_ Physiotherapeuten sind nette Menschen, die ich gerne um mich habe. Sie teilen häufig
meine Interessen, sind offene Charaktere, und Humor haben auch die meisten. Ich bin
mit vielen von ihnen befreundet. Und auch, wenn es nicht bis zur Freundschaft reicht,
duze ich viele. Es gibt eine kollegiale Nähe, und das, obwohl ich jetzt Redakteurin
bin. Einmal Physiotherapeut – immer Physiotherapeut! Ich genieße das „Du“ und bin
schnell dafür zu haben.
_ Und dennoch ist es für mich selbstverständlich, nicht jeden Therapeuten gleich zu
duzen. Ich stelle mich mit vollem Namen vor und warte ab, was für eine „Beziehung“
wir wohl führen werden. Damit bin ich vermutlich spießig, vielleicht altmodisch, aber
immer auf der sicheren Seite. Ein gutes Gefühl – vor allem wenn ich im Laufe des Gesprächs
feststelle, dass ich mein Gegenüber gar nicht so sehr mag, und Distanz wahren möchte.
_ Noch klarer war die Situation für mich, wenn ich auf Patienten traf. Für ein „Sie“
hatte ich zahlreiche gute Gründe. Umso erstaunter war ich, als ich in unserem Pro
& Kontra las, dass ein Therapeut ebenso viele Argumente für das Duzen von Patienten
vorbringen kann (S. 51). Dennoch glaube ich, dass ich als Patientin das Siezen bei
ihm bevorzugen würde, als Kollegin würde ich diesem Therapeuten aber vermutlich kein
Du verwehren ...
_ Herzlichst, Ihre und Eure
Andrea Pötting