Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(03): 110
DOI: 10.1055/s-0033-1348133
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgt – Neues Coronavirus im Nahen Osten

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Publication Date:
19 June 2013 (online)

 

    Mitte September des vergangenen Jahres wurde ein neues Coronavirus beschrieben (MERS-CoV = Middle East respiratory syndrome coronavirus), das anscheinend schwere respiratorische Krankheiten beim Menschen hervorrufen kann (wir berichteten). Seither wurden insgesamt 49 Fälle nachgewiesen.

    Die Infektionen erfolgten fast ausschließlich im Nahen Osten, die meisten in Saudi-Arabien (36 Infektionen, darunter 18 mit Todesfolge). In Katar infizierten sich 2 Personen, in Jordanien verstarben 2 Menschen an den Folgen der Infektion und eine Person, die sich vermutlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten infiziert hatte, erlag ebenfalls der Krankheit. Infektionen meldeten außerdem auch Großbritannien (3 Fälle, darunter 2 mit Todesfolge), Tunesien (3 Fälle, ein Todesopfer) und Frankreich (2 Fälle, ein Todesopfer), wobei sich die Indexfälle kurz vor Krankheitsausbruch in Saudi-Arabien beziehungsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgehalten hatten.

    Seit Herbst letzten Jahres waren zunächst nur sporadische Einzelfälle oder kleinere Cluster des neuen Coronavirus gemeldet worden. Ende April 2013 begann in einem Krankenhaus im Osten Saudi-Arabiens ein Ausbruch, bei dem innerhalb von etwa 3 Wochen 25 Fälle identifiziert wurden – etwa die Hälfte der bisher weltweit bestätigten Fälle.

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    Coronaviren rufen verschiedene und unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankungen der Atemwege hervor.
    Quelle: Thieme Verlagsgruppe/Voll

    Wie das neue Virus übertragen wird, ist bisher nicht bekannt. Es scheint jedoch zumindest eingeschränkt von Mensch zu Mensch übertragbar zu sein. So wurden bisher 6 Cluster festgestellt. Während in 3 der Fälle auch eine Ansteckung bei einer gemeinsamen Infektionsquelle möglich ist, scheint zumindest bei dem britischen, dem tunesischen und dem französischen Cluster eindeutig eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung aufgetreten zu sein: Nur jeweils einer der Betroffenen hatte sich vor Krankheitsbeginn im Nahen Osten aufgehalten. Die anderen Erkrankten hatten sich offensichtlich bei dem Reisenden nach dessen Rückkehr nach Europa infiziert. Die weltweit geringe Zahl der bisher bestätigten Fälle deutet jedoch darauf hin, dass das Virus nicht leicht unter Menschen weiter verbreitet wird. Die WHO geht derzeit davon aus, dass ein längerer und sehr enger Kontakt für eine Übertragung erforderlich ist.

    Als mögliches Virusreservoir konnten verschiedene, weit verbreitete Fledermausarten identifiziert werden. Bei ihnen wurden Coronaviren nachgewiesen, die den für die humanen Fälle verantwortlichen stark ähneln. Ob Fledermäuse die direkte Infektionsquelle sind, ist bisher noch nicht geklärt. Möglicherweise könnte – ähnlich wie beim Nipah-Virus – durch Fledermäuse kontaminierter Dattelsaft eine Rolle spielen. In einem Fall wurde darüber hinaus vermutet, dass die Ansteckung durch Kontakt zu einem erkrankten Kamel erfolgt sein könnte.

    Symptome der Erkrankung sind Fieber, Husten und andere respiratorischen Symptome. Coronaviren können von einem einfachen Schnupfen bis hin zu SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) verschiedene und unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankungen der Atemwege bei Mensch und Tier hervorrufen.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen: promed, WHO


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    Coronaviren rufen verschiedene und unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankungen der Atemwege hervor.
    Quelle: Thieme Verlagsgruppe/Voll