Mitte September des vergangenen Jahres wurde ein neues Coronavirus beschrieben (MERS-CoV
= Middle East respiratory syndrome coronavirus), das anscheinend schwere respiratorische
Krankheiten beim Menschen hervorrufen kann (wir berichteten). Seither wurden insgesamt
49 Fälle nachgewiesen.
Die Infektionen erfolgten fast ausschließlich im Nahen Osten, die meisten in Saudi-Arabien
(36 Infektionen, darunter 18 mit Todesfolge). In Katar infizierten sich 2 Personen,
in Jordanien verstarben 2 Menschen an den Folgen der Infektion und eine Person, die
sich vermutlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten infiziert hatte, erlag ebenfalls
der Krankheit. Infektionen meldeten außerdem auch Großbritannien (3 Fälle, darunter
2 mit Todesfolge), Tunesien (3 Fälle, ein Todesopfer) und Frankreich (2 Fälle, ein
Todesopfer), wobei sich die Indexfälle kurz vor Krankheitsausbruch in Saudi-Arabien
beziehungsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgehalten hatten.
Seit Herbst letzten Jahres waren zunächst nur sporadische Einzelfälle oder kleinere
Cluster des neuen Coronavirus gemeldet worden. Ende April 2013 begann in einem Krankenhaus
im Osten Saudi-Arabiens ein Ausbruch, bei dem innerhalb von etwa 3 Wochen 25 Fälle
identifiziert wurden – etwa die Hälfte der bisher weltweit bestätigten Fälle.
Coronaviren rufen verschiedene und unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankungen
der Atemwege hervor.
Quelle: Thieme Verlagsgruppe/Voll
Wie das neue Virus übertragen wird, ist bisher nicht bekannt. Es scheint jedoch zumindest
eingeschränkt von Mensch zu Mensch übertragbar zu sein. So wurden bisher 6 Cluster
festgestellt. Während in 3 der Fälle auch eine Ansteckung bei einer gemeinsamen Infektionsquelle
möglich ist, scheint zumindest bei dem britischen, dem tunesischen und dem französischen
Cluster eindeutig eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung aufgetreten zu sein: Nur jeweils
einer der Betroffenen hatte sich vor Krankheitsbeginn im Nahen Osten aufgehalten.
Die anderen Erkrankten hatten sich offensichtlich bei dem Reisenden nach dessen Rückkehr
nach Europa infiziert. Die weltweit geringe Zahl der bisher bestätigten Fälle deutet
jedoch darauf hin, dass das Virus nicht leicht unter Menschen weiter verbreitet wird.
Die WHO geht derzeit davon aus, dass ein längerer und sehr enger Kontakt für eine
Übertragung erforderlich ist.
Als mögliches Virusreservoir konnten verschiedene, weit verbreitete Fledermausarten
identifiziert werden. Bei ihnen wurden Coronaviren nachgewiesen, die den für die humanen
Fälle verantwortlichen stark ähneln. Ob Fledermäuse die direkte Infektionsquelle sind,
ist bisher noch nicht geklärt. Möglicherweise könnte – ähnlich wie beim Nipah-Virus
– durch Fledermäuse kontaminierter Dattelsaft eine Rolle spielen. In einem Fall wurde
darüber hinaus vermutet, dass die Ansteckung durch Kontakt zu einem erkrankten Kamel
erfolgt sein könnte.
Symptome der Erkrankung sind Fieber, Husten und andere respiratorischen Symptome.
Coronaviren können von einem einfachen Schnupfen bis hin zu SARS (Severe Acute Respiratory
Syndrome) verschiedene und unterschiedlich stark ausgeprägte Erkrankungen der Atemwege
bei Mensch und Tier hervorrufen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quellen: promed, WHO