Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2013; 7(5): 355-365
DOI: 10.1055/s-0033-1346694
Perioperative Medizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perioperative Infusionstherapie

S. Achatz
1   Klinik für Anästhesiologie, Klinikum der Universität München
,
M. Jacob
1   Klinik für Anästhesiologie, Klinikum der Universität München
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Publication Date:
07 October 2013 (online)

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Die perioperative Infusionstherapie ist eine anästhesiologische Kernleistung. Veraltete pathophysiologische Grundsätze führten lange Zeit dazu, dass die perioperativen Verluste überschätzt wurden. Dies hat eine extrazelluläre Hypervolämie zur Folge, die sich negativ auf das Patientenoutcome auswirken kann. Eine eher bedarfsadaptierte Infusionsstrategie scheint daher vielversprechender. Da jedoch das Blutvolumen, ebenso wie der interstitielle Extrazellularraum als primäre Zielgrößen der Therapie mit Kristalloiden und Kolloiden im Routinebetrieb nicht quantifiziert werden können, ist die Erstellung einer korrekten perioperativen Verlustkalkulation, zusammen mit dem klinischen Bild, die entscheidende Grundlage für eine bedarfsadaptierte Strategie im Routinebetrieb. So hat der internistisch gesunde Erwachsene kein nennenswertes intravaskuläres Defizit nach präoperativer Nüchternheit und verliert auch bei maximaler Darmeventeration nicht mehr als 1 ml/kg/h Flüssigkeit in Form von Wasserdampf. Verluste in den „dritten Raum“ stellen eigentlich Verluste in das Interstitium dar und können bei bedarfsadaptierter Flüssigkeits- und Volumentherapie vermieden werden.