte Zug auf die
Sonde vermieden werden. Die Gefahr eines Burried-Bumper-Syndroms besteht nicht [48].
Der Beginn der enteralen Ernährung kann bereits wenige Stunden nach Anlage einer PEG
ohne Risiko erfolgen.
[A; starker Konsens]
Ein stufenweiser Kostaufbau mit einer adäquaten Flüssigkeitsmenge sollte angestrebt
werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Die Empfehlung beruht auf einer Metaanalyse [49], einer offenen kontrollierten Studie [50] und knüpft an bestehende Leitlinen an [6]. Dabei wurde festgestellt, dass ein Beginn mit Sondenernährung, z. B. innerhalb
von 4 h nach Anlage, nicht mehr Komplikationen verursacht als ein verzögerter Start
nach 6 – 12 h oder in den Folgetagen. Daraus ist abzuleiten, dass ein Start der Sondenernährung
bereits ab 3 h nach Anlage ohne erhöhte Gefahrenrate erfolgen kann. Voraussetzung
ist, dass die Sondenanlage komplikationslos erfolgte. Generell soll der Kostaufbau
nach Erstanlage langsam erfolgen, mit einer adäquaten Flüssigkeitsmenge (30 – 40 mL/kg
Körpergewicht/Tag) und Ballaststoffen/Nahrungsfasern [45].
Zur Vermeidung von Sondenkomplikationen sollte die Ernährungssonde für HEE vor und
nach Gebrauch gründlich mit frischem Trinkwasser gespült werden.
[B; starker Konsens]
Dies gilt besonders auch vor und nach Applikation von Medikamenten über die Sonde,
was grundsätzlich nur bei fehlenden Alternativen erfolgen kann und bei festen Arzneiformen
eine geeignete Vorbehandlung derselben erfordert.
[C; starker Konsens]
Bei längerem Nichtgebrauch einer Sonde kann empfohlen werden, die Sonde in der Regel
2-mal täglich mit frischem Trinkwasser zu spülen.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Die Komplikationsrate nach endoskopischer Einlage von Ernährungssonden wird in der
aktuellen Literatur mit 8 – 30 % angegeben, wobei schwere, therapiebedürftige Komplikationen
in etwa 1 – 4 % der Fälle auftreten [32]
[37]
[51]
[52]
[53]. Zu den Komplikationen, die häufig bei PEG/PEJ in der Langzeiternährung auftreten,
gehören vor allem Materialprobleme, Obstruktionen und lokale Wundinfekte. In der Befragung
von Crosby et al. [54] wurden 55 Patienten – mit einer durchschnittlichen Dauer der HEE von 25,9 Monaten
– nach mechanischen Komplikationen gefragt: 56 % berichteten über eine gebrochene
oder auslaufende Sonde und 29 % der Gruppe hatten bereits Sondenverstopfungen erlebt.
Zu einem ungewollten Herausziehen einer Sonde kommt es laut einer Untersuchung aus
den USA bei rund 4,1 % von 563 PEGs während der ersten 7 Tage und in 12,8 % während
der ganzen Lebensdauer der PEG, wobei es in nur 3 Fällen zu schweren gesundheitlichen
Komplikationen durch das unbeabsichtigte Herausziehen der Sonde kam [55].
Nach jeder Nutzung der Sonde muss diese mit ca. 40 mL frischem Leitungswasser mit
Trinkwasserqualität bzw. Trinkwasser gespült werden, um einer Krustenbildung oder
Verstopfung vorzubeugen [32]. Ein ausgiebiges Spülen der Sonde ist besonders nach Gabe von Medikamenten über
die Sonde wichtig [56]. Wasser ist dabei pankreasenzymhaltigen kommerziellen Reinigungsmitteln wegen potenziellen
Ausflockungen (Verstopfen) vorzuziehen, aber auch aus Kosten- und Hygienegründen von
Vorteil [57]. Zum Spülen ist Wasser dem Tee vorzuziehen, denn Tee kann durch seine Gerbstoffe
Sondenverfärbung sowie Inkompatibilitäten mit Nahrungsbestandteilen oder Medikamenten
bewirken. Ob bei jejunaler Sondenlage statt Wasser besser isotonische NaCl-Lösung
verwendet werden soll, ist nicht belegt, aber naheliegend.
Eine Sondenobstruktion ist praktisch immer Folge einer mangelnden Langzeitpflege der
Sonden und nur selten der Materialermüdung. Die Ursache liegt meist in der Applikation
falscher oder nicht ausreichend zerkleinerter Medikamente über die Sonde und dem unzureichenden
Nachspülen der Sonde nach Medikamentengabe. Die Eignung der Medikation ist durch den
verordnenden Arzt im Voraus in Absprache mit dem Pharmazeuten zu überprüfen: Lösliche
Tabletten sollten vorab in 15 – 30 mL Wasser aufgelöst werden, Medikamente in Tropfen-
oder Sirupform gut geschüttelt werden und dickflüssige Lösungen mindestens 1:1 (vgl.
Osmolalität unten) mit frischem Trinkwasser verdünnt werden; überzogene und nicht
überzogene Tabletten sollten erst mittels eines Mörsers zerkleinert werden, falls
die Stabilität und Aufnahme des Wirkstoffs dies erlaubt, und dann in 15 – 30 mL aufgelöst
werden; Kapseln sollten, falls dies nötig und erlaubt ist, geöffnet und der Kapselinhalt,
je nach Teilchengröße, gemörsert werden [58]
[59]. Bei flüssigen Arzneimittelformen sind der pH und die Osmolalität (max. 500 – 600 mOsmol/kg)
zu berücksichtigen, um Verklumpungen oder unerwünschte Wirkungen wie Diarrhöen zu
vermeiden [58]. Die kontinuierliche enterale Ernährung sollte vor der Applikation des Arzneimittels
gestoppt werden. Jedes Medikament sollte separat appliziert werden. Zwischen der Verabreichung
verschiedener Medikamente sollte jeweils mit mindestens 5 – 10 mL frischem Trinkwasser
gespült werden. Vor und nach Applikation von Medikamenten wie auch vor und nach Verabreichung
von Sondenkost sollte die Sonde mit 20 – 40 mL frischem Trinkwasser gespült werden
[58].
Bei einer bereits eingetretenen Verstopfung der Sonde, z. B. durch Medikamente sollte
diese zunächst mit Wasser gespült werden. In Ausnahmefällen können kohlensäurehaltige
Getränke, Pepsinwein oder eine Suspension aus Pankreas-Enzympräparat und Natriumhydrogenkarbonat
benutzt werden [60]. Die Zutaten für den Pepsinwein sind 30 mL Malaga (Süßwein Malvasia) und 75 mg Pepsin.
Die beiden Komponenten werden gut miteinander vermischt. Bei Erwachsenen 1 – 5 mL
Pepsinwein in die Sonde injizieren, je nach Erfolg mehrmals wiederholen oder den Pepsinwein
5 – 10 Minuten einwirken lassen (Pepsin löst Eiweiß und Alkohol löst Fett). Die Haltbarkeit
des Pepsinweins im Kühlschrank beträgt 14 Tage. Kleinere Spritzenvolumina (< 10 mL)
sollten gemieden bzw. mit besonderer Vorsicht verwendet werden, da es dabei zu einer
hohen Druckentwicklung mit Ruptur der Sonde kommen kann [61].
Ältere Patienten brauchen zur HEE meist ausführlichere Informationen und intensivere
Betreuung, um solche Komplikationen zu vermeiden [62]. Besondere Maßnahmen müssen auch bei Patienten ergriffen werden, die eine PEG ambulant
erhalten und demzufolge hauptsächlich auf eine Schulung außerhalb des Krankenhauses
angewiesen sind [63]
[64].
Bei Risikopatienten sollte zur Vermeidung lokaler Infekte bei der PEG-Anlage eine
systemische Antibiotikaprophylaxe erfolgen, um die Infektionsrate zu reduzieren. Einen
Konsens für eine generelle Antibiotikaprophylaxe gibt es allerdings nicht [32]. Im Zweifelsfall sollte eher eine großzügige Indikationsstellung für die Durchführung
einer individuellen Antibiotikaprophylaxe erfolgen, da die gezielte systemische Antibiotikatherapie
die Infektionsrate signifikant reduzieren kann [65]. Eine einmalige Antibiotikaprophylaxe entfällt, wenn der Patient aus anderen Gründen
zeitgleich eine antibiotische Therapie bekommt [32].
4.2 Heimparenterale Ernährung
In Abhängigkeit der voraussichtlichen Dauer der HPE sollte der Kathetertyp, die Zugangstechnik
und die Katheterposition mit dem geringsten Komplikationsrisiko (infektiös und nicht
infektiös) gewählt werden.
[KKP; starker Konsens]
Für die Langzeit-HPE, v. a. für ambulante Patienten zu Hause, sollten subkutan tunnelierte
Katheter oder implantierte Portsysteme zur Anwendung kommen.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Wegen der hohen Osmolalität (≥ 800 mOsmol/kg) der zu Hause verwendeten Nährmischungen
muss die HPE i. d. R. über einen zentralvenösen Zugang erfolgen. Hinsichtlich der
Insertionsstelle ist die Studienlage nach wie vor begrenzt [66]. Perkutan eingelegte Katheter sollten in der Regel in der V. cava superior platziert
werden. Bei Erwachsenen ist die V. subclavia aus infektiologischer Sicht der V. jugularis
interna und anderen Zugangswegen vorzuziehen [67]
[68]
[69]
[70]. Der Katheter für den zentralvenösen Zugang sollte so dünn wie möglich, die entsprechende
Vene möglichst großlumig sein. Bei den zentralen Verweilkathetern steigt mit zunehmender
Lumenzahl die Infektionsrate [71]
[72]
[73]
[74]. Es besteht eine enge Korrelation zwischen Liegedauer und Infektionsrisiko [75]
[76] des zentralvenösen Zugangs. Auch thrombotische Komplikationen hängen von der Liegedauer
ab [69]
[77].
Für eine langfristige HPE (> 3 Wochen) eignen sich tunnelierte oder implantierte Dauerkatheter
(Broviac- oder Hickman/Groshong-Katheter, Portsysteme) [78]. Broviac- und Hickman/Groshong-Katheter sind implantierbare venöse Silikonkatheter,
die perkutan ausgeleitet werden. Vor der Austrittsstelle ist der Katheter von einer
Halterung aus Kunststoff umgeben, in die das Körpergewebe einwachsen und dadurch das
Eindringen von Bakterien von außen verhindern kann [79]. Aufgrund der Relevanz des Themas, des hohen Konsens in der Expertengruppe und der
limitierten Möglichkeit für die Durchführung weiterer Studien aufgrund ethischer Gesichtspunkte
wurde der Empfehlunsgrad des zweiten Satzes von C nach B hochgestuft.
In der Studie von Verseleijen et al. [80] wird als mögliche Alternative zu den bereits vorgestellten Systemen die Einlage
eines zentralvenösen Katheters in einer arteriovenösen Fistel für die Patienten mit
einer HPE vorgeschlagen. Diese Methode zeigt eine geringere Komplikationsrate von
schweren Infektionen (Kathetersepsis) gegenüber der konventionellen Lage (V. subclavia,
V. jugularis) des zentralvenösen Katheters.
Bei richtiger Handhabung durch die Patienten wurde eine sehr gute Langzeitverwendbarkeit
über mehrere Jahre und eine hohe Patientenakzeptanz beobachtet. Die Erfahrung des
Teams in der Zusammenarbeit mit den Chirurgen (Katheterwahl und -einlage) und dem
Kathetermanagement ist von großer Bedeutung [81].
Bei HPE über ein Portsystem sollte der Portnadelwechsel bei täglicher parenteraler
Ernährung alle 3 – 7 Tage erfolgen.
[B; starker Konsens]
Bei intermittierender Ernährung über ein Portsystem sollte die Kanüle für die infusionsfreie
Zeit entfernt werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Portsysteme sind total implantierbare venöse Silikon- oder Polyurethankatheter mit
subkutan versenkter Reservoirkammer aus Titan oder Keramik. Die Portmembran besteht
aus Silikon und darf nur mit speziellen Portkanülen (nicht stanzenden Nadeln) punktiert
werden. Bei HPE-Patienten mit zyklischer Nahrungsapplikation wird der Portnadelwechsel
jeden 3. – 7. Tag empfohlen, die Verschlussdeckel sollten in gleichen Abständen ersetzt
werden [82]
[83]
[84]
[85]
[86]. Raad et al. [86] fanden eine höhere Kontaminationsrate an Portnadelschlauchsystemen, die nur alle
4 – 7 versus alle 3 Tage gewechselt wurden. Eine höhere Infektionsrate wurde allerdings
nicht gezeigt. In einer retrospektiven deskriptiven Studie von Chang et al. [82] wurde eine geringere Infektionsrate beim Wechsel der Portnadel alle 3 versus alle
7 Tage beobachtet. Falls keine Nährlösung und nur Medikamente (Zytostatika) über den
Port appliziert werden, kann die Portnadel in der Regel über 2 Wochen in situ belassen
werden [84]
[85]
[86].
Insgesamt lässt die Studienlage darauf schließen, dass durch das Zeitintervall des
Portnadelwechsels von 3 Tagen das katheterassoziierte Infektionsrisiko vermindert
werden kann. Noch größere Bedeutung als dem Zeitintervall kommt jedoch einem hohen
Hygienestandard zu. Bei Risikopatienten wie unter Immunsuppression und bei katheterassoziierten
Infekten in der Vorgeschichte sollte ein kürzeres Intervall bevorzugt werden.
4.2.1 Pflege und Umgang mit den Zugangswegen
Die Durchführung eines Verbandswechsels an einem zentralen Venenkatheter soll unter
der Voraussetzung ausreichender Händehygiene und aseptischer Arbeitsweise erfolgen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Studien zu hygienischen Verbandswechseln an Zentralvenenkathetern wurden vorwiegend
im stationären Bereich durchgeführt, die Ergebnisse sind aber auch für den ambulanten
Bereich relevant und sollten dort berücksichtigt werden. Abhandlungen über die möglichen,
evidenzbasierten präventiven Maßnahmen zur Verhinderung von katheterbedingten Infekten
bei PE wurden von Attar et al. [87] und O’Grady et al. [75] publiziert. Auch beim Umgang mit dem ZVK ist die Bedeutung der Schulung des Betreuungsteams
entscheidend, wobei der Patient selbst oder direkt betreuende Angehörige mitgeschult
werden müssen, da sie für die längerfristige Verhinderung solcher Infekte entscheidend
sind [75]
[88]
[89].
Zur Desinfektion der Kathetereintrittsstelle sollen chlorhexidinhaltige Mittel verwendet
werden.
[A (BM); starker Konsens]
Kommentar: Der Nachweis der Effektivität von Chlorhexidin zur Prävention bakterieller Katheterinfekte
wurde an chirurgischen Intensivpatienten [90], allgemeinen Intensivpatienten [91] und pädiatrischen Intensivpatienten [92] nachgewiesen. Diese Ergebnisse wurden in einer kürzlichen Metaanalyse bestätigt
[93]. Die Empfehlung, beim ZVK-Verbandswechsel bevorzugt alkoholische Hautdesinfektionsmittel
einzusetzen (schnelle und gute Desinfektionswirkung), muss mit den eindringlichen
Warnungen mehrerer Katheterhersteller vor möglichen Materialveränderungen (Katheterbrüche)
abgewogen werden [90]. Auch das Risiko einer lokalen Dermatitis nach Chlorhexidin-Behandlung kann die
Anwendung besonders bei Neugeborenen limitieren [92].
Zur Abdeckung der Kathetereintrittsstelle sollen sterile Gazen bzw. Mull oder sterile,
durchsichtige, semipermeable Folien eingesetzt werden.
[A; starker Konsens]
Bei immunsupprimierten Patienten oder Patienten mit infizierten Kathetern in der Vorgeschichte
sollte z. B. eine chlorhexidinimprägnierte Wundauflage eingesetzt werden.
[KKP; starker Konsens]
Bei stabilen und reizlosen Wundverhältnissen können Mullverbände alle 2 Tage und transparente
Verbände alle 6 Tage gewechselt werden.
[C; starker Konsens]
Ausnahmen stellen durchnässte, verunreinigte oder undichte Verbände dar, die bei Bedarf
gewechselt werden müssen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Eine Metaanalyse bestätigte, dass Gaze- und Folienverband vergleichbare pflegetherapeutische
Standards sind [94]. Allerdings können Folienverbände zu feuchten Kammern führen und dadurch theoretisch
wieder Infektionen begünstigen [94]
[95]. Gut abgeheilte Eintrittsstellen von getunnelten Kathetern brauchen keinen Verband.
Bei blutender oder nässender Kathetereinstichstelle sollte vorzugsweise ein Gazeverband
verwendet werden [96]
[97]
[98]
[99]
[100]. Ein durchnässter oder gelockerter Verband muss ersetzt werden [97]
[98]
[101].
Beim Duschen muss gewährleistet sein, dass kein Wasser über die Kathetereintrittsstelle
läuft; hierfür gibt es spezielle Duschpflaster. Nach dem Duschen sollte ein Verbandswechsel
durchgeführt werden (feuchte Kammer vermeiden).
Der prophylaktische Einsatz von antibiotikahaltigen Salben begünstigt eine resistente
Flora und sollte somit unterlassen werden [96]
[102]. In Bezug auf katheterassoziierte Infektionen wurde durch Abdeckung mit Gaze oder
transparentem Film keine Differenz festgestellt [96].
Im Rahmen der HPE sollen nicht benutzte Katheter- oder Portsysteme vor und nach der
PE-Applikation mit isotoner NaCl-Lösung gespült werden.
[KKP; starker Konsens]
Heparinhaltige Lösungen sollten dafür nicht verwendet werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Bei den Spülempfehlungen sind Maßnahmen vor und nach Benutzung und Maßnahmen bei temporärer
Nichtbenutzung über Tage bis Wochen zu unterscheiden. Der erste Satz ist klinischer
Konsens und kann aus ethischen Gründen nicht mit RCT verifiziert werden. Durch das
Spülen des Katheters soll das Risiko des Verstopfens reduziert werden. Wenn der zentralvenöse
Katheter temporär nicht benutzt wird, sollte er mindestens monatlich mit isotonischer
NaCl-Lösung (0,9 %) gespült werden. Eine Heparinspülung wird generell nicht empfohlen,
da sich kein Vorteil ergibt [103]. Die Empfehlung B für den zweiten Satz der Empfehlung begründet sich auf die Relevanz
und die Einmaligkeit der hier zitierten europaweiten Studie. Diese Empfehlung wird
weiter untermauert durch die Tatsache, dass langfristige Antikoagulation auf Heparinbasis
mit einem erhöhten Risiko für heparininduzierte Thrombozytopathien (HIT), Osteoporose
und Inkompatibilitäten einhergeht.
Zur Reduktion des Thrombose-
[C]
und des Infektionsrisikos
[B]
sollten Blutentnahmen aus dem zentralvenösen Zugang vermieden werden.
[starker Konsens]
Kommentar: Blutentnahmen aus dem zentralvenösen Katheter- oder Portsystem erhöhen das Risiko
für katheterassoziierte Infektionen [96]
[104] und möglicherweise auch für mechanische Komplikationen wie Thrombosen [105]
[106]
[107]. In 2 Studien konnte gezeigt werden, dass heparinbeschichtete ZVKs Nachteile gegenüber
nichtbeschichteten ZVKs hinsichtlich Thrombogenitätspotenzial aufweisen [104]
[105].
Das Thromboserisiko ist bei HPE erhöht [108]
[109]
[110], deshalb kann eine niedrig dosierte orale Antikoagulation mit geeigneten Substanzen
wie z. B. Warfarin durchgeführt werden. Allerdings wird diese prophylaktische Maßnahme
kontrovers beurteilt. Die Prophylaxe mit nieder dosiertem Warfarin zeigte in 3 Studien
und in der systematischen Übersicht von Klerk et al. eine Senkung des Thromboserisikos
[106]
[111]
[112]
[113], hingegen waren die Resultate für Heparin negativ [114]. In der Vergleichsstudie von Bern et al. [107] konnte gezeigt werden, dass bei onkologischen Patienten die präventive orale Therapie
mit Warfarin (1 mg/Tag) zu einer Reduktion von mehr als 50 % der katheterbedingten
Thrombosen führt. Diese Resultate konnten jedoch durch die multizentrische randomisierte
placebokontrollierte Studie von Couban et al. in einem größeren Patientenkollektiv
nicht bestätigt werden [115].
Als erste Maßnahme bei Verstopfungen von Katheter- oder Portsystemen, die zur HPE
verwendet werden, soll isotonische NaCl-Lösung instilliert werden.
[KKP; starker Konsens]
Wenn dies erfolglos bleibt, können bei Verstopfung nach Blutentnahmen Thrombolytika
verwendet werden.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Die Katheterokklusion stellt die häufigste nichtinfektiöse Komplikation dar. Eine
detaillierte Abklärung der potenziellen Ätiologien, die zur Verstopfung geführt haben,
ist von zentraler Bedeutung für die nachfolgende Therapiestrategie [78].
Vor allem nach Blutentnahmen über die Katheter- oder Portsysteme können durch Blutgerinnsel
oder durch Fibrinrückstände Verstopfungen auftreten. Bei ZVK-Verstopfungen sollte
als erste Maßnahme aspiriert und dann sterile isotonische NaCl-Lösung (0,9 %) unter
leichtem Druck injiziert werden. Dafür sollten 10 mL-Spritzen verwendet werden, ggf.
auch kleinere Spritzen, durch die es allerdings auch zur Katheterruptur kommen kann,
wenn ein zu großer Druck erzeugt wird. Bei fehlendem Erfolg ist der Vorgang mehrmals
zu wiederholen. Bleibt der Katheter weiterhin verstopft, sollte bei Verdacht auf ein
Blutgerinnsel eine Spülung mit Urokinase oder rTPase (5000 IE/mL) durchgeführt werden,
wobei die Thrombolytika 30 – 60 Minuten einwirken sollen [116]
[117]
[118]. Bleiben diese Maßnahmen erfolglos, muss ein Katheterwechsel vorgenommen werden.
In seltenen Fällen kann es trotz der erfolgreichen Spülung passieren, dass winzige
Mengen Blut an der Katheterwand haften bleiben und auch durch intensives Spülen nicht
zu entfernen sind. Dies ist ein idealer Nährboden für Mikroorganismen und kann zur
Besiedlung des Katheter-Systems führen.
Falls keine Blutentnahme über das verstopfte System vorgenommen worden ist, muss mit
größter Wahrscheinlichkeit eine Okklusion durch Rückstände der Nährlösungskomponenten
angenommen werden. Lipidresiduen können ebenfalls zu ZVK-Verstopfungen führen. Diese
entstehen in der Regel nur langsam über Tage. In diesem Fall kann die Instillation
von Natriumhydroxid (NaOH/Natronlauge: 0,1 mmol/mL; 0,1 M; pH 13) erfolgreich sein
[119]
[120]. Die Alkoholspülung (Ethanol 96 %) wird von Silikonkatheterherstellern abgelehnt,
da Alkohol deren Oberfläche verändern kann.
Unlösliche Ausfällungen entstehen in Zusammenhang mit der Verabreichung von Medikamenten
und Elektrolyten wie beispielsweise Kalzium oder Phosphaten. Die Präzipitate können
durch Inkompatibilitäten zwischen den erwähnten Bestandteilen, z. B. durch Bildung
unlöslicher Kristalle, entstehen [121]. Von besonderer Bedeutung sind Kalziumphosphat-Präzipitate, die durch verschiedene
Eigenschaften der Nährmischung wie die Aminosäurenzusammensetzung, relativer Kalzium-
und Phosphatgehalt, Temperatur, pH usw. beeinflusst werden [121]
[122]. Ein durch unlösliche Präzipitate verstopfter, subkutan implantierter Dauerverweilkatheter
kann evtl. durch pH-Veränderungen wieder benutzbar gemacht werden [123]
[124]
[125]. Bikarbonat verursacht zahlreiche Inkompatibilitäten und sollte der Nährmischung
grundsätzlich nicht zugemischt werden.
Das Spülen mit Heparinlösungen zeigt keine Vorteile gegenüber isotonem NaCl. Es kann
aber wegen dem erhöhten Inkompatibilitätsrisiko an der Entstehung von katheterassoziierten
Komplikationen (z. B. Infekte, Verstopfungen) beteiligt sein [103]. Solche Inkompatibilitäten müssen als vermeidbare Medikationsfehler betrachtet werden.
Bei Verdacht auf Katheterinfektion bei HPE sollen als erstes Blutkulturen peripher
und aus jedem Katheterlumen entnommen werden.
[KKP; Konsens]
Unter Beachtung der klinischen Situation sollte eine systemische und intraluminale
Antibiotikatherapie möglichst nach Antibiogramm versucht werden.
[B; Konsens]
Bei ausgeprägten lokalen oder systemischen Zeichen eines Infekts (beginnendes Organversagen)
und/oder bei Nachweis von katheterinduzierter Bakteriämie mit Problemkeimen (z. B.
Candida albicans, Pseudomonas-Stämmen oder Staph. aureus) sollte der ZVK entfernt
werden.
[B; Konsens]
Bei Problempatienten kann eine Infektionsprophylaxe mit antimikrobiellen Substanzen
(Lock-Therapie) erwogen werden.
[C; Konsens]
Kommentar: In einer Metaanalyse von 37 Arbeiten zur HPE fand sich als häufigste Komplikation
eine Kathetersepsis mit 0,34 Episoden pro Katheter und Jahr [126]. Die Besiedlung eines ZVK mit Bakterien oder Pilzen ist eine potenziell lebensgefährliche
Komplikation der HPE, die eine septische Thrombose, eine Endokarditis oder die Infektionsansiedlung
in andere Organe zur Folge haben kann [127]. Im stationären Bereich kommt die katheterbedingte Sepsis in 5 – 8 von 1000 Patiententagen
vor und ist mit erhöhter Morbidität, Mortalität und medizinischen Kosten assoziiert
[96]
[102]
[128]
[129]. Im ambulanten Bereich werden katheterassoziierte Komplikationen mit einer Frequenz
von 0,29 Zwischenfällen pro Katheterjahr bei Patienten mit tunnelierten Kathetern
und mit einer Frequenz von 0,66 Zwischenfällen bei Patienten mit Portsystem beobachtet,
wobei in Bezug auf katheterassoziierte Infekte (0,17 Zwischenfälle pro Katheterjahr)
kein signifikanter Unterschied gezeigt werden konnte [130]. Eine Studie aus den USA untersuchte katheterassoziierte Infekte von 527 Patienten
mit HPE und fand, dass es sich bei 80 % der Infekte um einen Blutstrominfekt handelte,
bei 17 % um einen Infekt an der Katheteraustrittsstelle und dass weitere 2 % der Infekte
im Bereich der Kathetertunnelierung auftraten [131]. Eine Untersuchung aus Italien mit 296 Patienten ergab, dass 76 % der katheterassoziierten
Blutstrominfekte durch grampositive Organismen (51 % Staph. epdidermidis, 7 % Staph.
aureus), 16 % durch gramnegative Organismen, 3 % durch Pilze und 6 % durch einen polymikrobiellen
Infekt ausgelöst wurden [132].
Die Diagnosestellung eines katheterassoziierten Infekts erfolgt zunächst klinisch,
bedarf aber der Bestätigung mittels Blutkulturen aus dem ZVK (bei mehrlumigen Kathetern
Entnahme von je einem Blutkulturpaar aus jedem Katheterlumen) [133] und aus peripher entnommenem Blut (je eine gesonderte venöse Punktionsstelle, entnommen
in einem Abstand von maximal 2 Stunden) [134]
[135]. Bei eindeutigen und ausgeprägten lokalen Infektzeichen (z. B. eitrige Sekretion
an der Austrittsstelle) ist der Katheter zu entfernen. Die entfernte Katheterspitze
kann prozedurbedingt kontaminiert sein, eine routinemäßige mikrobiologische Untersuchung
sollte auf jeden Fall erfolgen.
Eine systemische Antibiotikatherapie sollte durchgeführt und nach Erhalt des Antibiogramms
eventuell angepasst werden. Falls sich die Entfernung des Katheters für die HPE oder
die sich hieraus ergebenden Konsequenzen als äußerst problematisch darstellen sollten,
kann in Ausnahmefällen und bei fehlender vitaler Bedrohung eine Behandlung mit systemischen
Antibiotika ohne Entfernung des Katheters versucht werden [96]. Bei tunnelierten ZVKs oder bei Portsystemen kann bei fehlenden lokalen Infektzeichen
und bei nur subklinischen Infektzeichen ohne klinische Instabilität eine abwartende
Haltung hinsichtlich Katheterwechsel verfolgt werden, es sollte jedoch eine ergänzende
antibiotische „Lock-Behandlung“ und eine systemische Antibiotikatherapie eingeleitet
werden [136]
[137]. In einer Reihe von Studien wurde gezeigt, dass Aminoglykoside oder Penicilline
bezüglich Senkung der Kolonisation eine ähnlich gute Wirkung wie Cephalosporine der
3. Generation entfalten [136]
[138]. Gute klinische Erfahrungen wurden mit der Applikation von Vancomycin (3 mL: 2 mg/mL)
oder von einem Gemisch aus Gentamycin (0,5 mg/mL) und Vancomycin (1,0 mg/mL) gemacht
[139]
[140]. Falls diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, muss eine chirurgische Entfernung des
Katheters bzw. des Portsystems erfolgen. Komplizierte Infekte mit perakuter Symptomatik
stellen unabhängig von Blutkulturbefunden Hochrisikokonstellationen dar und erfordern
eine schnellstmögliche Entfernung des Katheters kombiniert mit einer systemischen
Antibiotikatherapie. Dies gilt ganz besonders bei Sekundärkomplikationen (septische
Thrombosen, septische Embolien oder Endokarditis), aber auch für Patienten mit künstlichen
Herzklappen [141].
Bei Risikopatienten kann eine prophylaktische „Lock-Therapie“ erwogen werden. In der
Studie von Schwartz et al. [142] wurden 126 onkologisch-pädiatrische Patienten mit tunnelierten ZVKs randomisiert.
Bei diesen Patienten wurde eine prophylaktische Lock-Behandlung mit 3 verschiedenen
Substanzen verglichen. Die 1. Patientengruppe erhielt Heparin (10 U/mL), die 2. Gruppe
Heparin und Vancomycin (25 μg/mL), und die 3. Gruppe Heparin, Vancomycin und Ciprofloxacin
(2 μg/mL). Der Einsatz des Vancomycin- als auch des Vancomycin-Ciprofloxacin-Blocks
korrelierte mit einer signifikanten Senkung der katheterassoziierten Infekte, im Vergleich
zur Gruppe mit Heparin allein. Bisseling et al. [143] zeigten in einer kontrollierten, aber kleinen Studie mit 30 Patienten, dass bei
Kurzdarmpatienten mit einer HPE die katheterassoziierten Infekte mit einer Taurolidine-Lock-Behandlung
gegenüber Heparin signifikant gesenkt werden konnten. Eine Antibiotika-Lock-Lösung
stellt bei der jetzigen Datenlage kein routinemäßiges Verfahren dar.
Die Pflege der Zugangswege bei HEE und HPE sollte durch geschultes Pflegefachpersonal
gemäß evidenzbasierten Richtlinien und Pflegestandards durchgeführt werden, um eine
hohe Hygienequalität zu erreichen.
[B; starker Konsens]
Um das Risiko für Komplikationen zu reduzieren, sollte ein Pflegestandard implementiert,
die Pflegenden geschult und die Katheterpflege dokumentiert werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Eine Reduktion katheterassoziierter Infektionen kann durch spezifisch geschultes Pflegefachpersonal
oder direkte Betreuungspersonen (Schulung zu Indikation, Inspektion, Anlage, Verband
und Pflege) und durch Minimierung der Manipulationen am Katheter erreicht werden [88]
[101]
[144]
[145]. Vor Manipulation an der Katheterhalterung oder am Katheter muss eine Desinfektion
gemäß hygienischen Pflegestandards durchgeführt werden [96]
[101]
[146]
[147]
[148]
[149].
Aus medizinischen und finanziellen Gründen (Vermeidung von Komplikationen usw.) ist
es sinnvoll, geschulte Personen auch für die Handhabung der HEE einzusetzen [150]. Den betreuenden Pflegepersonen zu Hause sollten jederzeit schriftliche Anweisungen
zur Verfügung stehen, um eine einheitliche, qualitativ hochstehende Pflege der Zugangswege
der künstlichen Ernährung zu garantieren und klar verständliche Anweisungen an die
Patienten abzugeben [42]
[43]. Möglichst alle an der Pflege beteiligten Personen sollten geschult werden, wodurch
notwendige Hygienemaßnahmen besser durchgesetzt werden könnten [64]
[151]. Die Abgabe eines Merkblatts zum richtigen Verhalten im Falle einer sich anbahnenden
Infektion (Rötungen, Schwellungen usw.) kann Unsicherheiten bei Patienten und betreuenden
Personen ausräumen [146].
4.3 Applikation
Zur HEE kann bei gastraler Sondenlage und Unverträglichkeit der Bolusernährung bzw.
der kontinuierlichen Schwerkrafternährung eine kontinuierliche Pumpenapplikation verwendet
werden.
[C; starker Konsens]
Bei jejunaler Sondenlage und bei Verwendung mobiler Systeme sollte die Applikation
der Sondenkost kontinuierlich mittels Pumpe erfolgen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Bereits vor über 40 Jahren wurde berichtet, dass bei ausgewählten Patienten mit EE
und pumpenassistierter Sondenkostapplikation weniger Komplikationen wie z. B. Diarrhöen
beobachtet werden als bei EE über Schwerkraftapplikation [152]. Während die Prävention von Diarrhöen durch Pumpenverwendung möglicherweise günstig
beeinflusst wird, vermindert ein Wechsel von Bolusgabe zu kontinuierlicher pumpenassistierter
Applikation keine bereits existierende Diarrhö [153]. Die zusammenfassende Beurteilung der aktuellen begrenzten Studienlage lässt den
Schluss zu, dass sowohl Bolusapplikationen in den Magen als auch schwerkraftgesteuerte
kontinuierliche Applikation möglich sind. Die klinische Erfahrung der Experten spricht
für die Anwendung einer Pumpe in ausgewählten Fällen. Deshalb sollte die Applikationsweise
individuell in Abhängigkeit von der Grunderkrankung und der Verträglichkeit der Sondenkost
angepasst werden.
Im Falle der Nutzung eines mobilen Systems (vgl. Empfehlung 24) ist eine Pumpe notwendig.
Die Applikationsrate muss individuell nach Verträglichkeit angepasst werden. Es sollte
ein Plan mit den Zielvorgaben hinsichtlich Zusammensetzung, Volumen, Energiezufuhr
und Applikationsrate der Sondenkost erstellt werden. Es empfiehlt sich mit geringen
Mengen zu beginnen (z. B. 500 mL über 16 Stunden am ersten Tag) und ein Aufbauschema
zu verfolgen. Bei jejunaler Sondenlage ist eine Laufrate von mehr als 150 mL pro Stunde
nicht zu empfehlen, da hier die Verträglichkeit vom Darmlumen und der Transportgeschwindigkeit
limitiert wird. Es liegen allerdings keine Studien zu dieser Thematik vor.
HPE kann grundsätzlich per Tropfenzähler appliziert werden. Allerdings sollte bei
Problemen wie z. B. Blutzuckerschwankungen, langen Laufzeiten und bei der Verwendung
mobiler Systeme die Applikation mithilfe automatischer Infusionspumpen erfolgen.
[KKP; Konsens]
Kommentar: Die Zufuhrgeschwindigkeit der PE kann sehr genau über Infusionspumpen oder durch die
Schwerkrafteinwirkung und Einstellung der Infusionsgeschwindigkeit über einen Tropfenzähler
eingestellt werden. Die Verwendung von Pumpen ist kostenintensiver, aber möglicherweise
auch verlässlicher, und die Fließgeschwindigkeit kann einfacher angepasst werden.
Dadurch könnte die Verträglichkeit der HPE und die Blutzuckerkontrolle optimiert werden.
Klinische Studien, die dies belegen, liegen in deutscher oder englischer Sprache allerdings
nicht vor.
Mobile Patienten, die die künstliche Ernährung nicht nur über Nacht applizieren (z. B.
wegen zu langer Laufzeit oder bei Aspirationsgefahr bei gastraler Ernährung), können
mit einem mobilen System (z. B. Rucksack oder Gürteltasche mit Infusionspumpe bzw.
enteraler Ernährungspumpe) ausgerüstet werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Um die Mobilität bei Patienten mit HEE oder HPE zu fördern bzw. durch die künstliche
Ernährung nicht einzuschränken, gibt es mobile Systeme. Für die HPE stehen Rucksäcke
zur Verfügung, die den Beutel und die Infusionspumpe beinhalten. Für die HEE stellen
wenige Firmen neben Rucksäcken auch Umhänge- und Gürteltaschen zur Verfügung. Diese
Systeme bieten sich auch an, wenn das häusliche Umfeld den Einsatz eines Infusionsständers
unmöglich macht (Teppiche, Treppen usw.). Bei insulinpflichtigen Diabetikern ist der
Einsatz einer Infusionspumpe zur Überwachung der Glukosezufuhr sicherer als die Schwerkraftapplikation.
Es muss darauf geachtet werden, dass der Patient das System tragen kann, denn durch
den Beutel und die Pumpe mit Akku kann im parenteralen Bereich ein Gewicht von über
3 kg zusammenkommen, im enteralen Bereich gibt es Systeme ab 1 kg. Wichtig ist auch,
dass die Produkte zusammenpassen: die Tragesysteme sind für den Gebrauch einer bestimmten
Pumpe ausgelegt und können nicht mit jedem beliebigen Beutel bzw. jeder Flasche bestückt
werden. Studien zu dieser Thematik liegen nicht vor.
5 Nahrungsprodukte zur HEE und deren Anwendung
5 Nahrungsprodukte zur HEE und deren Anwendung
Für die ausschließliche und langfristige HEE über gastrointestinale Sonden und für
die orale Ernährung durch Trinknahrung sollen vollständig bilanzierte Trink- bzw.
Sondennahrungsprodukte verwendet werden, da diese in ihrer Zusammensetzung den D-A-CH-Empfehlungen
entsprechen und den EU-Richtlinien genügen.
[A; starker Konsens]
Kommentar: Grundlagen für die Festlegung einer bedarfsgerechten künstlichen Ernährung sind die
von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Österreichischen Gesellschaft für
Ernährung, der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährungsforschung und der Schweizerischen
Vereinigung für Ernährung (D-A-CH) veröffentlichten „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“
[154]. Diese Referenzwerte liegen auch dem Begriff „vollständig bilanziert“ zugrunde,
entsprechend der Diätverordnung aus Deutschland [155] sowie der zur Überarbeitung anstehenden EU-Richtlinie (2009/39/EU). Dieser Begriff
besagt, dass eine vollständige Bedarfsdeckung erreicht wird, wenn man sich ausschließlich
vom vollständig bilanzierten Produkt in der empfohlenen Menge ernährt und keinen von
der Norm abweichenden Bedarf hat. Mit einer vollständig bilanzierten künstlichen Ernährung
werden demnach alle lebensnotwendigen Makro- und Mikronährstoffe (Aminosäuren, Fettsäuren,
Vitamine, Mengen- und Spurenelemente), entsprechend dem für die gesunde Bevölkerung
berechneten Bedarf zugeführt. Ergänzende bilanzierte Diäten sind Trink- und Sondennahrungsprodukte,
die in einer definierten Tagesverzehrsmenge vorgegebene Höchstmengen von Mineralstoffen
und Vitaminen nicht überschreiten dürfen. Sie enthalten entweder nicht alle Makro-
und Mikronährstoffe oder enthalten diese in einem Verhältnis, das sie als ausschließliche
Ernährung ungeeignet macht. Die definierte und bilanzierte Zusammensetzung von industriellen
Produkten ermöglicht eine einfache Festlegung der Dosierung (Angabe der Energiedichte,
der Eiweiß- und Fettkonzentration und -art sowie der Konzentrationen an Mikronährstoffen).
Selbst zubereitete Ernährungsprodukte bzw. nicht verordnungsfähige Sondennahrungsprodukte
sollen für die HEE nicht verwendet werden, weil sie den Anforderungen an eine von
den Nährstoffen her ausgewogene, hygienisch unbedenkliche und bezüglich der Viskosität
optimale Nährstoffzufuhr kaum gerecht werden. Der zusätzliche Zeitaufwand bei der
Eigenherstellung von Sondenkost ist bei qualitativ schlechterer und langfristig nicht
konstanter Versorgung des Patienten sowie der erhöhten Verstopfungsgefahr der Sonde
nicht gerechtfertigt [156]
[157]
[158]
[159]
[160]
[161]. Als orale Trinknahrung, auch ONS (oral nutritional supplements) genannt, werden
in Deutschland laut Diätverordnung nur bilanzierte Trinknahrungsprodukte zugelassen
[155]. Aufgrund des Gesetzescharakters der Empfehlung wurde der Evidenzgrad A festgelegt.
Der Nährstoffbedarf kann bei verschiedenen Erkrankungen aufgrund pathophysiologischer
und pathobiochemischer Vorgänge gegenüber diesen Referenzwerten verändert sein. Dies
kann bei einzelnen Krankheitsbildern eine individuelle Anpassung einzelner Nährstoffe
erfordern.
Bei der Auswahl des Produkts zur HEE sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
1. die gastrointestinale Funktion, 2. der Volumenbedarf, 3. die Sondenlage sowie 4.
krankheitsspezifische Aspekte.
[KKP; starker Konsens]
Patienten mit intaktem Gastrointestinaltrakt sollten in der Regel mit iso- oder hochkalorischen
hochmolekularen Standarddiäten versorgt werden.
[KKP; starker Konsens]
Sofern keine Kontraindikationen bestehen, sollten Produkte mit Ballaststoffen/Nahrungsfasern
verabreicht werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Bezüglich der Art der Makronährstoffe unterscheidet man [162]:
-
Hochmolekulare oder makromolekulare Sondenkost (früher „nährstoffdefinierte Diät“),
die als Makronährstoffe 15 – 20 % Proteine (Milch- oder Sojaprotein ), 25 – 30 % langkettige
Triglyzeride (Pflanzenöle) und 50 – 60 % Kohlenhydrate (Oligo-, Polysaccharide) enthalten
und entweder mit oder ohne Ballaststoffe angeboten werden.
-
Niedermolekulare oder mikromolekulare Sondenkost (früher „chemisch definierte Diät“),
in denen die Makronährstoffe in niedermolekularer Form vorliegen: Proteine als Peptide
und Aminosäuren, Fette teilweise als MCT-Fette, die unabhängig von Pankreaslipasen
absorbiert werden können sowie carnitinunabhängig in Mitochondrien oxidiert werden
und Kohlenhydrate als Di- und Oligosaccharide. Diese Produkte werden bei eingeschränkter
Digestions- und Absorptionsfähigkeit im oberen Gastrointestinaltrakt besser resorbiert.
Siehe hierzu auch Valentini et al., DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung
[13].
Als Standardsondenkost sollte eine hochmolekulare Sondenkost mit Ballaststoffen verwendet
werden (vgl. Empfehlung 27). Proteinreiche Produkte werden bei (drohender) Sarkopenie
bevorzugt. Energiereiche Produkte (> 1 kcal/mL) sind sinnvoll, wenn eine Flüssigkeitsrestriktion
berücksichtigt werden muss. Bei jejunaler Lage der Ernährungssonde sollten Produkte
mit hoher Osmolarität gemieden werden. Bei individuellen Intoleranzen oder speziellen
Erkrankungen sind weitere Aspekte, z. B. spezieller Elektrolyt- oder Proteinbedarf
bei renalen Erkrankungen, teilweiser Ersatz von LCT durch MCT bei Malassimilation
oder hepatobiliären Erkrankungen, zu beachten (vgl. jeweils organspezifische Leitlinien).
Standardsondenkost gibt es grundsätzlich als niedrigkalorische (< 0,9 kcal/mL), isokalorische
(0,9 – 1,2 kcal/mL) oder hochkalorische (> 1,2 kcal/mL) Ernährung. Die iso-und hochkalorischen
Sondennahrungsprodukte sind für die heimenterale Ernährung verordnungsfähig, während
die niedrigkalorischen im Homecare-Bereich keine Rolle spielen, weil sie nicht verordnungsfähig
sind. Die Verordnungsfähigkeit der enteralen Ernährung ist in der am 1.10.2005 in
Kraft getretenen Bekanntmachung des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale
Sicherung im Bundesanzeiger geregelt [163].
Fast alle Sondennahrungsprodukte sind gluten- und nahezu laktosefrei, sie enthalten
weder Purin noch Cholesterin. Bei erhöhtem Proteinbedarf stehen Produkte mit einem
erhöhten Eiweißanteil (> 20 %) zur Verfügung. Bei bestehenden Allergien gegen bestimmte
Nahrungsproteine (z. B. Milcheiweiß, Sojaeiweiß) kann auf Produkte ausgewichen werden,
die die jeweiligen Proteine nicht enthalten. Der Tagesbedarf an Elektrolyten, Vitaminen
und Spurenelementen wird bei einer täglichen Zufuhr von ca. 1500 kcal erreicht. Der
Wassergehalt der Trink- und Sondennahrungsprodukte liegt zwischen 70 % (2 kcal/mL)
und 85 % (1 kcal/mL). Dies sollte bei der Berechnung der separat zu verabreichenden
Flüssigkeitsmenge einkalkuliert werden.
Die Empfehlung zu den Ballaststoffen/Nahrungsfasern begründet sich aus den allgemeinen
Ernährungsempfehlungen der DGE. Der Ballaststoff-/Nahrungsfaseranteil der gängigen
Sondenkostprodukte liegt zwischen 5 und 15 %. Es stehen Produkte mit einem Gemisch
an löslichen (weitgehend fermentierbaren) und unlöslichen (kaum fermentierbaren) Ballaststoffen/Nahrungsfasern
und Produkte, die lediglich lösliche Ballaststoffe/Nahrungsfasern enthalten, zur Verfügung.
Ballaststoffe/Nahrungsfasern können die intestinale Mikrobiota positiv beeinflussen
(Präbiotika) und sowohl bei Diarrhö als auch bei Obstipation wirksam sein [164]. Ein Gemisch aus löslichen und unlöslichen Ballaststoffen/Nahrungsfasern ist hinsichtlich
der gastralen Motilität von Vorteil gegenüber unlöslichen Ballaststoffen/Nahrungsfasern
allein [165]. Unlösliche Faserstoffe können bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr vermehrt Obstipation
verursachen (ungenügende Quellung). Die Empfehlung für Ballaststoffe/Nahrungsfasern
gilt wahrscheinlich auch für Kinder [166].
Bei Patienten mit erkrankungsbedingter Einschränkung der Digestions- oder Absorptionsfähigkeit
kann bei Unverträglichkeit von Standardnahrung eine niedermolekulare Sondenkost verwendet
werden. Bei hepatischer Enzephalopathie oder hochgradig eingeschränkter Nierenfunktion
sollte eine speziell adaptierte Sondennahrung zur HEE erwogen werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Beispiele für den sinnvollen Einsatz von speziell adaptierter Sondennahrung im Rahmen
der HEE sind die Verwendung von niedermolekularer Trink- oder Sondennahrung bei gastroenterologischen
Patienten mit Einschränkung der Digestions- oder Absorptionsfähigkeit, um die Nährstoffaufnahme
zu verbessern, von eiweißreicher, elektrolyt- und volumenreduzierter Trink- oder Sondennahrung
bei Patienten mit dialysepflichtiger Niereninsuffizienz, oder von Sondennahrung mit
einem höheren Anteil an verzweigtkettigen Aminosäuren bei Patienten mit hepatischer
Enzephalopathie und Ammoniakerhöhung. Weitere Erläuterungen und Darstellung der Literatur
siehe entsprechende DGEM-Leitlinien zu Krankheitsbildern.
Bei Indikation zur künstlichen Ernährung und einem Energiedefizit von 500 – 800 kcal
pro Tag sollte primär supplementäre orale Trinknahrung (ONS) verwendet werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: ONS ist zur langfristigen Behandlung von Malnutrition insbesondere älterer Menschen
geeignet [167]. Allerdings zeigt die Praxis, dass längerfristig maximal 500 mL pro Tag mittels
oraler Trinknahrung aufgenommen werden, weshalb diese Menge in zahlreichen Studien
eingesetzt wurde [167]
[168]. Diese Menge entspricht je nach Energiedichte des Produkts einer Energiezufuhr von
etwa 500 – 800 kcal. Einzelheiten zur Indikation und Verwendung von oraler Trinknahrung
wurden kürzlich in einem Algorithmus zusammengestellt, der Teil der DGEM-Leitlinie
ist und einem analogen Abstimmungsprozess unterzogen wurde [169]. Die B-Empfehlung basiert stellvertretend auf den Arbeiten von Beck et al. [167] und Botella-Carretero et al. [168], wobei dort in erster Linie die Effektivität der Trinknahrung untersucht wurde und
nicht die Menge im Sinn einer Dosisfindungsstudie.
Enterale Ernährungsprodukte können nach Öffnung bei Raumtemperatur innerhalb von 8
Stunden, bei Aufbewahrung im Kühlschrank innerhalb von 24 Stunden verwendet werden
und während der Applikation bis zu 24 Stunden am Infusionsständer ohne Kühllagerung
verbleiben.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Bei der Verwendung industriell hergestellter enteraler Ernährungsprodukte sind die
Angaben und Nutzungshinweise des Herstellers einzuhalten. Insbesondere ist darauf
zu achten, dass die Lagerung und Verabreichung von enteralen Ernährungsprodukten bei
Raumtemperatur (15 – 25 °C) unter Beachtung des Mindesthaltbarkeitsdatums erfolgt
und die Aufbewahrung in praller Sonne oder in Heizungsnähe vermieden wird. Durch Lagerung
bei höheren Temperaturen (bis zu 40 °C) riskiert man schnellere, ausgeprägtere Aufrahmung,
verstärktes Absinken des pH-Werts, Zunahme der Auslaufzeit, Verschlechterung der Sondengängigkeit,
Dunkelverfärbung des Produkts sowie beschleunigten Vitaminabbau. Andauernde relative
Luftfeuchte über 70 % sollte vermieden werden, um ein Knicken der Kartonkanten bei
gestapelter Palettenware zu vermeiden [44]
[58]. Die verkürzte Verwendungsdauer nach Anbruch ist primär aus hygienischer Sicht gegeben
(potenzielle mikrobielle Kontamination). Basierend auf klinischer Erfahrung sollten
zur HEE geschlossene Systeme, bei denen das Überleitungssystem direkt an den Ernährungsbeutel
angeschweißt ist, bevorzugt verwendet werden. Bei industriell hergestellten Produkten
muss der Hersteller die Vorgaben des Lebensmittelrechts einhalten (z. B. Lebensmittel-Kennzeichnungs-Verordnung,
Fertigpackungs-Verordnung, Diät-Verordnung u. v. m.). Daher sind diese Vorgaben zu
beachten und vom Anwender einzuhalten. Ausführliche Unterlagen zu den einzelnen Produkten
sind in Firmenbroschüren und über die Angaben der Firmen im Internet zu erhalten.
Enterale Ernährungsprodukte sollten zimmerwarm verabreicht werden. Bei pumpengesteuerter
Nahrungszufuhr mit niedriger Laufrate (bis 70 mL/h) kann auch kühlschrankkalte Sondenkost
verwendet werden, da diese sich während der Infusion im Überleitsystem an die Raumtemperatur
anpasst. Bei Nahrungspausen von mehr als 4 Stunden kann das gesamte System (inklusive
Überleitgerät) in den Kühlschrank gestellt werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Diese Empfehlungen sind klinischer Konsens, Primärliteratur existiert dazu nicht.
In Ausnahmefällen ist ein schonendes langsames Erwärmen der enteralen Ernährungsprodukte
auf max. 40 °C möglich. Gekühlte Nahrung (z. B. bei angebrochenen Behältern) soll
ca. 2 Stunden vor Applikationsbeginn aus dem Kühlschrank genommen werden. Das Erwärmen
kann im Wasserbad oder, wie vom Robert Koch-Institut (RKI) [170] empfohlen, mittels Mikrowellengerät erfolgen.
6 Nahrungsprodukte zur HPE und deren Anwendung
6 Nahrungsprodukte zur HPE und deren Anwendung
Zur HPE sollten „All-in-One-Nährmischungen“ verwendet werden, denn sie sind als sichere,
effektive und risikoreduzierende Standards zur Durchführung der HPE etabliert.
[KKP; starker Konsens]
Mehrflaschensysteme sollten wegen höherer Risiken und aufwendigerer Handhabung durch
das Personal und den Patienten nicht verwendet werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: „All-in-One“ (AiO)-Nährmischungen für die HPE sind industriell oder individuell hergestellte
Ernährungsbeutel für die PE, die alle Komponenten der HPE enthalten und sich nicht
nur in vielen Bereichen der Klinik, sondern auch in der ambulanten Versorgung durchgesetzt
haben. Bei der Durchführung einer HPE zeigt die Verwendung von AiO-Nährmischungen
mikrobiologische, metabolische, kompatibilitäts- und handhabungsmäßige Vorteile gegenüber
anderen Systemen, welche auf Einzelkomponenten bzw. Kombinationslösungen basieren
[171]
[172]
[173]
[174]. In der Versorgungspraxis ist die Bereitstellung der AiO-Nährmischungen auf 2 Arten
möglich:
1. Industriell gefertigte Zwei- oder Dreikammerbeutel (Mehrkammerbeutelkonzept, d. h.
stabile und sterile Makronährstoff-Komponenten in voneinander abgetrennten Kammern
[175]), die vorgegebenen Rezepturen folgen, allerdings in vielen Varianten angeboten werden
und i. d. R. mit Mikronährstoffen supplementiert werden müssen. Beim Zweikammerbeutel,
der eine Kammer mit Glukoselösung und eine Kammer mit Aminosäurelösung und Elektrolyten
enthält, wird kurz vor der Anwendung am Patienten eine Fettemulsion mittels Transferset
zugegeben und damit ein AiO-Makronährstoffgemisch generiert. Dreikammerbeutel enthalten
alle Makronährstoffe und eine Basismenge an Elektrolyten in 3 abgeteilten Kompartimenten,
wobei 2 Kammern analog zum Zweikammerbeutel gefüllt sind und die dritte Kammer eine
Fettemulsion enthält. Die Substrate werden unmittelbar vor der intravenösen Applikation
gemischt, indem man die Trennvorrichtungen/Nähte zwischen den Beutelkammern löst.
Vitamine und Spurenelemente werden vor der unmittelbaren Anwendung in die Mischung
respektive die entsprechende Kammer (z. B. Spurenelemente zu Aminosäuren) zugespritzt
oder separat intravenös infundiert (siehe Empfehlung 38). Die Haltbarkeit der Zwei-
bzw. Dreikammerbeutel beträgt bei Raumtemperatur mindestens 12 Monate, solange die
Nähte intakt und keine Zusätze zugespritzt wurden. Nach Mischung und Zugabe von Mikronährstoffen
ist die Haltbarkeit i. d. R. auf 24 h beschränkt, wobei das jeweilige Haltbarkeitsdatum
des Herstellers sowie weitere Anwendungsregeln wie Verwendung eines Lichtschutzbeutels
etc. beachtet werden müssen.
2. Individuelle AiO-Nährmischungen (Compounding), die nach Vorgaben eines Arztes in
speziell ausgestatteten Apotheken und Herstellungsbetrieben unter aseptischen Bedingungen
und Beachtung der Kompatibilitäten gemischt werden. Sie erlauben die Herstellung von
patientenspezifischen, am individuellen Bedarf orientierten Mischungen (energie-,
volumen- und substratadaptiert) von Makro- und Mikronährstoffen. Im Gegensatz zu den
industriell gefertigten Zwei- oder Dreikammerbeuteln können beim Compounding bereits
bei Herstellung Vitamine und Spurenelemente zugemischt werden, sofern die Herstellung
am Tag der Anwendung erfolgt. Vorgaben zur Stabilität, Kompatibilität und Dokumentation
sind bei der Zubereitung nötig und erfordern im Einzelfall detaillierte und produktspezifische
Laboruntersuchungen. Extrapolation von Daten sind in diesen äußerst komplexen und
metastabilen Gemischen in der Regel schwierig oder unmöglich, es können jedoch erhebliche
Unterschiede, z. B. in der Fettstabilität, unter Zusatz von Spurenelementen auftreten.
Diese Beutel werden wegen der limitierten Stabilität in der Regel am Tag der Anwendung
oder für die Verwendung innerhalb von maximal 7 Tagen einmal wöchentlich gemäß den
Stabilitätsdaten hergestellt. Ihr Transport und die mehrtägige Aufbewahrung erfordert
Kühllagerung bei 2 – 8 °C.
In der Regel können für die HPE Standardlösungen verwendet werden. Bei einigen Krankheitsbildern
können individuell zusammengesetzte Nährlösungen erforderlich sein.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Die Verwendung von standardisierten parenteralen Nährmischungen vereinfacht die Verschreibung,
deren Herstellung und reduziert Komplikationen; sie verbessert die Patientensicherheit
und die Behandlungseffizienz [176]
[177]
[178].
Patienten, bei denen aufgrund ihrer Erkrankung industriell vorproduzierte Standardprodukte
mit festgelegten Rezepturen (z. B. Dreikammerbeutel) den jeweiligen Nährstoff- und/oder
Volumenbedarf nicht decken können, müssen mit individuell berechneten Infusionsregimen
versorgt werden, z. B. Kurzdarmpatienten mit hohen intestinalen Verlusten, schwer
mangelernährte Patienten mit erhöhtem absoluten und relativen Bedarf an einzelnen
Makro- und Mikronährstoffen, dialysepflichtige Patienten mit erhöhtem Eiweißbedarf
und Volumenbeschränkung, Patienten mit Leberfunktionseinschränkungen, bei denen die
Verwendung spezieller Eiweißmischungen mit vermehrt verzweigtkettigen Aminosäuren
indiziert ist. Hier bietet sich das „Compounding“ an, sofern es verfügbar ist.
Eine PE, bei der die Makrosubstrate durch Einzelkomponenten („Mehrflaschensystem“)
verabreicht werden, ist aus folgenden Gründen für die häusliche Versorgung nicht geeignet,
auch wenn bei ausschließlicher Betrachtung der Kosten für die Makronährstoffe die
Versorgung mit Einzelkomponenten rein rechnerisch günstiger erscheinen kann:
-
Der Zeitaufwand und damit die Personalkosten für das Anschließen der einzelnen Substrate
sind deutlich höher.
-
Durch die zusätzlich notwendigen Infusionsleitungen, Konnektoren und Verschlussmechanismen
ist das Risiko für das Auftreten von Infusionsleitungsproblemen deutlich erhöht.
-
Die Anwendung des Einzelkomponentensystems führt zu einer erheblichen Einschränkung
der Mobilität des Patienten und wegen der zahlreichen Infusionsleitungen zu einer
Gefährdung der Patientensicherheit in der häuslichen Umgebung.
-
Für die optimale Nutzung der Nährstoffe sind diese zeitgleich zuzuführen, insbesondere
müssen gleichzeitig mit den Aminosäuren auch Nichteiweißkalorien zugeführt werden,
damit der anabole Effekt der Proteinzufuhr zum Tragen kommt. Dies wäre im Einzelkomponentenmodell
nur durch Einsatz mehrerer Pumpen zu erreichen, was im häuslichen Umfeld nicht praktikabel
und außerdem sehr kostenintensiv ist. Die nicht koordinierte Zufuhr der Einzelsubstrate
kann zu Inkompatibilitäten mit Ausfällungen führen und das Risiko für das Auftreten
metabolischer Komplikationen (Hyperglykämie, Hypertriglyzeridämie) erhöhen.
-
In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass das Infektionsrisiko mit der
Zahl der Manipulationen am zentralen Zugang steigt, eine unnötige Erhöhung des potenziell
lebensbedrohlichen Kathetersepsisrisikos durch Verwendung eines Mehrflaschenkonzepts
ist ethisch nicht vertretbar; zudem führt die Therapie der Kathetersepsis zu einer
erheblichen Steigerung der Gesamtkosten [101]
[145]
[147]
[179]
[180]
[181].
Besonderheiten
Die auch für die periphere Applikation geeigneten Dreikammerbeutel zeichnen sich durch
eine niedrigere Osmolarität, einen im Verhältnis zum Energiegehalt erhöhten Volumen-
und Fettanteil sowie einen niedrigeren Glukose- und Aminosäurenanteil aus. Dadurch
können diese Beutel für Patienten in diabetischer Stoffwechsellage und/oder bei erhöhtem
Volumenbedarf z. B. bei gastrointestinalen Volumenverlusten besonders geeignet sein.
Wegen der inflammatorisch veränderten Stoffwechsellage, die u. a. durch eine Insulinresistenz
und erhöhte Fettoxidation gekennzeichnet ist, sind diese Nährlösungen auch für Patienten
mit Tumorkachexie besonders geeignet.
Eine besondere Herausforderung stellen HPE-Mischungen für pädiatrische Patienten dar,
da neben der Deckung des aktuellen Energie- und Eiweißbedarfs infolge der Aktivität
und dem basalen Metabolismus auch der Bedarf für das Wachstum eingerechnet werden
muss, was z. B. auch die Stabilität einer AiO-Nährmischung stark einschränken und
zur Verwendung von binären Lösungen (Glukose und Aminosäuren) mit Zusätzen und separater
Fettzufuhr führen kann. In der Kinder-HPE hat sich die Verwendung von n-3-Fettsäuren
zur Verhinderung hepatobiliärer Komplikationen etabliert.
Im Einzelfall können in der HPE spezielle pharmakologisch wirksame Zusätze oder Lösungen
(z. B. Glutamin, n-3-Fettsäuren)[2] verwendet werden.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Die Verwendung von Zusätzen bzw. mit funktionellen Substraten angereicherten Lösungen,
d. h. Pharmakonutrition, ist inzwischen auch im HPE-Bereich zunehmend akzeptiert,
nachdem mehrere Studien aus den letzten Jahren zeigten, dass solche Supplemente gut
vertragen werden [182]
[183]
[184]
[185]
[186]. Allerdings zeigten diese Studien für Glutamin keinen eindeutigen bzw. allenfalls
marginalen Benefit [182]
[183]
[184]. Für n-3-Fettsäuren konnten Vorteile hinsichtlich Prävention von PE-assoziierter
Fettlebererkrankung (PNALD) u. a. metabolischer Veränderungen bei Erwachsenen [185]
[187] und Kindern [186]
[188] in kontrollierten Pilotstudien gezeigt werden.
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Fischölemulsionen einerseits einen
protektiven Effekt auf die Leberfunktion und andererseits eine schnellere Erholung
der durch herkömmliche Sojaölemulsionen bedingten erhöhten Leberparameter bewirken
[189]
[190]
[191]
[192]
[193]. Dies stellt den langfristigen Einsatz reiner Sojaölemulsionen ohne solche Zusätze
infrage.
Die Glukosezufuhr unter HPE sollte beim Erwachsenen 2 – 4 g/kg Körpergewicht/Tag betragen.
[KKP; starker Konsens]
Eine höherere Zufuhr als 4 g/kg Körpergewicht/Tag kann beim Erwachsenen nicht empfohlen
werden, da ein erhöhtes Komplikationsrisiko, z. B. hinsichtlich Infektionsrate oder
Leberschädigung besteht.
[C; starker Konsens]
In einer Reihe von klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass es unter HPE vermehrt
zu Steatose, Steatohepatitis, intrahepatischer Cholestase, Cholezystolithiasis, Cholezystitis
kommen kann [194]
[195]
[196]. Hepatische Komplikationen sind mit 15 – 40 % relativ häufig [197]. Solche Komplikationen manifestieren sich meist erst nach Monaten oder Jahren. Meist
handelt es sich um eine sonografisch festgestellte Fettleber, sehr viel seltener um
eine intrahepatische Cholestase oder Steatohepatitis, die zu einer Zirrhose oder zu
einer terminalen Leberkrankheit führen können. Eine chronische Cholestase wird beschrieben
als eine Erhöhung der Leberparameter (> 1,5-mal der oberen Normwerte von alkalischer
Phosphatase, γ-Glutamyltransferase und konjugiertem Bilirubin) über mindestens 6 Monate
[191]. Die Ätiologie der hepatischen Komplikationen ist unklar, kann aber zumindest teilweise
durch zu hohe Glukosezufuhr bedingt sein. Verschiedene andere Faktoren wie selektiver
Mangel an bestimmten Aminosäuren, hormonelle Veränderungen, Substratüberschuss, reduzierte
Motilität der Gallenblase, Störung des enterohepatischen Kreislaufs und möglicherweise
Dysbiose des Dünndarms mit portaler Endotoxinämie werden diskutiert [7]
[191]
[195]
[196]. Potenziell hepatotoxische Substanzen bzw. Medikamente sollten so weit wie möglich
vermieden werden. Von ernährungsmedizinischer Seite sind die wichtigsten Maßnahmen,
um einer PE-induzierten Hepatopathie vorzubeugen und diese zu behandeln, die Verabreichung
eines Nährstoffgemischs (Glukose/Fett) statt Glukose isoliert, das Vermeiden eines
Overfeeding (> 35 kcal/kg KG/Tag) und die Gabe von großen Glukosemengen (> 5 g/kg
KG/Tag) [195]. Nach Erfahrung von Experten sollte bei Langzeit-HPE bereits eine Glukosemenge von
4 g/kg KG/Tag möglichst nicht überschritten werden. Die Glukosezufuhr bei zyklischer
HPE muss der metabolischen Toleranz angepasst werden und ist meist entscheidend für
die notwendige Dauer der HPE.
Eine zumindest minimale enterale Nahrungszufuhr (10 – 20 mL Substrat/h) sollte parallel
zur HPE durchgeführt werden, um das Risiko von Komplikationen unter HPE zu reduzieren.
[B; starker Konsens]
Bei Cholestase unter HPE kann mit Ursodeoxycholsäure behandelt werden.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Als Therapie der Cholestase unter HPE wurde neben Beschränkung der Glukosezufuhr der
Effekt von paralleler oraler oder enteraler Nahrungszufuhr [198]
[199] und Ursodeoxycholsäure [200]
[201] in klinischen Studien untersucht und für wirksam befunden. Trotz des Evidenzgrads
der Literatur von III – IV wurde für die zumindest minimale EE die Empfehlungsstärke
B gewählt, weil sie außer Reduktion von hepatischen Komplikationen wie Cholestase
auch Reduktion von Infektionskomplikationen bewirkt. Auch Infektbehandlung, z. B.
mit Metronidazol und zyklische statt kontinuierliche Applikation der HPE, könnte wirksam
sein [199].
Die Konkrementbildung wird sowohl durch eine Verlangsamung der intestinalen Peristaltik
mit konsekutiver Cholestase als auch durch erniedrigte Cholezystokininkonzentrationen
im Pfortadersystem begünstigt. Experimentell wurden auch Cholezystokinin [202]
[203] sowie eine schnelle Infusion von Aminosäurelösungen [204] eingesetzt. In der klinischen Routine wurden diese Ansätze allerdings bisher nicht
erprobt und erscheinen auch wenig praktikabel.
Zur Prophylaxe und Therapie einer Osteomalazie und Osteoporose unter HPE kann eine
optimierte Kalzium-, Phosphat- und Vitamin-D-Zufuhr empfohlen werden.
[C; Konsens]
Bisphosphonate sollten zur Therapie einer verminderten Knochendichte unter HPE eingesetzt
werden.
[B; Konsens]
Kommentar: Patienten mit HPE haben ein höheres Risiko für Verlust an Knochendichte. Die Prävalenz
der Osteoporose bei Patienten mit HPE liegt über 40 % [197]
[205]
[206]
[207]. Die Pathogenese der Osteomalazie und Osteoporose unter PE ist weitgehend unklar;
diese Erkrankungen manifestieren sich meist erst nach Monaten oder Jahren. Die Knochenveränderungen
sind vermutlich Ausdruck einer nicht optimalen Kalzium-, Phosphat- und/oder Vitamin-D-Zufuhr,
einer fehlenden körperlichen Belastung, einer fehlenden Lichtexposition oder Folge
von Medikamenten wie Heparin oder Steroiden [208]. Therapeutische Maßnahmen zielen auf eine bedarfsgerechte Substratzufuhr sowie auf
die Vermeidung anderer Risiken ab.
Bei Patienten, die auf HPE nicht verzichten können und bereits an Osteoporose leiden,
wird die intravenöse Gabe von Bisphosphonaten (z. B. Pamidronat: 30 mg alle 3 Monate;
Ibandronat: 3 mg alle 3 Monate; Clodronat: 1500 mg alle 3 Monate; Zoledronat: 5 mg
einmal jährlich) oder die subkutane Gabe von humanen monoklonalen Antikörpern (Denosumab:
60 mg alle 6 Monate) empfohlen [209]
[210]
[211]
[212]
[213]. In kleinen Studien konnte gezeigt werden, dass sich durch Pamidronat die Knochendichte
bei HPE-Patienten verbessern lässt [214]
[215]. Eine doppelblinde randomisierte und placebokontrollierte Studie zeigte, dass unter
HPE die Therapie mit Clodronat einen signifikanten positiven Effekt auf die Knochenresorption
hat [210].
In alten Therapiekonzepten ist der Vitamin-D-Substitution wenig Beachtung geschenkt
worden. Moderne Konzepte hingegen empfehlen die adäquate Vitamin-D-Substitution unter
HPE mit dem Ziel, einen optimalen Serumspiegel zu erreichen (75 – 100 nmol/L; 30 – 40 ng/mL)
[216]. Damit kann eine vorhandene Osteomalazie korrigiert und die Behandlung einer Osteoporose
optimiert werden [217]. Obwohl die herkömmlichen intravenösen Multivitaminpräparate i. d. R. die übliche
Tagesdosis des Vitamin D enthalten, ist eine zusätzliche Gabe von reinen Vitamin-D-Präparaten
in vielen Fällen von Patienten unter HPE notwendig [218]. Zu beachten ist, dass die DGE 2012 für Vitamin D neue Referenzwerte herausgebracht
hat und die Empfehlungen für Vitamin D angehoben wurden (von 5 auf 20 µg/d beim Erwachsenen)
[154].
Individuelle AiO-Nährmischungen (Compounding) sollen bei 2 – 8 °C gelagert werden,
industriell gefertigte Mehrkammerbeutel sind gemäß Herstellerangaben zu lagern. Generell
sollen AiO-Nährmischungen bei Raumtemperatur verwendet und innerhalb von 24 Stunden
infundiert werden.
[A; starker Konsens]
Infusionssysteme (Lipidinfusionen oder individuell zubereitete AiO-Präparate), die
für HPE genutzt werden, sollten alle 24 Stunden gewechselt werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des
Robert Koch-Instituts (RKI) sollen bei der Durchführung der HPE Anwendung finden.
Fehlerhafte Hygienemaßnahmen, d. h. die Nichtbeachtung der Prinzipien der Asepsis
bei der Zubereitung von Medikamenten und ihrer Applikation durch Injektion oder Infusion,
haben in der Vergangenheit wiederholt zu bakteriellen oder viralen Infektionen geführt.
Besonders beachtet werden sollten die Empfehlungen zur Händehygiene und zur Prävention
von gefäßkatheterassoziierten Infektionen sowie die Empfehlungen „Anforderungen an
die Hygiene bei Punktionen und Injektionen“ [101]
[219]
[220].
Besonders aus Hygienegründen, d. h. zur Vermeidung von Mikroorganismenwachstum, sind
AiO-Nährmischungen kühl bei 2 – 8 °C zu lagern und es ist auf eine lückenlose Kühlkette
zu achten. Die Dauer der Kühlaufbewahrung muss auf der Beschriftung hinterlegt und
dokumentiert sein. Die anschließende Applikationsdauer von 24 Stunden muss ebenfalls
dokumentiert sein. Eine Anwendung für HPE kann zyklisch (über Nacht bis 14 Stunden)
oder kontinuierlich (über 24 Stunden) erfolgen. Bei beiden Bereitstellungsweisen ist
eine strikte aseptische Arbeitsweise erforderlich, da eine Endsterilisation einer
infusionsfertigen AiO-Mischung nach Komplettzubereitung nicht möglich ist [221].
Die A-Empfehlung basiert auf dem regulatorischen bzw. legalen Charakter der Empfehlung.
Der zweite Satz ist daraus abgeleitet und deshalb auf eine B-Empfehlung abgestuft.
Spurenelemente und/oder Vitamin-Kombinationspräparate sind integraler Bestandteil
einer parenteralen Ernährung und können zu AiO-Nährmischungen zugespritzt werden,
wenn aspetische Zugabe, Kompatibilität sowie Stabilität gewährleistet und dokumentiert
sind.
[C; starker Konsens]
Kommentar: AiO-Nährmischungen für die HPE sind für den unmittelbaren Gebrauch vorbereitet, enthalten
aber keine Vitamine oder Spurenelemente. Adaptionen (Zumischungen) sind unter aseptischen
Bedingungen (Laminar-Airflow) und nach pharmazeutischen Vorschriften vorzunehmen.
Diese Adaptionen sollten von Fachpersonal durchgeführt werden [222]
[223]
[224]
[225]. Aus strukturellen und/oder organisatorischen Gründen kann das Zusetzen von Mikronährstoffen
im Einzelfall nach pharmazeutischer, dokumentierter Anweisung unmittelbar vor der
Anwendung und patientennah durch speziell geschulte Personen (meist „Off-label“-Anwendung)
durchgeführt werden. Die Arbeitsschritte zur patientennahen Vorbereitung der AiO-Nährmischung
unmittelbar vor der Anwendung sollen in Standardarbeitsanweisungen hinterlegt und
dokumentiert sein [219].
Aus physikochemischen Gründen ist die gleichzeitige Verabreichung von Spurenelementen
und Multivitaminprodukten in AiO-Nährmischungen kritisch, denn es kann zu einem verstärkten
Abbau oxidationsempfindlicher Vitamine oder zu einer verstärkten (Lipid-)Peroxidation
kommen. Oxidations-/Reduktionsreaktionen können durch Licht (insbesondere UV-Strahlung)
weiter verstärkt werden [122]
[226]. Die kombinierte Verabreichung von Multivitaminprodukten und Spurenelementen als
Zusätze zu AiO-Mischungen wird empfohlen, allerdings setzt sie nachgewiesene Kompatibilität
und Stabilität voraus.
Im Rahmen einer individuellen Rezeptur hergestellte AiO-Nährmischungen zur HPE sollen
unter strikt aseptischen Bedingungen in der Regel zentral in der Apotheke gemäß der
Leitlinie zur Qualitätssicherung der Bundesapothekerkammer zubereitet werden, wobei
die anerkannten pharmazeutischen Regeln und regulatorischen Anforderungen zu beachten
sind.
[A; starker Konsens]
Kommentar: Das Compounding, d. h. die Zubereitung von AiO-Nährmischungen auf Basis individueller
Rezepturen, wird seit der Etablierung von standardisierten parenteralen Nährmischungen
nur vereinzelt durchgeführt, z. B. bei Kindern oder in der Langzeit-HPE, z. B. bei
Kurzdarmsyndrompatienten [177]
[227].
Die Zubereitung muss in jedem Schritt definierte pharmazeutische Herstellungsvorschriften
(standard operation procedures, SOP) erfüllen [222]
[223]
[224]
[225]. Die Beurteilung der kritischen mikrobiologischen (aseptische Zubereitung) und physikochemischen
Stabilität (Emulsionsdispersität, Löslichkeiten, Zersetzung, Sorptionsphänomene usw.)
erfordern ein spezifisches pharmazeutisches Fachwissen; sie beeinflussen die Qualität
der PE [228]
[229]
[230]. Zur Bestimmung kompatibler und damit zulässiger Elektrolytdosierungen sind Löslichkeitskurven
oder spezifische Daten zur Emulsionsdestabilisierung nützliche Hilfsmittel [228]
[231].
An die Herstellung von AiO-Nährmischungen werden aufgrund der Unmöglichkeit einer
Endsterilisation, der hohen Anzahl enthaltener Komponenten, der Problematik physikochemischer
Inkompatibilitäten und Instabilitäten hohe Anforderungen gestellt. Die mikrobiologische
Stabilität aseptisch hergestellter AiO-Nährmischungen muss über die Anwendungsdauer
gewährleistet sein [227]
[232]
[233]
[234]
[235]. Es müssen die Kompatibilität der Einzelkomponenten, der pH-Wert, die Homogenität
der Emulsion geprüft
und bei der Herstellung eine Gewichtsprüfung (Soll-Ist-Kontrolle) vorgenommen werden.
Ebenso muss die Maximalmenge der ausgewählten und als kompatibel getesteten (oder
via Literaturrecherche als kompatibel bekannten) Zusätze definiert werden. Das Arbeiten
unter streng aseptischen Bedingungen ist unumgänglich. Dies erfordert neben der notwendigen
sächlichen (Laminar-Airflow-Werkbänke, Reinräume, „Compounder“) und personellen Infrastruktur
eine Validierung des Herstellungsprozesses mit geeigneten Maßnahmen zur Qualitätskontrolle
und Qualitätssicherung (z. B. systematische Überwachung und Dokumentation der Produktionshygiene,
Hygieneplan sowie ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem). Die anerkannten pharmazeutischen
Regeln und regulatorischen Vorgaben sind zu beachten [222]
[223]
[224]
[225]
[236]. Die A-Empfehlung basiert auf dem regulatorischen bzw. legalen Charakter der Empfehlung.
AiO-Nährmischungen oder Ernährungsprodukte zur HPE sollten aufgrund der komplexen
Interaktionsmöglichkeiten in der Regel nicht als Träger für Medikamente verwendet
werden. Wenn in Ausnahmefällen Medikamentenzusätze notwendig sind, sollte eine Dokumentation
von Stabilität und Wirksamkeit empfohlen werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Aufgrund der zahlreichen Inhaltsstoffe von AiO-Nährmischungen (Lipidemulsion, Aminosäuren,
Glukose, Elektrolyte, Spurenelemente, Vitamine) sind Instabilitäten und physikochemische
Inkompatibilitäten häufig [237]
[238]. Beispielsweise können bei lipophilen Arzneistoffen in Emulsionssystemen veränderte
Strukturen entstehen, deren Pharmakokinetik sich von der Ausgangssubstanz klinisch
relevant unterscheidet oder Veränderungen der Verfügbarkeit auch der Substrate bewirken
[239]. Vor jeder Zumischung eines Medikaments ist daher eine detaillierte Recherche oder
analytische Abklärung erforderlich. Solche Zumischungen sollten die Ausnahme bilden.
Laut Verordnung sollen AiO-Nährmischungen als Rezepturanfertigung korrekt beschriftet
sein, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu gewährleisten. Die Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung
(§ 14) zur Kennzeichnung von Rezepturarzneimitteln soll eingehalten werden.
[A; starker Konsens]
Kommentar: Die vollständige Beschriftung von Rezepturarzneimitteln gemäß den Vorgaben der Kennzeichnungspflicht
nach § 14 Apothekenbetriebsordnung dient der Vermeidung von Fehlapplikationen, zur
sachgerechten Kontrolle und Dokumentation der Applikation und somit der Arzneimitteltherapiesicherheit
[240]. Die Beschriftung soll daher zum einen die Patientendaten (Name, Geburtsdatum, ggf.
Körpergewicht) enthalten, zum anderen müssen die Produktdaten aufgeführt werden. Dies
umfasst 1) Name und Anschrift der abgebenden Apotheke und, soweit unterschiedlich,
des Herstellers, 2) Inhalt nach Gewicht, Rauminhalt oder Stückzahl, 3) Art der Anwendung
und Gebrauchsanweisung, 4) Angabe der Wirkstoffe nach Art und Menge und sonstige Bestandteile
nach der Art, 5) Herstellungsdatum, 6) Verwendbarkeitsfrist mit dem Hinweis „verwendbar
bis“ unter Angabe von Tag, Monat und Jahr, soweit erforderlich auch Angabe der Haltbarkeit
nach Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung, 7) soweit erforderlich, Hinweise
auf besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung oder für die Beseitigung von
nicht verwendeten Arzneimitteln oder sonstige besondere Vorsichtsmaßnahmen, um Gefahren
für die Umwelt zu vermeiden. Die Angaben müssen in gut lesbarer Schrift, auf dauerhafte
Weise angebracht und in deutscher Sprache verfasst sein. Soweit für das Rezepturarzneimittel
Fertigarzneimittel als Ausgangsstoffe eingesetzt werden, genügt anstelle der Wirkstoffangaben
die Angabe der Bezeichnungen der eingesetzten Fertigarzneimittel. Die Angaben zur
Aufbewahrung oder Beseitigung können auch in einem Begleitdokument gemacht werden.
Standardisierte und gedruckte Etiketten zur Kennzeichnung der AiO-Nährmischungen als
Rezepturarzneimittel stellen eine sinnvolle und praktikable Lösung dar. Angaben zu
Energie- und Eiweißgehalt der AiO-Nährmischung sind wünschenswert. Die A-Empfehlung
basiert auf dem regulatorischen bzw. legalen Charakter der Empfehlung.
7 Organisation und Überwachung der künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich und
in Pflegeheimen
7 Organisation und Überwachung der künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich und
in Pflegeheimen
Die HEE und HPE sollte standardisiert und koordiniert möglichst durch ein interdisziplinäres
Ernährungsteam erfolgen, weil dadurch die Qualität der Maßnahmen erhöht, die Komplikationsraten
reduziert und somit ein entscheidender Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität
der Patienten und zur Kosteneffizienz der Maßnahmen erreicht werden kann.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Ernährungsteams (NST, nutrition support teams) sind der Zusammenschluss interdisziplinär
tätiger und interprofessioneller Fachkräfte für künstliche Ernährung mit definierter
Aufgabenverteilung, die sich in der Praxis etabliert hat ([Tab. 1]). Sie können den komplexen Anforderungen in der Versorgung von Patienten mit HEE
und HPE-Patienten aufgrund ihrer breiten Expertise und ihrer Schnittstellenfunktion
zwischen stationärer und ambulanter Patientenbetreuung am ehesten gerecht werden [5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[241]
[242]
[243]. Deshalb sollte insbesondere die langfristige ernährungsmedizinische Überwachung
durch ein solches Team erfolgen, welches die Effizienz einer Ernährungstherapie bezogen
auf spezifische Endpunkte überwacht. Die meisten Ernährungsteams der deutschen Kliniken
sind sowohl im ambulanten bzw. Überleitungs- als auch im stationären Bereich tätig
[244]. Sie können Handlungsabläufe bei der künstlichen Ernährung effizient und kostengünstig
gestalten, Komplikationsraten verringern und die Lebensqualität der betroffenen chronisch
kranken Patienten verbessern [245]
[246]. Die Organisation der HEE bzw. HPE sollte bei stationären Patienten vor Entlassung
aus dem Krankenhaus erfolgen und erfordert meist etwa 1 – 2 Tage Vorbereitung. Bei
initial ambulanten Patienten wird die HEE oder HPE entweder durch Haus- bzw. Fachärzte
oder durch involviertes Pflegepersonal der häuslichen Pflege oder in Pflegeeinrichtungen
initiiert [5]. Dazu ist eine klare Zuordnung von Zuständigkeiten notwendig, wodurch die Zusammenarbeit
des Ernährungsteams mit ambulanten Pflegediensten, Apotheken und Homecare-Versorgern
geregelt wird ([Tab. 1]). Der wirtschaftliche Vorteil durch Einrichtung eines Ernährungsteams bzw. durch
die Tätigkeit einer Ernährungspflegekraft in Krankenhäusern konnte in mehreren Studien
belegt werden [247]
[248]
[249]
[250]
[251]. Allerdings gibt es zur ersten Aussage auch relativierende Ergebnisse, je nachdem,
welche Outcome-Variablen betrachtet werden [252]. Dennoch werden interdisziplinäre Ernährungsteams weltweit nicht zuletzt wegen ihres
wirtschaftlichen Vorteils in Positionspapieren und Leitlinien empfohlen [5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[253]
[254]
[255]
[256]. Es ist davon auszugehen, dass diese positiven Effekte auch und gerade im ambulanten
Bereich zum Tragen kommen. Aufgrund des Analogiecharakters dieser Schlussfolgerung
wird der Evidenzgrad von A nach B abgestuft.
Tab. 1
Zuständigkeiten bei der Organisation und Durchführung der HEE/HPE.
Einrichtung
|
Zuständigkeit/Aufgaben
|
Ernährungsteam für künstliche Ernährung, bestehend aus Team-Arzt, Diätassistent, Ernährungswissenschaftler,
Apotheker und Pflegekraft
|
-
Festlegung der ernährungsmedizinischen Maßnahme in Kooperation mit dem behandelnden
Arzt
-
Ernährungsanamnese, Kostaufbau nach Beendigung der künstlichen Ernährung, supplementäre
Trinknahrung
-
gegebenenfalls individuelle Ernährungsberatung und Schulung von Patienten bzw. dessen
Angehörigen bzgl. der Selbstversorgung mit HEE oder HPE, sofern dies gewünscht wird
-
Wahl des geeigneten Zugangs, Berechnung und Rezeptieren der HEE bzw. HPE sowie notwendiger
Hilfsmittel (Arzt)
-
mündliche und schriftliche Aufklärung über Art, Umstände und typische Komplikationen
der häuslichen Versorgung
-
Auswahl, Beauftragung und Überprüfung eines Homecare-Versorgers bzw. anderer beteiligter
Institutionen/Personen (z. B. Brückenpflege, Hausarzt, Pflegedienst, Apotheke)
-
Überwachung der HEE und HPE, ggf. in enger Kooperation mit dem jeweiligen Hausarzt,
Management von Komplikationen
|
Ambulanter Pflegedienst
|
-
gegebenenfalls Zuspritzen von Mikronährstoffen unmittelbar vor Anhängen der parenteralen
Ernährungsinfusionen
-
An- und Abhängen der HEE bzw. HPE (nach Schulung kann dies ggf. vom Patienten/Angehörigen
übernommen werden)
-
Wechseln der Portnadel bzw. Verabreichung von Medikamenten über Sonde oder Katheter
bei Vorliegen einer Delegationsvereinbarung durch den betreuenden Arzt
-
gegebenenfalls Wundversorgung nach Sonden- bzw. Katheteranlage
|
Apotheke
|
-
Evaluation/Bestellung und Auslieferung der Produkte in verwendungsgeeigneter Form
mit Hinweisen zur Handhabung
-
Überprüfung der Stabilitätsdaten und Qualitätssicherung (Dokumentation)
-
gegebenenfalls Zusammenmischen (Compounden) der Infusionslösung nach Vorgaben eines
Arztes
-
Beratung und Empfehlung zur Durchführung der Begleitmedikation
|
Homecare-Versorger
|
-
Schulung des Pflegedienstes bzw. des Patienten oder seiner Angehörigen bezüglich des
Umgangs mit dem jeweiligen Ernährungssystem und der Erkennung von Komplikationen
-
Organisation der Belieferung
-
regelmäßige Patientenbesuche mit schriftlicher Dokumentation der Verlaufskontrollen,
ggf. in Kooperation mit dem Pflegedienst
-
regelmäßiger Bericht an das Ernährungsteam
|
Die Beauftragung zur Mitbehandlung durch ein interdisziplinäres Ernährungsteam soll
durch den behandelnden Arzt (Krankenhausarzt oder ambulant tätiger Arzt) erfolgen
und sollte in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Hausarzt fortgesetzt werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Die ärztliche Beauftragung kann die Durchführung der HEE oder HPE umfassen, wenn die
Indikation zur künstlichen Ernährung bereits gestellt wurde, oder die Prüfung der
Indikation einschließen, wenn die Indikation noch nicht gestellt wurde. Das Stellen
der Indikation sowie die Rezeptierung der künstlichen Ernährung müssen aufgrund gesetzlicher
Bestimmungen durch einen Arzt erfolgen. Das Ernährungsteam sollte in die Entscheidung
zur künstlichen Ernährung besonders dann einbezogen werden, wenn es sich um Grenzfälle
und Individualabwägungen handelt. Der Hausarzt sollte über die Art der jeweiligen
Therapie und die beteiligten Institutionen und Organisationsstrukturen (z. B. Ernährungsteam,
Homecare-Provider oder Pflegedienst) von Beginn der häuslichen Versorgung an informiert
werden. In Absprache mit den betreuenden Institutionen kann ein großer Teil des Monitorings
vom Hausarzt durchgeführt werden (z. B. Laborkontrollen). Die Ergebnisse sollten zeitnah
an das Ernährungsteam bzw. andere beteiligte Institutionen übermittelt werden.
Bei Patienten unter HEE oder HPE sollten regelmäßig klinische und laborchemische Verlaufskontrollen
durchgeführt werden, einerseits zur Evaluation der Effektivität der ernährungsmedizinischen
Maßnahmen und andererseits zur Reduktion von ernährungsassoziierten Komplikationen.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Die ernährungsmedizinische Überwachung von mit HEE oder HPE behandelten Patienten
ist notwendig, um Veränderungen des klinischen Zustands zu erfassen und ggf. die getroffenen
Maßnahmen anzupassen bzw. einzustellen (siehe auch die aktuelle DGEM-Leitlinie „Besonderheiten
der Überwachung bei künstlicher Ernährung“ [3]). Trotz generell eingeschränkter Studienlage hinsichtlich der Evidenzgrade erhielt
diese Empfehlung einen Grad B, weil aufgrund ethischer Gesichtspunkte kontrollierte
prospektive Studien mit höherer Evidenz kaum durchführbar sind. Die Verlaufskontrollen sollten möglichst durch ein interdisziplinäres Ernährungsteam erfolgen bzw. koordiniert
werden [242].
Die Effektivität einer Ernährungstherapie sollte auf spezifische Endpunkte bezogen
werden, deren Definition sich nach der Grunderkrankung des Patienten, seinem klinischen
Zustand, den Möglichkeiten der betreuenden Institution und nicht zuletzt nach den
individuellen Wünschen des Patienten richten [257]. Solche Endpunkte können die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des Körperproteinbestands,
die Senkung der Morbidität und Mortalität, die Verbesserung von etablierten Surrogatparametern
und insbesondere von Lebensqualität beinhalten [258].
Einige Studien haben die Lebensqualität bei HPE-Patienten evaluiert und gezeigt, dass
die HPE einen positiven Einfluss auf das psychosoziale Wohlbefinden sowohl der Patienten
als auch der Familienangehörigen haben kann [259]. In der Studie von Carlson et al. [260] berichteten allerdings 40,5 % der HPE-Patienten über signifikante psychologische
Belastung, wobei Verdruss, Angst und Depression häufiger vorkommen. Bei den Patienten
mit reaktiver Depression wurden höhere Raten von lebensbedrohlichen Komplikationen
beobachtet [261]
[262], außerdem wurden Einschränkungen beim Reisen und im allgemeinen Sozialleben bemängelt
[262]
[263]. Diverse Studien zeigten, dass eine Verbesserung der Lebensqualität bei mangelernährten
Patienten mit der Optimierung des Ernährungsstatus einhergeht [264]
[265]
[266]. Verschiedene Fachgesellschaften empfehlen deshalb die regelmäßige Erfassung der
Lebensqualität bei HPE-Patienten, beispielsweise mit dem „SF-36“, dem „EuroQOL“ oder
dem „Karnofsky Score“. Die Forschungsgruppe von Baxter et al. [267] hat einen spezifischen Fragebogen (HPN-QOL) für die Erfassung der Lebensqualität
bei HPE-Patienten entwickelt und validiert. Bei Krebspatienten ist auch der „International
Classification of Functioning, Disability and Health“ (ICF) als Klassifikationssystem
geeignet [268]. Die Reduktion von Komplikationen durch adäquate Betreuung und Verlaufskontrollen
wurde für HEE [269]
[270] und HPE [271]
[272] gezeigt.
Die Intervalle zwischen den Verlaufskontrollen können bei stabilen HEE- und HPE-Patienten
im ersten Quartal wöchentlich erfolgen, danach mindestens alle 3 Monate. Bei klinisch
instabilen Patienten sollten kürzere Intervalle gewählt werden.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Es liegen keine kontrollierten Studien vor, in denen der Outcome von HEE oder HPE
hinsichtlich der Intervalle von Verlaufskontrollen untersucht wurden. Insofern handelt
es sich hier allein um Erfahrungswerte, die sich in der klinischen Praxis bewährt
haben und von Experten bestätigt wurden.
Ernährungsanamnese, Körpergewicht, Sonden- bzw. Kathetereintrittsstelle, Hydradationszustand
und wichtige biochemische Parameter wie Glukose, Elektrolyte, CRP, Nieren- und Leberfunktionsparameter
sollten mindestens quartalsweise als Verlaufskontrolle erhoben werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Zur Frage, welche Parameter bei wem im Verlauf der HEE oder HPE erhoben werden sollen,
gibt es wenig Literatur. [Tab. 2] fasst Angaben aus Berichten von Expertenausschüssen, publizierten Erfahrungsberichten
und Expertenmeinungen zusammen [6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[197]
[218]
[243]
[273]
[274]
[275]
[276]. Je nach Grunderkrankung, Komorbiditäten und Krankheitsverlauf müssen die Kontrolluntersuchungen
durch das behandelnde, klinische Ernährungsteam und involvierte Hausärzte sowie Spezialisten
angepasst und entsprechend verordnet werden. In der Praxis hat sich eine mindestens
vierteljährliche Kontrolle der in der Empfehlung genannten Parameter bewährt. Die
Messung von Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren Mikronährstoffen sollte möglichst
alle 6 – 12 Monate durchgeführt werden, falls daraus Aussagen zu allfälligen Unter-
oder Überdosierungen ableitbar sind. Die Überwachung und Kontrolle der Knochendichte
mittels Dual-Energy-Absorptiometrie (DXA) sollte je nach Verfügbarkeit alle 1 – 2
Jahre wiederholt werden.
Tab. 2
Verlaufskontrollen bei künstlicher Ernährung (E = HEE; P = HPE).
Kontrollen im ersten Jahr
|
langfristige Kontrollen
|
Parameter
|
Wo. 0
|
Wo. 1
|
Wo. 2
|
Wo. 4
|
Wo. 6
|
Wo. 8
|
Mo. 3
|
Mo. 6
|
Mo. 9
|
jährlich
|
Anamnese
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ernährungsanamnese
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Erfassung von Energie-, Substrat- und Flüssigkeitsbedarf
|
E/P
|
|
|
|
P
|
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Erfassung der Lebensqualität
|
P
|
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
klinische Kontrolle
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Körpergewicht, -länge
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Vitalfunktionen (Temperatur, RR, Puls)
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
PEG- bzw. ZVK- oder Port-Eintrittsstelle
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Hydratationszustand
|
E/P
|
|
|
E/P
|
|
P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
kardiopulmonaler Status
|
P
|
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
abdominaler Status
|
P
|
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
Haut, Haare, Nägel, Wunden, Schleimhäute
|
P
|
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
Nutrition Risk Score (NRS-2002)
|
E/P
|
|
|
E/P
|
|
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Anthropometrie (OAU, HF, Kraft, BIA etc.)
|
E/P
|
|
|
E/P
|
|
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Laborparameter
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Glukose
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
E/P
|
Natrium, Kalium
|
E/P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
Kalzium, Magnesium, Phosphat
|
E/P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
CRP
|
E/P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
Kreatinin, Harnstoff
|
E/P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
venöse Blutgasanalyse
|
P
|
|
P
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
P
|
AST, ALT, GGT, AP
|
P
|
|
P
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
Triglyzeride
|
P
|
|
P
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
P
|
Protein, Albumin
|
E/P
|
|
|
|
P
|
|
E/P
|
P
|
E/P
|
E/P
|
Blutbild
|
E/P
|
|
|
|
P
|
|
P
|
P
|
P
|
E/P
|
Bilirubin, Amylase
|
P
|
|
|
|
|
|
|
P
|
|
P
|
Harnsäure
|
P
|
|
|
|
|
|
|
P
|
|
P
|
Quick od. INR (Vit. K)
|
E/P
|
|
|
|
|
|
|
P
|
|
E/P
|
Folat, Vit. B12, Vit. D
|
E/P
|
|
|
|
|
|
|
P
|
|
E/P
|
Ferritin, Zn, Cu, Se, Mg
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
|
E/P
|
Vit. A, Vit. E, Vit. B6
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
Parathormon
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
Urinparameter/24 h
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Krea, Na, Ca, Hs, Protein, Oxalat, Citrat
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
spezielle Untersuchungen
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Knochendensitometrie (DXA) (1 – 2 jährlich)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
P
|
Abdominalultraschall
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
|
nach Bedarf
|
Blutkulturen (ZVK, peripher), Abstrich
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
–
|
|
nach Bedarf
|
Drei prospektive Studien untersuchten die Effizienz einer ernährungsmedizinischen
Überwachung bezüglich Prognose und Kosten [277]
[278]
[279]. Unter einer solchen Verlaufskontrolle zeigte sich eine signifikante Abnahme an
Komplikationen und Kosten im Vergleich zu Populationen ohne Verlaufskontrolle. Sie
ermöglicht die Anpassung der Zusammensetzung der Nährmischungen an Veränderungen des
klinischen Zustands, des Aktivitätsniveaus und der Laborwerte. Bei unbefriedigendem
Verlauf kann die indirekte Kalorimetrie herangezogen werden, um präzise Veränderungen
im Energiebedarf und -umsatz zu erfassen. Ebenfalls sollte in regelmäßigen Abständen
kontrolliert werden, ob die Indikation zur HEE oder HPE weiterbesteht.
Bereits vor der Entlassung sollte nach Möglichkeit eine Schulung des Patienten und/oder
seiner Angehörigen (u. a. zur Zubereitung der Nährlösung, Bedienung der Technik, Hygiene,
Maßnahmen bei Problemen) durch qualifiziertes Personal erfolgen und im Verlauf hinsichtlich
seines Erfolgs überprüft bzw. wiederholt werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Unzureichende Sicherheit im Umgang mit der Nahrung und der Applikationstechnik kann
zu relevanten Komplikationen und zur Wiederaufnahme in die Klinik führen. Auf der
anderen Seite erhöhen mehrfache Schulungen unter Einsatz visueller Hilfsmittel, die
dem Patienten zur Verfügung gestellt werden, die Effizienz der Ernährungstherapie
[246]
[280]
[281] und führen zu höherer Lebensqualität durch Unabhängigkeit und Sicherheit [270]. Nachschulungen sind meist erforderlich, da sich im Laufe der Zeit zu Hause Fehler
einschleichen und Schulungsinhalte vergessen werden [282]. Die Schulungen sollten durch Fachkräfte erfolgen, die eine ernährungsmedizinische
Zusatzqualifikation und Erfahrung vorweisen können [283]. Dies ist im günstigen Fall ein ambulant tätiges interdisziplinäres Ernährungsteam
(vgl. Empfehlung 42).
Der Patient kann sich die Nährlösungen nach adäquater Schulung selbst an- und abhängen,
was ihm eine zeitliche Unabhängigkeit von Fachpersonal ermöglicht und eine Verbesserung
seiner Lebensqualität bewirken kann.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Meist erfolgt das An- und Abhängen der enteralen bzw. parenteralen Ernährung durch
hierfür besonders geschultes Pflegepersonal des Homecare-Providers oder des Pflegedienstes.
Es ist aber auch möglich, den Patienten selbst bzw. dessen Angehörige bezüglich der
Zufuhr der enteralen bzw. parenteralen Ernährung zu unterweisen. So sind die Patienten
nicht mehr vom Zeitplan des jeweiligen Pflegedienstes abhängig und freier in der Gestaltung
ihres Tagesablaufs.
Der Kostaufbau nach HEE oder HPE sollte stufenweise und individuell unter Anleitung
einer Ernährungsfachkraft durchgeführt werden; er kann nach standardisierten Konzepten
erfolgen, sollte sich aber sowohl an der gastrointestinalen Toleranz als auch der
Fähigkeit zur oralen Nahrungsaufnahme orientieren und mit einer entsprechenden Reduktion
der künstlichen Ernährung einhergehen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Es gibt keine Studien, welche die Durchführung des Kostaufbaus als primäre Fragestellung
untersucht haben. Demzufolge bestehen auch keine Standardprotokolle für den Kostaufbau.
Es lassen sich lediglich Hinweise in der Literatur finden, die den Einsatz krankheitsadaptierter
diätetischer Maßnahmen wie z. B. mehrere kleine Mahlzeiten, mittelkettige Fettsäuren
bei Digestions- und Resorptionsstörungen als vorteilhaft erwähnt haben. Darüber hinaus
sind Vorlieben, Unverträglichkeiten, soziale und finanzielle Gesichtspunkte einzubeziehen.
Gerade die Adaptationsphase verlangt eine intensive ernährungsmedizinische Betreuung
des Patienten mit engmaschigen Konsultationen durch einen ernährungsmedizinisch erfahrenen
Arzt oder eine Ernährungsfachkraft (z. B. Diätassistenten, Diätologen, Ernährungswissenschaftler
mit klinischer Erfahrung).
In jedem Fall muss beim Kostaufbau die Grunderkrankung berücksichtigt werden. Dies
gilt z. B. für auftretende Schmerzen bei Pankreatitis und Diarrhöen beim Kurzdarmsyndrom.
Entscheidend ist die ausreichende Zufuhr von Energie und Nährstoffen. Darüber hinaus
ist mit Stoffwechselimbalancen zu rechnen, die sowohl die Elektrolyte als auch die
Blutglukose betreffen können. Bei der Umstellung von der enteralen auf die orale Nahrungszufuhr
müssen eine ggf. vorliegende Beeinträchtigung der Schluckfähigkeit bzw. motorische
Defizite berücksichtigt werden. Hierzu sollten bei Bedarf Logopäden und Ergotherapeuten
hinzugezogen werden. Die Umstellung sollte stufenweise erfolgen, um die ausreichende
Versorgung mit Energie und Nährstoffen sicherzustellen. Die permanente enterale Sonde
sollte nicht zu früh entfernt werden. Sie kann ggf. ohne Beschickung mit Nährlösung
auch für mehrere Wochen belassen werden, bis der orale Kostaufbau erfolgreich abgeschlossen
ist.
Sondenernährung und parenterale Ernährung können bei Pflegeheimbewohnern unter denselben
Voraussetzungen durchgeführt werden wie bei älteren Menschen im Privathaushalt bzw.
bei jüngeren Personen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Einzelheiten dazu siehe S3-Leitlinie der DGEM „Klinische Ernährung in der Geriatrie“
[1].
In Pflegeheimen sollten geeignete Struktur- und Prozessanforderungen erfüllt sein,
um eine adäquate ernährungsmedizinische Versorgung zu ermöglichen.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Ältere Menschen in Pflegeheimen haben aufgrund häufiger funktioneller und gesundheitlicher
Beeinträchtigungen im Vergleich zu selbstständig lebenden Senioren und jüngeren Personen
ein besonders hohes Risiko für Ernährungsprobleme und Mangelernährung. Einer internationalen
Datenbankanalyse zufolge waren 14 % von mehr als 4500 Pflegeheimbewohnern von Mangelernährung
betroffen, 53 % hatten ein Risiko für Mangelernährung [284]. Daher benötigen Pflegeheimbewohner erhöhte Aufmerksamkeit zur Sicherung einer ausreichenden
Energie- und Nährstoffzufuhr.
Bei bestehendem Risiko für Mangelernährung bzw. bestehender Mangelernährung müssen
frühzeitig individuell an die jeweilige Problemlage und Ressourcen angepasste Maßnahmen
erfolgen, um eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr zu sichern und den Ernährungszustand
zu verbessern bzw. zu erhalten. Hierzu steht ein breites Spektrum möglicher Interventionen
zur Verfügung, die sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern ergänzen und auch
kombiniert zum Einsatz kommen sollen ([Tab. 3]).
Tab. 3
Spektrum der Ernährungstherapie bei älteren Menschen im Pflegeheim.
Maßnahmen
|
Beispiele
|
Beseitigung zugrunde liegender Ursachen
|
Verzicht auf restriktive Diäten, Zahnsanierung, Schlucktraining, adäquate Behandlung
der Grunderkrankung
|
angenehme Essumgebung
|
Essen am Tisch in einem gemeinsamen Esszimmer, angenehme Atmosphäre
|
Pflegemaßnahmen
|
verbale Aufforderung, Essen schneiden, Essen reichen
|
Modifikation der Mahlzeiten und Lebensmittel
|
Wunschkost, Zwischenmahlzeiten, Fingerfood, Modifikation von Textur und Konsistenz
|
Anreicherung
|
Zugabe von Sahne, Butter, Öl, Ei oder von Nährstoffkonzentraten, z. B. Proteinpulver,
Maltodextrin zu Speisen und Gerichten
|
Trinknahrung
|
nach indiviuellen Geschmacksvorlieben
|
künstliche Ernährung
|
Sondenernährung oder parenterale Ernährung und Flüssigkeitsgabe (ergänzend/ausschließlich)
|
In zahlreichen Studien sind positive Effekte verschiedener Maßnahmen zur Verbesserung
der Ernährungssituation im Pflegeheim, z. B. Umgebungsgestaltung, pflegerische Förderung,
Modifikation der Mahlzeiten, im Hinblick auf die Energie- und Nährstoffzufuhr und
den Ernährungszustand belegt. Am besten untersucht sind die Effekte von Trinknahrung,
deren Einnahme bei älteren Menschen in Langzeitpflege im Rahmen einer Metaanalyse
mit einer signifikant besseren Entwicklung des Körpergewichts (WMD 2,51; 95 %-KI 1,73 – 3,28)
und einer grenzwertig reduzierten Mortalität (OR 0,65; 95 %-KI 0,41 – 1,02) verbunden
war [285].
Zu den geeigneten Struktur- und Prozessanforderungen in Pflegeheimen gehören ein attraktives
Esszimmer für gemeinsame Mahlzeiten, ausreichend Zeit für die Mahlzeiten, gut organisierte
Pflegeabläufe und eine angemessene Personalausstattung, um eine hochwertige Ernährungsversorgung
zu ermöglichen. Im Pflegeheim sollen generell alle Optionen der Ernährungstherapie
zur Verfügung stehen und in Abhängigkeit vom Ernährungs- und Gesundheitszustand nach
individueller Nutzen-Risiko-Abwägung zum Einsatz kommen. Dazu gehört auch, dass ein
attraktives und abwechslungsreiches Angebot an Lebensmitteln und Zwischenmahlzeiten
verfügbar ist und an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann (z. B. Konsistenz,
Fingerfood, Uhrzeit der Mahlzeiten) [285]. Einzelheiten dazu siehe S3-Leitlinie der DGEM „Klinische Ernährung in der Geriatrie“
[1].
Im Pflegeheim sollten standardisierte Handlungsempfehlungen zur Sicherung einer hochwertigen
Ernährungsversorgung vorliegen, und Verantwortlichkeiten für die Ernährungstherapie
klar geregelt sein.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Im Pflegeheim sollen in regelmäßigen Abständen Screenings auf Mangelernährung erfolgen,
um Ernährungsprobleme frühzeitig zu erkennen. Diese Handlungsempfehlung umfasst eine
regelmäßige Erfassung des Ernährungszustands (Körpergewicht, alternativ Oberarmumfang)
und von Ernährungsproblemen (z. B. ungenügende Nahrungsmenge, Unterstützungsbedarf)
einschließlich deren mögliche Ursachen im Rahmen eines routinemäßigen Screening- und
Assessmentprozesses [286]. Alle Optionen der Ernährungstherapie sollten zur Verfügung stehen und in Abhängigkeit
vom Ernährungs- und Gesundheitszustand nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung zum
Einsatz kommen. Weitere Einzelheiten dazu siehe S3-Leitlinie der DGEM „Klinische Ernährung
in der Geriatrie“ [1].
Bei geriatrischen Patienten soll unter ambulanten Bedingungen eine leichte bis mittelschwere
Dehydratation mittels Infusion von Flüssigkeit in das Subkutangewebe behandelt werden.
[A; starker Konsens]
Kommentar: Neben der Pneumonie ist die Dehydratation eine häufige Todesursache bei Pflegeheimbewohnern
[287]. Die subkutane Infusion von Flüssigkeit wurde erstmals im Jahr 1913 bei Kindern
mit infektiöser Diarrhö beschrieben [288]. Aktuell wird die subkutane Flüssigkeitsgabe vor allem in den Bereichen Geriatrie
und Palliativmedizin angewandt. Die subkutane Flüssigkeitsgabe ist bei älteren Patienten
mit leichter bis mittelschwerer Dehydratation genauso effektiv wie eine intravenöse
Flüssigkeitsgabe [289]. Durch subkutane Flüssigkeitsgabe konnte in einer Studie bei 82 % der Patienten
eine ausreichende orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme erreicht werden, bei 84 %
der Patienten verbesserte sich die kognitive Funktion. Dies führte zu einer deutlichen
Verbesserung in den Aktivitäten des täglichen Lebens, was durch eine Verbesserung
des Barthel-Indexes dokumentiert werden konnte [290]. Der klinische Nutzen von subkutaner Flüssigkeitsgabe wurde in mehreren Studien
belegt [289]
[291].
Die Anwendung von subkutanen Infusionen kann Krankenhauseinweisungen verhindern und
– verglichen mit der intravenösen Flüssigkeitsgabe – Kosten einsparen [289]. Besonders bei unruhigen und verwirrten Patienten und bei Patienten, bei denen intravenöse
Punktionen nicht möglich sind, ist die subkutane Flüssigkeitsgabe eine sichere Alternative
zur intravenösen Flüssigkeitsgabe. Allerdings ist eine subkutane Flüssigkeitsgabe
in akuten Notfallsituationen mit der Notwendigkeit, rasch hohe Flüssigkeitsvolumina
zu ersetzen, nicht indiziert, z. B. bei schwerer Dehydratation, bei Infusionsmengen
von mehr als 3000 mL täglich, bei sehr schweren Gerinnungsstörungen und bei schweren
Elektrolytentgleisungen. In diesen Fällen sollte die intravenöse Gabe bevorzugt werden.
Bei der Infusion von Flüssigkeit in das Subkutangewebe sollten folgende Punkte beachtet
werden: 1) Die Art der Lösung sollte für subkutane Applikation geeignet sein; 2) über
einen Zeitraum von 24 Stunden sollten nicht mehr als 2000 mL pro Infusionsstelle und
insgesamt nicht mehr als 3000 mL pro 24 Stunden appliziert werden; 3) die Infusionsgeschwindigkeit
sollte 125 mL/Stunde nicht überschreiten und 4) Hyaluronidase sollte in der Regel
nicht verwendet werden.
[B; starker Konsens]
Kommentar: Als Infusionslösungen können 0,9 %ige Kochsalzlösung, halbisotonische Kochsalzlösung,
5 %ige Glukoselösung oder eine Mischung aus 5 %iger Glukose und 0,9 %iger Kochsalzlösung
verwendet werden [289]
[292]. Bei der Verwendung von 5 %iger Glukose sollten nicht mehr als 2000 mL innerhalb
von 24 Stunden mit einer Infusionsgeschwindigkeit von nicht mehr als 2 mL/Minute verabreicht
werden [293]. Es gibt Hinweise, dass bei der Verwendung von elektrolytfreien Lösungen häufiger
Komplikationen auftreten als bei der Verwendung isotonischer Elektrolytlösungen. Von
den anderen nichtisotonischen Lösungen sollten nicht mehr als 3000 mL innerhalb von
24 Stunden und nicht mehr als 2000 mL pro Injektionsstelle über 24 Stunden gegeben
werden [293]. In einer Studie wurde auch die subkutane Gabe von Aminosäurelösungen mit der intravenösen
Gabe von Aminosäurelösungen untersucht [294]. Da hierzu keine weiteren Studien zu Effektivität und Sicherheit einer subkutanen
Gabe von Aminosäurelösungen existieren und die entsprechenden Lösungen keine Arzneimittelzulassung
für die subkutane Gabe besitzen, wird die subkutane Gabe von Aminosäurelösungen in
dieser Leitlinie nicht generell empfohlen.
Hyaluronidase ist ein Enzym, das die Konzentration der im Subkutangewebe vorkommenden
Hyaluronsäure vermindert. Dadurch soll die Resorption subkutaner Flüssigkeit verbessert
werden. Bruera et al. [295] untersuchten in einer randomisierten Cross-over-Studie bei 26 Patienten mit fortgeschrittenem
Tumorleiden und Dehydratation die Gabe von Hyaluronidase in einer Dosierung von 150
und 300 Einheiten. Dabei fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede
bei Effektivität und Nebenwirkungen (lokale und systemische allergische Reaktionen)
zwischen den beiden Dosierungen. Dieses Ergebnis wird von anderen randomisierten und
nicht randomisierten kontrollierten Studien bestätigt [292]
[296]. Auf der anderen Seite existiert keine randomisierte Studie, die einen Vorteil der
Hyaluronidaseapplikation zeigt. Dagegen kann Hyaluronidase Schmerzen und allergische
Reaktionen verursachen [292]. Deshalb ist die Anwendung von Hyaluronidase bei subkutaner Flüssigkeitsgabe nicht
zu empfehlen.
Als Injektionsstellen werden die Bauchwand, der Oberschenkel, die Skapularegion, die
Axillae und die subklavikuläre Brustwand empfohlen [293]. Die Komplikationsrate ist generell gering. Eine Gewebsschwellung kann durch Reduktion
der Infusionsgeschwindigkeit und durch ein Massieren des Gewebes behandelt werden
[297]. Im Vergleich zu einer intravenösen Flüssigkeitsgabe werden bei einer subkutanen
Flüssigkeitsgabe weniger Kanülen benötigt. Insgesamt waren die Materialkosten bei
intravenöser Flüssigkeitsgabe 4-mal so hoch wie bei subkutaner Flüssigkeitsgabe [289]. Die subkutane Flüssigkeitsgabe im häuslichen Bereich oder im Pflegeheim kann Krankenhauseinweisungen
vermeiden [289].
Evidenztabelle 1
Überprüfung der Fortsetzung der HEE und HPE.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Orrevall et al. 2009 [23]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Telefoninterviews mit 112 Fragen; Datenvervollständigung mit der Krankenakte
|
> 4 Wochen
|
zu Hause
|
620 (HPN 68,
HEE 16, KG 536)
|
keine Angabe
|
Krebspatienten, häusliche Palliativpflege; HPN 11 % (meist GI-Malignom);
HEE 3 % (bei Patienten mit Ösophagus-, Hals- oder Kopftumor)
|
HPN: GV < 5 %: 3 %; GV 5 – 10 %: 25 %; GV 10 – 20 %: 35 %; GV > 20 %: 37 %; keine
Gewichtszunahme;
HEE: GV < 5 %: 31 %; GV 5 – 10 %: 25 %; GV 10 – 20 %: 25 %; GV > 20 %: 13 %; Gewichtszunahme:
6 %;
meisten HPN- und 3/5 HEE-Patienten: zusätzlich orale Nahrungsaufnahme
|
Überlebenszeit (MW) HPN-Patienten < HEE-Patienten; BMI (MW) blieb im unteren Normalbereich;
2/3 der Patienten mit künstlicher Ernährung → Ernährungsstatus schlecht; HPN am ehesten
zur Supplementierung verwendet
|
BMI = Body-Mass-Index angegeben in kg/m2, GI = gastrointestinal, GV = Gewichtsverlust, HEE = heimenterale Ernährung, HPN = heimparenterale
Ernährung, MW = Mittelwert
Evidenztabelle 2
PEG vs. nasogastrale Sondenernährung.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Baeten et al. 1992 [25]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
nasogastrische Sonde (NGT) vs. perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)
|
20 Monate
|
Klinik
|
90 (NGT 46, PEG 44)
|
72 ± 10
|
neurologische Patienten (n = 42), Patienten mit Ohr-, Nasen-, Halsproblemen (n = 39),
chirurgische Patienten (n = 9)
|
Dauer der enteralen Ernährung: NGT 14,4 ± 16,4 d, PEG 21,6 ± 22,4 d; 6,5 % Aspirationen
in beiden Gruppen; nasale Dekubiti nur in NGT: 13 %; Schluckbeschwerden nur in NGT:
17,4 %; intraperitoneale Blutungen nur in PEG: 2 %; abdominale Schmerzen nur in PEG:
11 %; Fixierung der Patienten: NGT 22 % vs. PEG 7 %; Beendigung der Ernährung wegen
Problemen nur in NGT: 17 %; Pflege in PEG besser (NGT 2,6 Punkte vs. PEG 2,0 Punkte),
Bewertung durch PEG-Patienten besser (NGT 2,3 Punkte vs. PEG 1,8 Punkte)
|
Tod vor Beginn der Intervention: NGT 4, PEG 3; Bewertung durch die Patienten: 1 sehr
gut bis 5 sehr schlecht
|
Norton et al. 1996 [26]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
14 d nach akutem Schlaganfall: Ernährung über Gastrostomiesonde (GS) vs. nasogastrische Sonde (NGT)
|
6 Wochen
|
Klinik
|
30 (GS 16, NGT 14)
|
GS 76, NS 79
|
andauernde Dysphagie, halbseitige Lähmung, bewusstlos bei Einlieferung
|
Mortalität GS 12 % < NGT 57 %; GS-Patienten erhielten vorgeschriebene Nahrungsmenge,
NGT-Patienten nur 78 %; Ernährungsstatus in GS ↑ vs. NGT↓: → Serumalbumin: GS↑ 27,1 g/L
auf 30,1 g/L vs. NGT↓ 31,4 g/L auf 22,3 g/L; weniger Behandlungsfehler in GS (ns):
GS 0/16 vs. NGT 3/14; Gewicht: GS + 2,2 kg vs. NGT – 2,6 kg; Absetzen der Sondenernährung:
GS 6 vs. NGT 0 Patienten
|
|
Park et al. 1992 [27]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
nasogastrische Sonde (NGT) vs. endoskopische Gastrostomie (PEG)
|
28 d
|
Klinik
|
40 (NGT 20, PEG 20)
|
NGT 65, PEG 56
|
Dysphagie durch neurologische Erkrankung ≥ 4 Wochen, normaler GI-Trakt
|
Komplikationen: NGT 0 vs. PEG 3; Deckung der vorgeschriebenen Nahrungsmenge: PEG 93 %
vs. NGT 55 %; Gewichtszunahme: PEG + 1,4 kg vs. NGT + 0,6 kg; Behandlungsstörung:
NGT 95 % vs. PEG 0 %
|
1 Tod pro Gruppe vor Interventionsstart → Ergebnisse von 38 Patienten
|
Dwolatzky et al. 2001 [28]
|
IIb
|
nicht randomisierte multizentrische Kohortenstudie
|
NGT vs. PEG; Ernährungsstatus erfassen (Serumalbumin, Armumfang, Lymphozytenzahl,
Hämoglobin, Verhältnis aktuelles Gewicht/Idealgewicht)
|
≥ 6 Monate
|
Klinik
|
122
|
> 65 Jahre
|
chronische Erkrankung, Langzeit enterale Ernährung
|
Überlebensrate: PEG↑ vs. NGT (HR 0,41; 95 %-KI, 0,22 ± 0,76); Aspirationsrate: PEG↓
vs. NGT (HR 0,48; 95 %-KI 0,26 ± 0,89); Selbstextubation: PEG↓ vs. NGT (HR 0,17; 95 %-KI
0,05 ± 0,58); Serum-Albumin-Level↑ in PEG-Gruppe: PEG 3,35 g/dL vs. NGT 3,09 g/dL
|
|
Fay et al. 1991 [29]
|
III
|
Vergleichsstudie
|
enterale Ernährung über PEG vs. NET
|
≥ 3 Monate (PEG 192 d, NET 141 d)
|
Klinik
|
109 (PEG 80, NET 29)
|
PEG 70,2; NET 69,8
|
99 % Männer, verschiedene Diagnosen (neurologische, Herz-Lungen-, gutartige gastrointestinale,
Nieren-, endokrinologische und bösartige Erkrankungen), mentaler Status PEG-Patienten
1,82 Punkte vs. NET-Patienten 2,28 Punkte (1 aufmerksam bis 4 nicht reagierend)
|
Änderungen im Ernährungs- und Leistungsstatus =; Aspirationspneumonie innerhalb 14
d: PEG 6 % vs. NET 24 %; Mortalität =
|
|
Löser et al. 1998 [37]
|
III
|
prospektive, nicht randomisierte Vergleichsstudie,
|
Datenvergleich vor und nach Einsetzen der PEG
|
4 Jahre
|
Klinik/zu Hause
|
201
|
61,3 (MW)
|
Schluckprobleme;
PEG, da unzureichende Nahrungsaufnahme
|
3 Monate vor PEG:
Gewicht↓: – 11,4 ± 1,5 kg;
1 Jahr nach Einsetzen der PEG:
Gewicht↑: + 3,5 ± 1,7 kg;
123 benigne und 87 maligne Erkrankungen;
gute Akzeptanz;
1-Jahr-Überlebensrate: 34,3 %
|
PEG:
0 % Mortalität, 3,8 % mäßige Komplikationen, 20 % schwere Komplikationen; Akzeptanz:
exzellent: 83 %,
ausreichend: 15 %,
schlecht 2 %
|
Wicks et al. 1992 [38]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Erfassung des Ernährungsstatus vor Einsetzen der Sonde und nach 1, 3, 6, 12 Monat/en
|
12 Monate
|
Klinik
|
30,
20 unterernährt, 10 BMI < 17
|
19 – 76
|
Wachkoma; Ernährung per nasogastraler Sonde
|
alle erreichten BMI > 17; 17 erreichten normalen BMI;
BMI (MW)↑: 19 auf 21
→ nasogastrische Sonde sicher und effizient
|
1 Patient starb 30 h nach Einsetzen des Schlauchs aufgrund von Aspiration
|
Zopf Y et al. 2009 [47]
|
III
|
retrospektive Beobachtungsstudie
|
retrospektive Analyse von endoskopisch platzierten PEJs und Jet-PEGs; Beobachtung
der STC und LTC
|
1991 – 2003
|
Klinik
|
263
(205 PEJ, 58 Jet-PEG)
|
PEG 67,1 ± 11,9;
Jet-PEG 63,5 ± 16,7
|
PEJ oder Jet-PEG
|
erfolgreiches Einsetzen: PEJ 65,4 % vs. Jet-PEG 89,7 %;
PEJ geringere Erfolgsrate bei Insertionen, aber weniger LTCs; Dislokation der Sonde:
PEG 33 % öfter als Jet-PEG; Dauer PEG 272 ± 414 d vs. Jet-PEG 130 ± 223 d, STC in
PEG und Jet-PEG =
|
|
Teichgräber et al. 2011 [48]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
perkutane Gastrostomie per computergesteuerter Gastroplexie
|
2005 – 2008
|
keine Angabe
|
14
|
keine Angabe
|
oropharyngeale Passage mit Endoskop nicht möglich;
„push-trough“-Technik; vor Gastrostomie: computergesteuerte Gastroplexie
|
alle Patienten: erfolgreiches Einsetzen; Beobachtung über 6 Monate: 1 Leck und 2 lokale
Wunden
|
perkutane Gastrostomie per computergesteuerter Gastroplexie ist eine gute und sichere
Alternative für Patienten bei denen eine oropharyngeale Passage mit Endoskop nicht
möglich ist
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, BMI = Body-Mass-Index
angegeben in kg/m2, d = Tage, GI = gastrointestinal, GS = Gastrostomiesonde, h = Stunden, HR = Hazard
Ratio, Jet-PEG = jejuna access through percutaneous endoscopic gastrostomy, LTC = Langzeitkomplikationen,
MW = Mittelwert. NET = nasoenterische Sonde, NGT = nasogastrische Sonde, PEG = perkutane
endoskopische Gastrostomie, PEJ = perkutane endoskopische Jejunostomie, STC = Kurzzeitkomplikationen
Evidenztabelle 3
Komplikationen bei PEG-Sonden.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Crosby et al. 2007 [51]
|
lll
|
prospektive Beobachtungsstudie
|
Untersuchung von LTC bei PEG-Sonden;
Tagebuch (17 mögliche Komplikationen aufgelistet)
|
9 – 12 Monate
|
zu Hause
|
8
|
40,1 (MW)
|
keine Möglichkeit Nahrung oral aufzunehmen; bereits > 4 Wochen enterale Ernährung;
Untersuchung durch Diätassistenten und Krankenschwestern
|
häufige Komplikationen; häufig medizinische Versorgung notwendig
|
Tagebuch wurde 10,5 (MW) Monate geführt
|
Rabeneck et al. 1996 [52]
|
III
|
retrospektive Kohortenstudie
|
Vergleich von Komplikationen bei PEG
|
keine Angabe
|
Klinik
|
6369
|
68,1 (MW)
|
98,6 % männlich;
PEG
|
23,5 % starben während Krankenhausaufenthalt;
Überlebensdauer (MW): 7,5 Monate
|
|
Hull et al. 1993 [53]
|
III
|
retrospektive Beobachtungsstudie
|
Erfassung von LTC bei PEG-Nutzung
|
1988 – 1992
|
Klinik
|
49
|
64 (MW)
|
Ernährung per PEG-Sonde: 175 d (30 – 560 d);
16 (33 %) zerebrovaskuläre Erkrankung, 13 (27 %) motoneuronische Krankheit, 4 (8 %)
Multiple Sklerose, 8 (16 %) Kopf-/Halstumor, 8 (16 %) andere Leiden
|
2 % starben bei Prozedur; 8 % < 30 d nach Prozedur; Erkrankungsrate 22 %; Entlassungen
76 %; keine Probleme 51 %; ≥ 2 Komplikationen 22 %; 47 % der Komplikationen erforderten
Klinikaufenthalt;
6 Patienten: wieder orale Nahrungsaufnahme möglich
|
Langzeit-PEG-Nutzung: sicher, effektiv, geringe Komplikationsrate
|
Phillips et al. 2011 [56]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Fragebogen zum Umgang mit ZVK
|
2006 – 2007
|
Klinik
|
181 (92 Intensivstation; 52 Chirurgie; 30 medizinische Fachbereiche; 7 medizinisch-chirugische
Bereiche)
|
keine Angabe
|
Krankenschwester
|
96 % spülen Schlauch nach Medikation;
28 % spülen vor Medikation;
12 % spülen zwischen jeder Medikation
|
Krankenschwester verwenden unterschiedliche Methoden: ggf. Gefährdung des Patienten
|
ZVK = zentralvenöser Katheter, d = Tage, LTC = Langzeitkomplikationen, MW = Mittelwert,
PEG = perkutane endoskopische Gastrostomie
Evidenztabelle 4
Komplikationen der Zugangswege.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Sznajder et al. 1986 [67]
|
IIb
|
quasi-experimentell
|
Vergleich der fehlgeschlagenen Katheterisierungen und frühen Komplikationen; IG: Katheterisierung durch geschultes Personal; KG: Katheterisierung durch vorhandene
Mediziner und ungeschultes Personal
|
8 Monate
|
Intensivstation
|
384 (714 Versuche der Zentral-Venen-Katheterisierung)
|
5 d bis 110 Jahre
|
Katheter in Zentralvene: 261 infraklavikuläre Schlüsselbeintechnik (SC), 219 vordere Halsvene (AJ), 234 hintere
Halsvene (PJ)
|
fehlgeschlagene Katheterisierung gesamt: IG 10,1 % vs. KG 19,4 %; Komplikationen gesamt: IG 5,4 % vs. KG 11 %; in KG bei bewusstlosen Patienten: Erfolgsrate
86,7 %, Komplikationen 7,6 %; in KG bei nicht bewusstlosen Patienten: Erfolgsrate
70,5 %, Komplikationen 13,8 %; Komplikationen: SCIG 6,0 % vs. KG 9,4 %; AJIG 5,5 % vs. KG 14,3 %; PJIG 4,7 % vs.
KG 10,2 %; fehlgeschlagene Katheterisierung: SCIG 7,5 % vs. KG 15 %; AJIG 5,5 % vs. KG 14,3 %;
PJIG 11,3 % vs. KG 25 %
|
|
Richet et al. 1990 [69]
|
IIb
|
prospektive, multizentrische quasi-experimentelle Studie
|
Vergleich zwischen peripheren IV- und zentralen IV-Kathetern
|
keine Angabe
|
Intensivstation
|
865 Katheter in 566 Patienten (peripher 362 (41,8 %), zentral 503 (58,2 %))
|
keine Angabe
|
Intensivstationpatienten
|
Infiltration als lokale Komplikation: periphere Katheter 13 % vs. zentrale Katheter
4 %; Fieber: periphere Katheter 16 % vs. zentrale Katheter 83 %; Bakteriämie: periphere
Katheter 8 % vs. zentrale Katheter 25 %; positive Kultur in vaskularisierten Katheterspitzen: periphere Katheter 9 % vs. zentrale
Katheter 24 % (Staphylococcus epidermis > Staphylococcus aureus > Pseudomonas aeruginosa)
Infiltration als lokale Komplikation: periphere Katheter 13 % vs. zentrale Katheter
4 %; Fieber: periphere Katheter 16 % vs. zentrale Katheter 83 %; Bakteriämie: periphere
Katheter 8 % vs. zentrale Katheter 25 %; positive Kultur in vaskularisierten Katheterspitzen: periphere Katheter 9 % vs. zentrale
Katheter 24 % (Staphylococcus epidermis > Staphylococcus aureus > Pseudomonas aeruginosa);
|
Dauer > 4 d; Insertionsstelle: Halsader; Antiseptikum zur Behandlung der Insertionsstelle;
Povidon-Iod positiv assoziiert mit Auftreten positiver Kultur in Katheterspitze
|
Richards et al. 2003 [70]
|
IIb
|
prospektive, quasi-experimentelle Studie
|
Vergleich von Spitzenkolonisation und Bakteriämie imprägnierter Katheter (AIC) vs.
nichtimprägnierter Katheter (non-AIC)
|
18 Monate
|
Klinik
|
500 Katheter in 390 Patienten (260 [52 %]
AIC, 240 [48 %] non-AIC)
|
keine Angabe
|
2 ZVK-Typen: AIC und non-AIC
|
Kolonisation der Spitze: AIC 5,9 % vs. non-AIC 13,5 %;
Bakteriämie =: AIC 0,8 % vs. non-AIC 2,7 %;
Kolonisation/1000 Kathetertage: AIC 6,87 % vs. non-AIC 16,92 %; Drosselvene: wesentlich mehr Kolonisationen verglichen mit Schlüsselbeinschlagader
|
|
Tokars et al. 1999 [71]
|
III
|
prospektive, beobachtende Kohortenstudie
|
Infusionstherapie durch zentralen oder Midline-Katheter
|
keine Angabe
|
zu Hause
|
827 (988 Katheter)
|
21 (MW)
|
67 % Infektionen (außer HIV), 24 % Krebs, 17 % ernährungsbedingte Krankheiten/Verdauungsstörungen,
14 % Hauterkrankungen, 11 % Knochenmarks-/Organtransplantationen, 7 % HIV
|
69 Blutbahninfektionen: bei 50: 1 Infektion, bei 8: 2 Infektionen, bei 1: 3 Infektionen → Zeit zwischen Infektionen: 119 d (MW)
|
|
Hilton et al. 1988 [72]
|
III
|
prospektive Vergleichsstudie
|
Triple-Lumen-Katheter (TLC) vs. Single-Lumen-Katheter (SLC)
|
6 Monate
|
Intensivstation
|
362 (502 zentrale intravaskuläre Katheter)
|
22 – 94 (MW 66)
|
73 % postoperative Situation, 58 % Diabetes, 42 % multiple medizinische Probleme,
15 % immungeschwächt, 12 % Nierenschädigung
|
Infektionen gesamt: 11,8 %: SLC 8 % vs. TLC 32 %, TL-Pulmonalis-Katheter 12 %; Risikotage:
SLC 6 d vs. TLC 9 d, TL-Pulmonaliskatheter 3,4 d; CLI/100 d: SCL 1,16 d vs. TLC 3,57 d;
CLI/100 d bei Diabetes 3,21 d vs. kein Diabetes 1,92 d; Infektionen bei Sepsispatienten:
SCL 3 % vs. TLC 5 %; TLC bei 53 % nur 1 der 3 Lumen zur selben Zeit benutzt, bei 19 %
2 der 3 Lumen
|
ausgewertet wurden 408 Katheter: TLC 309, SLC 99
|
Pemberton et al. 1986 [73]
|
III
|
prospektive Vergleichsstudie
|
Triple-Lumen-Katheter (TLC) vs. Single-Lumen-Katheter (SLC)
|
1 Jahr
|
Klinik
|
98 (59 TLC in 41 Patienten, 68 SLC in 57 Patienten)
|
TLC 57 (MW), SLC 56 (MW)
|
TPN, verschiedene Diagnosen: malignes Neoplasma, Gehirntrauma, sonstiges Trauma, GI-
und Gallenerkrankungen, mehrfaches Organversagen, kardiovaskuläre Erkrankungen
|
Kathetersepsis-Inzidenz: TLC 19 % vs. SLC 3 %; Zeit von Katheterinsertion bis Sepsis:
TLC 8,6 d vs. SLC 15 d; in beiden Gruppen wenig Infektionen an Katheterstelle: TLC 5 % vs. SLC 3 %
|
|
Mc Carthy et al. 1987 [74]
|
Ib
|
prospektiv, randomisiert, kontrolliert
|
KG: Single-Lumen-Katheter (SLC) vs. IG: Triple-Lumen-Katheter (TLC)
|
1 Jahr
|
Klinik
|
52 Patienten, 75 Katheter (KG 36, IG 39)
|
KG 56,4 (MW), IG 53,2 (MW)
|
TPN, breites Spektrum an chirurgischen und traumatischen Erkrankungen
|
Dauer der TPN: KG 9,7 d vs. IG 8,5 d; nach 5 d Katheterentfernung wegen Infektionen
an Einstichstelle↑: IG 78 % vs. KG 33 %; Kathetersepsis↑: IG 12,8 % vs. KG 0 %
|
|
Raad et al. 1993 [77]
|
IIb
|
prospektiv, nicht randomisiert
|
Untersuchung auf Komplikationen
|
1 Jahr
|
Klinik
|
110 Patienten
(71 Katheter für periphere Arterien, 71 Lungenarterienkatheter)
|
keine Angabe
|
Katheter für periphere Arterien bzw. Lungenarterien
|
Katheter für periphere Arterien:
11 (15 %) lokale Infektionen (≥ 15 Kolonien) und 4 (5,5 %) katheterassoziierte Sepsen;
10/11 Infektionen und 4 Sepsen 4 d nach Katheterinsertion;
Lungenarterienkatheter:
12 (17 %) lokale Infektionen und 4 (5,6 %) Sepsen
|
|
Timsit et al. 1996 [79]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert, multizentrisch
|
tunnelierte Katheter (IG) vs. nicht tunnelierte Katheter (KG)
|
3 Endpunkte:
-
systemische katheterbedingte Sepsis
-
bakteriämische katheterbedingte Sepsis
-
positive Katheter Kolonisierung
|
3 Intensiv-Pflegeeinrichtungen
|
231 (KG 114, IG 117)
|
65 ± 4
|
Halsvenenkatheter für > 48 h, mechanische Beatmung bei 87 %, SAPS 13,3 ± 4,9 Punkte
|
Dauer der Katheterplatzierung =: 8,7 ± 5,0 d; systemische Sepsis↓: KG 1,9 % vs. IG
0,7 %; bakterämische Sepsis↓: KG 1,3 % in KG vs. IG 0,4 %; positive Katheterkolonisierung↓:
KG 3,1 % vs. IG 2 %; Rate der Katheterstörungen in beiden Gruppen gleich
|
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, CLI = clinical
line infection (Katheterinfektion mit oder ohne septischen Verlauf), d = Tage, GI = gastrointestinal,
IG = Interventionsgruppe, IV = intravenous, KG = Kontrollgruppe, MW = Mittelwert,
SAPS = Simplified Acute Physiology Score, SLC = Single-Lumen-Katheter, TL = Triple-Lumen,
TLC = Triple-Lumen-Katheter, TPN = totale parenterale Ernährung, ZVK = zentralvenöser
Katheter,
Evidenztabelle 5
Katheterwechsel.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Chang et al. 2003 [82]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Definition von 4 katheterassoziierten Typen von Infektionen: Blutbahn, subkutane Tasche
(„pocket“), Austrittsstelle, Tunnel
|
1994 – 1998
|
zu Hause/Klinik
|
586 Portkatheter in 572 Patienten (12 Patienten 2 Ports; 1 Patient 3 Ports)
|
keine Angabe
|
Portkatheter zw. Januar 1994 und Dezember 1998 eingesetzt; Krebspatienten
|
Infektionen häufigster Komplikationstyp;
portassoziierte Infektionsrate 5,6 %; keine signifikante Korrelation zwischen Häufigkeit
des Nadelwechsels (5,2 %) und Infektionsrate (7,3 %); Verbleib der Portkatheter 358 d (1 – 1742 d); Komplikationen: bei mittlerer Verbleibdauer
122 d; Infektionsrisiko Candida-Spezies mit TPN 71 % vs. ohne TPN 8 %; bei Infektion Verbleibdauer des Katheters:
44 d (MW)
|
Nadel- und Verbandswechsel alle 7 d: sicher und kosteneffizient; Sterilisation wichtig
|
Sitges-Serra et al.1985 [83]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
Zusammenhang zwischen Häufigkeit des Schlauchwechsels und Infektionsrate;
A: Wechsel alle 2 d
B: Wechsel alle 4 d
|
A: 26,5 d (MW)
B: 22,8 d (MW)
|
Klinik
|
52 (A 20, B 32)
|
keine Angabe
|
erwachsene Chirurgiepatienten; TPN durch Schlüsselbeinkatheter
|
sterile Hubs: A 80 % vs. B 84 %; kolonisierte Hubs: A 15 % vs. B 6 %; infizierte Hubs:
A 5 % vs. B 10 %; 3 Sepsisepisoden: Gruppe A: 1 und Gruppe B: 1 durch Hub-Infektion,
Gruppe B: 1 durch hämatogene Ansiedlungen in Katheterspitze;
Vergleich mit früheren Ergebnissen: Infektion durch Hub-Kolonisierung: diese Studie
19 % vs. frühere Studien 50 %, Kathetersepsis: diese Studie 5,7 % vs. frühere Studien
40 %
|
|
Maki et al. 1987 [84]
|
IIb
|
randomisierte Vergleichsstudie
|
Wechsel des intravenösen Zugangs alle 72 h vs. alle 48 h
|
keine Angabe
|
Klinik
|
487 Zugänge (72-h-Gruppe 248, 48-h-Gruppe 239)
|
72-h-Gruppe 54, 48-h-Gruppe 56
|
keine Granulozytopenie, geplante intravenöse Therapie
|
Kontaminationsraten: → 72 h > 24 h (ns): 1,5 % vs. 0,8 %, → periphere venöse Infusion (0,6 %) < zentralvenöse Infusion oder hämodynamisches
Monitoring (1,5 %) < TPN (3,6 %), → Intensivstationen (2,5 %) > medizinische oder chirurgische Stationen (0,9 %); Infusionsdauer: 72 h > 48 h: 5,2 d vs. 4,5 d
|
Kontamination durch koagulase-negative Staphylokokken
→ bei den meisten Infusionen war ein Wechsel öfter als alle 72 h unnötig
|
Matlow et al. 1999 [85]
|
IIb
|
randomisierte Vergleichsstudie
|
Wechsel des intravenösen Zugangs alle 24 h vs. 72 h
|
bis 1 Woche nach Entfernung des Zugangs
|
Intensivstation
|
2213 Zugänge (24-h-Gruppe: 1101,
72-h-Gruppe: 1112)
|
Neugeborene
|
Lipidtherapie
|
Kontaminationsrate bei Lipidinfusion: 72 h 3,54 % vs. 24 h 1,35 %; Kontaminationsrate
bei
AS-Infusion: 72 h 1,10 % vs. 24 h 0,36 %;
Blutkulturabnahme: 72 h 6,11/100 d vs. 24 h 4,99/100 d
|
|
Raad et al. 2001 [86]
|
IIb
|
prospektive randomisierte Vergleichsstudie
|
Wechsel des intravenösen Zugangs alle 4 – 7 d (IG) vs. Wechsel alle 72 h (KG)
|
16 Monate
|
Klinik
|
512 (IG 232, KG 280)
|
54
|
intravenöser Zugang > 2 d
|
mikrobielle Besiedlung↑: IG 145 vs. KG 50 koloniebildende Einheiten;
bei Ausschluss der 84 Patienten mit TPN, Bluttransfusion, Interleukin-2-Gabe über
den Zugang: mikrobielle Besiedlung =: IG 0,4 % vs. KG 0,5 %
|
bei Patienten mit geringem Infektionsrisiko (keine TPN, Bluttransfusion oder Interleukin-2-Gabe)
Wechsel alle 7 d sicher und kostengünstig
|
↑ = signifikante Zunahme, = keine Veränderung, AS = Aminosäure, d = Tage, h = Stunde,
IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe, MW = Mittelwert, ns = nicht signifikant,
TPN = totale parenterale Ernährung
Evidenztabelle 6
Pflegerische Versorgung der Zugangswege.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Maki et al. 1994 [97]
|
Ib
|
prospektiv, randomisiert, kontrolliert
|
1. transparenter PU-Verband
2. moderner hoch permeabler transparenter PU Verband
3. sterilisierter Mullverband + Tape
|
keine Angabe
|
Klinik
|
442
|
> 18 Jahre
|
Lungenarterienkatheter (2/3 in OP verlegt, 1/3 auf Intensivstation)
|
bei Mehrheit der Patienten: guter Schutz (1. – 3.); Mullverband + Tape etwas schlechter
(ns)
|
1. Verbandswechsel alle 3 d;
2./3.Verbandswechsel alle 5 d
|
Bijma et al. 1999 [98]
|
III
|
prospektive, longitudinale Vergleichsstudie
|
Effekte von 5 verschiedenen Methoden auf Infektionsrate und Bakteriämie
|
7 Monate
|
Intensivstation
|
206 Katheter von 128 Patienten
|
≥ 16 Jahre
|
ZVK
|
Infektionsrate↓;
Bakteriämie =
|
Methoden:
1. Handdesinfektion mit Alkohol
2. neuartiger Verband
3. 1-Taschensystem für PN
4. neues IV-Verbindungssystem
5. Kontrolle der Infektionen
|
Laura et al. 2000 [99]
|
IIb
|
multizentrisch, randomisiert
|
Gruppe A: tunnelierte ZVK
Gruppe B: nicht tunnelierte ZVK; Intervention A: alle 5 bzw.10 d Verbands-wechsel
(transparente impermeable PU-Verbände); Intervention B: 2 d bzw. 5 d Verbandswechsel
(transparente impermeable PU-Verbände)
|
20 Monate
|
Klinik
|
399 (A 230, B 169)
|
keine Angabe
|
BTM-Patienten
|
Toxizitätsgrad 0: A: 5-d-Gruppe 86 % vs. 10-d-Gruppe 87 %, Toxizitätsgrad I – III: B: 5-d-Gruppe 33,5 % vs. 2-d-Gruppe 25 %; Toxizitätsgrad 0: B: Verbandswechsel: alle 2 d → Infektionsrisiko↑: 2-d-Gruppe 75 % vs. 5-d-Gruppe 66 %
|
65 % (259) schlossen die Studie ab
|
Madeo et al. 1998 [100]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
Verbände für periphere Arterienkatheter und Zentralvenenkatheter: IG Arglaes (Verband
mit Eisenionen) vs. KG Tegaderm (transparenter Polyurethanverband)
|
keine Angabe
|
Intensivstation
|
31 (IG 15, KG 16)
|
55,29 (MW)
|
mind. 24 h auf Intensivstation
|
Bakterienwachstum allgemein =; Staphylococcus epidermis bei Frauen↑; Acinetobacter in Lungenarteriekatheter > Zentralvenenkatheter; Tegaderm leichter
zu entfernen, Arglaes haftet besser
|
untersuchte Bakterien: S. epidermidis, S. aureus, Diphtheroids, E. coli,
Acinetobacter spp, Bacillus spp,
S. faecalis, Pseudomonas spp,
Coliform unspecified, Candida spp, S. pneumonia, Micrococci, Enterobacter spp,
|
Bakker et al. 1999 [103]
|
III
|
retrospektive, multizentrische Vergleichsstudie
|
HPN, Vergleich mit früheren Studien aus dem Jahr 1993
|
1 Jahr
|
73 Kliniken in ver-schie denen europ. Ländern
|
494
|
keine Angabe
|
Start der HPN 1997; 39 % Krebs, 19 % Morbus Crohn, 15 % Gefäßerkrankungen, 7 % Enteritis,
2 % AIDS; 18 % andere Erkrankungen mit intestinalem Versagen
|
Mortalität nach 6 – 12 Monaten bei Patienten mit: Morbus Crohn 4 %, Gefäßerkrankungen 13 %, anderen Erkrankungen 16 %, Enteritis 21 %,
AIDS 34 %, Krebs 74 %
|
keine Veränderung während der 4-Jahres-Periode bei Mortalität, außer bei AIDS-Patienten↓:
88 % auf 34 %
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, BTM = bone
marrow transplantate, ZVK = zentralvenöser Katheter, d = Tage, h = Stunden, HPN = heimparenterale
Ernährung, IG = Interventionsgruppe, IV = intravenös, KG = Kontrollgruppe, MW = Mittelwert,
ns = nicht signifikant, OP = Operation, PN = parenterale Ernährung, PU = Polyurethan
Evidenztabelle 7
Vorbeugung von Katheterverschluss.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Bennegard et al. 1982 [105]
|
IIa
|
kontrolliert, nicht randomisiert
|
unbeschichtete (KG) vs. heparinbeschichtete (IG) Polyethylenzentralvenen-Katheter
|
1 – 11 d (MW 5,7)
|
Klinik
|
49 (KG 22, IG 27)
|
17 – 84
|
keine Angaben
|
Thrombophlebitis: IG 1/3 vs. KG 1/6; radiologischer Thrombus in allen 22 Personen;
Katheterthrombus↓ in Schlüsselbeinvene vs. in Basilar- oder Kopfvene; Lokalisation in Schlüsselbeinvene → längere, parietale Thrombosen↑ und Katheterverstopfung↑
vs. in ungenannter Vene/obere Hohlvene
|
Heparinbeschichtung senkt das Thromboserisiko nicht; 22 Personen wurden mit „Pull-out“-Phlebografie
auf radiologischen Thrombus untersucht
|
Mollenholt et al. 1987 [106]
|
Ib
|
prospektiv, randomisiert, kontrolliert
|
Thrombogenität von heparinbeschichteten (IG) vs. nicht heparinbeschichteten (KG) Lungenarterienkatheter
nach 48 h
|
keine Angabe
|
Intensivstation
|
20 (IG 10, KG 10)
|
IG 64,3 ± 8,5; KG 67,6 ± 7,1
|
Patienten der Intensivstation
|
Länge der gebildeten Thromben: IG = KG (2,3 ± 1,89 cm vs. 5,88 ± 4,62 cm)
Häufigkeit der Thromben: IG = KG; Dauer der Katheterinsertion:
IG 171 ± 241 s vs. KG 75 ± 73 s
|
Dauer der Katherisierung 47,4 ± 4,1 h (MW)
|
Bern et al. 1990 [107]
|
Ib
|
prospektiv, randomisiert, kontrolliert
|
1 mg Warfarin (IG) vs. kein Warfarin (KG) 3 d vor Katheterinsertion
|
90 d
|
Klinik
|
82 (IG 42, KG 40)
|
IG 56,0 ± 13,5; KG 60,6 ± 10,7
|
Patienten mit Thromboserisiko und mit dauerhaftem Zentralvenenkatheter; verschiedene
Diagnosen u. a. Adenokarzinom bei > 70 %
|
venogrammdokumentierte Thrombose↓: IG 4 Patienten vs. KG 15 Patienten; Thrombose bei
Patienten mit Sklerosemedikamenteneinnahme: IG 2/15 vs. KG 6/11; Thromboplastinzeit
in IG: 25,5 ± 3,0 s bei Thromboseentwicklung, 28,0 ± 3,7 s wenn keine Thrombose entwickelt;
Thromboplastinzeit in KG: 23,6 ± 2,2 s bei Thromboseentwicklung, 27,2 ± 3,9 s wenn
keine Thrombose entwickelt; Prothrombinzeit in IG: 12,3 ± 0,9 s bei Thromboseentwicklung,
14,7 ± 2,5 s wenn keine Thrombose entwickelt
|
|
Boraks et al. 1998 [111]
|
IIa
|
nicht randomisiert, kontrolliert
|
IG 1 mg/d Warfarin;
Untersuchung auf venöse Thrombosen 3x pro Woche (Prothrombinmessung) vs. KG kein Warfarineinsatz
|
3 Monate
|
Klinik
|
223 (IG 108, KG 115)
|
IG 48 (MW);
KG 46 (MW)
|
hämatologische Malignome; Zentralvenenkatheter
|
Thromboserisiko↓: IG 5 % vs. KG 13 %; Zeitspanne zwischen Katheterinsertion und Thromboseentwicklung: IG 79 d (MW) vs. KG
16 d (MW)
|
|
Veerabagu et al. 1995 [112]
|
III
|
retrospektive Vergleichsstudie
|
Warfarineinsatz: IG1 Minidosis (1 – 2 mg) vs. IG2 therapeutische Dosis (erhöht Prothrombinzeit
um 1,2 – 1,5-Fache), KG kein Warfarineinsatz
|
keine Angabe
|
am-bulant
|
90 (KG 46, IG1 53, IG2 18)
|
50
|
HTPN-Patienten; Non-human-Immunodefizienz-Virus, verschiedene Diagnosen (v. a. gutartige
gastrointestinale Diagnosen) als Grund für HTPN
|
Minidosis reduziert Prothrombinzeit nicht; IG1 12 Patienten mit ≥ 1 Thrombose; Thrombosefälle
in IG2 ↓: von 18 in 323 Monaten auf 2 in 369 Monaten; Thrombosefälle (von 18 in 323
Monaten auf 2 in 369 Monaten); hämorrhagische Komplikationen: IG1 0 vs. IG2 4 leichte
|
→ therapeutische Dosis Warfarin reduziert effektiv Thromboseinzidenz, aber erhöht
minimal hämorrhagische Komplikationen
|
Verso et al. 2005 [114]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert, multizentrisch
|
IG subkutan 40 mg/d Enoxaparin vs.
KG Placebo
|
6 Wochen (ab 2 h vor Katheterinsertion)
|
Klinik
|
310 (IG 155, KG 155)
|
> 18
|
ZVK-Patienten;
Lebenserwartung > 3 Monate
|
tiefe Venenthrombose ↓: IG 14,1 % vs. KG 18 %
|
5 in IG (2,6 %) und 2 in KG (1 %) starben während Studie
|
Couban et al. 2005 [115]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert, multizentrisch
|
IG 1 mg/d Warfarin (Kapsel) vs.
KG Placebo
|
3 Jahre
(1999 – 2002)
|
Klinik
|
255 (IG 130,
KG 125)
|
> 16
|
Krebspatienten mit ZVK (> 7 d)
|
Thromboserisiko =:
katheterassoziierte Thrombosen: IG 4,6 % vs. KG 4 %; ZVK-Nutzungsdauer↓: IG 63 d vs.
KG 84 d; verfrühte ZVK-Entfernung: IG 25,4 % vs. KG 23,2 %; schwere Blutungen: IG
0 % vs. KG 2 %
|
|
Monturo et al. 1990 [116]
|
III
|
retrospektive Beobachtungsstudie
|
Untersuchung von verstopften Kathetern; Thrombolyse-therapie
|
keine Angabe
|
Klinik
|
19
|
51 ± 12
|
tunnelierter ZVK;
ambulant;
Langzeitparenterale Ernährung oder Chemotherapie
|
erfolgreiche Wiedereröffnung des verstopften Katheters nach Thrombolysetherapie: 32 %
geringere Erfolgsrate als in früheren Studien
|
Katheterverbleib: 7,9 ± 8,2 Monate (MW)
|
Fraschini et al. 1987 [117]
|
III
|
Fallberichte
|
Urokinasedosierung:
500 – 2000 U/kg/h
|
max. 10 Monate
(1 d-10 Monate);
1 Monat (MW)
|
Klinik
|
36
|
57,7 (MW)
|
Krebspatienten mit perkutanen ZVK
|
Lyse der Thromben: 25/30 nach direkter Infusion (nach MW 4 d);
1/12 nach indirekter Infusion; 2/6 mit Phlebitis assoziierte Thromben lysierten
|
|
Gale et al. 1984 [118]
|
III
|
Fallberichte
|
5000 U/mL-Proben Urokinase werden eingefroren
|
9 Monate
|
Klinik
|
6
|
keine Angabe
|
Patienten mit verstopften Kathetern
|
Urokinase bleibt 9 Monate wirksam
|
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, ZVK = zentralvenöser
Katheter, d = Tage, h = Stunden, HTPN = home total parenteral nutrition, IG = Interventionsgruppe,
KG = Kontrollgruppe, MW = Mittelwert, s = Sekunden
Evidenztabelle 8
Behandlung von Katheterinfektionen.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Capdevila et al. 1993 [137]
|
III
|
prospektive Fallberichte
|
bei Verdacht auf Sepsis: quantitative Blutkulturbestimmung (Katheter + periphere Vene);
wenn Bakterien in Katheter 4-mal ↑ wie in Vene, dann Antibiotika (Vancomycin oder
Ciprofloxacin)
|
12 Monate
|
Klinik
|
36
|
keine Angabe
|
Niereninsuffizienz, Doppellumenkatheter
|
13 Blutvergiftungen bei 11 Patienten (jede erfolgreich behandelt);
25 Fieberphasen bei 19 Patienten; Fieberbeginn: 73,5 d (MW) nach Katheterinsertion
|
|
Benoit et al. 1995 [138]
|
III
|
offene, nicht kontrollierte, prospektive Vergleichsstudie
|
intraluminale Antibiotikatherapie (3 mL Lösung entweder mit 5 mg/mL Vancomycin oder
Gentamicin; bei Pilzinfektionen ≥ 2,5 mg/mL Amphotericin B z. T. ergänzt durch systemische
Antibiotika (Vancomycin oder Gentamicin, Amphotericin)
|
≥ 15 d/Behandlung, gesamte Studie 29 Monate
|
Klinik
|
21/Monat → 9 Episoden von Bakteri-ämie oder Fungämie durch Katheter
|
≥ 18
|
PN zu Hause, katheterassoziierte Bakteriämie oder Fungämie, Ausschlusskriterien: Sepsis,
Staphylococcus-aureus-Infektion, Metastasen, Katheter-Tunnel-Infektion
|
7 Episoden bakterieller Infektionen: Therapiedauer: intraluminale Therapie 8,6 d,
systemische Therapie 2,1 d; 2 Episoden mit Candida-Spezien: Therapiedauer: intraluminale Therapie 15 d, systemische
Therapie 7 d;
Konzentrationen: Vancomycin: 5,032 ± 1,414 µg/mL nach 5 min; 3,762 ± 705 µg/mL nach 4 h; 3,822 ± 1,017 µg/mL
nach 8 – 12 h; Gentamicin: 5,398 ± 1,205 µg/mL nach 5 min; 2,500 µg/mL nach 4 h, 3,330 µg/mL nach
8 – 12 h
|
|
Messing et al. 1990 [139]
|
III
|
Fallberichte
|
bei Komplikationen (außer katheterassoziierter Sepsis): Katheterentfernung; bei Infektion:
Behandlung mit antibiotischer Salzlösung: Antibiotika-Lock-Therapie für 12 h/d für
15 d
|
2 Jahre
|
zu Hause
|
19
|
52 (MW)
|
HPN
|
jährliche Inzidenzrate 1,27, davon 84 % bakterielle Katheterinfektion; durch Antibiotika-Lock-Therapie:
Verhinderung systemischer Antibiotikatherapien und Katheterwechsel; 93 % der Infektionen
konnten kontrolliert werden
|
HPN-Dauer: 16 Monate (MW)
|
Gaillard et al. 1990 [140]
|
IIb
|
experimentelle Studie
|
In-vitro-Modell: konventionelle und nicht konventionelle 3-d-Therapien mit Vancomycin
um innere Oberfläche von Katheter mit S.-epidermis-Schleim zu behandeln vs. KG nur PN-Lösung ohne Vancomycintherapie
|
3 d/Behandlung
|
keine Angabe
|
jeweils 5 Katheter
|
keine Angabe
|
keine Angabe
|
Vancomycin mit Konzentration 7,5 mg/L: schnelles Abtöten von S. epidermis selten; Vancomycin mit hoher Konzentration (450 oder 5000 mg/L): 100 %iges Abtöten in 2 h; bakterizide Aktivität von Vancomycin wurde durch Kombinationen mit Netilmicin/Fosfomycin/Rifampin
erhöht: 2,56 ± 0,69 Kolonien/Katheter vs. 0,77 ± 1,05/0,83 ± 1,09/0,92 ± 1,10 Kolonien/Katheter;
Vancomycin in Antibiotika-Lock-Therapie: 0,0 Kolonien/Katheter
|
|
Schwartz et al. 1990 [142]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
immunosuppressive Therapie;
10 U/mL Heparin (H) vs. 10 U/mL Heparin + 25 µg/mL Vancomycin (HV) für Katheter-Lock-Spülung
|
247 ± 150 d/Behandlung, insgesamt 11 095 d
|
Klinik
|
45 (H 24, HV 21)
|
46 Monate (MW)
|
Kinder mit onkologischen oder hämatologischen Erkrankungen; tunnelierter ZVK
|
Infektion mit vancomycinempfindlichen Bakterien (luminale Kolonisation): H: 5-Patienten
vs. HV: 0-Patienten
|
5 Patienten: 2 tunnelierte ZVK; 1 Patient: 3 tunnelierte ZVK
|
Bisseling et al. 2010 [143]
|
Ib
|
prospektiv, kontrolliert, randomisiert
|
Katheter-Lock-Spülung: IG Taurolidin vs. KG Heparin; Diagnose von CRBSI bei typischen
Symptomen
|
2 Jahre
|
zu Hause
|
30 (KG 14, IG 16)
|
keine Angabe
|
HPN
|
Infektionsrisiko↓: KG 10 CRBSI vs. IG 1 CRBSI; infektionsfreie Zeit↑: KG 175 d vs. IG 641 d; keine Nebenwirkungen in beiden Gruppen
|
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, CRBSI = catheter-related
bloodstream infection, ZVK = zentralvenöser Katheter, d = Tage, h = Stunden, HPN = heimparenterale
Ernährung, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe, min = Minuten, MW = Mittelwert,
PN = parenterale Ernährung
Evidenztabelle 9
Pflege der Zugangswege durch geschultes Pflegefachpersonal.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Guerin et al. 2010 [144]
|
III
|
Vergleichsstudie
|
„care bundle“ nach Katheterinsertion: tägliche Untersuchung, Reinigung des Verbands,
regelmäßiger Katheterwechsel (mind. alle 7 d), Dokumentation, Reinigung der Insertionsstelle
mit CHG-imprägniertem Schwamm, Handhygiene, Reinigung des Infusionshubs mit Alkohol
15 s vor Benutzung
|
Präinterventionszeit: 2 Jahre; Interventionszeit: 1 Jahr
|
Uniklinik
|
5937 Patiententage und 2825 Kathetertage
|
keine Angabe
|
keine Angabe
|
25 CLABSI/4415 Kathetertage (5,7 CLABSI/1000 Kathetertage); nach Intervention: 1,1 CLABSI/1000 Kathetertage
|
|
Soifer et al. 1998 [145]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert, prospektiv
|
IG intravenöse Therapie vs. KG Versorgung durch Pflege-personal
|
3 Monate
|
Klinik
|
875 Katheter in 441 Patienten
|
keine Angabe
|
peripherer intravenöser Katheter
|
Entzündungssymptome↓: IG 7,9 % vs. KG 21 %
|
Intravenöse Therapie reduziert Komplikationen
|
↓ = signifikante Abnahme, CHG = Chlorhexidinglucanat, CRBSI = catheter-related bloodstream
infection, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe, s = Sekunden
Evidenztabelle 10
Kontinuierliche Pumpenapplikation.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Jones et al. 1980 [152]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Untersuchung auf Komplikationen, Verwendung einer Spritzenpumpe
|
9 Monate
|
Klinik
|
80
|
keine Angabe
|
enterale Ernährung, 5 Patienten Kombination aus parenteraler und enteraler Ernährung
|
schwere Komplikationen: 10 Patienten; Verwendung einer Spritzenpumpe: Diarrhö↓ bei
Patienten mit GI-Erkrankungen, unwirksam bei Patienten mit schlechter Magenentleerung
oder mit gestörtem Schluckreflex
|
in bestimmten Fällen
Vorbeugen parenteraler Ernährung möglich
|
Lee et al. 2010 [298]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
periodischer Bolus (KG) vs. kontinuierliches Pumpen (IG)
|
4 Wochen
|
Klinik
|
178 (IG 85, KG 93)
|
IG 83,4 (MW), KG 83,2 (MW)
|
nasogastrische Ernährungssonde
|
Pneumonie↓(ns): IG 17,6 % vs. KG 19,4 %; Mortalität ↓(ns): IG 8,2 % vs. KG 14 %
|
|
Lee et al. 2003 [153]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
kontinuierliches Pumpen (IG) vs.
periodischer Bolus (KG)
|
keine Angabe
|
Klinik
|
105 (IG 53, KG 52)
|
> 60
|
Diarrhö, nasogastrische Ernährungssonde (periodischer Bolus)
|
keine statistischen Unterschiede:
Diarrhö-Score Tag 0: KG 12 Punkte vs. IG 10 Punkte, Diarrhö-Score Tag 3: KG 4 Punkte
vs. IG 6 Punkte, Diarrhö-Score Tag 5: KG 5 Punkte vs. IG 4 Punkte
|
|
↓ = signifikante Abnahme, GI = gastrointestinal, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe,
MW = Mittelwert, ns = nicht signifikant
Evidenztabelle 11
Produkte zur HEE mit Ballaststoffen.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Lampe et al. 1992 [164]
|
Ib
|
kontrollierte, randomisierte Cross-over-Studie
|
Supplementation von 2 verschiedenen Ballaststoffen: IG1 15 g modifiziertes Guarkernmehl, IG2 15 g Sojapolysaccharide, IG3 ballaststofffreie
Formuladiät, KG selbstgewählte Ernährung
|
18 d/Formuladiät
|
zu Hause
|
11
|
keine Angabe
|
gesunde Männer; Nichtraucher; keine Antibiotika im letzten Jahr
|
Passagedauer: KG 38 ± 4 h < IG2 56 ± 7 h < IG3 74 ± 10 h < IG2 80 ± 7 h;
Energie-, Kohlenhydrat-, Protein- und Fettaufnahme =
|
Passagedauer mithilfe von Kontrastmittel bestimmt
|
↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, d = Tage, h = Stunden, IG = Interventionsgruppe,
KG = Kontrollgruppe
Evidenztabelle 12
ONS und Indikation.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Botella-Carretero et al. 2008 [168]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
IG1: Supplementation von 36 g Protein, IG2: Supplementation von 37,6 g Protein und
500 kcal, KG: keine Supplementation
|
bis Entlassung
|
Klinik
|
90 (KG 30, IG1 30, IG2 30)
|
83,8 ± 6,6
|
normal ernährt oder leicht unterernährt, Oberschenkelhalsbruch
|
aufgenommene Menge der Supplemente: IG1: 41,1 ± 20,6 %, IG2: 51,4 ± 13,2 %; Serumalbumin: in allen 3 Gruppen gleicher Verlauf: Senkung direkt nach OP, dann Anstieg; Präalbumin in allen 3 Gruppen leichter Anstieg, in allen 3 Gruppen leichter Anstieg
des retinolbindendes Globulin; BMI =, Häufigkeit Bluttransfusionen: KG 13, IG1 13, IG2 12; Häufigkeit postoperative
Komplikationen: KG 15, IG1 15, IG2 17
|
LOS, Baseline BMI, aufgenommene Proteinmenge/kg Körpergewicht sind vorhersagbare Variablen
der Änderung des Serumalbuminwerts
|
IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe, LOS = Length of stay (Dauer des Krankenhausaufenthalts),
OP = Operation
Evidenztabelle 13
Mehrflaschensysteme.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Didier et al. 1998 [171]
|
III
|
prospektive Vergleichsstudie
|
Untersuchung des Mikroorganismen-Wachstums bei 4 °C, 25 °C und 35 °C
|
Kontrolle nach:
0, 12, 24, 48, 72 h und 5 d
|
Labor
|
35
|
keine Angabe
|
repräsentative TNA (17,6 %, Glukose, 5 % Aminosäuren, 4 % Lipide; pH 5,6; Osmolarität
1778) und Kontrolllösung (5 % Dextrose in Wasser)
|
25 °C/35 °C: C. albicans und S. saprophyticus nach 24 – 48 h;
Dextroselösung: 2 gramnegative Spezies: S. marcescens und B. cepacia;
TNA: schlechtes Nährmedium für die meisten MO;
4 °C (Kühlschranktemperatur): kein Wachstum
|
|
Durand-Zaleski et al. 1997 [172]
|
III
|
Vergleichsstudie
|
Vergleich der Kosten und medizinischen Vorteile zwischen herkömmlichen Plastikbeuteln
(Wechsel 1-mal/d) und Glasflaschen (Wechsel 3-mal/d)
|
Länge des jeweiligen Krankenhausaufenthalts
|
Klinik
|
3 (IG1: 1, IG2: 1, KG: 1)
|
keine Angabe
|
alle TPN, 1 Patient mit Morbus Crohn (IG1), 1 Intensivstationpatient (IG2), weiteres Risiko
einer nasokomialen Infektion (KG)
|
Risikoreduktion einer nosokomialen Bakteriämie, die den Schwellenwert von 0,3 % erreicht
durch TPN in Beutel: bei KG, bei IG1 nicht, bei IG2 leicht; absolute Reduktion der Infektionen: von 10 % auf 3 %; Kosten der Beutel: IG2 90 000 bis 7000 $/gerettetes Leben, (bei 2/3 Reduktion der
Infektionen) bzw. 180 000 bis 14 000 $ (bei 1/3 Reduktion der Infektionen);
|
|
Frei et al. 1997 [173]
|
III
|
Vergleichsstudie
|
Zweikammerbeutel-System in PN (KH + AS als fixe Kombination, Fett separat) (IG) vs.
Kombination aus Baustein-/Mehrflaschensystem in PN (einzelne Substrate AS, KH, Fette
getrennt zugeführt) (KG)
|
10 d (4 d auf Intensivstation, 6 d auf Normalstation
|
Intensivstation, Normalstation
|
keine Angabe
|
keine Angabe
|
Personen mit gleicher Dauer der PN, vergleichbarer Energiemenge, Nährstoffrelation,
vergleichbaren Elektrolyten, Spurenelementen und Vitaminen, PN in postoperativer Situation
nach großem Oberbaucheingriff
|
Kosten gesamt: IG: 2324,41 DM vs. KG: 2728,99 DM → – 14,82 %; Pflegekosten: IG: 417,41 DM vs. KG: 616,92 DM; Kosten für Sachaufwand: IG: 72,93 DM vs.
KG: 195,68 DM; totale Leistungen Pflegepersonal: IG: 78 Einsätze/10 d vs. KG: 172
Einsätze/10 d; totale Leistungen Ärzte: IG: 28 Einsätze/10 d vs. KG: 28 Einsätze/10 d; Tageskosten
auf Intensivstation: IG: 337,71 DM vs. KG: 382,64 DM; Tageskosten auf Normalstation:
IG: 205,90 DM vs. KG: 267,87 DM; Substratkosten in KG um 25,29 DM teurer
|
|
Pichard et al. 2000 [174]
|
Ib
|
prospektiv, randomisiert, kontrolliert
|
Kostenvergleich (Arbeitszeit, Nährlösung, medizinisches Bedarfsmaterial):
1. separate Nahrungsbeutel (SB)
2. im Krankenhaus gefertigte Nährmischungen (HCB)
3. Dreikammerbeutel (TCB)
|
6 Monate
|
Intensivstation oder gastrointestinale Chirurgie
|
60
|
keine Angabe
|
TPN
|
Kosten: TCB < SB (120 %) < HCB (150 %); SB mehr Arbeitszeit notwendig
|
HCB: teurer, wegen Mischungsherstellung
|
↓ = signifikante Abnahme, AS = Aminosäuren, d = Tage, h = Stunden, IG = Interventionsgruppe,
KG = Kontrollgruppe, KH = Kohlenhydrate, MO = Mikroorganismen, PN = parenterale Ernährung,
TNA = total nutrient admixture, TPN = totale parenterale Ernährung
Evidenztabelle 14
Individuell zusammengesetzte Nährlösungen.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Petros et al. 1986 [176]
|
III
|
retrospektive Vergleichsstudie
|
IG: nicht standardisierte TPN; KG: standardisierte TPN; Kostenvergleich zwischen IG
und KG
|
5 Monate
|
Klinik
|
98 (IG 50, KG 48)
|
keine Angabe
|
keine Angabe
|
Fehlerfrequenz: IG 9,3 % vs. KG 0 %; Zeit für Vorbereitung und Mischung der TPN: verglichen
zu IG in KG um 55 % verkürzt; Materialkosten: verglichen zu IG in KG um 19 % geringer;
gute Verträglichkeit in KG
|
|
↓ = signifikante Abnahme, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe, TPN = totale
parenterale Ernährung
Evidenztabelle 15
Verwendung von speziellen pharmakologisch wirksamen Zusätzen oder Lösungen in der
HPE.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Culkin et al. 2008 [182]
|
Ib
|
randomisierte, kontrollierte, Cross-over-Studie
|
IG: Standard-HPN mit 10 g Glutamin;
KG: Standard-HPN ohne Glutamine;
nach 3 und 6 Monaten: Tausch und Bewertung
|
6 Monate
|
Klinik
|
20
|
keine Angabe
|
HPN
|
Plasma-AS =, intestinale Permeabilität =, intestinale Absorption =, orale Aufnahme =,
parenterale Aufnahme =, Lebensqualität =
|
6 Monate lang 10 g/d Glutamin hat keine negativen Auswirkungen auf den Patienten
|
Wu et al. 2003 [183]
|
IIb
|
Beobachtungsstudie
|
TPN-Behandlung mit Ziel: positive Nitrogenbilanz und Verhinderung von Gewichtsverlust
|
5,9 ± 4,3 Jahre Nachuntersuchung
|
Klinik
|
38
|
38,0 ± 16,0
|
Kurzdarm
Jejenum + Ileum 35,8 ± 21,2 cm;
parenterale Ernährung;
kein Krebs
|
33 Patienten hielten gutes Gewicht und gute Serum-Albumkonzentration; 2 Patienten
starben an Mangelernährung 2 Jahre nach Behandlung; 2 starben an einem Unfall; 1 starb
an Leberversagen 5 Jahre nach Behandlung
|
|
Burns et al. 2013 [185]
|
IV
|
Fallbericht
|
n-3 Fischölinfusion
|
29 Wochen
|
keine Angabe
|
1
|
50
|
weiblich, Mitteldarmvolvulus; 10 cm Jejunum; Gallenblase entfernt; PN postoperativ
(> 5 Jahre stabile Formula); Formula/d: 2 L, 1280 kcal/d bzw. 25,5 kcal/kg; PN-assoziierte
Lebererkrankung
|
C-reaktives Protein (CRP) ↓
|
|
Goulet et al. 2010 [186]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
SMOFlipid 20 % (IG), Standardsojaölemulsion (Intralipid 20 %) (KG)
|
4 Wochen
|
keine Angabe
|
28 (IG 15, KG 13)
|
5 Monate bis 11 Jahre
|
HPE für mind. 4 Wochen
|
Leberenzyme =; Bilirubin: IG: – 1,5 ± 2,4 μmol/L vs. KG: 2,3 ± 3,5 μmol/L; Plasma
α-Tocopherol: IG: 15,7 ± 15,9 μmol/L vs. KG: 5,4 ± 15,2 μmol/L
|
|
Lloyd et al. 2008 [187]
|
IIa
|
nicht randomisiert, kontrolliert
|
Bestimmung des n-3 mehrfach ungesättigten Fettsäurestatus; IG: HPN KG: normale Kost
|
keine Angabe
|
zu Hause
|
118
(IG 64, KG 54)
|
keine Angabe
|
HPN-Patienten (> 3 Monate); KG und IG ähnlicher BMI
|
Plasma Phospholipidanteil EPA, DPA und DHA↓ in IG
|
|
↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, AS = Aminosäuren, BMI = Body-Mass-Index
angegeben in kg/m2, DHA = Docosahexaensäure, DPA = Docosapentaensäure, EPA = Eicosapentaensäure, HPE = heimparenterale
Ernährung, HPN = heimparenterale Ernährung, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe,
PN = parenterale Ernährung, TPN = totale parenterale Ernährung
Evidenztabelle 16
Behandlung bei Cholestase unter HPE.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter [Jahre]
|
Charakteristika
|
Beau et al. 1994 [200]
|
III
|
prospektive Vergleichsstudie
|
11,2 ± 0,8 mg/kg/d Ursodeoxycholsäure oral für 1 Monat (IG1) oder 2 Monate (IG2);
Leberfunktionstest vorher und hinterher
|
8 Monate
|
zu Hause
|
9
|
54 (MW)
|
HPN; 31 ± 2 kcal/kg/d für 13,9 ± 5,2 Monate bei Kurzdarmsyndrom;
Oberschenkelhalsknochendichte (BMD):
T-Score < – 2,5 Punkte
|
Kurzzeitanwendung von Ursodeoxycholsäure führt zur biochemischen Verbesserung der
Leberfunktionswerte: γ-Glutamyl-Transpeptidase↓: IG1 – 27,1 % vs. IG2 – 20,4 %, Serum-Alaninamino-transferase↓:
IG1 – 7,0 % vs. IG2 – 34,8 %; Aktivität der alkalischen Phosphatase =, Aspartataminotransferase =,
Bilirubinaktivität =
|
|
= = keine Veränderung, BMD = Knochenmineralgehalt, d = Tage, HPN = heimparenterale
Ernährung, IG = Interventionsgruppe, MW = Mittelwert
Evidenztabelle 17
Prophylaxe und Therapie einer Osteomalazie und Osteoporose unter HPE.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Cauley et al. 2011 [209]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
15-minütige intravenöse Gabe von 5 mg Zoledronsäure (IG), Placebo (KG);
Telefoninterviews und Klinikbesuche alle 6, 12, 24 und 36 Monate
|
3 Jahre
|
zu Hause/Klinik
|
7736
|
65 – 89 Jahre
|
Frauen; postmenopausal
|
Rückenschmerzen: IG hatte im Vergleich zu KG 18 Tage weniger Schmerzen; verminderte
Aktivität: IG waren im Vergleich zu KG 11 Tage weniger vermindert aktiv
|
alle: tägliche orale Kalziumaufnahme von 1000 – 1500 mg und 400 – 1200 IU Vitamin
D
|
Haderslev et al. 2002 [210]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
alle 3 Monate intravenös 1500 mg Clodronate in 1500 mL isotonischer NaCl-Lösung (IG),
Placebo (KG)
|
12 Monate
|
zu Hause
|
20 (IG 10, KG 10)
|
KG 43 ± 12, IG 41 ± 12
|
HPN-Patienten, BMD T-Wert der Lendenwirbelsäule oder Hüfte < – 1 Punkte; Ausschlusskriterien:
Niereninsuffizienz, Beeinflussung des Knochenmetabolismus durch Erkrankungen oder
Medikamente,
≥ 3 alkoholische Getränke/d, Schwangerschaft, stillend
|
BMD der Lendenwirbelsäule↑: IG: + 0,8 ± 2,0 % vs. KG: – 1,6 ± 2,0 %; BMD der Hüfte↑:
IG: + 1,6 ± 3,0 % vs. KG: – 1,8 ± 2,2 %, biochemische Marker der Knochenresorption↓
|
Clondronate-Infusion wurde gut toleriert; alle erhielten Vitamin-D-Supplemente
|
Cummings et al. 2009 [211]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
alle: 1000 mg Kalzium/Tag;
800 IU Vit. D/d (Serum-25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel: 12 – 20 mg/mL) oder 400 IU Vit. D/d (Serum-25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel: > 20 mg/mL);
alle 6 Monate subkutan 60 mg Denosumab (IG) oder Placebo (KG)
|
36 Monate
|
keine Angabe
|
7868 Frauen (IG 3933, KG 3935)
|
60 – 90
|
BMD-T-Wert der Lendenwirbelsäule oder Hüfte < – 2,5 Punkte aber > – 4,0 Punkte → Osteoporose;
Ausschlusskriterien: Beeinflussung des Knochenmetabolismus, orale Aufnahme von Bisphosphat
für > 3 Jahre, Serum-25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel < 12 ng/mL
|
Risiko einer neuen radiografischen vertebralen Fraktur↓: IG 2,3 % vs. KG 7,2 % → Senkung
um 68 %; Risiko einer neuen Hüftfraktur↓: IG 0,7 % vs. KG 1,2 % → Senkung um 40 %; Risiko einer neuen nicht vertebralen Fraktur↓: IG 6,5 % vs. KG 8,0 % → Senkung um
20 %
|
kein Anstieg des Risikos für Krebs, Infektionen, kardiovaskuläre Erkrankungen, verzögerte
Heilung der Frakturen, Hypokalzämie; keine Osteonekrose des Kiefers, keine nachteiligen Reaktionen auf Injektion von Denosumab
|
Smith et al. 2009 [212]
|
Ib
|
randomisiert, multizentrisch, kontrolliert
|
60 mg subkutan Denosumab alle 6 Monate (IG) oder Placebo (KG) + ≥ 1 g Kalzium/d, ≥ 400 IU
Vit. D/d
|
36 Monate
|
keine Angabe
|
1468 (KG 734, IG 734) → am Ende der Studie 912
|
75 (48 – 97)
|
Prostatakrebspatienten, BMI 15 – 45, Androgendeprivationstherapie seit mind. 12 Monaten
|
nach 24 Monaten: BMD im Lendenwirbelbereich↑: IG + 5,6 % vs. KG – 1,0 %, nach 36 Monaten: neue Wirbelbrüche↓: IG 1,5 % vs. KG 3,9 %, > 1 Bruch↓: IG 0,7 % vs. KG 2,5 %
|
Serumwerte =, Hämatologiewerte =
|
Hernandéz et al. 2010 [213]
|
III
|
prospektive, nicht kontrollierte Beobachtungsstudie
|
30 mg APD in 500 mL 0,9 % Kochsalzlösung für 4 h alle 3 Monate für 1 Jahr; Empfehlung:
500 – 1000 mg Kalzium/d, 400 – 800 IU Vit. D/d
|
1 Jahr
|
keine Angabe
|
17
|
66,8 ± 9,4
|
Osteoporosepatienten, Intoleranz oder Gegenindikation von oralem Biphosphat, 82 %
Wirbelbruch, BMI 25,95 ± 6,41
|
nach 1 Woche: Typ-I-Kollagen↓: -32 % und Parathormon-Werte↑: + 72 %, danach keine weitere Veränderung; BMD-Entwicklung =, bei 46 % neue Knochenbrüche, bei 41 % grippeähnliche Symptome nach
APD-Infusion
|
trotz Symptome nach APD-Infusion insgesamt gute Toleranz
|
↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, APD = intravenous
pamidronate, BMD = Knochenmineralgehalt, BMI = Body-Mass-Index angegeben in kg/m2, d = Tage, HPN = heimparenterale Ernährung, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe
Evidenztabelle 18
Organisation und Überwachung der künstlichen Ernährung im ambulanten Bereich und in
Pflegeheimen.
Referenz
|
Evidenzgrad
|
Studientyp
|
Intervention
|
Ort
|
Teilnehmer
|
Ergebnisse
|
Bemerkung
|
Art
|
Dauer
|
n
|
Alter (Jahre)
|
Charakteristika
|
Gómez et al. 2003 [269]
|
IIb
|
randomisiert, multizentrisch
|
HEN über nasogastrische Sonde (IG1), perkutan (IG2), chirurgische Gastrostomie (IG3)
|
keine Angabe
|
8 Kliniken
|
92 (2760 Kathetertage)
|
keine Angabe
|
HEN-Patienten
|
bei 42 % Komplikationen: 55 % GI, 29 % mechanisch; von den GI-Komplikationen: 13 %
Verstopfung, 12 % Erbrechen, 10 % Diarrhö; IG3 am meisten GI-Komplikationen; Episoden/Patient:
IG1 1,96; IG2 1,85; IG3 3,1
|
|
Silver et al. 2004 [270]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Interviews zu Hause während der ersten 3 Monate mit HEN
|
keine Angabe
|
zu Hause
|
30 (20 Männer, 10 Frauen)
|
68,4 (MW)
|
HEN für max. 3 Monate, BMI 20,04 ± 5,12; 17 mit BMI < 18,5
|
Energiezufuhr: 1596 ± 553 kcal/d; GI-Komplikationen bei 6,3 %; bei je 1/3 Sondenverstopfung,
undichte Sonden, Verschiebung der Sonden; Wasseraufnahme 53 ± 37 % von benötigter
Menge → Harnausscheidung↓, Gewicht↓: – 4,35 ± 8,40 kg
|
Frauen mehr Komplikationen, weniger Energiezufuhr, geringeren BMI, Komplikationen assoziiert mit ungeplanten Besuchen in Pflegeeinrichtungen und Wiederaufnahmen
|
Huisman-de Waal et al. 2011 [271]
|
IV
|
Expertenbefragung
|
Patientenfragebogen um Fachpersonalumgang und mögliche Fehler in der Pflege zu beurteilen,
Interview mit HPN-Krankenpfleger, Pflegeteams zur Beurteilung der Krankenpflege und
um Engpässe aufzudecken
|
4 Monate
|
keine Angabe
|
64
|
53 (MW)
|
HPN für 1,1 – 32,3 Jahre
|
Patienten: Zufriedenheit mit Ernährungsunterstützung, geringe Beachtung der psychosozialen
Probleme, 11 Besuche/Jahr beim Hausarzt, mangelndes Wissen über HPN der Hausärzte, Personal: geringe Beachtung der psychosozialen Probleme
|
durchschnittliche Besuche/Jahr (% der Patienten, die von Fachleuten gesehen werden):
Gastroenterologe: 3,35 (94 %), HPN-Pfleger: 4,47 (86 %), Ernährungsfachkraft: 2,8
(67 %), andere Ärzte: 2,8 (63 %), Hausarzt: 10,6 (84 %), Psychologe/Psychiater: 12
(12 %), häusliche Pflege 278 (6 %), spezielle häusliche Pflege 339 (14 %)
|
Van der Hulst et al. 1997 [277]
|
Ib
|
randomisiert, kontrolliert
|
glutaminangereicherte TPN (IG): AS-Lösung Glamin mit 5,9 g/L Glutamin vs. Standard-TPN
(KG): AS-Lösung Vamin-18 mit 0 g/L Glutamin
|
10 d
|
keine Angabe
|
20
|
18 – 80
|
Ausschlusskriterien: Nieren-/Leberstörung, Diabetes mellitus, Ileus, angeborene Stoffwechselerkankung,
intraabdominale Abszesse, Atem- oder Herzstörungen
|
Hämoglobin =, Hämatokrit =, Albumin =, Leukozyten =, Proliferationsaktivität =, IgA-produzierende Plasmazellen =, intraephiteliale Lymphozyten
(IEL)↓ in IG, da zu Beginn in IG weniger IEL vergl. mit KG: 23 ± 2 vs. 30 ± 3/100
Erythrozyten, Becherzellen in KG↑, in IG =
|
Anstieg der IEL oder Becherzellen nicht signifikant assoziiert mit einem Anstieg der
Proliferationsaktivität, aber die Anzahl an IgA-Plasmazellen scheinen negativ zu korrelieren
|
Hallum et al. 2012 [278]
|
III
|
prospektive Kohortenstudie
|
Daten sammeln mit speziellem Access-Programm von HPN-Patienten: Alter zu Beginn der
HPN, Geschlecht, Diagnose und Symptome, Dauer der Behandlung, Mortalität, HPN-Anhängigkeit
|
8 Jahre
|
8 HPN-Zentren
|
136
|
47 (16 – 80) zu Beginn der HPN
|
Morbus Crohn (34 %), verschiedene Diagnosen (25 %) inkl. Pankreatitis, sklerosierende
Peritonitis, Komplikationen nach OP, viszerale Hypersensitivität
|
Alter zu Beginn bei Ischämie > bei Morbus Crohn (55,6 vs. 41,37 Jahre); HPN-Dauer bei Motilitätserkrankungen > bei Ischämie (1489,08 vs. 601,11 d), 35 % erhielten
nach den 8 Jahren immer noch HPN, 25 % starben, 40 % keine HPN mehr; Mortalität (% der Gestorbenen): 65 % an Erkrankung, 12 % an HPN, 6 % an Erkrankung + HPN,
17 % andere Ursachen; Überlebensfähigkeit: nach 1 Jahr 86 %, nach 2 Jahren 81,6 %,
nach 3 Jahren 78,7 %, nach 5 Jahren 77,2 %, nach 6 Jahren 76,5 %
|
|
Llop et al. 2003 [279]
|
III
|
nicht kontrollierte Kohortenstudie
|
PN
|
bis Hypertriglyzeridämie entwickelt oder Beendigung der PN
|
14 Kliniken
|
260
|
keine Angabe
|
Triglyzeridemia < 3 mmol, mind. 7 d PN-Therapie
|
Lipidgabe: 0,83 ± 0,37 g/kg/d, Nitrogen: 0,20 g/kg/d, Glukose: 2,88 g/kg/d; 26,2 % Hypertriglyzeridämie, davon 91,2 % ≥ 1 Risikofaktor
|
Zusammenhang verschiedener Variablen und Risiko Hypertriglyzeridämie zu entwickeln:
Nierenversagen, Serumglukose, Kortikoidgabe > 0,5 mg/kg/d, Pankreatitis, Sepsis
|
Evans et al. 2011 [281]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
Überwachung durch Ernährungsfachkraft: HETF-Präparation, Hygienemaßnahmen, verwendetes
Rezept, Genauigkeit beim Abmessen, Lagerung, Zeit, wie lange zubereitete Nahrung hängt
|
1 h/Überwachung
|
zu Hause
|
52
|
0,7 – 18,0
|
HETF-Patienten, 52 % Gastrostomiesonde 48 % nasogastrische Sonde
|
Rezeptbenutzung für Zubereitung der HETF:
< 5 vs. ≥ 5 Jahre Erfahrung: 4 vs. 37 % der Pfleger; bei ≥ 4 Zutaten häufiger als bei weniger ≤ 4 Zutaten; Pfleger mit nur 1 Kind vs. > 1 Kind zur Betreuung: 48 vs. 14 % der Pfleger; bei 48 % aller HETF falsche Abmessung von mind. 1 Zutat; Hängezeit: 65 % 10 – 12 h, 19 % 7 – 9 h, 4 % 13 – 14 h, 2 % 24 h
|
85 % der HETF > 1 Zutat, 48 % 2 – 3 Zutaten, 37 % 4 – 6 Zutaten
|
Arinzon et al. 2004 [290]
|
III
|
Beobachtungsstudie
|
HDC-Infusion, 1161 mL/d (MW): 0,9 % NaCl oder 3,3 % Dextrose in 0,3 % NaCl oder 5 % Glukose
|
15,9 d (MW)
|
Langzeitpflegeeinrichtung
|
57
|
keine Angabe
|
Langzeitpflegepatienten, 67 % mit Dehydration, 21 % hatten fieberhafte Erkrankung
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bei 88 % klinische Verbesserung, MMSE↑: 5,8 ± 4,5 Punkte auf 6,8 ± 4,9 Punkte; bei 81 % bessere orale Aufnahme; Behandlungsabbruch: 12 %, Mortalität: 11 %, kein Flüssigkeitsoverload, lokale Komplikationen 12 %: Schwellung, Schmerz, Entzündung
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Slesak et al. 2003 [291]
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Ia
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randomisiert, kontrolliert
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subkutane (SC) oder intravenöse (IV) Rehydration mit halb-isotonischer Glukoselösung
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so lange klinisch notwendig, 6 d (MW); Studie gesamt: 20 Monate
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geriatrische Stationen
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96 (SC 48, IV 48)
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85,3 ± 6,7
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schwache bis moderate Dehydration → parenterale Flüssigkeitszufuhr notwendig
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Anstieg der Risikoeinschätzung: SC + 1,82 vs. IV + 0,53; verabreichte Menge: SC 750 mL/d vs. IV 1000 mL/d; fehlgeschlagene Einstiche: SC und IV 0; Zeit/Kanüle: SC 3 min vs. IV 5 min; Durchführbarkeit: Pflegepersonal: kein Unterschied, Ärzte: SC signifikant besser,
Diskomfort =, ADL↑: in SC und IV gleich
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Wechsel von SC zu IV: 13-mal Wechsel von IV zu SC: 17-mal, bei SC und IV nur wenig Nebenwirkungen
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O’Keeffe et al. 1996 [289]
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IIa
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kontrolliert, nicht randomisiert
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intravenöse (IV) vs. Subkutane (SC) parenterale Flüssigkeiten für mindestens 48 h
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≥ 48 h/Behandlung
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Klinik
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60 (IV 30, SC 30)
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80 (MW)
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milde Dehydration oder wenig orale Aufnahme und kognitive Beeinträchtigung (MMSE ≤ 20
Punkte)
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Volumen der verschriebenen Flüssigkeit über 48 h =: IV 3,3 L vs. SC 3,6 L; Serumharnstoff =;
Serumkreatinin =; Angst vor Infusion SC 37 % vs. IV 80 %; Kosten der Kanüle: SC 6,80
£ vs. IV 28,70 £; lokale Ödeme: SC 2
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Constans et al. 1991 [292]
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Ib
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randomisiert, kontrolliert
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500 mL 5 % Glukose-Kochsalz-Lösung mit 250 U Hyaluronidase (IG), ohne Hyaluronidase
(KG) in Oberschenkel
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keine Angabe
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Klinik
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12
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80,7 ± 7,4
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Dehydration, Ausschlusskriterien: infektiöse oder allergische Dermatopathie, Einnahme von Entzündungshemmer
oder Antihämostatikum
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Oberschenkelumfang in IG weniger ↑ als in KG: IG + 3,1 ± 1,2 cm vs. KG + 4,4 ± 1,1
cm; Temperatur der Oberschenkel =: IG – 2,6 ± 2,0 vs. KG – 3,5 ± 2,6; Farbe der Oberschenkel =;
Schmerzen =: weniger als 3/10 in IG und KG
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→ Hyaluronidase: keine zusätzliche Verbesserung, welche systematischen Gebrauch in
Hypodermoklyse von Glukose-Salz-Lösung rechtfertigt
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Ferry et al. 1997 [294]
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IIb
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prospektive, randomisierte Cross-over-Studie
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subkutane (SC) vs. intravenöse (IV) AS-Infusion
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keine Angabe
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geriatrische Stationen
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6
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84 (MW)
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keine Angabe
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Plasma-AS↑: in SC und IV, gute Toleranz von subkutaner Infusion
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Bruera et al. 1995 [295]
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Ib
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randomisiert, kontrolliert
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lokale Injektion von 300 Hyaluronidase-Einheiten vs. 150 Hyaluronidase-Einheiten vor
2 1-stündigen Infusionen mit 2/3 Dextrose (5 %) und 1/3 normaler Salzlösung (500 mL)
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2 d
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Klinik
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25
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67 ± 13
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Krebspatienten, parenterale ernährt und HDC als Infusion, normaler kognitiver Status
(MMSE > 24/30)
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keine signifikanten Unterschiede in Schmerz, Schwellung, Ödem, Ausschlag, keine signifikanten Unterschiede bei Entscheidung von Patienten und Untersucher zwischen
kurzer Infusion oder über Nacht
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Lipschitz et al. 1991 [296]
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IIb
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Cross-over-Studie
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500 mL normale Salzlösung subkutan (SC) vs. intravenös (IV), Tritium und Technetium
als Tracer
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keine Angabe
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keine Angabe
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6
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> 65
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keine Angabe
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radioisotopische Werte von Tritium stiegen und erreichten nach 60 min ein Gleichgewicht
in SC und IV
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Radioaktivität nur 1 h nach Infusionsende messbar
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↑ = signifikante Zunahme, ↓ = signifikante Abnahme, = keine Veränderung, AS = Aminosäuren,
BMI = Body-Mass-Index angegeben in kg/m2, d = Tage, GI = gastrointestinal, h = Stunden, HDC = Hypodermoklyse, HEN = heimenterale
Ernährung, HETF = Home enteral tube feds, HPN = heimparenterale Ernährung, IG = Interventionsgruppe,
IV = intravenös, KG = Kontrollgruppe, min = Minuten, MMSE = Mini Mental State Examination,
MW = Mittelwert, OP = Operation, PN = parenterale Ernährung, TPN = totale parenterale
Ernährung