Einleitung
Obwohl im letzten Jahrzehnt im Bereich der Dermatologie die bedeutenden Innovationen
Systemtherapeutika wie beispielsweise Biologika betrafen, gehen auch im Bereich der
externen Dermatotherapie die Forschungsanstrengungen weiter. Dies betrifft auch die
topischen Glukokortikoide, die bereits seit 1952 zur örtlichen Behandlung von entzündlichen
Hauterkrankungen zur Verfügung stehen. Die modernen Wirkstoffe dieser Klasse haben
bei guter Wirkung ein deutlich geringeres Nebenwirkungspotenzial. Im Bereich der Glukokortikoide
sind besonders Entwicklungen im galenischen Bereich von Bedeutung, über die nachfolgend
berichtet wird.
Steroidklassen und weitere Differenzierungsmöglichkeiten
Steroidklassen und weitere Differenzierungsmöglichkeiten
In Deutschland hat sich bei den topischen Kortikoiden die Klassifikation nach Niedner
durchgesetzt, die vier Klassen unterscheidet, wobei Klasse I schwache (z. B. Hydrocortison)
und Klasse IV die sehr starken (Clobetasolpropionat) Kortikoide umfasst [1]. In den letzten Jahren erfolgte eine weitere Unterteilung der topischen Steroide
unter Zugrundelegung des therapeutischen Index (TIX), der eine Bewertung aufgrund
der Ratio zwischen objektiv erfassten, erwünschten Wirkungen und unerwünschten Wirkungen
vornimmt [2]. Bewertet wurden die 8 am häufigsten in Deutschland verwendeten topischen Kortikoide,
deren TIX in [Tab. 1] genannt wird. Mometasonfuroat (Klasse III) nimmt hierbei unter den Steroiden mit
dem höchsten TIX eine Sonderstellung ein, da es im Vergleich zu Methylprednisolonaceponat,
Hydrocortisonbutyrat und Prednicarbat (jeweils Klasse II) stärker wirksam ist. Insbesondere
die Substanzen mit dem besten Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil werden bevorzugt im Rahmen
des Langzeitmanagements chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen, v. a. beim atopischen
Ekzem eingesetzt, hier insbesondere in Form der pro-aktiven Therapie.
Tab. 1
Therapeutische Indices häufig eingesetzter topischer Kortikoide und deren Wirkstärkenklasse
nach Niedner [1].
|
TIX
|
Klasse[*]
|
Hydrocortison
|
1,0
|
I
|
Triamcinolonacetonid
|
1,06
|
II
|
Hydrocortisonbutyrat
|
2,0
|
II
|
Methylprednisolonaceponat
|
2,0
|
II
|
Prednicarbat
|
2,0
|
II
|
Betamethasonvalerat
|
1,2
|
III
|
Mometasonfuroat
|
2,0
|
III
|
Clobetasolpropionat
|
1,5
|
IV
|
* Die eFirst-publizierte Fassung dieser Tabelle erschien ohne die Angabe der Klasse.
Galenische Vielfalt erlaubt Stadien-gerechte Therapie
Galenische Vielfalt erlaubt Stadien-gerechte Therapie
Entscheidend wird die Wahl der Grundlage für ein Arzneimittel von dem morphologischen
Bild der zu behandelnden Dermatose bestimmt. Je akuter das klinische Bild, eine desto
wichtigere Bedeutung kommt der Grundlage zu ([Abb. 1]).
Abb. 1 Bedeutung des Vehikels bei der Behandlung von Hauterkrankungen (aus [1]).
Zusätzlich ist auch die Lokalisation wie z. B. der behaarte Kopf, das Gesicht oder
die Hautfalten (Achseln, Genitalbereich) ein weiterer zu berücksichtigender Parameter.
Topische Steroide stehen für alle Basisgrundlagen des Phasendreiecks zur Verfügung
und erlauben somit eine Stadien-adaptierte Therapie. Die optimale Galenik der heute
zur Verfügung stehenden topischen Steroide ist auch ein wichtiger Grund für die allgemein
bessere Verträglichkeit im Vergleich zu den topischen Calcineurin-Inhibitoren, die
jeweils nur in einer galenischen Darreichungsform zur Verfügung stehen [3], wobei insbesondere die Salbenformulierung von Tacrolimus gehäuft brennende Missempfindungen
beim Auftragen hervorruft [4].
Ausweitung des galenischen Spektrums für Mometasonfuroat
Ausweitung des galenischen Spektrums für Mometasonfuroat
Bislang war das topische Steroid Mometasonfuroat nur in W/O-Formulierungen (Ecural® Salbe, Ecural® Fettcreme, Momegalen® Creme) verfügbar und lag somit für die Behandlung akut-nässender und akuter Dermatosen
in einer nicht adäquaten Grundlage vor. Die aktuelle Zulassung von zwei O/W-Formulierungen
mit dem Wirkstoff Mometasonfuroat (Monovo® Creme und Emulsion) ermöglicht nunmehr eine leitliniengerechte Therapie von akuten
Hautentzündungen auch mit diesem Wirkstoff ([Abb. 2]). Die Creme-Formulierung zeigte sich bei vergleichbarer Bioäquivalenz hinsichtlich
der Patientenakzeptanz im Rahmen einer doppelblinden Phase-II-Studie in der Indikation
atopisches Ekzem gegenüber der Fettcreme-Formulierung überlegen [5]
[6].
Abb. 2 Nachweis der Phasenlage mit Hilfe des Anfärbetests unter Verwendung von Sudan III
(rötliche Anfärbung der lipophilen Anteile des zu untersuchenden Topikums) und Methylenblau
(bläuliche Anfärbung der hydrophilen Anteile des zu untersuchenden Topikums). Ist
die äußere Phase des zu untersuchenden Topikums wässrig, resultiert eine blau verfärbte
Emulsionsgrundlage. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich Monovo® Creme und Emulsion echte O/W-Formulierungen sind und alle übrigen Darreichungsformen
unabhängig von ihrer Bezeichnung W/O-Formulierungen bzw. -Salben sind.
Neue Formulierungen für spezielle Lokalisationen
Neue Formulierungen für spezielle Lokalisationen
Alkoholische Lösungen sind dafür bekannt, dass sie vermehrt zur Austrocknung und zu
Brennen auf der Kopfhaut führen. Mit der neuentwickelten Mometasonfuroat-Emulsion
steht jetzt neben der Hydrocortisonbutyrat (Alfason®CreLo)-Formulierung eine therapeutische Alternative zur topischen antientzündlichen
Behandlung des behaarten Kopfes zur Verfügung.
Bei der Psoriasis capitis kann der Wirkstoff Clobetasol auch in Form eines Shampoos
(Clobex®) als Kurzzeitkontakttherapie erfolgreich eingesetzt werden [7]. Zusätzlich sind heute zwei Schaumzubereitungen (Clobetasolpropionat 500 µg/g [Clarelux®] und Betamethasonvalerat 0,1 % [Deflatop®]) auf dem Markt, die für die Behandlung der auf eine topische Kortisontherapie ansprechenden
entzündlichen Kopfhauterkrankungen zugelassen sind. Die Galenik weist Vorteile hinsichtlich
der kosmetischen Akzeptanz auf, wohingegen bislang die klinische Evidenz hinsichtlich
einer Überlegenheit gegenüber den herkömmlichen Formulierungen in Form von O/W- und
W/O-Zubereitungen fehlt [8]. Zudem klagen einige Patienten bei beiden Schäumen insbesondere bei der Behandlung
des atopischen Kopfekzems über Hautirritationen, die neben der nicht ausreichenden
Hydratisierung auch auf die Inhaltsstoffe wie Stearyl- und Cetylalkohol beim Clobetasolpropionat-
und Ethanol beim Betamethasonvalerat-haltigen Schaum zurückzuführen sind. Gleiches
trifft auch für zahlreiche topische kortisonhaltige Lösungen (Prednicarbat, Methylprednisolonaceponat,
Mometasonfuroat) zu.
Auch ein Clobetasolpropionat 0,05 %iges Spray wird das therapeutische Spektrum in
der Indikation Therapie der Plaque- und Kopf-Psoriasis bald erweitern, da die Spray-Formulierung
neben einer besseren klinischen Wirkung im Vergleich zur Calcipotriol-Betamethasondipropionat-Salbe
und zum Clobetasolpropionat-Shampoo auch eine höhere Akzeptanz von Seiten der Patienten
aufwies [9].
Die Behandlung von Nagelveränderungen, insbesondere der Nagelpsoriasis, ist schwierig.
Topische Steroide stellen bei Einarbeitung in z. B. einen Nagellack eine möglicherweise
sinnvolle Therapieoption [10] dar.
Mikroemulsionssysteme als Träger für topische Kortikoide zur Erzielung einer verbesserten
Bioverfügbarkeit mit gleichzeitig verringertem Irritations- und Hautbarriere-schädigendem
Potenzial stehen im Fokus der aktuellen Laborforschung [11] und haben die Potenz, in absehbarer Zeit das verfügbare Behandlungsinstrumentarium
zu erweitern [12].