Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1348235
Geschlossenheit ist der größte Erfolg
Bericht von der BVOU-MitgliederversammlungPublication History
Publication Date:
18 June 2013 (online)

Ein neues Kapitel der Ärzteproteste ist seit September 2012 aufgeschlagen, betonte BVOU-Vizepräsident und Kongresspräsident des DKOU Dr. Andreas Gassen in seinem Bericht zur Mitgliederversammlung beim DKOU 2012. Das, was mit der Allianz der Berufsverbände begonnen wurde, werde weiterverfolgt und laufend verbessert. „Unsere Geschlossenheit war einer der größten Erfolge dieser Auseinandersetzungen. Auch die KBV hat sich einen gewaltigen Schritt bewegt, in dem ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler den Sicherstellungsauftrag auf den Prüfstand der ärztlichen Basis gestellt hat“, unterstrich Andreas Gassen. Auch wenn es nicht gelungen sei, in wirklich befriedigendem Maße die medizinische Leistung im Interesse des Patienten abzusichern, so konnten doch einige Weichenstellungen erreicht werden. Dr. Gassen ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden der KBV-Vertreterversammlung und als Vorstandsmitglied des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands (SpiFa) in die Allianzarbeit eingebunden gewesen.
Als weichenstellendes Strukturelement sieht BVOU-Vize Gassen die Herauslösung der genehmigungspflichtigen Psychotherapie inklusive der probatorischen Sitzungen aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung – also nicht des gesamten Kapitels 35. Den Vorteil beschrieb Andreas Gassen am Beispiel Nordrhein: „Die Honorarsteigerungen sind teils so hoch, dass Honorarsteigerungen für uns Fachärzte dadurch aufgezehrt werden. Die Steigerung für die Fachärzte für 2012 war bereits im 1. Quartal durch die Psychotherapie verbraucht – ab diesem Zeitpunkt sind Realverluste zu verzeichnen. Deshalb ist die jetzt getroffene Regelung zumindest ein Schritt in die richtige Richtung – Ziel bleibt weiterhin, das gesamte Kapitel 35 aus unserem Topf auszulagern.“
Das zweite weichenstellende Strukturelement sind zusätzliche Mittel für die medizinische Grundversorgung. Je 125 Millionen gibt es für Fach- und Hausärzte. Andreas Gassen verwies auf das neue EBM-Kapitel für Orthopäden und Unfallchirurgen, das 2013 vorgezogen werden wird: „In unserem Kapitel haben wir grundversorgende, konservative Strukturen eingezogen, die durch die neuen Mittel finanziell besser ausgestattet werden.“: unter anderem Pauschalen, die die Morbidität abbilden; Doppelbesuche; technischer Grundkomplex.
Wegen der negativen Honorarentwicklung für die Orthopädie und Unfallchi-rurgie in fast allen KVen suchte der BVOU-Vize auf regionaler Ebene das Gespräch. Die Probleme haben einen gemeinsamen Nenner: Die Honoraranforderungen und die Fallzahlen sinken – von Quartal zu Quartal zwar nur ein wenig, „aber auf Dauer höhlen wir so unseren Facharzttopf aus.“ Beispiel Nordrhein: Vom 1. Quartal 2009 bis jetzt geht jedes Quartal ein halbes Prozent verloren. Die Gründe sind weit gespannt: Sie reichen von der inneren Emigration, weil es nicht mehr viel für die Leistung gibt, bis zum Ausweichen in ein Übermaß an individuellen Gesundheitsleistungen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Vorgängerjahr das Aufsatzjahr für das aktuelle Regelleistungsvolumen bildet. Unser Leistungsabbau wird so manifest. Wir reduzieren unser RLV jedes Jahr mehr und mehr.“ Daraus könne es nur einen Schluss geben: „Wenn wir die EBM-Änderung durchbekommen, dann erhalten wir einen vermehrten Aufgriff von Leistungen bei reduzierter Prüfzeit im fachärztlichen Versorgungsbereich. Wir steigern sozusagen unseren virtuellen orthopädischen Topf. Dies wird auch mit einem gesteigerten Honoraranteil einhergehen, der bei vier bis fünf Prozent liegen kann. Aber wenn wir weiter Anteile abgeben, kommen wir am Ende auf einen Null-Zuwachs. Denn wir haben in den Jahren zuvor wahrscheinlich bereits vier bis fünf Prozent verloren.“ Die Orthopäden müssen also ins Hamsterrad gehen, mehr Leistung erbringen – wie die anderen Fachgruppen dies auch tun, um dann im nächsten Jahr von der EBM-Reform zu profitieren: „Wir müssen mehr GKV-Leistung erbringen und weniger Gutachtertätigkeit oder IGeL.“